Zu Beginn der Woche nahm sechzger.de Gründer Stephan Tempel an unserem Talk teil und äußerte sich dort bereits ausführlich zu vereinspolitischen Themen rund um den TSV 1860. Heute legt er mit einem offenen Brief an Vizepräsident Hans Sitzberger nach und legt darin nicht nur das moralische Dilemma dar, in dem er sich befindet – und wahrscheinlich nicht nur er…
Stephan Tempel: Offener Brief an Hans Sitzberger
Lieber Hans Sitzberger,
was in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist, ist dramatisch. Anders kann man es nicht beschreiben.
Der Löwenfan – wie ich – steckt in einem Dilemma. Er mag Dich. Er schätzt Dich. Dich und alles was Du für unseren TSV getan hast.
Der Verwaltungsrat empfiehlt Deine Abwahl. Warum? Darüber wird viel spekuliert. Der Buschfunk läuft auch Hochtouren.
Martin Gräfer von der Bayerischen hat Dir bereits im Vorfeld sein Vertrauen ausgesprochen. Um kurz darauf einen unabhängigen Untersuchungsausschuss zu fordern. Um kurz danach noch einmal zu betonen, dass er auf jeden Fall hinter Dir steht.
Wofür er dann überhaupt seinen Untersuchungsausschuss braucht, bleibt sein Geheimnis. Ebenso, warum er dem Verwaltungsrat nicht traut. Die Frage konnte oder wollte er auch auf mehrmaliges Nachfragen nicht beantworten. Aber das ist ein anderes Thema.
Bekannte Gesichter im Verwaltungsrat
Der Verwaltungsrat ist das Gremium, welches sich gegen Dich ausgesprochen hat. Zugleich das Gremium, welches Dich seinerzeit als Vizepräsident vorgeschlagen hat.
Es besteht aus neun Leuten, die Namen kennt jeder oder kann sie nachlesen. Unternehmer. Rechtsanwalt. Eine Referentin der Stadt. Ein Stadtrat. Doktoren. Auch in diesem Gremium kenne ich viele Leute zum Teil schon über 20 Jahre – und schätze sie ebenfalls sehr. Du merkst vielleicht, in welchem Dilemma ich stecke.
Ich werde mir in deinem Fall kein Urteil erlauben, bevor alle Fakten auf dem Tisch liegen. Das stünde meiner Meinung nach auch unserem Hauptsponsor gut zu Gesicht, aber das ist ein anderes Thema.
Dass sich jedoch neun Leute – die sich sicherlich der Sprengkraft in diesem Fall bewusst waren – gegen Dich ausgesprochen haben, macht mich zumindest einmal nachdenklich.
Vom Saulus zum Paulus?
Ebenfalls nachdenklich macht mich, aus welcher Ecke Du und der bereits genannte Hauptsponsor jede Menge Beifall bekommen.
Nämlich genau aus der Ecke, die Euch jahrelang in ein schlechtes Licht gerückt hat.
Hier unterscheiden sich übrigens beide Seiten markant: Du positionierst Dich seit Monaten gegen den Präsidenten und seine Entscheidungen. Dennoch wirst Du niemanden von deinen alten Weggefährten in diesem Lager finden, der ein schlechtes Wort über Dich sagt oder schreibt.
Bei denen, die Dich jetzt feiern, sah das in der Vergangenheit anders aus. Ich zitiere jetzt mal eben aus dem (etwas älteren) Kommentarbereich eines großen Blogs, der dich jetzt feiert. In Klammern dahinter immer die Anzahl der Zusprüche/Widersprüche:
“Der Sitzberger stottert sich da was vor, dass ist unbeschreiblich. Solche Funktionäre kannst alle vergessen, das wird nie was” (60/4)
“Der ist der gleiche Traumtänzer wie Goldzahn und Grinser” (57/5)
“Hugh. Das Fahnderl im Wind hat gesprochen” (60/8)
“Sitzberger stellt sich mit dem Kommentar die schlechtesten Noten aus und beweist seine absolut unfähigkeit” (46/9)
“Kann der Mann weder lesen, noch schreiben, noch hören? Ist er taub?” (51/11)
“mei der Sitzberger, dreht sich wie eine Fahne im Wind” (45/9)
“Zsammkehrer. Es gibt niemanden in diesem Verein, der eine Führungspersönlichkeit ist. Man muss sich schämen” (31/5)
“So ein blödes Geschwätz – der soll lieber zamkehrn, ggf versteht er davon ein wenig” (19/6)
“Das Fähnchen im Wind” (43/21)
“Für mich hat er sich endgültig zum peinlich, peinlicher, am peinlichsten Sitzberger gemacht” (46/20)
“Sitzberger ist auch so ein Wendehals. Kann mich noch gut erinnern, wie er in der AA Ismaik zur Begrüßung um den Hals fiel. Was für eine Ansammlung charakterloser Typen” (73/11).
