Nach der unnötigen Niederlage in Mannheim sind die Löwen endgültig auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Der Blick geht nach unten und es müssen dringend Punkte her, doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Am morgigen Samstag wird es sicher nicht einfacher, denn der aktuell schon auf 11 Punkte enteilte Tabellenführer kommt nach München. Die Löwen empfangen an Allerheiligen den Fußballclub Energie Cottbus e.V.!
Aktuelles – die Ausgangssituation
Eigentlich ist die zweite Saison immer die schwerste für einen Aufsteiger. Man hat im Aufstiegsjahr überperformt und die Klasse gehalten, nachdem man den erfolgreichen Stamm der Aufstiegshelden zusammengehalten hatte. Im zweiten Jahr wechseln einige Leistungsträger zur zahlungskräftigen Konkurrenz, die Gegner unterschätzen einen nicht mehr und dann heißt es zittern. Nicht so in der Lausitz! Energie steht schon wieder an der Tabellenspitze und hat nach dem letzten Wochenende Duisburg als Ligaprimus abgelöst. Aktuell stehen beim FCE 26 Punkte bei einer Bilanz von 8-2-2 zu Buche. Das Torverhältnis beträgt 30:18, womit die Mannen von Claus-Dieter Wollitz die beste Offensive der Liga stellen, aber auch defensiv in der oberen Hälfte spielen.
In der Liga ist man seit fünf Spielen ungeschlagen, wobei die letzten Siege aber knapp ausfielen (2:1 gg Ulm, 4:3 gg Havelse). Während man am Dienstag gegen das Konstrukt aus der sächsischen Metropole ausschied, ist man im Länderpokal immer noch dabei. Wettbewerbsübergreifend hat hat man in den letzten zwei Monaten nur zwei Spiele verloren! Besser in Form als Cottbus aktuell kann man fast nicht sein!
Kader & Transfers
Nachdem man sich nach dem Aufstieg noch auf dem Transfermarkt zurückgehalten hatte, gab es in diesem Jahr auch in Cottbus eine typische Drittliga-Wechselperiode in der 15 Abgänge 17 Neuzugängen gegenüberstehen.
Abgänge
Auf der Abgangsseite stechen mit Maximilian Krauß (28, OM, Rostock) und Niko Bretschneider (25, LV, Saarbrücken) zwei Leistungsträger heraus, während der Rest der Wechsel in die Regionalliga oder Vereinslosigkeit ging. Interessant ist hierbei Filip Kusic (29, IV), der letztes Jahr noch zum Stammpersonal gehörte und bei den Löwen gehandelt wurde, nun aber keine Anstellung hat. Insgesamt wirkt dieses Gebaren wie eine Grunderneuerung des Kaders in der Breite, um auch weiterhin im Profifußball bestehen zu können.
Zugänge
Bei den Zugängen wurde trotz fehlender Transfereinnahmen einmal Geld in die Hand genommen. 75 000€ überwiesen die Lausitzer für Nyamekye Awortwie-Grant (24, IV) an die Stuttgarter Kickers. Weiters kamen für die linke Defensivseite mit Anderson Lucoqui (28) von 1860 und Leon Guwara (29) aus Ingolstadt zwei Spieler aus der dritten Liga. Aus der 2. Bundesliga wurden drei Talente ausgeliehen: Lukas Michelbrink (20, ZM) kam von der Hertha, King Manu (21, IV) gehört eigentlich Düsseldorf verbrachte aber die letzte Saison in Rostock und Dennis Duah (21, IV) wurde von Dynamo Dresden geholt. Die restlichen Neuerwerbungen stammen aus der Regionalliga oder vom Arbeitsmarkt. Hier möchte ich exemplarisch Marius Funk (29) nennen, der nach der schweren Verletzung von Stammtorhüter Elias Bethke verpflichtet wurde und nun mit einem Notenschnitt von 2,44 “Klassenbester” ist.
Bestand
Die Leistungsträger finden sich aber noch immer hauptsächlich im Bestandskader. Tolcay Cigerci (30, OM) spielt schon wieder eine überragende Saison mit bisher 15 Scorerpunkten und Erik Engelhardt (27, MS) trifft auch zuverlässig. Außerdem besteht in der Zentrale mit Kapitän Axel Borgmann (31, ZM) und Dominik Pelikan (29, DM), sowie Rechtsverteidiger Henry Rosig (25) ein eingespielter Kern der die Mannschaft trägt und noch immer zum unangefochtenen Stammpersonal gehört.
