In einer Woche ist es soweit. Die ominöse Beschlussvorlage schafft es endlich in den Sportausschuss der Stadt München. Doch vor allem die Kosten, die für ein umgebautes Grünwalder Stadion nötig sind, lassen hinter der Realisierung durchaus noch ein großes Fragezeichen stehen.
Vier verschiedene Varianten in der Beschlussvorlage
Mittlerweile ist die Tagesordnung für den öffentlichen Teil des Sportausschusses am 30.März einsehbar. Sie enthält lediglich einen Punkt, der es allerdings in sich hat. Thema ist die mögliche Ertüchtigung vom Grünwalder Stadion auf 18.105 Plätze sowie die weiteren Varianten mit den zugehörigen Kosten. Angestrebt wird die teuerste Variante, die für alle Parteien den größten Mehrwert bietet. Entstehen würde dabei ein vollumfänglich überdachtes Stadion mit VIP-Logen, neuer Flutlichtanlage und umgestalteten Tribünenbereichen. Die Komplettüberdachung ist einerseits Voraussetzung für die Zulassung einer Spielstätte in der 2.Bundesliga, andererseits wird damit der bestmögliche Lärmschutz für die Anwohner erreicht.
77 Millionen Euro sollen für diese Variante fällig werden – eine große Summe. “80 Millionen Euro für 3.000 Plätze mehr” heißt es oft – doch hier ist ein genauerer Blick auf die verschiedenen Varianten notwendig. Die erste zeigt dabei allein die Kosten auf, die erforderlich wären, um das Stadion weiterhin in der 3.Liga als Spielstätte melden zu können. Für diese Maßnahmen, die in jedem Fall erforderlich sind, fallen alleine schon 20 Mio. € an. Diese müssen bei jeder der folgenden Optionen hinzugerechnet werden.
Bei dem sogenannten Grundansatz bleibt es bei einer Kapazität von 15.000 Zuschauern, das Grünwalder Stadion wäre in diesem Szenario mit zusätzlichen Kosten von 37 Mio. € zweitligatauglich. Dazu sind die folgenden Maßnahmen erforderlich:
Der Grundansatz beinhaltete die Überdachung der Westkurve, die Ergänzung der
Gegengeraden mit Hospitalityebenen, eine Überdachung und einen neuen Oberrang in der
Osttribüne sowie die Integration des Block Q (VIP-Raum) in den Neubau einer
bestandsorientierten Haupttribüne.
Die Kosten für die zusätzlichen 3.105 Sitzplätze beim Grünwalder Stadion
Eine weitere Möglichkeit stellt der Erweiterungsansatz dar, wie er im Vorbescheid 2019 bereits enthalten war. 52 Millionen Euro wären notwendig, um diesen umzusetzen. Dieser beinhaltet dann die Kapazitätserhöhung auf 18.105 Zuschauer. Die tatsächlichen Kosten für rund 3.000 zusätzliche Zuschauer liegen also in der Theorie bei 15 Mio. €. Weitere fünf Millionen würde ein komplett geschlossenes Dach kosten (4.Variante). Noch ist diese Möglichkeit nicht baurechtlich abgeklärt, doch die Lärmemissionen würden hierbei noch einmal signifikant sinken. Daher wird in der Beschlussvorlage davon ausgegangen, dass die bevorzugte Variante genehmigungsfähig ist. Insgesamt kommt man damit auf die bereits oben genannten 77 Millionen Euro.
Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang noch, dass die Kosten zum einen bisher lediglich auf einer Schätzung beruhen und zum anderen ein Risikoaufschlag von 25% enthalten ist. Steigende Lohn- oder Materialkosten bis zur tatsächlichen Umsetzung sind hier beispielsweise zu nennen, die zu mehr Kosten beim Grünwalder Stadion führen könnten.
Stadtkämmerei: Finanzierbarkeit nicht sichergestellt
Auch enthält die Beschlussvorlage in der Folge einen Vergleich mit bereits realisierten Stadionprojekten in Deutschland. Als Vergleichswerte dienen die folgenden Städte:
Essen | Halle | Zwickau |
Paderborn | Wiesbaden | Heidenheim |
Magdeburg | Offenbach | Ingolstadt |
Erfurt | Chemnitz | Regensburg |
Verglichen wurden in diesem Zusammenhang die durchschnittlichen Baukosten je Sitzplatz. Es handelt sich hierbei um Neu- und Umbauten. Mit einer Bandbreite von 3.360€ (Wiesbaden) bis 6.490€ (Essen) liegt das Grünwalder Stadion mit Kosten von rund 5.720€ pro Sitzplatz in diesem Bereich. Berücksichtigt man die obige Berechnung, käme man sogar auf einen Wert von 4.831€. Die Beschlussvorlage kommt zu dem Schluss, dass diese Zahlen bezogen auf das Sechzgerstadion als “wirtschaftlich angemessen einzustufen” sind.
