Spielbericht, 21. Spieltag

TSV 1860 München – Eintracht Braunschweig 4:1 (2:1)

1860 marschiert!

Als Dennis Dressel gegen 14:50 Uhr auf Wunsch der Westkurve seine roten Fussballschuhe auszog, da  konnte er dies mit einem breiten Grinsen im Gesicht tun. 1860 hatte soeben den Tabellenvierten aus Braunschweig mit 4:1 aus dem altehrwürdigen Grünwalder Stadion geschossen. Und mancher Zuschauer hätte den Sechzgern heute zugetraut, dass sie dies auch barfuß vollbracht hätten.

Knappe zwei Stunden zuvor betrat eine gegenüber dem vorweihnachtlichen Auswärtssieg in Münster nur leicht veränderte Löwenmannschaft den Platz: der wiedergenesene Lex und der junge Niemann, der nicht nur in Münster sondern offenbar auch im Trainingslager überzeugte, rückten für Owusu und Klassen in die Startelf. Im Kasten, wie gehabt, der von Köllner nun als Stammtorhüter gesetzte Hiller. Die Eintracht gleich im ersten Pflichtspiel 2020 mit dem frisch hinzugewonnen Zweitliga-Stürmerduo Pourié (letztes Jahr 22 Tore für den KSC in Liga 3, wir informierten hierzu im Vorbericht) und Biankadi (Leihgabe aus Heidenheim).

Volles Haus an der Grünwalder Straße, wobei die Braunschweiger sich im neuen Jahr noch nicht ganz so reisefreudig zeigten. Dennoch dürften rund 800 Anwesende dem BTSV die Daumen gedrückt haben. Bei 6°C begann die Partie mit entsprechend hoher Lauffreudigkeit auf beiden Seiten. Auf ein Abtasten verzichteten die Teams. Die Münchner Löwen fanden gut ins Spiel hinein und so brandete bereits in der 7. Minute großer Torjubel auf: Flanke Steinhart und Bekiroglu mit dem Kopf am Leder ehe den Rest die Braunschweiger etwas unglücklich selbst besorgen – 1:0 für 1860!

 

Die Weiß-Blauen im Anschluss weiterhin bissig und selbstbewusst, wenn auch nur mit leichtem Übergewicht in den Spielanteilen. So kam die Eintracht auch zu ersten Chancen, insbesondere in der 15.min durfte 1860 sich glücklich schätzen als Hereingabe von links freistehend aus 10m vergeben wurde. Ebenso gefährlich aber dann eine Ecke der Löwen in der 20.min: Mölders zwar mit wuchtigem Abschluss – aber bei der Annahme war wohl eine Hand im Spiel.

 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde auch klar, dass die Formation der Sechzger nicht dem entsprach, was anhand der Aufstellung zu erwarten war. So agierte Niemann eher als Stürmer während Lex sich als hängende Spitze fallen ließ. Auch defensiv setzte 1860 auf ein Bollwerk: Wein rückte bei gegnerischem Ballbesitz teils mit in die Abwehrkette und auch der laufstarke Dressel half immer wieder defensiv auf den Flügeln aus und tat viel für den Spielaufbau. Doch zurück zum Spiel!

 

In der 22.min kamen die Sechzger nämlich erneut zielstrebig nach vorne. Dressel – schön von Steinhart in Szene gesetzt – marschiert bis kurz vor den Strafraum, lässt einen Gegenspieler aussteigen und schließt aus rund 18 Metern ab. Sein Schuss wird noch leicht abgefälscht ehe er im linken unteren Eck einschlägt. 2:0, da staunten so einige Zuschauer! Doch 1860 legte weiterhin nach und so drängte sich in dieser Phase der Eindruck auf, dass der Tabellenvierte nun überrollt wird: weitere Abschlüsse folgten und einen Kopfball von Erdmann mussten die Braunschweiger von der Linie retten. Aus dem Nichts dann jedoch der Anschlusstreffer: Pourié erkämpft den Ball im Mittelfeld und spielt auf den rechten Flügel, bei der langen Flanke von rechts stimmt es dann hinten nicht bei 1860 und Bär köpft letztlich fast ungehindert zum 2:1 am langen Pfosten ein.