Löwenpower: Anderson Lucoqui; Merveille Biankadi
Vereinsgeschichte
Das offizielle Gründungsdatum von Energie Cottbus ist der 31. Jänner 1966. Eigentlich begann die Geschichte aber schon etwas früher. 1963 wurde die Mannschaft des SC Aktivist Brüske-Senftenberg nach dem Oberligaabstieg nach Cottbus delegiert. Dort wurde diese dem SC Cottbus angegliedert, dem auch noch die Mannschaft der BSG Lokomotive Cottbus untergeordnet wurde. 1966 wurde dann schließlich die Fußballabteilung aus dem SC ausgegliedert und in die BSG Energie Cottbus überführt.
In der DDR war die BSG meistens in der zweitklassigen DDR-Liga zuhause. Einige Male konnte man den Aufstieg feiern, nur um prompt wieder abzusteigen. Erst 1989 konnte man zum ersten Mal den Klassenerhalt feiern. Die folgende Euphorie trug Energie in der nächsten Saison auf Platz 7, welcher zur Teilnahme am Intertoto-Cup berechtigte.
Da man nach dem kurzen Aufschwung wieder Vorletzter geworden war, musste Cottbus im gesamtdeutschen Fußball in der drittklassigen Oberliga und damit im Amateurfußball antreten. In 1990 musste auch die BSG durch den Nachfolgeverein FC Energie ersetzt werden. Hier spielte man sofort um den Aufstieg mit, welchen man knapp versäumte, nun aber in der neuen Regionalliga an den Start gehen durfte. 1997 schaffte man unter Ede Geyer und nach 57 Pflichtspielen ohne Niederlage in Serie den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Im gleichen Jahr schaffte man es auch als zweiter Amateurverein in das Finale des DFB-Pokals, wo man sich gegen den VfB Stuttgart geschlagen geben musste. Weitere solide Arbeit brachte 2000 dann sogar den Bundesligaaufstieg.
Nach der Jahrtausendwende
2003 musste man dann wieder den Gang ins Unterhaus antreten. Nach einigen schwierigen Übergangsjahren schaffte man 2006 mit einem 3:1 am letzten Spieltag gegen 1860 den erneuten Aufstieg. Nach wiederum drei Jahren stieg man 2009 in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg ab. Nun folgte die erste Ära Wollitz, welcher nach 2012 von Rudi Bommer ersetzt wurde. In diesen Jahren konnten sich die Lausitzer in der 2. Liga etablieren. 2014 musste man sich dann aber doch in Liga 3 verabschieden. Zwei Jahre später trat man sogar den Gang in die Regionalliga an, schon vor dem Abstieg war Wollitz wieder als Trainer verpflichtet worden.
Im Jahr 2018 stieg man wieder in den Profifußball auf, nachdem man eine Rekordsaison hingelegt und Weiche Flensburg in der Relegation geschlagen hatte. Es folgte aber der direkte Wiederabstieg. Trotzdem wurde an Claus-Dieter Wollitz als Cheftrainer festgehalten, der eine neue Mannschaft zusammenstellte, dann aber nach Magdeburg wechselte. Nach einigen verpassten Aufstiegsversuchen wurde er zur Saison 2021/22 wieder verpflichtet. Nach souveräner Meisterschaft musste man sich 2023 Unterhaching in der Relegation geschlagen geben. In der folgenden Spielzeit konnte man wieder den ersten Platz holen und diesmal ohne Extrarunde aufsteigen. Trainer Wollitz sollte nach dieser ersten Drittligasaison auf den Posten des Sportdirektors wechseln, was nun aber doch nicht erfolgt ist. Seit 2015 hieß der Sieger des Brandenburgpokals übrigens nur 2016 und 2020/2021 (Corona) nicht Energie Cottbus!
