1860 weiter im Kreis der Aufstiegsaspiranten

Die Löwen sind laut Michael Köllner noch immer gut im Rennen um den Aufstieg zur 2. Bundesliga. In der Presserunde am Rande des Trainings sagte er am Montag dazu:

Wir sind in der Gemengenlage in einer guten Situation – auch wenn wir es selbst nicht mehr in der Hand haben. Mit einem Schnitt von zwei Punkten pro Spiel steigst du hundertprozentig auf. Wir haben seit dem Dortmund-Spiel einen Schnitt von 2,1 und spielen seit Monaten extrem konstant. Wir sind punktgleich mit Mannheim. Denen rechnet jeder noch den Aufstieg zu. Wir brauchen Siege, keine Frage, die braucht aber auch Braunschweig, die ein Spiel mehr haben, als wir.  Wenn wir so trainieren, wie in der Woche davor und die Spieler sich ihre Hartnäckigkeit bewahren, dann haben wir eine gute Chance, am Sonntag in Freiburg zu gewinnen.

Sinnhaftigkeit einer Aufstiegsprämie

Wir wissen: Am Ende des Tages geht es immer um’s Geld. Und daher stellt sich dem einen oder anderen Fan in dieser Phase der Saison die Frage: Sorgt das Ausloben einer Aufstiegsprämie für zusätzliche Motivation bei Spielern?
Eine klare Meinung dazu vertritt der bei sechzger.de schon kürzlich herangezogene Sportpsychologe Professor Rene Paasch, selbst Inhaber der UEFA B-Lizenz und mit mehrjähriger Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Profi- und Amateurvereinen ausgestattet sowie psychologischer Betreuer zahlreicher Kicker. In einem Artikel für das Fachportal die-sportpsychologen.de macht sich Paasch – vereinfacht ausgedrückt – mehr für Motivation durch den Spieler selbst stark. Die positiven Erlebnisse während der Ausübung des Sports, also die positiven emotionalen Momente im Spiel und direkt daran im Anschluss mit den Fans in der Kurve, hält er für motivierender als man es mit Anreizen wie zusätzlichen Prämien von außen erreichen kann. Paasch hält die extrinsische Motivation in Form von Sieg-, Aufstiegs- oder Nichtabstiegsprämien für überschätzt, teilweise könnten diese Anreize sich sogar negativ auswirken: „Belohnungen im Profi-Fußball haben nur eine kurzfristige Wirkung. Sie müssen regelmäßig erneuert oder verändert werden, um weiterhin für Treibstoff zu sorgen. Das kann speziell Trainern*innen viel Kraft und Energie kosten“, so der Experte.

Kannibalisierungseffekte von Motivation

Im weiteren spricht Paasch von Kannibalisierungseffekten: „Des Weiteren kann die extrinsische Motivation bewirken, dass die intrinsische Motivation der Spieler*innen auf Dauer nachlässt: Leistungen, die von Ihnen zuvor freiwillig und um ihrer selbst Willen getätigt wurden, werden nun als Mittel zum Zweck angesehen (bspw. das Erlangen von Leistungsprämie im DFB-Pokal).“

Ganz ohne Prämie geht es dann aber auch nicht

Zum Schluss gibt der Psychologe uns Fussballverrückten noch einen Rat mit auf den Weg: „Auch wenn es heldenhafter wirkt für alle Fußballfans, wenn man seinen Sport aus echtem Interesse und Spaß an der Sache erledigt, anstatt nur unter prämierte Leistung, dürfen wir die extrinsische Motivation nicht von vornherein verteufeln. Sie hat eine wichtige kurzfristige Funktion und ein breites Anwendungsgebiet im Leistungsfußball.“
Irgendwie geht es also wohl doch nicht ganz ohne Prämien.

Fragt man sich – für unseren Lieblingverein – wie viele Spieler für die laufende Spielzeit wohl eine entsprechende Klausel mit einer vereinbarten Aufstiegsprämie im Vertrag stehen haben. Oder muss der Spielerrat unter Kapitän Lex noch einmal das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen? – Dies dann wohl erst, wenn man demnächst mindestens Platz drei der 3. Liga erreicht hat. Michael Köllner glaubt auf jeden Fall daran.

Der gesamte Artikel von Rene Paasch ist zu lesen unter Motivation im Profi-Sport: Wie Prämien die Performance stören können.


