Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den VfL Osnabrück.

Daniel Scherning, Trainer des VFL Osnabrück wird vermutlich auch gegen den TSV 1860 das gewohnte System 4-3-3 (offensiv) wählen. Osnabrück zeigt im Aufbauspiel verschiedene Varianten die, egal ob mit gependeltem Außenverteidiger oder mit Dynamischer Dreierkette, bei der im Positionsspiel der Sechser zu den Innenverteidigern abkippt und beide Außenverteidiger nach vorne schieben, gespielt wird zunächst aus dem 4-3-3 ein 3-4-3 entstehen lassen.

Im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor, steht Osnabrück oft mit sieben, bisweilen auch mit acht, Spielern hoch am und im Strafraum des Gegners. Damit erzeugt der VFL Osnabrück extrem viel Druck auf die Box. Diesem gilt es standzuhalten und bei Ballgewinn schnell umzuschalten.

Bevor ich genauer auf die Spielweise des VFL eingehe die wichtigsten Statistiken.

Die statistischen Werte des VFL Osnabrück

  • Ballbesitz 58% (Platz zwei)

  • Passgenauigkeit 80%

  • Defensive Zweikampfquote 63% (Platz drei)

  • Flankengenauigkeit 33%

  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 7,18 (Platz zwei)

Das 4-3-3 des VfL Osnabrück

Bei Ballbesitz

Der VFL Osnabrück spielt das 4-3-3 offensiv bei eigenem Ballbesitz äußerst variabel und kann über die gesamte Breite des Platzes gefährlich nach vorne stoßen. Wo auch immer der Gegner Räume anbietet wird die Mannschaft von Daniel Scherning hineinstoßen. Es ist im letzten Drittel bei den Attacken der Niederschsen eine Tendenz in der häufigkeit der Angriffe zum rechten Flügel hin zu erkennen. Es wirkte für mich aber in den Spielen die ich gesehen habe so, als wäre Osnabrück auf dem linken Flügel etwas stärker. Ob die Sperre Simakallas (Linksaußen) wegen der fünften gelben Karte, das beeinträchtigt werden wir am Samstag sehen.

Weiterhin ist Osnabrück ein Team, das bisher in der Liga zweitmeisten Positionsangriffe zu Ende spielen konnte. Dabei setzte die Mannschaft von Trainer Scherning die drittmeisten Schüsse ab. Bei der Schussgenauigkeit allerdings schwächelt der VFL. Nur der MSV Duisburg bringt im Verhältnis – Schüsse/Schüsse aufs Tor – seltener den Ball so auf den Kasten, dass er auch hineingehen könnte. Der VFL schießt übrigens so oft wie kein anderes Team aus der zweiten Reihe.

Gegen den Ball

Wie sieht es bei Osnabrück im Spiel gegen den Ball aus? Wichtig ist immer zu sehen wie und wann verschiebt die Mannschaft das grundlegende System. Mit einem zentralen Mittelfeldspieler der meist als Box to Box Spieler fungiert und einem echten Sechser verschieben die Osnabrücker gegen den Ball, wenn das auf direkten Ballgewinn ausgelegte mannorientierte Pressing überspielt wird aus dem 4-3-3 zunächst in ein 4-4-2 und im eigenen letzten Drittel auf 4-5-1.

Diese Verschiebungen sind sehr laufintensiv. Osnabrück spielt es daher in die Karten, dass es die Möglichkeit gibt fünf mal zu Wechseln.

Die Osnabrücker spielen aggressiv gegen den Ball immer mit Fokus auf direkten Ballgewinn. Bei Ballgewinnen über abgefangene Pässe liegen die Niedersachsen knapp über dem Ligadurchschnitt.

Insgesamt ist die Intensität mit der Verteidigt wird trotz der offensiven Systematik bei Osnabrück sehr hoch. Deshalb ist die Defensive solange die Kraft beim VFL reicht schwer zu durchbrechen.

