Mittlerweile wisst Ihr ja, dass ich großer Fan von Spanien und seinem Fußball bin. Deshalb verbringe ich mit meinem Sohn auch dieses Jahr wieder die Ferien in Galicien. Natürlich nicht ohne ein paar Grounds zu machen. Erster Programmpunkt des fußballerischen Rahmenprogramms war das Spiel zwischen Celta de Vigo und Valencia CF.
Erster Urlaubstag in Vigo
Bereits letztes Jahr hatten wir das Glück, ein Spiel besuchen zu können. Und zwar das gegen Real Madrid anlässlich des hundertjährigen Geburtstags von Celta. Allerdings habe ich es irgendwie verbaselt, Euch einen Bericht dazu zu schreiben. Mea Culpa! Genauso wie letztes Jahr führte uns daher der Weg am ersten Urlaubstag nach Vigo. Was gemeinhin als eine der weniger schönen Städte Spaniens bezeichnet wird. Ich finde es aber durchaus aushaltbar. Wir kommen am frühen Nachmittag in Vigo an, parken in Stadionnnähe und machen uns mit dem Bus ins Stadtzenzentrum auf, wo wir tatsächlich das Restaurant finden, in dem wir letztes Jahr sehr gut essen konnten. Wir kehren ein und nehmen ganz selbstverständlich mit den Einheimischen um ca. 15:00h unser Mittagessen ein.
Ausverkauftes Balaidos
Danach machen wir eine Runde durch die Altstadt und besichtigen den alten Hafen. Nach einem kleinen Eis zur Stärkung geht’s dann in einen pickepacke vollen Bus zum Stadion Balaidos. Das Stadion war ausverkauft, denn Celta startete mit einem Sieg in die Saison und ging als Tabellenführer (nach dem ersten Spieltag) ins Spiel gegen Valencia. Nach zwei Saisons im Abstiegskampf wittern die Celtistas nach dem guten Saisonauftakt Morgenluft und hoffen auf eine bessere Saison. Am Stadion angekommen genießen wir noch ein wenig die Atmosphäre vor dem Ground und der Papa lässt es sich nicht nehmen, das gewohnte Pre-Match Bier zu trinken. Der Optimismus war in den kurzen Gesprächen mit den Umstehenden durchaus zu spüren.
Machinelle Pyro-Show vor dem Spiel
Im Stadion wird vor dem Spiel viel spanischer Punkrock gespielt. Im Publikum befinden sich überdurchschnittlich viele langhaarige Männer. Celta verfügt über ein sagen wir links-alternatives Publikum, das sehr sympatisch ist und mit dem man sehr leicht in Kontakt kommen kann. Dann ist es soweit und das Spiel geht los. Nicht ohne maschinelle Pyro-Show, die aus fest installierten und eigens dafür errichteten Anlagen kommt.
Wir kommen mit unserem Sitznachbar ins Gespräch, der uns berichtet, dass die Heimfans darauf stehen und die Anlage erst noch etwas “finegetuned” werden musste. Er zeigt uns seine galicische Fahne mit Brandlöchern. Diese seinen entstanden, als er besagtem Spiel gegen Real Madrid ganz unten am Spielfeldrand saß und die Funken bis ins Publikum sprühten. Dann beginnt das Spiel auf einem Rasen, der vor dem Spiel auf Starkregenverhältnisse gewässert wurde, so dass überall auf dem Rasen Pfützen entstehen und bei jedem Schritt der Spieler Wasser hochspritzt. Wir vermuten, dass sich Celta aus dem regnerischen Galicien so einen Heimvorteil gegen die Gäste von der trockenen Mittelmeerküste verschaffen wollten. Aber das ist nur eine Vermutung.
Ereignisreiche erste Hälfte
Das Spiel (das schon ein anderes ist, als der gewohnte Abstiegskampf in der dritten Liga) wogt munter hin und her. Valencia geht in der 14. Minute durch Lopez früh in Führung. Aber das motiviert die Gastgeber eher, als das sie lähmt. Etwas das man als Löwenfan auch nicht mehr so wirklich kennt… Und so dauert es nur neun Minuten, bis der Ausgleich fällt. Mingueza kommt nach einer präziscehn Flanke am langen Eck vollkommen frei zum Kopfball und stellt auf 1:1. Jetzt drückt Celta und will Vaelncia gleich das nächste einschenken. Und das passiert wiederum nur fünf Minuten später. Iago Aspas wird mit einem langen Ball in die Schnittstelle der Viererkette geschickt, ist frei vor dem georgischen Nationaltorhüter Mamardashvili und schiebt routiniert zum 2:1 ein. Das Stadion ist in Extase nach dem das Spiel innerhalb von nur 14 Minuten gedreht ist.
Celta zieht in der Folge das Spiel immer wieder in die die Breite, um dann mit Steilpässen in die im Tentrum stehen Lücken vorzustoßen und erspielt sich einige weitere Chancen, die die Galicier ungenutzt lassen. Iago Aspas kann sich sogar den Luxus leisten unmittelbar vor dem Pausenpfiff noch einen Elfer zu vergeben. In der Halbzeit unterhalten wir uns mit unserem Nachbarn, der uns für Schweden hält und schwer beeindruckt ist, dass wir zu Celta ins Stadion gehen und auch einigermaßen gut Bescheid wissen über den Verein. Er dreht den Spieß um und macht ein Erinnerungsphoto von uns mit seiner brandgelöcherten galicischen Fahne. Sonst läuft das ja eher ungekehrt beim Groundhopping.
Celta de Vigo – Valencia CF 3:1
In der zweiten Hälfte drückt Celta von Beginn an auf das 3:1 und das fällt auch relativ zügig. In der 60. Minute zieht Fran Beltran aus 18 Metern ab und trifft per Traumtor genau in den Winkel. Unser Nachbar fällt uns in die Arme und schreibt “GOLAZOOOOOO”, was so viel bedeutet wie “Traumtor”.
Das Stadion gleicht nun einer Punkrockparty, die Langhaarigen singen im Stehen und bejubeln jede Aktion ihrer Mannschaft überschwänglich. Hier kommt ein Publikum nach zwei Saison Abstiegskampf mal so richtig aus sich raus! Celta hat das Spiel im Griff, lediglich in der 80. Minute setzt Valencia einen Ball an den Pfosten. Da hätte es vielleicht nochmal spannend werden können. So aber brachte Celta mit wirklich lautstarker Unterstützung das 3:1 problemlos nach Hause und hat nach zwei Spielen sechs Punkte auf dem Konto, was die Celtistas zu wahrer Euphorie hinriss und sich sogar einer La Ola in den letzten Spielminuten äußerte. Die Mannschaft bedankte sich bei den freudetrunkenen Fans unterstützt von Freudenfeuer aus den “Pyroanlagen”. Damit ging ein wunderschöner Tag in Vigo mit einem wirklich sehenswerten Spiel zu Ende.
Wenn es Euch mal in den Nordwesten Spanien verschlägt, ist ein Besuch in Balaidos absolut zu empfehlen. Auch wenn Celta dann vielleicht nicht mehr auf der Euphoriewelle schwimmen sollte.