Von 2003 bis 2005 trug Thomas Wörle das Trikot des TSV 1860 und bestritt in diesen zwei Jahren 65 Spiele (4 Tore) für die Amateure in der Bayern- und Regionalliga. Nach seiner aktiven Karriere übernahm er das Traineramt bei den Frauen des FC Bayern und führte diese zu zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg. 2021 folgte der Wechsel zu den Ulmer Spatzen, mit denen er in der abgelaufenen Saison die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest errang und in die 3. Liga aufstieg. Wir trafen Thomas Wörle zum Interview und sprachen mit ihm u.a. über seine Zeit bei den Löwen und seine Ambitionen mit den Spatzen.

Thomas Wörle im Interview mit sechzger.de

sechzger.de: Servus Thomas! Erstmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Ihr wart ja kürzlich im Trainingslager in Oberstaufen und habt zum Abschluss ein Testspiel beim österreichischen Zweitligisten SW Bregenz mit 2:0 gewonnen. Wie zufrieden bist Du mit der bisherigen Vorbereitung?

Thomas Wörle: Wir sind auf dem Weg und versuchen uns in jedem Bereich weiterzuentwickeln. Das Trainingslager war für uns als Mannschaft wichtig, um intensiv auf dem Platz, aber auch außerhalb des Platzes zu arbeiten und uns als Team mehr und mehr zu finden.

sechzger.de: Der SSV Ulm 1846 war ja mal Bundesligist und ist dann tief gefallen. Wie heiß ist die Region auf die 3. Liga? Herrscht eine große Euphorie im Umfeld?

Thomas Wörle: Ja total, der SSV Ulm 1846 Fussball ist ein ambitionierter Traditionsverein. Die Menschen in Ulm haben lange auf den Moment warten müssen, bis ihr Club endlich wieder im Profifußball vertreten ist. Und ja, die Region ist heiß auf die 3.Liga.

Klassenerhalt als großes Ziel

sechzger.de: Die Spatzen waren auf dem Transfermarkt recht aktiv, haben dabei aber in erster Linie sehr junge Spieler verpflichtet. Die beiden bekanntesten Namen sind wohl Lenn Jastremski und Felix Higl, der vom VfL Osnabrück zurückgekehrt ist. Was ist die Philosophie hinter den Transfers?

Thomas Wörle: Zunächst einmal war es sehr wichtig für uns, dass wir einen Großteil der Aufstiegsmannschaft halten und somit auf Kontinuität setzen konnten. Zudem wollten wir unsere erfahrene Mannschaft vor allem mit jungen, hungrigen und talentierten Spielern erweitern.

sechzger.de: Was erwartest Du von der neuen Saison? Mich würde zwar jede andere Antwort als “Klassenerhalt” wundern, aber hat man so eine Story wie Elversberg nicht insgeheim im Hinterkopf, zumal der SSV Ulm 1846 ja schon mal einen Durchmarsch hingelegt hat?

Thomas Wörle: Nach so bewegten Zeiten und mittlerweile 22 Jahren ohne Profifussball in Ulm sind wir gut beraten, uns ausschließlich auf den nächsten, aber superwichtigen Schritt als Verein zu fokussieren. Wir wollen alles dransetzen, um den Klassenerhalt zu schaffen. Und das wird in dieser Liga eine echte Herausforderung für uns. Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man deutlich, dass wir nicht die Voraussetzungen haben, die die SV Elversberg beim Aufstieg und danach vorzuweisen hatte. Ich habe allerdings größten Respekt vor dieser starken Entwicklung.

Die Ulmer Spatzen sind zurück in der 3. Liga

“Ich freue mich sehr auf das Spiel gegen die Löwen”

sechzger.de: Einer der Gegner in der kommenden Spielzeit heißt bekanntlich TSV 1860 München? Ist das für Dich ein Spiel wie jedes andere und doch was Besonderes?

Thomas Wörle: Ich freue mich sehr auf das Spiel gegen die Löwen. Ich habe dort bei den Amateuren zwei tolle und für mich wichtige Jahre erlebt. Der Verein hat insgesamt nicht nur in München eine besondere Strahlkraft.

sechzger.de: Welche Erinnerungen verbindest Du mit Deiner Zeit bei den Löwen? Ich erinnere mich ja immer wieder gerne an die Aufholjagd in der Bayernliga, den Aufstieg in die Regionalliga, die legendäre Aufstiegsfeier und die Gründung des Ama-Lion. Wie siehts da bei Dir aus?

Thomas Wörle: Ich erinnere mich noch gut an unseren starken Endspurt in der Aufstiegssaison und auch an die Feierlichkeiten danach. Wir hatten ein tolles Team. Auch die Regionalliga-Saison war total spannend und lehrreich.

sechzger.de: Hast Du noch Kontakt zum ein oder anderen Mitspieler von damals?

Thomas Wörle: Ja, ich habe noch unter anderem Kontakt zu Matthias Jörg und Marcel Richter.

Drei Jahre Profi in der 2. Bundesliga

sechzger.de: Zu einem Pflichtspiel bei den Profis hat es für Dich leider nicht gereicht, obwohl Du gelegentlich auf der Bank gesessen bist. Du bist dann nach Offenbach und Fürth gewechselt und dort in der 2. Bundesliga gespielt. Deine Highlights?

