Unser Vorbericht zum Spiel der Löwen gegen die kleinen Roten

Ein sachlicher Vorbericht? In dieser Lage? Nicht im Ernst…

Die Aufgabenstellung lautet: Einen Vorbericht für Sechzig um Sieben über den vorletzten Spieltag in der Drittligasaison 2020/21 schreiben. Wie immer mit ein paar Zahlen aus der Geschichte des anstehenden Duells, garniert mit ein paar Anekdoten oder Besonderheiten aus der laufenden Saison. Bei der aktuellen sportlichen Ausgangslage ist die eigentlich angedachte Sachlichkeit aber fast ein Ding der Unmöglichkeit. Denn was steht heute nicht alles auf dem Spiel? Es ist die Chance, den unbeliebten Stadtrivalen zurück in die Regionalliga Bayern zu schießen und das eigene Aufstiegsfeuer weiter am Lodern zu halten. Vor dem Spiel werden sicher wieder mehr als 1.860 Löwenfans ihrer Mannschaft auf der Grünwalder Straße zujubeln und die Akteure so richtig heiß auf das anstehende Match gegen die Zweitvertretung der Seitenstraße machen. Und ein möglicher Triumph könnte dann mit einer – natürlich hygienekonformen – Party hinein in den 161. Geburtstagsmorgen unseres Lieblingsvereins gefeiert werden.

Weniger ist es tatsächlich nicht, wovon hier geschrieben wird.

Die Ausgangslage nach den bereits absolvierten Spielen

Nachdem an diesem vorletzten Spieltag – anders als sonst – nicht alle Partien parallel ausgetragen werden, sind sechs der zehn Drittligaduelle bereits absolviert. Für unsere Löwen stellt sich die Ausgangslage in Sachen Aufstieg wie folgt dar: Mit einem Sieg heute würde uns am letzten Spieltag in Ingolstadt ein Punkt zur Relegation genügen.

Unsere Gäste blickten im Kampf gegen den Abstieg gestern bang nach Lotte, wo der Tabellensiebzehnte Uerdingen den 1. FC Magdeburg empfang. Und nach Köln, wo Kaiserslautern gastierte. Durch die Resultate an diesen Orten würden die kleinen Bayern im Fall eines Löwensiegs heute Nachmittag bereits am vorletzten Spieltag als Absteiger feststehen. Ihren letzten Dreier (2:0 gegen Wiesbaden) haben die Roten übrigens just an dem Wochenende eingefahren, als unsere Löwen zum letzten Mal eine Niederlage hinnehmen mussten (0:1 in Duisburg). Seit dem 27. Spieltag am ersten Märzwochenende sprießt er ja, der Bart von Michael Köllner.

Bilanz der Duelle zwischen 1860 und der Zweitvertretung des FC Bayern

Die beiden Serien mögen weitergehen. Mit Fug und Recht und ganz ohne jeden Aberglauben hoffen wir heute also auf den 13. Sieg einer ersten Mannschaft der Münchner Löwen gegen die roten Zweitvertretung. Zehnmal endete diese Partie in den letzten 38 Jahren unentschieden und fünfmal zog Sechzig den Kürzeren. Zuletzt Ende Juni letzten Jahres auf der Saison-Zielgeraden, als die Roten sich mit ihrer Millionentruppe zwei Spieltage zuvor an die Spitze der 3. Liga gesetzt hatten. Für unsere Löwen bedeutete die 1:2-Niederlage fast schon das Ende aller Aufstiegsträume 2020. Da sieht die Lage heute doch komplett anders aus: Selbst im Falle einer Pleite – an die wir allerdings gar nicht denken wollen – bleibt uns die Chance auf den Relegationsplatz.

Ein Abstieg als Meister – historische Dimensionen

Wenn die Roten am Ende dieser Saison den Weg zurück in die Regionalliga Bayern antreten müssen, tun sie dies als Meister der Vorsaison. Ein durchaus historisches Ereignis. In der Geschichte des deutschen Fußballs muss bei so einem sportlichen Niedergang immer der 1. FC Nürnberg als Beispiel herhalten, der als Deutscher Meister des Jahres 1968 (also zwei Jahre nach den Löwen) in der Folgesaison aus der Bundesliga abstieg. Sechzig folgte dann ein Jahr später in die Regionalliga Süd. Da sich im Profifußball die Meister üblicherweise automatisch für die nächsthöhere Liga qualifizieren, kann so etwas eigentlich nur in der Bundesliga passieren und der Nürnberger Absturz ist das bislang einzige Beispiel dieser Art. Vielleicht gesellt sich demnächst ein weiteres aus der 3. Liga hinzu. Und das ausgerechnet bei dem Verein, der sportlichen Erfolg üblicherweise für sich gepachtet hat. Oder das zumindest denkt.

November 2019: Michael Köllners Löwenpremiere

Das letzte Aufeinandertreffen des TSV 1860 mit den Bayern-Bubis als echtes Heimspiel und vor Zuschauern, war das erste Spiel mit dem neuen Trainer Michael Köllner an der Seitenlinie. Drei Tage vor dem 20. Geburtstag des epischen Thomas Riedl-Derbysiegs empfing 1860 als Tabellenzwölfter den um drei Ränge besser platzierten Aufsteiger. Nach einer etwas müden ersten Halbzeit, in der die Gäste mit 1:0 in Führung gegangen waren, glichen die im zweiten Abschnitt stark auftrumpfenden Löwen durch Dennis Dressel aus und waren am Ende dem Sieg sogar deutlich näher, als die Roten. Es folgte eine Serie von weiteren 13 Spielen ohne Niederlage, die die Löwen – nach langer Corona-Unterbrechung – in die Nähe der Aufstiegszone führte. Bis zur Niederlage gegen den heutigen Gegner – siehe oben.

24. November 2019: Beim letzten Heimspiel der Löwen gegen die kleinen Roten zeigte die Westkurve eine beeindruckende Choreo…
…in der die große Vielfalt des Löwenanhangs sehr schön dargestellt wurde.
Auch die Gästefans in der Ostkurve wollten sich zumindest in visueller Form an einem stimmungsvollen Derby beteiligen. Akustisch war aber – wie gewohnt – relativ wenig bei ihnen los.

Der vorletzte Schritt einer großartigen Saison

Heute sind wir ein gehöriges Stückchen näher dran an besagten Aufstiegsrängen. Die Mannschaft muss allerdings auch die letzten beiden Schritte ohne die 90minütige lautstarke Unterstützung ihrer Anhänger tun. Was wäre heute im Fußballtempel auf Giesings Höhen los, wenn die Fans Einlass finden würden? Zumindest gibt es sicher (wie schon beim Heimspiel gegen Lautern) vor dem Spiel ein anheizendes Spalier auf der Grünwalderstraße, nach dem sich dann alle Fans vor die TV-Bildschirme bzw. in den sechzger.de-Liveticker zurückziehen werden und von dort die Daumen drücken: Auf geht’s Löwen, kämpfen und siegen!

FOTOS Choreo (2): CR Fotos

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