Seit einer Woche können die Löwenfans – völlig unabhängig von den Fragen rund um die Zulassung von Zuschauern in die deutschen Fußballstadien – ihre Dauerkarten für die Saison 2020/21 bestellen.  Angesichts der aktuellen Diskussion, wann und in welcher Form wieder Zuschauer im Sechzgerstadion zugelassen werden, geht ein anderes nicht ganz unwichtiges Thema etwas unter: Wie geht es eigentlich mit der Berechtigung weiter, die öffentlichen Verkehrsmittel des MVV mit den Eintrittskarten für die Löwen-Spiele nutzen zu dürfen?  In den letzten drei Spielzeiten ermöglichte jede Einzel- und jede Dauerkarte dem Besucher des Sechzgers ganztägig im kompletten MVV-Tarifgebiet zu fahren.

Schon im ersten Hinweis auf den kurz später beginnenden Dauerkartenvorverkauf auf der offiziellen Website war in einem Nebensatz zu lesen, dass die neuen Dauerkarten „eventuell mit eingeschränkten MVV-Tarifzonen“ ausgestattet sein werden. Mehr ist aktuell noch nicht bekannt. Offensichtlich befinden sich die Münchner Verkehrsgesellschaft und die TSV 1860 KGaA noch in Verhandlungen.

Aber blicken wir kurz ein wenig zurück: Als die Löwen im Sommer 2017 nach dem Absturz in die Regionalliga in ihr  Sechzigerstadion als Spielstätte zurückkehren wollten, machten die Münchner Behörden zur Bedingung, dass in sämtlichen Eintrittskarten eine (für den Fan) kostenfreie MVV-Berechtigung enthalten sein müsse, um ein Verkehrschaos rund um das Stadion am Spieltag zu vermeiden. Die An- und Abreise der Fans funktionierte von Anfang an auch entsprechend perfekt. Die Gelehrten streiten sich zwar darüber, wie viele Zuschauer eigentlich wirklich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Stadion kommen, aber faktisch ist der TSV 1860 mit diesem Modell in Zeiten, in denen viel über die Entlastung urbaner Lebensräume vom lauten und dreckigen Individualverkehr diskutiert wird, ein absolut zukunftsweisendes Vorbild!

Aber zu welchem – im wahrsten Sinne des Wortes – Preis üben wir diese Vorbildfunktion aus? Nehmen wir einmal an, 1860 müsse pro Spiel und Ticket 2,50 Euro an die MVG überweisen, was unserer Kenntnis nach kein ganz unrealistischer Betrag ist, dann käme in einer regulären Spielzeit die satte Summe von mehr als 700.000 Euro zusammen, die das Verkehrsunternehmen einstreicht. Dass die Verantwortlichen der KGaA die von ihnen überall geforderte Sparsamkeit gerne auch bei diesem Thema zeigen würden, liegt auf der Hand. Jedoch müsste eine deutlich niedrigere Abgabe an die MVG wohl mit einem Entgegenkommen der KGaA einhergehen. Eine Verkleinerung des durch die Fans nutzbaren Tarifgebiets wäre ein kooperativer Ansatz.

Internen Zählungen zufolge haben etwa 40% der Dauerkartenbesitzer der letzten Saison ihren Hauptwohnsitz in der sogenannten Zone M, rund 20% außerhalb der Zone M, aber noch innerhalb des MVV-Gebiets. Eine Lösung wäre also, die MVV-Berechtigung der Eintrittskarten auf genau diese Zone M, die im Prinzip das komplette U-Bahn-Netz und auch zahlreiche S-Bahnhöfe in den Außenbezirken umfasst, zu beschränken (Details zu den MVV-Tarifzonen findet der interessierte Leser übrigens hier). Der MVV-Aufschlag auf jedes Ticket könnte dann auf beispielsweise einen Euro pro Ticket reduziert werde. Einsparpotenzial für den TSV 1860: Über 400.000 Euro!  Freilich wäre es für die Löwenfans außerhalb der Zone M ein spürbarer wirtschaftlicher Nachteil, dass sie zum Erreichen der Zone M zukünftig einen zusätzlichen Fahrschein benötigen würden. Im Prinzip wäre das eine Erhöhung der ansonsten heuer stabilen Dauerkartenpreise für einen Teil der Anhängerschaft. Auf der anderen Seite zahlte Sechzig alljährlich einen hohen Geldbetrag an die MVG, damit alle 15.000 Stadionbesucher am Spieltag das ganze Tarifgebiet, von Petershausen bis Holzkirchen und von Geltendorf bis Wasserburg am Inn nutzen können. Macht das wirklich Sinn? Es sollen hier keineswegs die Fans aus der Stadt gegen die Fans aus dem Umland gegeneinander ausgespielt werden (was in einem anderen Löwenblog  gerne gemacht wird)! Aber ist es nicht seltsam, dass von 1860 auch den vielen Fans, die mit dem Radl oder zu Fuß ins Stadion kommen, die nur fünf Stationen mit Bus oder U-Bahn fahren oder die – egal aus welcher Ecke des MVV-Gebiets sie kommen – sowieso schon eine Monatskarte besitzen, quasi 19 Mal im Jahr ein kompletter Tag im kompletten MVV-Tarifgebiet spendiert wird?

Mit einer Bitte, einem Appell an zwei Parteien endet dieser Beitrag: Zum einen an die Löwenfans außerhalb der Münchner Stadtgrenzen, die beschriebene finanzielle Kröte zu schlucken und sich zu freuen, dass auch durch sie in der KGaA eingespartes Geld in den Kader fließen kann – und das sogar ohne eine Entscheidung für die Dauerkartenvariante „Löwenherz“. Der andere Appell geht an die MVG und auch da geht es um ein Herz für die Löwen: Dieses sollten die Verhandlungsführer zeigen und dem TSV 1860 in der Frage der MVV-Berechtigung spürbar entgegenkommen. Wie sagt nicht zuletzt Stadionsprecher Stefan Schneider immer so schön: Vergelt’s Gott!

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