Abschließend noch ein Spoileralarm:
Professor Paasch hat sechzger.de kürzlich ein ausführliches Interview gegeben. Dabei gewährte er uns spannende und durchaus auch unterhaltsame Einblicke in die Sportpsychologie an sich. Aber auch zu Fragen von Ritualen im Sport, über den idealen  Führungsspieler oder was er aus sportpsychologischer Sicht von Michael Köllner hält, ging der Experte ein. Die interessantesten Passagen des Gesprächs könnt Ihr in Kürze exklusiv auf sechzger.de lesen.

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Kassenwart

Damals unter Biero in der 4. Liga hatte es ja auch eine Prämie gegeben – es waren wohl 50.000 Euro damals.

Ein toller Zug war übrigens, dass die Spitzenverdiener zu Gunsten der schlecht bezahlten Reservisten auf die Prämie verzichteten. Toller Mannschaftsgeist!

Berichtet hatte damals Liga-3-online :

https://www.liga3-online.de/bericht-1860-spieler-verteilen-aufstiegspraemie-an-reservisten/

Dieses Mal würde die wohl deutlich höher ausfallen. Mein Tipp geht eher so in Richtung Faktor 5

Weiß jemand, ob die anderen oben auch Prämien ausgelobt haben und wurde vielleicht irgendwo schon kolportiert, wie hoch die bei denen jeweils ist?

Last edited 2 Jahre zuvor by Kassenwart
juergen

50k € für die ganze Mannschaft?

Kassenwart

ja, so war das in Liga 4 – laut damaligem Bericht

WilkinsMicawber

Meinst du wirklich, dass wir ungefähr 25 mal eine Viertelmillion an Prämie auszahlen würden/könnten? Das wäre schon ein sehr, sehr ordentlicher Betrag…

Aber du, lieber Kassenwart, ich wollte dich auch was anderes fragen. Weil du dich mit den Zahlen auskennst, fänd’ ich folgende Themenkomplexe interessant:

1) Profitabilität 3. Liga
2) Fernsehgelder 2. Liga

Hängen beide bisschen zusammen. Aber ganz simpel gesprochen: wie kann man argumentieren, dass die 3. Liga nicht profitabel sei? Es heißt, es müsse mehr Fernsehgeld her – ich würde behaupten, das Fernsehgeld ist marktkonform: viel mehr Geld bringt die Übertragung der 3. Liga halt nicht ein.
Und wenn das die Fernsehgelder sind – dann müssen halt entsprechend die Gehälter sinken. Wenn ich 2.000 Euro Gehalt habe, kann ich mir halt keine Wohnung für 1.500 leisten. Habe ich weniger Fernseheinnahmen, müssen halt die Gehälter sinken.
Würden alle Drittligisten ihre Gehälter um 30% senken, so würde sich die Profitabiltät schnell steigern lassen.
Und was wollen die Spieler machen? Wenn alle Vereine weniger zahlen, können sie ja nicht zu einem besseren Angebot wechseln. So viel Platz ist in der 2. Liga nicht. Bliebe nur das Ausland – oder sie verzichten einfach.
Klar, müssten halt Vereine mitziehen. Und Lautern würde sich ins Fäustchen lachen und jedem guten Spieler mehr Geld bieten, damit sie aufsteigen. Dann machen’s die anderen auch und wir sind wieder da, wo wir sind.
Aber ist es echt nur diese Dynamik, dass die Profitabilität zu niedrig ist?

Und mit Blick auf die 2. Liga. Andere Blogs schwadronieren mit riesiger Begeisterung von “mindestens sechs Millionen Euro Fernsehgeld in Liga 2”. Ja, prima. Du hättest den Betrag schon auf die Aufstiegsprämie verplant. Und unabhängig davon steigen ja die Gehälter auch entsprechend. Haben wir jetzt einen Spieleretat von 5 Millionen, sind es dann halt 12. Bissl mehr Sponsorengelder – aber ich sehe nicht, wo man da dann reich wird.

So ein bisschen meine Gedanken – ein Kassenwart-Artikel, der das mit substanziellen Zahlen untermauert, wäre eine feine Sache! 🙂

In jedem Fall aber Danke für deine Beiträge hier – sehr lesenswert und bereichernd!

Es grüßt

Wilkins

Kassenwart

??? Es waren doch nicht 50.000 Euro pro Spieler sondern für die Mannschaft insgesamt. Und jetzt wären es dann halt 250.000 Euro (rund 10.000 pro Spieler). Ich halte das schon für realistisch und eher schon als untere Grenze.

WilkinsMicawber

Das klingt viel sinniger jetzt! 🙂