“Was will der Sitzberger da? Hat 0 Ahnung vom Fußball” (37/10)
Diese Liste könnte man noch ewig weiterführen. Ähnliche Kommentare finden sich im Übrigen auch massig zu unserem Sponsor. Mit ähnlicher Sympathieverteilung.
Erst abgrundtiefe Ablehnung, jetzt nahezu Heldenstatus
Genau aus der Ecke bekommt ihr beide jetzt jede Menge Applaus. Von Leuten, die Euer Handeln, aber auch Euch persönlich in den letzten Jahren verspottet und angegriffen haben.
Trotz Deines großen Engagements FÜR den Verein, der vielen Zeit und dem vielen Geld, welches Du in die Löwen gesteckt hast, bist Du von diesen Leuten immer nur beschimpft worden.
Jetzt, wo Du Dich das erste Mal im Leben GEGEN etwas stellst – und somit auch gegen viele Leute, die Dir jahrelang loyal zur Seite standen und es auch jetzt noch tun – jetzt wirst Du von genau diesen Leuten gefeiert.
Ganz ehrlich: Das würde mir zu denken geben. Vielleicht noch mehr als die Handlung des Verwaltungsrates.
Egal wie es ausgeht: ich mag Dich trotzdem. Der Mensch steht und stand für mich schon immer über seinen (vereins-)politischen Ansichten. Sonst wäre es um mich rum eh sehr einsam. Am Ende vom Tag ist es ohnehin nur Fußball.
Ob man den jetzt als Hobby, Freizeit oder Lebensentwurf sieht: am liebsten hab ich dabei nette Leute um mich rum. Leute mit Charakter.
Wer mich über Jahre hinweg persönlich beleidigt und beschimpft hat, wird niemals mein Freund sein. Auch wenn wir zufällig irgendwann einmal die gleiche Meinung über die Ausrichtung unseres Vereines haben.
Da würde ich einfach mal drüber nachdenken.
Dir wünsche ich das gleiche wie unserem Verein: Nur das Beste für die Zukunft. Das ist ehrlich gemeint und kommt vom Herzen.
Stephan
26 000 + und davon über 22 000 inzwischen als Starke Basis der Fußballabteilung mit NLZ und Nachwuchsförderung. Wir sind der Verein!
Zunächst was zum Sportlichen: Sechzig verpflichtet heute Außenstürmer Nankishi von Werder Bremen und ihm wie uns wünsche ich eine sehr erfolgreiche, verletzungsfreie Löwenzeit !
Den offenen Brief unterschreibe ich mit und habe es aber dem Hans auch schon per WhatsApp ähnlich geschrieben. Von Löwe zu Löwe und da ich ihn ja 2016 auch mit vorgeschlagen hatte als langj. Sponsor auch ein Ehrenamt für unser aller TSV 1860 zu übernehmen..empfinde ich sogar etwas Teilschuldverschreibung an dem abzusehenden Dilemma in dieser Gesellschafterstruktur. Wir hatten16/17 alles unternommen um eine Brücke zu bauen, Respekt zu fördern und Sechzig erfolgreicher werden zu lassen. Das ging gehörig schief, aber: es ebnete den Weg zu Bodenständigkeit, Vielfalt, Traditionsbewusstein und Zusammenhalt mit der Rückkehr auf Giesings Höhen. Egal welche Kompromisse man seit 2018 weiter einging es bleibt keine ehrliche Zusammenarbeit mit diesen HAM-Vertretern oder Brüdern HI vor Ort. Diskreditieren und Verleumden beherrschen diese weit besser als Diskussionskultur und demokratische Strukturen als Basis jeden Miteinanders. Der Verein sind wir und das bleibt die Konstante…mit 50+1 .