Thomas Wörle: Ja, das stimmt. Als jüngerer Spieler über ein paar Monate bei den Profis dabei sein und von den erfahrenen Spielern lernen zu können, war wichtig für mich. Nach dieser Saison bin ich dann nach Offenbach gewechselt. Dort habe ich mein Profidebüt gegeben und drei sehr schöne Jahre in der 2.Bundesliga verbracht.

sechzger.de: Verletzungsbedingt musstest Du Deine Karriere dann beenden und wurdest Trainer. Deine erste Station waren direkt die Frauen des FC Bayern, wo Du Nachfolger Deines Vaters wurdest und Deine Schwester trainiert hast. Hast Du bewusst den Umweg über den Frauenfußball gewählt oder hat sich das durch diese Konstellation einfach so ergeben?

Thomas Wörle: Da ich in Fürth meine eigene Karriere aufgrund gesundheitlicher Probleme beenden musste, wollte ich den nächsten Schritt als Trainer machen. Durch die Verbundenheit meines Vaters und meiner Schwestern zum Frauenfußball kannte ich mich ordentlich aus und bekam in der Folge die Chance, meinem Vater als Trainer nachzufolgen.

Ein weiterer Ex-Löwe als Co-Trainer

sechzger.de: Mit den Frauen des FC Bayern wurdest zu zweimal Meister und einmal Pokalsieger. Trotzdem wurde Dein Vertrag 2019 nicht mehr verlängert. Wie hast Du denn die zwei Jahre bis zu Deinem Engagement beim SSV Ulm 1846 überbrückt?

Thomas Wörle: Ich habe insgesamt neun tolle und auch erfolgreiche Jahre beim FC Bayern München erlebt. Nachdem der Verein sich dazu entschieden hatte, neue Wege zu gehen, habe ich zunächst meinen Fußballlehrer gemacht. Anschließend habe ich noch ein weiteres Jahr genutzt, um mich auf meinen nächsten Schritt als Trainer vorzubereiten und intensiv Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Ex-Löwe Maximilian Knauer ist Wörles Co-Trainer in Ulm

sechzger.de: Mit Maximilian Knauer hast Du nun ja einen Co-Trainer an Deiner Seite, der ebenfalls für 1860 gespielt hat, seine ersten Erfahrungen als Trainer aber in der Seitenstraße sammelte. Wie kam es dazu, dass er auch in Ulm landete?

Thomas Wörle: Ich bin Max in meiner Zeit beim FC Bayern immer wieder mal begegnet. Als ich dann in Ulm auf der Suche nach einem Co-Trainer war, wurde mir Max von einigen Bekannten empfohlen. Nach unserem ersten Gespräch war dann klar, dass ich unbedingt mit ihm zusammenarbeiten möchte. Er ist fachlich wie menschlich top.

Herausforderndes Auftaktprogramm

sechzger.de: Am 1. Spieltag empfangt Ihr direkt mal den 1. FC Saarbrücken, danach gehts nach Unterhaching, ehe Ihr Arminia Bielefeld empfangt. Zufrieden mit dem Auftaktprogramm?

Thomas Wörle: Das Auftaktprogramm klingt herausfordernd, liest sich aber super. Es ist die 3.Liga, mit allem, was sie zu bieten hat.

sechzger.de: Lieber Thomas, ich danke Dir sehr, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast und freue mich schon aufs Wiedersehen im Donaustadion Anfang Oktober.

Thomas Wörle: Ich danke dir, Stefan. Ich freue mich ebenfalls auf unser Wiedersehen im Donaustadion…

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Blau-Schwarzer

Ganz ehrlich gesagt wäre ich froh, wenn meine Blau-Schwarzen zu ihrem Saisonauftakt am Sonntag einen Punkt im Ulmer Donaustadion ergattern könnten. Jeder, der auch nur ein Minimum an Ahnung vom Fußball hat, wird wissen, wie schwer Spiele gerade zu Saisonbeginn bei hoch motivierten bis euphorisierten Aufsteigern sind! Erstes Gebot zum Anfang einer neuen Runde muss sein, nicht gleich den Anschluss zu verlieren. Dieses Gebot sähe ich bei einem Remis der Ziehl-Elf in ihrem ersten Auswärtsspiel erfüllt.
Glaube auch, dass sich die Löwen zum Auftakt gegen den Waldhof nicht düpieren lassen und den ersten Sieg knapp aber sicher einfahren!

Löwe Straubing

Knauer ist zu wünschen, dass er seine Arschloch-Phase hinter sich gelassen hat. Der Einfluss des Milieus beim FC Bayern hat ihm nicht gut getan: https://www.clubfans-united.de/2021/05/01/chance-auf-eine-zweite-chance-verspielt-der-fcn-und-maximilian-knauer/ Aus einem früher sympathischen Löwen war ein Mitläufer eines üblen Systems geworden.

Steffen Lobmeier

Den könnte ich mir früher oder später schon sehr gut als Trainer bei Sechzig vorstellen.

andreas de Biasio

alles alles gute Thomas und Max. ich denke oft an eure Zeit bei 60. und da hat thomas schon recht, dass war toll damals mit den Amateuren. tolles Interview Stefan!