Verein
Der Verein FC Energie Cottbus e.V. vereint ca. 4 300 Mitglieder unter dem rot-weißen Banner. Fußball ist die einzige Sportart, welche sowohl von Frauen als auch Männern betrieben wird. Neben den erwartbaren Hauptspielfarben ist eine komplett blaue Kluft die zweite Option der Wahl. Die Profis sind in Cottbus nicht ausgegliedert und es wird noch immer als e.V. agiert, dessen Geschicke von einem dreiköpfigen Vorstand gelenkt werden.
Fanszene
Die Fanszene der Lausitzer setzt sich mittlerweile aus verschiedenen Gruppen zusammen, nachdem die Rechtsextremisten vom Inferno Cottbus (IC) 2002 durch den Verein ein “Erscheinungs- und Auftrittsverbot” erteilt bekamen. Genauso verbannt wurde ihre Jugendorganisation “Unbequeme Jugend Cottbus”. Das IC lenkte seit 1999, zuerst als Dachverband, die Geschicke der Cottbuser Ultras.
In diesem Zuge gründeten sich die Gruppen “Ultima Raka” und “Collettivo Bianco Rosso”. Zu letzteren gehört noch die Jugendgruppe “Frontside – aktive Jugend Cottbus”, welche mittlerweile 19 Jahre lang besteht. Besonders das CBR ist auch klar am rechten Rand einzuordnen. Inferno setzte seine Aktivitäten aber immer weiter fort, auch unter den zugedrückten Augen der damaligen Vereinsführung. Erst 2017, als strafrechtliche Ermittlungen drohten, wurde präventiv eine Auflösung vorgenommen, die Personen waren natürlich noch immer da… In diesem Zuge kam es dann zu Vereinigungsversuchen der gesamten Fanszene unter etablierter Führung. Hierbei kam es zu beträchtlichen Spannungen, weshalb die “nicht-rechte” Gruppe “Ultima Raka” ihre Aktivitäten zwischenzeitlich einstellte. Mittlerweile sind sie aber wieder aktiv.
Aktuell gibt den Ton in der Kurve aber eine recht junge Gruppe an. Die “Ultras Energie”, standesgemäß mit “Totenkopf-Logo”, feierten letztes Jahr ihr 5-jähriges Bestehen. Wie es dazu kam bzw. ob es sich hierbei um eine Nachfolgegruppe von “IC” handelt, kann ich leider nicht sagen. Auch sind mir natürlich die internen Dynamiken zwischen den Gruppen nicht bekannt. Dass eine so junge Gruppe aber daheim und auswärts den mittleren Zaunfahnenplatz im Block einnimmt – bei “Konkurrenz”, die über 20 Jahre alt ist – ist bemerkenswert!
Trivia – Unnützes Wissen
- Cottbus ist die östlichste Großstadt Deutschland
- Das Staatstheater Cottbus ist das einzige staatliche Theater in Brandenburg
- Den Namen “Energie” bekam die damalige BSG über eine Leserwettbewerb der “Lausitzer Rundschau”
- Am 6. April 2001 gegen Wolfsburg stellte Energie Cottbus als erster Bundesligaverein eine Startelf nur aus ausländischen Spielern
- Angela Merkel ist Ehrenmitglied des FC Energie.
Der 13. Spieltag im Überblick
| Freitag | 19:00 Uhr | FC Viktoria Köln 1904 – FC Ingolstadt 04 |
|---|---|---|
| Samstag | 14:00 Uhr | SSV Ulm 1846 Fußball – VfB 1896 Stuttgart II |
| 14:00 Uhr | VfL 1899 Osnabrück – MSV 02 Duisburg | |
| 14:00 Uhr | FC Erzgebirge Aue – SSV Jahn Regensburg | |
| 14:00 Uhr | TSV 1860 München – FC Energie Cottbus | |
| 14:00 Uhr | TSV Havelse 1912 – SV Wehen Wiesbaden | |
| 16:30 Uhr | FC Hansa Rostock – SC Verl 1924 | |
| Sonntag | 13:30 Uhr | TSG 1899 Hoffenheim II – SV Waldhof Mannheim |
| 16:30 Uhr | Rot-Weiss Essen – 1. FC Schweinfurt 05 |
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| 19:30 Uhr | Aachener TSV Alemannia – 1. FC Saarbrücken |