20 000 + Mitglieder werden sich nie wieder verarschen lassen.
Sehr stark Stephan, Chapeau! Danke dafür, dass Du Dir viel Mühe gemacht hast, den Vorgang irgendwie zu bewerten.
Du hast insbesondere das Menschliche nicht außer Acht gelassen – das würde vielen Usern in so manchen Foren gut zu Gesicht stehen, die oft zu schnell und ohne ihr Hirn einzuschalten drauf los schreiben.
Es bleibt abzuwarten wohin die Reise mit uns Löwen geht und wie dieser gordische Knoten jemals gelöst werden kann.
ELIL
Sehr starker Text. Das sehe ich sehr ähnlich.
Also das ist ein sehr interessanter Brief.
Der Stephan Tempel kam auch im Talk sehr sympathisch rüber.
Seine Aussagen treffen weitgehend zu. Er zeigt auch in welchem Dilemma wir stecken.
Aber man muss auch sagen, der Brief unterstützt das Lagerdenken, in dem wir so tief stecken eklatant.
Applaus ist falsch, wenn er aus dem falschen Lager kommt.
Kritik ist richtig, wenn sie aus dem richtigen Lager kommt.
Wer sich auf das andere Lager einlässt, gehört nicht mehr zu uns.
Vielleicht wollte der Hans mal was anderes.
Sind die meisten von uns nicht als Christen erzogen worden? Mal auch was verzeihen, auf den Feind ein wenig zugehen, wirklich unmöglich?
Auch zeigt die Lebenserfahrung, dass es nicht ausschließlich böse und ausschließlich gute Menschen gibt.
Verzeiht die Abschweifung ins Philosophische! Aber es ist meine felsenfeste Überzeugung, dass bei 60 erst etwas besser wird, wenn es führende Leute aus beiden Lagern schaffen, die vorhandene Ideologie aufzugeben und eine Brücke zu bauen.
Natürlich kann ich alle Löwen verstehen, die daran nicht mehr glauben können, weil die Erfahrung dagegen spricht. Diese müssten uns dann aber auch mal einen Weg aufzeigen, wie es zu einer Trennung kommen kann.
Rein gefühlsmäßig denke ich, dass der Hans da eher auf der von mir angedachten Linie lag und genau diesem schrecklichen Lagerdenken jetzt zum Opfer fällt.
Ich weiß, dass wir diese Argumente schon einmal ausgetauscht haben. Aber wenn es hier steht, dann hält es doppelt.
Hans hat in Richtung HAM versucht Brücken zu bauen. So wie viele vor ihm. Ihm wurde durch die HAM das Fundament weg geschlagen. Er ist ans offene Messer geliefert worden. So wie viele vor ihm. Jeder, der versucht hat, Brücken zur HAM zu bauen ist gescheitert. So geschah es mit Mayerhofer, mit Cassalette, mit Noor Basha, Hamada Iraki, Dieter Schneider, Otto Steiner oder Robert Schäfer.
Ich gebe dir Recht, dass es dringend vernünftige Personen gibt, die auf Seiten HAM bereit sind, konstruktiv mit Sechzig zusammen zu arbeiten. Diese Leute sehe ich nicht.
Solange es seitens HAM keinen Willen zur Einigung gibt, ist der TSV 1860 München in einer Schutz- und Abwehrhaltung. Warum die HAM keine Einigung will? Ich kann es dir nicht sagen.
Aber ich kann dir sagen: Sobald die HAM mit Ihren Angriffen auf 1860 aufhört, gibt es keine Angriffe mehr. Sobald 1860 aufhört, gibt es kein 1860 mehr.
Urlöwe du sprichst mir aus der Seele! Irgendwie müssen wir doch mal zam kommen, egal was in der Vergangenheit alles schief gelaufen ist!
