Erst zum zweiten Mal in der langen Fußballgeschichte des TSV 1860 reist heute ein weißblaues Team zu einem Auswärtsspiel zun FC Viktoria Köln und ebenfalls zum zweiten Mal sind die bekanntermaßen sehr reisefreudigen Löwenfans zum Zuhausebleiben verdammt. Der Sportpark Höhenberg bleibt für die allermeisten Sechzger ein weißer Fleck auf der ansonsten bunt gefärbten Fußballlandkarte der Republik. Wer hätte so eine Entwicklung erwartet, als sich die Viktoria im Sommer 2019 – quasi im Tausch gegen den Lokalrivalen Fortuna – anschickte, die 3. Liga mit ihrer Anwesenheit zu bereichern?

Die Bilanz zwischen den heutigen Opponenten ist logischerweise schnell erzählt: In den beiden bisherigen Spielen in der vergangenen Saison konnten die Löwen zunächst mit einem 4:2 die Punkte in Giesing behalten – der letzte Auftritt von Daniel Bierofka an der Seitenlinie. Mitte Juni diesen Jahres unterlag 1860 dann mit 0:2 am Rhein. Nach der Heimpleite gegen Rostock am Wochenende zuvor bedeutete die erneute Schlappe (zum ersten und bis heute einzigen Mal, dass unter Michael Köllner zwei Niederlagen in Serie zu Buche standen) eigentlich fast schon das Ende der kühnen Aufstiegsträume des Corona-Frühsommers 2020. Eigentlich… Denn da in der verrückten 3. Liga auch in der vergangenen Saison jeder jeden schlagen konnte und sich mitunter auch anschickte, dies zu tun, keimte kurz vor dem Saisonfinale doch nochmal Hoffnung auf eine Qualifikation der Löwen für die 2. Liga auf. Bekanntermaßen vergeblich. Für den Gegner war der damalige Sieg über Sechzig ein extrem wichtiger Befreiungsschlag im Abstiegskampf, in den man nach einem starken Saisonstart hineingerutscht war.

Heuer sehen die Ambitionen in der Domstadt anders aus: Viktoria Köln ist in seine zweite Drittligasaison mit einigen Vorschusslorbeeren gestartet: Sieben Trainer der Konkurrenz trauten vor der Saison den Rechtsrheinischen einen Platz unter den ersten drei zu. Nur Dynamo Dresden und der FC Ingolstadt hatten zu dem Zeitpunkt – und wohl auch jetzt, Anfang Dezember – noch mehr Übungsleiter der Konkurrenz auf ihrem Aufstiegszettel. Die starke Einschätzung der Kölner hat natürlich Gründe: Die Viktoria konnte sich vor dieser Saison namhaft verstärken: Aus der Pfalz kam für 275.000 EURO Mittelstürmer Timmy Thiele an den Rhein, der in der Vorsaison immerhin zehn Treffer für den FCK erzielt hatte. Von den beiden Zweitligaabsteigern Dresden und Wiesbaden wurden Rene Klingenburg und Jeremias Lorch für das Mittelfeld verpflichtet. Vom benachbarten 1. FC Köln wurde der bundesligaerfahrene Marcel Risse ausgeliehen, der nach einer längeren Verletzungspause nun langsam Fahrt aufnimmt. Ebenfalls Bundesligaerfahrung aus Bremen und Freiburg bringt Torhüter Sebastian Mielitz mit, der im Sommer aus der 1. Liga Dänemarks zur Viktoria wechselte.

Aktuell wird das Team von Trainer Pavel Dotchev den hohen Erwartungen noch nicht ganz gerecht: Von den sechs Auftritten in Höhenberg konnten nur der dritte und der vierte gewonnen werden (gegen Ingolstadt und die kleinen Roten), gegen die Aufsteiger aus Lübeck und Saarbrücken setzte es dann zwei Pleiten und zuletzt sprang gegen das eigentlich zuletzt schwächelnde Zwickau nur ein Remis heraus – wie schon bei der Heimpremiere Ende September gegen Wiesbaden. An des Gegners Platz machte die Viktoria bei den drei derzeitigen Schlusslichtern der Tabelle ihrem Namen Ehre und siegte (in Magdeburg, Meppen und Duisburg). In Rostock gab es Ende Oktober mit 5:1 ordentlich was auf die Mütze und auch letzten Samstag reiste man aus Halle ohne Zählbares zurück nach Köln. Die Wut über den Auftritt in Sachsen-Anhalt bekam direkt nach dem Spiel das Kabinen-Interieur vor Ort zu spüren – wollen wir hoffen, dass nicht auch noch unsere Löwen heute den aufgestauten Ärger der Viktoria persönlich erleben müssen.

Die Kölner gehören übrigens – wie der TSV 1860 – zu jenen sieben glücklichen Vertretern der Liga, deren Saison bislang noch gänzlich ohne Corona-bedingte Spielabsage verlaufen ist. Wenn wir richtig mitgezählt haben, waren die beiden nächsten Spiele des FSV Zwickau an diesem und am kommenden Wochenende die Absagen Nummer 13 und 14 der laufenden Spielzeit. Und sicher nicht die letzten…

Wie schon im Juni fliegen die Löwen auch heute Vormittag wieder ohne Dennis Dressel nach Köln. War es damals noch eine schöpferische Pause, die dem Dachauer vom Coach verordnet wurde, ist diesmal die Rote Karte aus dem Spiel gegen Türk Gücü dafür verantwortlich.

Wer Dressel ersetzen wird – Michael Köllner verriet es gestern Vormittag in der LÖWENRUNDE noch nicht – und ob später dann einer der beiden Kontrahenten heute seine Serie von vier sieglosen Spielen beenden kann, ob also die Gastgeber in der Tabelle an den Gästen vorbeiziehen können oder ob die Löwen die Viktoria auf Distanz halten und selbst an der Spitzengruppe der Liga dranbleiben – das alles erfahrt Ihr wie immer im sechzger.de-Liveticker. Wir freuen uns auf Eure Aufmerksamkeit!

 

 

 

Foto: Liga3-news

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