 

Die Münchner Löwen zeigten sich allerdings keineswegs hiervon beeindruckt und antworteten mit enormem Druck. Ein halbes Dutzend Chancen zwischen der 30. und 38.min zeigten den Norddeutschen auf, wer heute Chef im Ring war. Die Schüsse von Lex, Wein, Dressel und Berzel konnten jedoch alle im letzten Moment geklärt werden oder verfehlten knapp ihr Ziel.

 

Gegen Ende der ersten Halbzeit verflachte das Spiel dann erstmals ein wenig. Der BTSV fing sich nun defensiv etwas und kam auch zu etwas mehr Spielanteilen. Zwingende Chancen sprangen hierbei aber keine heraus. Zur Halbzeit also eine verdiente Führung für die Weiß-Blauen, die gefühlt ein Dutzend Schüsse aufs Tor verbucht hatten.

 

Keine Wechsel zum Wiederanpfiff – doch die ersten Sonnenstrahlen des Tages halfen der Eintracht augenscheinlich dabei aus dem Winterschlaf zu kommen. Das Spiel war nun erheblich ausgeglichener und die beiden Teams egalisierten sich zumeist im Mittelfeld. Spielideen wurden nun vermehrt mit Fouls unterbunden. Erst in der 60. Minute nahm der Kick wieder Fahrt auf: ein Freistoß mit anschließender Ecke und einem wuchtigen Berzel-Kopfball, der knapp am Kasten vorbeiging, läutete das letzte Drittel des Spiels ein. 1860 war auf einmal wieder im „D-Zug-Modus“ der ersten Hälfte und belohnte sich letztlich dann auch in der 67. Minute:  Lex flankt aus dem Mittelfeld auf Mölders, der sich in der Spitze durchgetankt hatte und im Anschluss dem Gästekeeper per „Tunnel“ die Höchststrafe erteilt – das 3:1! Angesichts der Form der Sechzger fast schon eine Vorentscheidung!

 

Köllner kurz darauf mit dem ersten Wechsel: Gebhardt ersetzte den sehr starken Niemann, der mit viel Applaus verabschiedet wurde und sich spätestens heute als ernstzunehmender Kandidat für die Stammaufstellung empfohlen haben dürfte. Braunschweig indes zunehmend ratlos, versuchte es immer wieder mit hohen, weiten Bällen nach vorne. Ein Mittelfeld existierte fast nicht mehr und so ergaben sich diverse Kontermöglichkeiten für 1860, die allesamt nicht konsequent genug ausgenutzt werden konnten. Zweikämpfe bestimmten zunehmend die Partie. Dennoch: 1860 ließ nichts zu und blieb aktiv und gefährlich. So war es letztlich Mölders, der sich erst den Ball im Duell erkämpfte, Lex vor den Kasten des BTSV schickte und nach dessen Querpass zum 4:1 einnetzte. Braunschweig war nun endgültig bedient, nicht aber Mölders, der sich kurz darauf erneut vor dem Kasten durchtankte und knapp am Pfosten scheiterte!

 

Kurz vor dem Ende erhielten Böhnlein und Owusu dann noch einen Kurzeinsatz, ersetzten Bekiroglu und Lex. Das Spiel war nun aber gelaufen und wenige Minuten später folgte der Abpfiff.

 

Was war das für ein Offensivfeuerwerk! Trainer Köllner konnte die letzten Wochen offenkundig hervorragend nutzen. Lediglich eine Unachtsamkeit leisteten sich die Löwen in einem Spiel, dessen Sieg nie gefährdet war. Zweikampfstark, selbstbewusst und kreativ zeigte sich das Team, welches sich vom Anschlusstreffer nicht beirren ließ.

 

Auch im achten Spiel in Folge bleibt 1860 ungeschlagen. Kann dieses Niveau von der jungen Mannschaft konstant gehalten werden? Wenn ja, dann dürften die Top 3 bald heißen Löwenatmen spüren! Nächste Woche geht es aber erst einmal zum FSV Zwickau. Mal sehen, ob Dressels rotes Schuhwerk da noch einmal zum Einsatz kommen wird! 🙂

 

Florian K.

PS: Videos vom heutigen Spieltag findet ihr auf unserem Youtube-Kanal sechzger_de