Erst die Klatsche in Cottbus, dann der Aufruhr rund um die Fortführungsprognose für die kommenden Jahre und jetzt das nächste Spiel gegen ein Top-Team. All die schönen Ansätze und die gewisse Ruhe sind jetzt dahin, wir sind wieder im unteren Tabellendrittel und unter den Fans ist die Unruhe wieder so groß wie nach dem verkorksten Saisonstart. Und jetzt geht es auch noch in die Provinz. Die Euphorie ist selten so gering, wie wenn es in die Gemeinde geht, die von der Autokorrektur immer in “Sandhaufen” verschlimmbessert wird. Wir fahren zum SV Sandhausen 1916 e.V..

Aktuelles – Die Ausgangssituation

Sandhausen wollte letzte Saison schon rauf, jetzt wollen sie es wieder und sind auf dem besten Weg dazu. Zweiter Platz, 23 Punkte, nur aufgrund der schlechteren Torbilanz hinter Cottbus. Die Kurpfälzer haben bisher nur einmal verloren und nicht mal halb so viele Tore kassiert wie die Löwen. Man könnte aber aktuell von einer gewissen Formkrise sprechen, die letzten drei Spiele gingen alle 1:1 unentschieden aus. Auch im Landespokal gegen Astoria Walldorf setzte man sich nur knapp mit 2:1 durch. Aber in Sandhausen hat man sicher mehr Ruhe als in Giesing und die erfahrenen Sandhäuser lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich denke nicht so gerne an das Ergebnis des letzten Auswärtsspiels dort zurück…

Kader & Transfers

Beim SVS gab es ein typisches Transferfenster für die 3. Liga, 15 Zugänge stehen 14 Abgängen gegenüber. Neuer Trainer in der Kurpfalz ist Sreto Ristic, letzte Saison noch beim Halleschen FC beschäftigt und nun in anderen Tabellenregionen unterwegs.

Die bekanntesten Abgänge sind sicher Rouwen Hennings (vereinslos) und Dennis Diekmeier, der nun als Co-Trainer fungiert. Mit den weitern Abgängen von Tim Knipping nach Haching und Markus Pink zum Wolfsberger AC (Ö) wurde der Kader verjüngt, sind doch alle Genannten schon jenseits der 30. Aber auch ein paar jüngere Spieler wurden abgegeben, sogar in höhere Ligen. Linksaußen Livan Burci war Union Berlin 300 000€ wert und Holstein Kiel bezahlte 200 000€ für Innenverteidiger Max Geschwill. Ins Ausland, genauer gesagt in die Niederlande, ging Franck Evina und zwar zum FC Emmen (2. Liga).

Als Top-Zugang kann mittlerweile Dominic Baumann gelten. Der Stürmer kam vom HFC und kommt schon auf 6 Scorerpunkte. Für die Innenverteidigung kamen neben Niki Lang (1860) noch Jakob Lewald (SGD) und Jeremias Lorch (Viktoria Köln), die bisher das Abwehrzentrum bilden.  Im Mittelfeld zieht jetzt Marco Schikora die Fäden, der aus dem Erzgebirge verpflichtet wurde.

Von den gebliebenen Akteuren hat sicher auch Lukas Mühling den Anspruch den Takt auf dem Feld vorzugeben. Auch Patrick Greil hat Erfahrung in höheren Ligen, spielte schon für Rapid und Klagenfurt in der österreichischen Bundesliga. Für Torgefahr auf dem Flügel sorgt weiterhin David Otto. Das Tor hütet Timo Königsmann, nachdem Stammkeeper Nikolai Rehnen aktuell am Knie verletzt ist.

Löwenpower: Niklas Lang, Alexander Fuchs (27, IV, von 2007-18 die gesamte Ausbildung bei den Löwen), Christoph Ehling (25, LV, Löwenjugend von 2005-2014),

Vereinsgeschichte

Die Gründung des SVS erfolgte im August 1916 während des ersten Weltkriegs, da die vorherigen Vereine aufgrund des Wehrdiensts keinen Spielbetrieb mehr aufrechterhalten konnten. Danach lief das Vereinsleben schleppend und man spielte in den unteren Ligen, bis man 1930/31 in die Bezirksliga aufsteigen konnte. Dort maß man sich schon damals mit Vereinen wie Waldhof Mannheim. Nach einer Saison musst man allerdings wieder absteigen.

Nachdem man den Spielbetrieb während des 2. Weltkriegs weiterführen konnte, spielte man danach in der Landesliga und qualifizierte sich schließlich 1978 für die Oberliga Baden-Württemberg. Dort konnte man sich direkt etablieren und gewann 1978 und 1993 die deutsche Amateurmeisterschaft. Nachdem man 1994 die Aufnahme in die neue Regionalliga Süd verpasst hatte, stieg man in der Folgesaison 94/95 als Meister aus der Oberliga auf, aber auch direkt wieder ab.

Insgesamt verbrachten die Kurpfälzer 28 Jahre in der Oberliga und führen mit 1630 Punkten komfortabel die ewige Tabelle dieser Spielklasse an. Zur Saison 2005/06 war der Klub Teil von Fusionsplänen. Dietmar Hopp wollte den SVS mit Hoffenheim und Astoria Walldorf zusammenlegen, um die Kräfte der Region zu bündeln. Dieses Vorhaben wurde ja bekanntlich nicht umgesetzt und Sandhausen stieg 2007 in die Regionalliga Süd. Dort konnte man direkt gute Ergebnisse erzielen und qualifizierte sich 2008 für die 3. Liga.

