Es mag komisch klingen, aber für die aktuell Aktiven des MSV Duisburg ist ein Geisterspiel auf Giesings Höhen der totale Normalzustand in der 3. Liga. Seit dem Zweitligaabstieg im Jahr 2019 absolvierten die Zebras beide Spiele im Sechzgerstadion vor leeren Rängen: Am vorletzten Spieltag der Vorsaison bei den kleinen Roten und zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs am letzten Maitag gegen unsere Löwen. Mit 3:2 siegte 1860 damals und rückte damit in den Kreis der zahlreichen Aufstiegskandidaten auf. Zumindest wurde nach diesem Triumph auch von den Offiziellen an der Grünwalder Straße das “A-Ziel” kommuniziert und nicht mehr kategorisch zurückgewiesen, wie noch im März vor dem Lockdown. Apropos Lockdown: Interessanter Zufall, dass erneut ein Duell zwischen Sechzig und dem MSV das erste Löwenspiel nach einem Corona-bedingten Lockdown ist. Da der Profifußball jedoch diesmal nicht von den Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung betroffen ist, findet das Spiel – anders als am 14. März – wie geplant statt. Löwencoach Michael Köllner ist darüber sehr froh und geht auch davon aus, dass die Saison in der 3. Liga – aufgrund des perfekten Hygienekonzepts – auch wie geplant regulär fortgesetzt werden kann. Eine nachweisliche Verbreitung des Corona-Virus während eines Spiels auf dem Fußballplatz von einem Spieler zu einem anderen, würde diese Situation nach Köllners Ansicht womöglich verändern, aber einen solchen Fall hat es bislang nicht gegeben.

Insgesamt betrachtet findet heute im Sechzgerstadion das 53. Duell zwischen den beiden Gründungsmitgliedern der Bundesliga statt: Neben drei DFB-Pokalspielen (1967, 2005 und 2008), die alle von unseren Löwen gewonnen werden konnten, fanden zwischen 2004 und 2016 auch insgesamt 16 Zweitligaduelle statt. Und man höre und staune: In der 2. Bundesliga ist 1860 vor eigenem Anhang gegen Duisburg noch ungeschlagen (sechs Siege, zwei Unentschieden). Auch die Gesamtbilanz ist in der Zweitklassigkeit äußerst positiv: Zehn Siegen stehen nur drei Niederlagen und drei Unentschieden gegenüber. Aus den goldenen Bundesligajahren rühren die meisten Duelle zwischen Zebras und Löwen: Zwischen 1963 und dem Jahr 2000 traf man im Oberhaus insgesamt 30 Mal aufeinander: Von den 15 Heimspielen (auf Giesings Höhen bzw. im Olympiastadion) konnten fünf gewonnen werden, satte sieben Mal teilte man sich die Punkte und nur dreimal zog Sechzig den Kürzeren. Noch besser sieht die Bundesligabilanz der Löwen auswärts an der Wedau aus: Sieben Siege, fünf Niederlagen, drei Unentschieden. Wer bei so vielen Zahlen nun den Überblick verloren hat: Insgesamt könnten unsere Löwen mit einem Sieg heute Nachmittag ein kleines und erfreuliches Jubiläum begehen und den 25. Triumph über den MSV Duisburg feiern. Sollte Sechzig nicht gewinnen, vermerken wir entweder die 15. Punkteteilung oder die 15. Niederlage – wovon wir natürlich nicht ausgehen.

Die aktuelle Lage beim MSV Duisburg ist mit der Vokabel schwierig eigentlich noch beschönigend umschrieben. Nachdem man in der vergangenen Saison seiner Favoritenstellung des Absteigers aus der 2. Liga lange Zeit absolut gerecht wurde und vom 14. bis zum 32. Spieltag – also auch während der zweieinhalbmonatigen Corona-Pause – die Tabelle souverän anführte, reichte es am Ende nicht für den sofortigen Wiederaufstieg. Vier Spieltage vor Saisonschluss rutschte Duisburg auf die letztliche Endplatzierung Rang fünf zurück. Inwieweit unsere Löwen dafür sogar ein wenig mit verantwortlich sind, nachdem sie den Zebras im ersten Spiel nach der Unterbrechung einen sicher geglaubten Auswärtsdreier (2:0-Führung bis zur 67. Minute) noch entrissen, sei hier mal dahingestellt. Auch vor der aktuellen Spielzeit wurde der MSV wieder als Aufstiegskandidat gehandelt: Sieben Drittligatrainer nannten das Team von Torsten Lieberknecht bei der Frage nach den Top-Teams der Liga (nur Dresden und Ingolstadt wurden noch öfter benannt). Löwencoach Michael Köllner sieht an der Wedau einen “extrem breiten Aufstiegskader”.  Die sportliche Realität sieht allerdings (noch) etwas anders aus: Ohne den glücklichen Sieg in Unterhaching in der vergangenen, englischen Woche stünde der MSV noch ganz ohne Dreier da. Bereits in den ersten Wochen dieser Saison wurden die Zebras vom Verletzungspech gebeutelt (u.a. fehlt schon seit Beginn der Spielzeit Ex-Löwe Moritz Stoppelkamp, über den Michael Köllner sagt, er sei das “Gesicht der letzten Monate in dieser Mannschaft”), dann sorgten auch noch mehrere positive Corona-Fälle beim Revierklub, dass die Spiele gegen den 1. FC Saarbrücken und gegen Halleschen FC am 4. und 5. Spieltag nicht stattfinden konnten. Und am Donnerstag dieser Woche wurden die nächsten beiden positiven Coronafälle aus dem Duisburger Team vermeldet. Wenn es einen Verein gibt, den die Covid-19-Pandemie ganz besonders getroffen hat, dann – so darf man es ruhig sagen – ist es der MSV Duisburg.

Da aber sprichwörtlich angeschossene Zebras (wie Rehe) besonders gefährlich sind, sollten unsere Löwen vorsichtig sein und diesen Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Immerhin geht es für die weiß-blaue Elf darum, die Tabellenführung zu verteidigen. Verfolgen könnt Ihr dieses Unterfangen mit bewegten Bildern auf MAGENTA Sport oder heute wieder einmal im BR. Auch das Löwen-Radio sendet wieder aus Giesing. Und ganz besonders legen wir Euch – ggf. zur unterhaltsamen Ergänzung – natürlich unseren Liveticker auf sechzger.de ans Herz. Inklusive der üblichen bildlichen Impressionen aus dem Sechzgerstadion.

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