308 Pflichtspiele absolvierte Rekordlöwe Harald Cerny für den TSV 1860. Im Interview mit transfermarkt.de lässt Cerny seine Zeit bei Münchens großer Liebe Revue passieren und erzählt auch die ein oder andere Anekdote aus dem Trainingslager unter Werner Lorant.

Erst bei den Roten, dann Rekordlöwe

Harald Cerny hatte sicher nicht den einfachsten Start bei den Löwen. Ausgerechnet in der Seitenstraße hatte der Österreicher seine fußballerische Ausbildung genossen, ehe er in der Winterpause 1995/96 über die Zwischenstationen Admira Wacker und FC Tirol Innsbruck beim TSV 1860 landete. Dort erbte er die Nummer 13 von Publikumsliebling Guido Erhard und sollte sie erst mit seinem Karriereende im Jahr 2007 wieder abgeben.

Noch heute schwärmt Cerny, wenn er über seine aktive Zeit bei den Löwen spricht:

“Jeder innerhalb der Mannschaft, innerhalb des Vereins, wusste, welche Aufgabe er hat und dementsprechend waren wir so erfolgreich. Man kann sagen, wir waren ein verschworener Haufen.”

Harald Cerny im Interview

Auch Werner Lorant hinterließ einen bleibenden Eindruck. Während Cerny sich von der menschlichen Seite des Trainers begeistert zeigt (“…hatte für die Spieler ein offenes Ohr, unter vier Augen konnte man mit ihm über Probleme sprechen.”), blieben diverse Trainingslager in weniger positiver Erinnerung:

“Grundsätzlich gehörte Kotzen in einem Trainingslager dazu. Aus meiner Sicht war aber nicht das normale Trainingslager das Schlimmste, sondern das Lauftrainingslager, welches wir vor dem normalen Trainingslager immer in der Toskana absolviert haben. Morgens und abends durften wir zwölf Kilometer laufen, Werner Lorant radelte nebenbei mit und hatte immer einen Spruch auf den Lippen. So etwas wie Pulsuhren gab es nicht. Es wurde so lange gelaufen, bis der Trainer abpfiff. Am Abend tat uns alles weh, da hatten wir gar keine Kraft mehr zu fluchen.”

Die heutigen Profis dürften froh sein, dass solche Maßnahmen nicht mehr an der Tagesordnung sind…

“Häßler war demütig und bodenständig”

Doch nicht nur mit Werner Lorant verbindet Harald Cerny Erinnerungen, sondern auch mit einigen Ex-Kollegen auf dem Spielfeld. So schwärmt der Österreicher beispielsweise von Thomas Häßler:

“Wenn ein ehemaliger Weltmeister in eine Mannschaft kommt, denkt man sofort, da kommt jemand mit Starallüren. Icke war das komplette Gegenteil. Trotz seiner Weltkarriere war er demütig, bodenständig, halt einer von uns. Sportlich braucht man über ihn nichts sagen. Der konnte Bälle spielen, die konnte keiner spielen.”

Doch auch Piotr Nowak hat den ehemaligen österreichischen Nationalspieler nachhaltig beeindruckt.

“Piotr war für mich ein ähnlicher Schlüsselspieler wie Icke Häßler, hätte eigentlich von seinen Fähigkeiten her bei einem wirklichen Top-Klub spielen müssen.”

Wechsel ins Ausland für die Löwen ausgeschlagen

Mit dem TSV 1860 verbindet Cerny, der aktuell als Scout für den 1. FC Köln tätig ist, eine gute Zeit und bereut es folglich keineswegs, den Löwen als Spieler die Treue gehalten zu haben.

“Ich hätte nach England gehen können, auch Fenerbahce wollte mich verpflichten. Aber in den Gesprächen habe ich gemerkt, mein Herz hängt am TSV. Der Verein, aber auch ich wussten, was wir aneinander hatten. Zudem haben wir uns als Familie extrem wohlgefühlt in München und deshalb bin ich all die Jahre geblieben. Im Nachhinein war das die absolut richtige Entscheidung.”

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