Über die Schweigeminute bzw. die Gedenkminute am Sonntag bei 1860 – Magdeburg ist ja schon einiges geschrieben worden. Faszinieren vor allem, wenn man die Diskussionen im Internet mit einem Tag Abstand verfolgt, dass da scheinbar einige im Stadion dabei waren, die noch während dem Spiel (!) via sozialen Netzwerken nachgefragt haben, von wo die Rufe genau kamen – als würde es irgendeine Rolle spielen, wo genau jetzt die (der Lautstärke nach nicht einmal eine Handvoll) Leute „Merkel muss weg“ (schön zu hören in der Aufnahme des bayerischen Rundfunks) skandierte:

Eine gezielte Störung war es weder von der Löwenkurve, noch von der Stehhalle oder von der Magdeburger Kurve, auch dort hat der Vorsänger für Ruhe gesorgt. Der Rest ist bekannt: die Störung wird mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert, anschließend ruft das Stadion „Nazis raus“. Alles soweit bekannt und gut.

1860 – Magdeburg – Schweigeminute & Nazis raus

Während des Spieles waren dann scheinbar viele Löwen – vor allen in der Stehhalle – damit beschäftigt, den Gästeblock zu beobachten, der einen sehr guten Support hinlegte. Ja, das dĂĽrfte definitiv einer der besseren Auftritte von Gästefans im Sechzgerstadion gewesen sein – wobei der Auswärtslöwe hier nicht neidisch sein muss: Ist das Hinspiel schon wirklich so lange her, dass es alle vergessen haben?

Wir waren u.a. mit einem Sonderzug vor Ort. Wir haben eine 5:1-Klatsche bekommen – und der Löwenblock hat trotzdem Gas gegeben: Sowohl vor und während dem Spiel

Löwen-Fans supporten in Magdeburg

…als auch nach dem Spiel, als die Kurve für die Mannschaft die in die Kurve kam den Sechzgermarsch gesungen hat – Gänsehaut:

Löwenfans singen für die Mannschaft nach 1:5 den Sechzgermarsch

Was die Löwen auswärts angeht, so müssen wir sicherlich zu niemandem neidisch aufblicken. Aber was die Heimspiele angeht, so wird das leider zusehends schlechter: Wir reden hier nicht von der Westkurve, die fast durchgehend Vollgas gibt (und leider noch nicht überdacht ist – sollte das mal der Fall sein, wird sie ohnehin das ganze Stadion mitziehen):

Aber in der Stehhalle scheint es immer öfters so, als hätte der Löwe während des Spiels besseres zu tun als die Mannschaft zu unterstützen: Aus den oberen Reihen hat man dann doch einen schönen Überblick und sieht Leute, die sich

– via Handy Konferenzen von anderen Stadien anschauen
– Instagram-Stories machen und checken
– die blauen Facebook-Seiten leuchten einem ohnehin ständig entgegen – man muss ja während dem Spiel bereits das Spiel online kommentieren
– kurz-Videos via Whatsapp verschicken
– die Kicker-Live-Tabelle anschauen, als wäre es schon das Herzschlagfinale beim letzten Spieltag
– Spiele spielen oder Tindern…

Nichts, was es nicht gibt: Das Suchtpotential der Handies ist inzwischen so groĂź, dass es kaum einer schafft das ScheiĂź-Ding wenigstens nur fĂĽr 45 Minuten nicht in die Hand zu nehmen.

In der Stehhalle befinden sich größtenteils Leute, die Aufgrund ihres Alters nicht mehr Nonstop stehen, singen, im Takt hüpfen, hinter Schwenkfahnen und sich heiser brüllen wollen – den Verfasser dieser Zeilen schließt das mit ein.

Aber ein paar mal pro Spiel sollten wir dann doch noch den berĂĽhmten Sechzger-Roar hinbekommen, gerade wenn es der Spielverlauf hergibt bzw. erfordert.

Die Jungs auf dem Rasen, aber auch die in der Kurve und unsere gesamte Fanszene haben es verdient. Damit wir auch daheim nicht neidisch nach Magdeburg schielen mĂĽssen. Durch eine Diskussion auf Facebook ist noch kein Spiel gewonnen worden – durch den Hexenkessel Sechzgerstadion schon.

Der akustische Vorteil Dach, aber auch genug Löwen mit Stimme und Herz wären doch vorhanden. Sie müssen sich dessen nur wieder bewusst werden.

Dann gibt es hinterher keine Diskussion darüber, wer wann was gestört hat oder welche Kurve sich wie präsentiert hat: Dann schicken wir sie nämlich Stimmungstechnisch einfach nach Hause. Alle.