Der steinige Weg zurück in den Profifußball​: Nach nur einem Jahr in der Regionalliga West kehrt der MSV Duisburg in die 3. Liga und damit in den Profifußball zurück. Der Aufstieg ist das Ergebnis einer beeindruckend konstanten Saisonleistung und wurde letztendlich vorzeitig durch den Rückzug des KFC Uerdingen aus dem Spielbetrieb begünstigt.

Neuanfang mit klarer Mission

Der Abstieg in die Viertklassigkeit war ein historischer Tiefpunkt für den Traditionsverein. Nach dem Abstieg stand der MSV auch finanziell vor großen Herausforderungen. Eine von Oberbürgermeister Sören Link initiierte Geberrunde mit Stadt und Sponsoren half, die Liquiditätslücke zu schließen und die Saison finanziell abzusichern. Sportvorstand Michael Preetz betonte die Bedeutung dieser Unterstützung für die mittelfristige Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Doch unter der Leitung von Trainer Dietmar Hirsch, einer Vereinslegende, startete der MSV einen umfassenden Umbruch. Nur vier Spieler blieben aus dem vorherigen Kader, dennoch formte Hirsch ein schlagkräftiges Team. Spieler wie Patrick Sussek, Malek Fakhri und Steffen Meuer erzielten zahlreiche Tore, während Can Coskun, Jan-Simon Symalla und Jonas Michelbrink viele Vorlagen lieferten.

Mit nur drei Niederlagen in der gesamten Saison, lediglich eine davon in 2025, unterstützt von durchschnittlich 16.500 Zuschauern pro Spiel, stellte der MSV sogar einen neuen Zuschauerrekord auf, der die Zahlen aus der Zweitliga-Saison 2018/19 übertrifft.

Der Rückzug des KFC Uerdingen

Am 22. April 2025 erklärte der Insolvenzverwalter des KFC Uerdingen, Thomas Ellrich, den sofortigen Rückzug aus dem Spielbetrieb der Regionalliga West und informierte Spieler und Ligaverantwortliche über die Entscheidung. Alle Spiele des KFC wurden aus der Tabelle gestrichen, was dem MSV Duisburg eine uneinholbare Führung verschaffte und den vorzeitigen Aufstieg so gut wie sicherte.

Uerdingen erklärte zwar, gegen die Entscheidung Ellrich’s, die Mannschaft vom Spielbetrieb der Regionalliga West abzumelden, vorgehen zu wollen. Der Westdeutsche Fußballverband WDFV erklärte jedoch: “Die Entscheidung über die Einstellung des Spielbetriebs wurde durch den zuständigen Insolvenzverwalter getroffen. Dieser verfügt im Rahmen des Insolvenzerfahrens über die entsprechende Entscheidungsbefugnis. Für den Verband ist diese Entscheidung verbindlich. Die geltenden Regularien des Verbandes sehen in diesem Zusammenhang kein Rechtsmittel vor.”

Trotz des Rückzugs des KFC bleibt eine kleine Unsicherheit bestehen: Sollte sich auch der finanziell angeschlagene 1. FC Düren vor dem 30. April zurückziehen, könnte der MSV noch einen Punkt benötigen, um den Aufstieg endgültig zu sichern.

Chaos in der Regionalliga West

Die Regionalliga West erlebte in dieser Spielzeit ein Maß an Turbulenz, das selbst für die traditionell unruhige vierte Liga außergewöhnlich war. Gleich mehrere Vereine kämpften mit erheblichen Problemen. Unklarheiten über Lizenzauflagen, verspätete Gehaltszahlungen und organisatorische Missstände bei verschiedenen Klubs für Unruhe gesorgt, darunter neben dem KFC Uerdingen auch der 1. FC Düren und Türkspor Dortmund.

Besonders hervorzuheben ist hier Türkspor Dortmund. Der erst im Jahr 2000 gegründete Verein war im Sommer 2024 nach einem rasanten Aufstieg aus der Bezirksliga in die Regionalliga vorgestoßen – sah sich aber nach nur 24 Spielen gezwungen, den Spielbetrieb einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt belegte Türkspor mit lediglich neun Punkten den letzten Tabellenplatz. 

Der schnelle Aufstieg, trotz fehlender Infrastruktur und sportlicher Basis, wirft kein gutes Licht auf den Westdeutschen Fußball-Verband (WDFV). Viele Beobachter hielten es bereits seit Langem für fragwürdig, dass einem derart unvorbereiteten Verein die Lizenz erteilt wurde – ein Vorwurf, der durch den frühen Rückzug aus dem Spielbetrieb zusätzlich an Gewicht gewinnt. Das Kapitel „Türkspor in der Regionalliga West“ scheint damit ein sehr kurzes zu bleiben.

Aber auch der 1. FC Düren sorgte für Schlagzeilen, nachdem im März das Insolvenzverfahren eröffnet und Trainer wie Spieler entlassen wurden. Um den Spielbetrieb dennoch fortsetzen zu können, initiierte der Fußball-Influencer Bilal Kamarieh ein öffentliches Spielercasting. Über 500 Bewerbungen gingen ein, aus denen 30 vereinslose Spieler zu einem Probetraining eingeladen wurden. Zehn von ihnen wurden ausgewählt, um gemeinsam mit der U23-Mannschaft des Vereins die restlichen Saisonspiele zu bestreiten.

Für die sportliche Integrität der Liga bedeuteten die Spielstreichungen und Tabellenkorrekturen eine große Herausforderung. Viele Partien verloren im Nachhinein ihre Wertigkeit, Auf- und Abstiegsfragen mussten neu berechnet werden – ein chaotisches Umfeld, das nicht nur die Planungssicherheit der Vereine, sondern auch die Wettbewerbsfairness erheblich belastete.

Zurück im Profifußball – der steinige Weg geht weiter?

Mit einer starken Saisonleistung und der Unterstützung der Stadt und Fans hat der MSV den angepeilten, direkten Wiederaufstieg geschafft. Der Verein kehrt nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich gestärkt in den Profifußball zurück. Die kommende Saison in der 3. Liga wird zeigen, ob die Zebras an alte Erfolge anknüpfen werden können oder sich der steinige Weg fortsetzt.

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