Der Knackpunkt

Wenn der TSV 1860 am Samstag auf den VFL Osnabrück trifft wird es für die Sechzger vor allem wichtig sein nach tiefem Ballgewinn schnell und direkt nach vorn zu spielen. Möglicherweise auch über den langen Ball. Die Art und Weise wie Osnabrück offensiv agiert lädt eine Mannschaft, die über schnelle, ballsichere Offensivspieler verfügt, nach Ballgewinn sehr stark zum Kontern ein.

Stärken und Schwächen des 4-3-3

Die Stärken des 4-3-3

Im Offensivspiel kann eine Mannschaft die ein 4-3-3 praktiziert sehr Variabel auftreten, durch die drei Stürmer wird Stress für die Abwehr des Gegners ausgelöst. Das rührt daher, dass durch die Variabilität die mit drei Spitzen hergestellt wird in Puncto Breite oder Enge des Spiels, und dem Wechselspiel beider Varianten die Angreifer schwer ausrechenbar sind, somit können in jedem Spielzug andere Laufwege zum tragen kommen. Dadurch überlagern sich manchmal die im Raum zu verteidigenden Schnittstellen, wodurch eine Überzahl für die Angreifer bei kreuzenden Stürmern entstehen kann.

Wenn die Mannschaft die 4-3-3 spielt obendrein auf Ballbesitzfußball mit hohem Pressing gegen den Ball setzt, ist die Chance für sie andauernden Druck auf den Strafraum bzw. das Tor des Gegners auszuüben sehr hoch.

Dadurch, dass die beiden Außenstürmer mit relativ wenig Energieleistung zwischen Sturm und Mittelfeld pendeln können ist auch eine gute Anpassung an das Spielsystem des Gegners möglich. Es kann gegen den Ball leicht eine Überzahl generiert werden, die für den Gegner wenn die Räume gut verteidigt werden zu Ballverlusten führen kann. Dafür müssen beide Außenstürmer gegen den Ball konsequent nach hinten mitarbeiten.

Mit drei Stürmern geht vom 4-3-3 obendrein eine hohe Gefahr für Kontergegenstöße im Umschaltspiel aus. Die Sturmreihe wird, auch wenn sich die Außenstürmer in der Rückwärtsbewegung ins Mittelfeld haben fallen lassen, schnell wieder besetzt sein, da der Außenstürmer vom Anforderungsprofil ein sehr schneller Spieler ist.

Schwächen des 4-3-3

Wenn der Gegner schnell spielt entstehen Lücken im Raum, die dann durch entstehende Überzahl ausgenutzt werden können.

Im Defensivspiel gegen Positionsangriffe sind die Halbräume und/oder Außenbahnen eine Schwäche des 4-3-3, da diese mit nur drei Mittelfeldspielern, ohne Unterstützung der Außenstürmer nie vollständig zugestellt werden können.

Auch gegen diagonales Spiel (Seitenwechsel) ist das System wenn die Defensivunterstüzung durch die Außenstürmer nicht konsequent geboten wird anfällig, da in diesem Fall im Mittelfeld um beide Flanken abzudecken ein Spieler abgeht.

Die Schlüsselspieler

Torhüter Phillip Kühn (#22) ist momentan den statistischen Werten nach der drittbeste Keeper in der dritten Liga. Er hat starke Reflexe, ist auch im eins gegen eins ein sicherer Rückhalt, konnte bisher acht mal die Null halten. Die Osnabrücker Defensive, die nur wenige Schüsse zulässt, macht ihm das Leben in seinem Kasten allerdings auch leicht.

Maurice Trapp (#18) in der Innenverteidigung gewinnt drei Viertel seiner Zweikämpfe gegen den Ball. Im Spielaufbau ist er Passsicher. Eine leichte Schwäche ist bei ihm in der Luft zu erkennen. Für einen Innenverteidiger lässt seine Quote bei Kopfballduellen mit 49% etwas zu wünschen übrig.

Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Taffertshofer spielt nun Sven Köhler (#6) auf der Position des Sechsers. Seine Rolle dort variiert von Spiel zu Spiel. Osnabrück Spielt gerne mit der sogenannten Dynamischen Dreierkette. In diesem Fall kippt er im Spielaufbau aus dem Defensiven Mittelfeld nach hinten ab. Ob mit gependeltem Außenverteidiger, oder mit dynamischer Dreierkette, ihm obliegt meist die Aufgabe die Angriffe des VFL einzuleiten.

Sebastian Klaas (#26) zählt zu den Top fünf Drittligaspielern im zentralen Mittelfeld. Dribbelstark, Torgefährlich, trotzdem mit gutem Auge für den Mitspieler ist er gestaltende Herzstück der Osnabrücker Mannschaft.

Mittelstürmer Marc Heider (#20) ist mit bisher zehn Treffern der beste Schütze in den Reihen der Niedersachsen. Zudem hat er als Vorlagengeber zehn weitere direkte Torbeteiligungen vorzuweisen. Er ist sehr Kopfballstark. Ihn unter Kontrolle zu halten wird schwer, aber eine der wichtigsten Aufgaben für die Abwehrreihe des TSV 1860.

Fazit

Es steht uns mit dem Duell TSV 1860 – VfL Osnabrück ein extrem wichtiges Spiel, in einem wie vom Trainer gefordert, hoffentlich, frenetischen Sechzgerstadion, bevor. Dass der Linksaußen des Simakalla gegen die Löwen gelbgesperrt fehlen wird ist sicherlich kein Nachteil für den TSV 1860 München.

Wie schon oft an dieser Stelle geschrieben, bin ich der Meinung, dass die Mannschaft von Michael Köllner mit der richtigen Einstellung und voller Konzentration absolut in der Lage ist jeden Gegner in dieser Liga zu besiegen. Auch für den morgigen Karsamstag ist das in meinen Augen so.

Mit dem Rückenwind aus dem zwar glücklichen aber verdienten Sieg gegen den SC Freiburg II und dem mittlerweile wiedergefundenen Anschluss nach oben, dürfen sich die Löwen nicht ins Bockhorn jagen lassen und müssen als kompakte Einheit mit Selbstvertrauen ins Spiel gehen, dann funktioniert das auch gegen den VfL Osnabrück.

Ein Sieg gegen die Niedersachsen wäre ein Riesenschritt nach vorne für alle Ziele die man noch auf dem Zettel hat. Nach wie vor sind die Aufstiegsplätze in Reichweite, der vierte Platz, der zur Pokalteilnahme berechtigt, kann gefestigt werden.

Unser Trainer wird die Mannschaft mit dem richtigen Matchplan ins Rennen schicken. Alle Spieler müssen natürlich maximalen Einsatz zeigen und auch die Konzentration über 90 Minuten hoch halten. Wenn diese Faktoren stimmen wird der TSV 1860 gegen Osnabrück erfolgreich sein können.

Es wird ein packendes Spiel werden in beide Teams Chancen haben werden. Hoffen wir auf das bessere Ende für unseren TSV 1860 München.

So könnte der VfL Osnabrück beginnen

Datenquelle: Wyscout

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HJoerg

Sehr schöne Analyse, aber schon gegen Verl hat das System des VFL gewaltig gestolpert, wir müssen auf jeden Fall ein 0:1 vermeiden, daß käme gerade den Osnabrücker Defensivstrategen zu pass, ein 4-5-1 für den Rest des Spieles wäre die Folge. Wir müssten ein 4 – 1 – 3- 2 Spielen, um den Gegner ständig unter Druck zu stellen, Verl hat bis zum für Sie bitteren Ende die Schwächen aufgezeigt. Ich lehnt mich mal aus dem Fenster 3:0 für uns !0