Doch nicht nur das insgesamt 20-seitige Dokument liegt der Redaktion von sechzger.de mittlerweile vor, sondern auch die Anlage 2 zu der Beschlussvorlage. Diese hat es auf nur einer Seite durchaus in sich. In zwei Absätzen nimmt die Stadtkämmerei der Stadt München Stellung zu der Vorlage. Zum einen wird dabei möglichst eine Amortisierungsmiete angestrebt. Das würde bedeuten, dass die Mieter in einem noch festzulegenden Zeitraum alle entstehenden Kosten in Form von Miete zurückzahlen müssten. Denkbar wäre darüber hinaus noch die Erhebung einer marktüblichen Miete, die laut Verena Dietl auch angestrebt wird. Vor dem Hintergrund, dass bereits die aktuelle Miete von den Verantwortlichen beim TSV 1860 als zu hoch eingestuft wird, dürfte dies einer der ganz großen Knackpunkte werden.
Scheitert der Umbau Grünwalder Stadion an den Kosten?
Noch kritischer wirken dann die folgenden Sätze, die sich mit der Finanzierbarkeit befassen. Hierzu nimmt die Stadtkämmerei wie folgt Stellung:
Aus der Beschlussvorlage ergeben sich aktuell noch keine direkten Auswirkungen auf die nachfolgenden Haushaltsplanungen. Aber in Anbetracht der weiteren angespannten und schwer einschätzbaren Haushaltslage, gerade im mittelfristigen Finanzplanungszeitraum, sowie unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen und damit verbundenen Auswirkungen auch auf den städtischen Haushalt ist eine mögliche Finanzierbarkeit des Vorhabens derzeit nicht sichergestellt. Die Finanzierung muss zu gegebener Zeit bei Vorliegen der konkreten Zahlen und unter Berücksichtigung sowie Priorisierung weiterer notwendiger städtischer Investitionen gesondert geprüft werden.
Sollte der Sportausschuss also wie geplant der Beschlussvorlage zustimmen, dürfte das gerade einmal den dringend benötigten Startschuss für die Umbaumaßnahmen bedeuten. Ob die Stadt den Kosten für das Grünwalder Stadion dann zustimmt und ob man sich mit dem TSV 1860 München auf eine Miete einigen kann, bleibt weiterhin mehr als fraglich.
Einig ist man sich bei der Stadt seit dem heutigen Tag bereits in Sachen Olympiastadion. Das Dach wird wie angekündigt für über 80 Millionen Euro saniert, der Stadtrats hat den Antrag in der heutigen Vollversammlung beschlossen.
Ohne ein explizites Wissen in Baufinanzierung, Planung und Machmachkeitsstudie, bezweifele ich die Sinnhaftigkeit, eines Umbaus des 60erstadions auf ca 19000 Zuschauer. Das Ziel der Löwen ist ja weiterhin der Aufstieg in die 1. Bundesliga, der mit einem Fassungsvermögen genannter Art illusorisch bleiben wird. Legt der Verein sich heute längerfristig auf die geplante Umbaumassnahme fest, wäre das das Ende jeglicher weiterführender sportlichen Ambitionen.
Nö, das ist keineswegs das Ende jeglicher sportlicher Ambitionen. Sondern ein sinnvoller und notwendiger Zwischenschritt.
Naja, klar, nach der 1. BL (für die es locker reicht) wird es eng, das GWS international zu nutzen, aber das überlegen wir uns nach der deutschen Meisterschaft 😉
Danke für den informativen Artikel, vor allem die Klarstellung was die 3000 zusätzlichen Plätze eigentlich kosten. Ich persönlich hätte ja auf 25000 erweitert, aber das ist ja so nicht möglich.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube am Dach!
Ausserdem gilt:
Sechzig München gibt’s nur in Giesing!
60 gibts auch im Oly.
Aber halt in uninteressant.
Das ist aber nicht zweitligatauglich…..
Müsste das Olympiastadion für eine 2. oder sogar 1. Ligatauglichkeit nicht auch komplett überdacht werden, damit fällt dieses Stadion dann definitiv raus, weil es hier niemals eine komplette Überdachung geben wird!?