Nun war man im Profifußball angekommen und zeigte gute Leistungen. 2011/12 konnte man sogar die Meisterschaft der 3. Liga gewinnen und stieg in die 2. Bundesliga auf. Die Anpassung an dieses Level gestaltete sich etwas schwieriger. Da dem MSV Duisburg die Lizenz entzogen wurde, hielt man als Vorletzter die Klasse. Nach und nach konnte man sich im Unterhaus etablieren, siedelte sich aber eher im unteren Mittelfeld der Tabelle an. Beste Endplatzierung ist ein 10. Platz, höhere Ambitionen konnten nicht umgesetzt werden.

Statt eines Angriffs auf den Bundesligaaufstieg, rutschte man die Saisonen ab 2020 immer mehr in den Tabellenkeller ab und konnte den Klassenerhalt meist erst sehr spät fixieren. 2023 war es dann so weit, man musste wieder den Gang in die dritte Leistungsstufe antreten. Nun möchte man sich neu aufstellen und dann gestärkt den Wiederaufstieg in Angriff nehmen.

Verein

Der SV Sandhausen hat aktuell ca. 950 Mitglieder und bietet nur Herrenfußball an. Der Profifußball ist noch im Verein beheimatet und nicht ausgegliedert. Sportdirektor ist Matthias Imhof, der als Spieler von 1993-95 für 1860 die Schuhe schnürte und von 2010-15 als Nachwuchskoordinator bei den Löwen tätig war.

Fanszene

Viel gibt es hier nicht zu schreiben. Ich weiß wenig bis nichts Genaues über die Fanszene des SVS. Die einzige Ultragruppe ist die “SZENE 1916”, die mittlerweile für einen Ort mit ca. 15 000 Einwohnern eine ordentliche Größe hat. Vielleicht hilft die Nähe zu Heidelberg, wo es ja keinen Profifußball gibt. Durchschnittlich begleiten 186 Personen die Kurpfälzer in der Fremde, mehr als das doppelte von Haching. Der Fairness halber muss man aber erwähnen, dass die bisherigen Entfernungen doch sehr unterschiedlich waren.

Außerdem sind 22 Fanclubs beim Verein gemeldet. Bekannteste Namen sind die “Hardtwald Supporters” und “Carpe Diem Sandhausen”.

Stadion

Der SV Sandhausen trägt seine Spiele im “Hardtwaldstadion” aus, welches aktuell durch einen Sponsor den Namen “GP Stadion am Hardtwald” trägt. Aktuell fasst die Arena 15 414 Plätze, die auf mehrere sehr zusammengewürfelt wirkende Tribünen aufgeteilt sind. Untypisch ist auch die Anordnung von Heimszene und Gästeblock “direkt” nebeneinander.

Bei seiner Eröffnung 1951 war das Stadion noch ein Sandplatz, der erste Rasen wurde erst zehn Jahre später verlegt. Die erste Sitzplatztribüne wurde dann erst in der Saison 1987/88 gebaut und zwar die heutige Haupttribüne. Bis zu weiteren Ausbauten vergingen wieder zwei Jahrzehnte, bis für die 3. Liga die aktuell meist geschlossene Sparkassentribüne hinter dem Tor erbaut wurde. Die restlichen Ränge und der VIP-Bereich wurden dann im Zuge des Aufstiegs in die 2. Bundesliga ab 2012 errichtet.

Trivia – Unnützes Wissen

  • Im Hardtwald-Stadion fand das längste Elfmeterschießen der DFB-Pokal-Geschichte statt, ein 13:12 gegen den VfB Stuttgart.
  • Früher wurden in Sandhausen im großen Stil Zigarren produziert.
  • Der Sportkegelclub Rot-Weiss Sandhausen ist viermaliger Weltpokalsieger und tritt aktuell in der 2. Bundesliga an.
  • Vereinspräsident Machmeier wurde letztes Jahr für 4 Spiele “gesperrt” und musste 10 000€ zahlen, weil er nach einer Niederlage den Schiedsrichter anrempelte.
  • Zur Eröffnung des Suezkanals 1869 wurde Wein des Sandhausener Hauptsponsors “Reichsrat von Buhl” serviert.

Der 13. Spieltag im Überblick

Freitag 19:00 Uhr FC Viktoria Köln 1904VfB Stuttgart II
Samstag 14:00 Uhr FC Erzgebirge Aue – 1. FC Saarbrücken
14:00 Uhr FC Ingolstadt 04 – SG Dynamo Dresden
14:00 Uhr Rot-Weiss Essen – FC Energie Cottbus
14:00 Uhr SV Sandhausen 1916 – TSV 1860 München
14:00 Uhr FC Hansa Rostock – VfL Osnabrück
16:30 Uhr Alemannia Aachen – Hannover 96 II
Sonntag 13:30 Uhr SpVgg Unterhaching – SV Waldhof Mannheim 
16:30 Uhr SV Wehen Wiesbaden – DSC Arminia Bielefeld
19:30 Uhr BV Borussia Dortmund II – SC Verl
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