Giesinger Gedanken: Nach dem Rausch folgt der Kater

Natürlich wäre es ein leichtes, heute einen Text zu verfassen in dem man die unerschütterliche Treue der Löwenfans und das „anders sein“ thematisiert. Den Stolz auf die Mannschaft, auf den Trainer, auf die Fans. Die trotz einer Niederlage – verdientermaßen – feiern. Wieder einmal herausstellen, dass wir die tollsten, besten und geilsten sind. Dafür gäbe es viel Applaus und noch mehr likes und shares. Aber es wäre unehrlich. Weil es nicht das ist, was ich heute fühle.

Nach dem Rausch folgt der Kater

Eines der ältesten Naturgesetzte der Menschheit ist folgendes: Auf den Rausch folgt der Kater. Vom Kater ist es nicht weit zum Katzenjammer. Wobei der Löwe an sich nicht jammert, auch wenn er eine sehr große Raubkatze ist. Heute könnte der Jammer bei dem einen oder anderen jedoch tatsächlich vorhanden sein oder etwas größer ausfallen. Denn zumindest der Rausch gestern war dann bei so manchem doch ein Kapitaler.

Es freut mich, dass die Mannschaft von den Fans gefeiert wurde

Dass die Mannschaft von den Fans gestern gefeiert wurde, freut mich. Sie hat es nach dieser tollen Saison auch tatsächlich verdient. Wenn mir vor der Saison jemand den vierten Platz und damit die Teilnahme am DFB-Pokal vorhergesagt hätte, hätte ich das ohne zu zögern unterschrieben. Wir haben eine junge, hungrige Löwentruppe. Die von vielen unterschätzt wurde und uns unfassbar Stolz gemacht hat. Der ich nächste Saison noch mehr zutraue als in dieser Saison. Sie hat es für das erreichte verdient, gefeiert zu werden.

Selbst nicht in der Lage zu feiern

Gleichwohl war ich gestern nicht in der Stimmung oder Lage, irgendwas oder irgendwen zu feiern. Ich wäre es auch heute nicht. Zu tief sitzt der Stachel der Enttäuschung. Weil diese Saison eben ohne große Probleme noch so viel mehr drinnen gewesen wäre. Ich denke an die Spiele, die wir locker gewinnen hätten können bzw. müssen. Oder ich schaue mir zum fünfzigsten mal in der Wiederholung an, wie Marco Hiller den Ingolstädter Schwalbenkönig eben nicht foult und zu Unrecht die rote Karte bekommt.

Die krasseste 2. Liga aller Zeiten

FC Schalke 04, SV Werder Bremen, evtl. der 1. FC Köln. Dazu Fortuna Düsseldorf, der Hamburger SV, der KSC, St. Pauli, Hannover 96 und natürlich das Derby gegen den Club. Dazu noch die beiden Aufsteiger Rostock und Dresden. Was wäre das für eine traumhafte Liga mit traumhaften Fahrten für uns geworden. Das hätte sich fast nach der Bundesliga der 90er-Jahre angefühlt. Und genau das haben wir um das berühmte Arschlecken verpasst. Weil zum Schluss das nötige Quäntchen Glück gefehlt hat.

Das wird das verpasst haben ärgert mich und macht mich traurig. Auch heute noch. nNach Feiern war und ist mir nicht zumute. Bei mir herrscht immer noch Katerstimmung. Ganz ohne Rausch. Ich denke, die wird bei dem einen oder anderen heute auch noch heftig einsetzen. Weil es eben so knapp und so unnötig war.

Erinnerungen an das Saisonfinale 1990 gegen Schweinfurt

Mich erinnert das ganze an das Saisonfinale gegen Schweinfurt 1990. Wochenlang fiebert man diesem Tag entgegen, an dem man einen Sieg gegen den direkten Konkurenten benötigt. Nicht um aufzusteigen, sondern um in die Relegation zu kommen. Am Ende scheiterte man auch hier unglücklich und musste in der neuen Saison wieder auf die Rückkehr in Liga zwei hoffen. Auch damals war ich – als kleiner Bub mit 12 Jahren – unfassbar traurig.

Aber es gibt Lichtblicke

Wenn ich positiv denken möchte, dann erinnere ich mich daran, dass es in der nächsten Saison geklappt hat. Oder ich betrachte neutral das Fundament für eine erfolgreiche Saison, welches bereits in dieser Saison gegossen wurde. Nicht nur mit dem jungen, entwicklungsfähigem Kader, sondern auch mit der Ruhe die im Verein derzeit herrscht.

Oder eben das wichtigste Fundament: Die Basis, die Löwenfans. Die tausende Herz-Dauerkarten kaufen, ohne die Chance, auch nur ein Spiel zu sehen. Und in der Saison darauf gleich wieder tausende Herz-Dauerkarten kaufen. Die in den vergangenen Tagen Autobahnbrücken bevölkert haben, die nach Wiesbaden oder Ingolstadt gefahren sind nur um die Mannschaft auf den letzten Metern zu puschen, die für ein Spalier in Giesing gesorgt haben.

Beziehungsweise der Mannschaft einen triumphalen Empfang gestern beschert hat, den sie sich verdient hat. Auch wenn ich selber nicht in der Lage war, hier mitzufeiern.

Dafür wird am letzten Spieltag der kommenden Saison um so heftiger gefeiert. Mit den Löwenfans im Rücken im Stadion und dieser hungrigen Truppe unter diesem Coach stehen die Zeichen dafür zumindest nicht schlecht. Aufstehen, Krone richten und weiter geht´s.

Einmal Löwe – immer Löwe

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andreas de Biasio

Aytekin kommt doch aus dem bundesland bayern oder täusche ich mich? ich kann mich an kein Spiel erinnern, wo der uns oder Ingolstadt gepfiffen hat oder täusche ich mich?

Sechzigcore

Was man bei der ganzen Tristesse nicht vergessen darf ist dass die Relegation auch noch hätte gespielt werden müssen. Jetzt zu sagen die 2.liga wäre so geil geworden finde ich zu weit gedacht. Sonst bin ich bei dir.

Was ich mich allerdings schon frage, warum aytekin gestern das Spiel überhaupt gepfiffen hat? Parallel hat doch die 1.liga auch mit 9 spielen gespielt. Ich meine auch, dass das nicht sein Team (linienrichter) war. Der war absolut verunsichert und war ja wirklich grottenschlecht. Wie kommt so eine ansetzung zustande?

andreas de Biasio

eine Bewertung dieses Spiels ist für mich auch nicht fair möglich. über 80 Minuten in ungerechter Unterzahl. Danach auch noch Fehler vom Schiedsrichter.

andreas de Biasio

gut geschrieben. ich denke, dass wir gestern schon eine gute Chance mit 11 gegen 11 gehabt hätten. Wahnsinn sowas zu pfeiffen, gelb für eine Schwalbe hätte es auch geben können. herr Aytekin gehört für mich gesperrt, sorry aber für mich war dieses Spiel verschoben. oder ist es immer noch.