Ich kenne den Hans Sitzberger zwar nicht persönlich, aber der offene Brief beschreibt tatsächlich exakt das Dilemma, in welchem auch ich stecke.
Dem Brief stimme ich voll zu. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Tochter da kräftig mitmischt und ihn beeinflusst , würde mich jetzt wirklich nicht wundern, siehe ihre Kommentare aktuell auf FB.
Ich glaube Hans wenn er versichert keine mails weitergegeben zu haben. Wenn er aber nicht sicherstellen kann dass Dritte Zugang dazu haben liegt es in seinem Verantwortungsbereich.
Ich glaubte auch schon an so manches, was sich später als falsches Bauchgefühl rausgestellt hat.
Und das alleine würde eine Trennung rechtfertigen?
Null Bonus für den Mann?
Ja, und zwar vertraue ich hier dem VR/ER, die erstens Hans und dessen Einfluß bestens kennen und zweitens die diese Gewichtung der Verfehlungen auch richtig einordnen können.
Wesentlich eleganter wären andere Lösungen gewesen, aber das es jetzt so an die Öffentlichkeit ging lag am Hans.
Also, der Beschluss fiel einstimmig. Schwer vorzustellen, dass die Entscheidung im luftleeren Raum getroffen wurde.
Der Hans hat bei mir einen großen Bonus, jedoch muss er selber dafür geradestehen falls Andere Zugang zu seinem AHD Account hatten und dies weitergegeben haben.
Hätte er einer Untersuchung zugestimmt wie es Heinz Schmidt gemacht hat, hätte er die Vorwürfe ja entkräften können. Hat er aber nicht. Warum?
Ich schätze im übrigen Hans Engagement sehr, glaube aber dass er über’s Ziel hinaus geschossen ist. Wie auch immer.
Was es ebenfalls aufzuklären gilt..Sponsorentochter mit viel Insiderwissen?
Hallo Stephan,
wieder mal stark und ausdrücklich. So wie man es von dir gewohnt ist und weshalb ich dich seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten so schätze!
Ich würde trotzdem gerne noch ein paar Ergänzungen machen, die mir seit Tagen im Kopf herum schwirren. Möglicherweise habe ich die ein oder andere Einschätzung bereits an anderer Stelle beschrieben, hier jedoch passen sie wohl gebündelt am besten her:
So, das waren nur meine drei Sätze!
Danke!
Alle “drei” Sätze sind sehr überzeugend und aus meiner Sicht absolut richtig.
Danke Kraiburger auch dafür
Eine wirklich gute Ergänzung zum ebenfalls guten offenen Brief. Dank an alle, die sich hier so viel Mühe geben.
“Wofür er dann überhaupt seinen Untersuchungsausschuss braucht, bleibt sein Geheimnis.”
Ich denke damit will er allen beweisen inklusive Stephan Tempel, dass die Vorwürfe gegenüber Hans Sitzberger nicht haltbar sind.
Das einzige, was er damit beweist, ist, daß er die Satzung des Vereins entweder nicht verstanden hat, oder sie ihm schlicht komplett egal ist. In beiden Fällen sollte er dann aber seine Aussagen stecken lassen.
Danke für den Brief an Stephan Tempel, hammergut geschrieben. Ich bin mir sicher, daß er bei Hans Sitzberger etwas bewegt, vielleicht aber nur in seinem Inneren…..
Das bewegt bei Sitzberger gar nichts. Das und so ähnlich haben ihm schon mehrere Leute persönlich auf seinem Facebook Account geschrieben. Antworten gibt es im gschnappigen Ton(„wer zahlt schafft an“) von seiner Tochter.
Das ist ein von HAM auf dem Rücken von Hans inszenierter Showdown.
Das sollte er bitte den Mitgliedern überlassen.
“Beweisen” in diesem Fall muss man in die Anführungszeichen nehmen. Er will damit sich eine eigene Wahrheit stricken, die höchsten bei den debilen aus der Blödheit 24 Blase zieht…
Aber daraus wird nichts…Sonst brauchen wir ein Untersuchungsausschuss zum Untersuchungsausschuss…