Im Jahr 2008 veröffentlichte der Musiker Peter Fox ein Lied namens “Schwarz zu Blau”, das so rein gar nichts mit dem TSV 1860 zu tun hat. Dennoch schwirrte der Song gestern beim Gedanken an die letzten Wochen und die Perspektive der Löwen immer wieder durch meinen Kopf.

Schwarz zu blau

Sah es vor wenigen Wochen noch zappenduster – also schwarz – aus, was die sportliche Zukunft des TSV 1860 betrifft, so strahlt das “blau” inzwischen umso heller. Dem 0:4 in Saarbrücken folgte ein Trainerwechsel, der nicht unmittelbar zum Erfolg führte. Besonders das 2:5 in Dresden und das 0:3 gegen Arminia Bielefeld waren schmerzhafte Nackenschläge, die mit Blick auf die Tabelle den Worst Case befürchten ließen. Und jetzt?

Patrick Glöckner hat dem TSV 1860 lange vermisste Emotionen zurückgebracht – sowohl auf dem Feld als auch auf den Rängen. Rückstände wurden aufgeholt, Rückschläge weggesteckt. Das Ergebnis: Nach dem vierten Heimsieg in Folge haben sich die Löwen auf Platz 9 der Tabelle hochgearbeitet, der Abstieg ist nur noch ein theoretisches Szenario, auch wenn der eine oder andere Punkt natürlich noch notwendig ist.

Was wäre alles möglich gewesen…

Es macht wieder Spaß, den Löwen zuzuschauen und gerade diese unfassbare Negativserie im Grünwalder Stadion scheint verflogen und vergessen. Was war das am Samstag für ein Fußballfest gegen Energie Cottbus, wie selbstverständlich legten die Löwen gestern in der ersten Viertelstunde gegen den SV Sandhausen nach? Natürlich wäre es fatal, Trainer und Mannschaft nun über den Schellenkönig zu loben und so womöglich eine Fahrlässigkeit zu provozieren.

Dennoch kommt man nicht umhin, Patrick Glöckner und seinem Team die verdiente Anerkennung zukommen zu lassen, denn die Entwicklung in den vergangenen Wochen war beeindruckend. Spieler, die über Monate hinweg verunsichert wirkten und nicht in der Lage waren, konstant auf hohem Niveau zu spielen, agieren plötzlich mit einem Selbstverständnis, das erahnen lässt, zu was dieser von Dr. Christian Werner zusammengestellte Kader in der Lage (gewesen) wäre.

Wer kommt? Wer geht? Wer bleibt?

Klar, die Saison ist noch nicht vorbei, es gibt noch ordentlich Punkte zu holen. Dennoch haben die Ergebnisse der letzten Wochen dazu geführt, dass man mit deutlich mehr Planungssicherheit auf die kommende Spielzeit blicken kann. Mit der Perspektive 3. Liga ist es für den Geschäftsführer Sport sicher deutlich einfacher, Vertragsgespräche zu führen. Wer bleibt? Wer geht? Wer kommt?

Können Leistungsträger wie Marco Hiller oder Julian Guttau gehalten werden? Welche jungen Spieler bleiben bei den Löwen, wer kommt aus der U21 und U19 hoch? Konnten schon externe Spieler von einem Wechsel an die Grünwalder Straße überzeugt werden? Langweilig wird es beim TSV 1860 ohnehin nicht – und in den letzten Wochen wurde schwarz Gott sei Dank wieder zu blau!

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KaiKiste1860

Ich war gegen Cottbus sowie gestern Abend gegen Sandhausen begeistert wie “giftig” die Sechzger ins Spiel gestartet sind und dem Gegner gezeigt hatten, hoppala, wir sind hier der Herr im Haus. Es wird jetzt bestimmt so nicht mit “Glanz und Gloria” jedes der letzten Heimspiele gewonnen werden können. Auch die Gegner werden die Spielphilosophie neu analysieren und dann anders auftreten. Es wird auch wieder so ein Spiel wie gegen Osnabrück kommen, wo jeder denkt, verdammt, wie kann ich nur so ein Spiel verlieren? Aber das Gefühl, was ich gestern vor dem Spiel in der Stehhalle verspürt hatte, ist derzeit ein anderes. Da hört man nicht “mal schauen, wieviel Rückpässe zum Hiller spielen wir heute, können die überhaupt ein Pass über fünf Meter spielen, usw… Es herrscht eine positive Stimmung… und diese ist auch in den Trainingseinheiten spürbar. Patrick Glöckner und sein Trainerteam haben da etwas in der Kürze der Zeit hinbekommen, Respekt.

Last edited 2 Monate zuvor by KaiKiste1860
Alexander Schlegel

Den Artikel kann ich so komplett unterschreiben. Diese hohen Niederlagen zwischendurch haben mich jetzt auch nicht so erschüttert, wenn man weiß, wie Dresden und vor allem auch Bielefeld kicken können. Das sind schon die beiden besten Mannschaften in der 3. Liga. Und mich hat auch wahnsinnig geärgert, dass danach schon wieder einige Schlauberger am Trainer gezweifelt haben. Ich fand es sogar sehr gut, dass sie nicht gleich von Anfang an losgelegt haben wie die Feuerwehr. Denn das sind zumeist nur Strohfeuer, die schnell wieder ausgelöscht werden, wie man an der Entwicklung von Waldhof gesehen hat, wo Trares ja am Anfang scheinbar über Wasser laufen konnte. In abgemilderter Form sieht man das auch in Osnabrück, die in letzter Zeit nur mit viel Glück gegen uns gewonnen haben, aber ansonsten auch wieder viele Niederlagen schlucken müssen.

Da ist mir der nachhaltigere Weg von Patrick Glöckner wesentlich lieber, bei dem erst einmal die Basics wieder im Vordergrund standen und jetzt allmählich auch das Spielerische zum Vorschein kommt. Das stimmt mich hoffnungsfroh, auch wenn es mit Sicherheit zwischendurch Niederlage geben wird.

Christian Jung

Ist ja die Frage, ob Glöckner der klassische “Feuerwehrmann” (wie Antwerpen) sein sollte oder ob die Idee ist, hier mal was längerfristiges aufzubauen.
Und ich sage auch, dass es richtig war, an Gianikis festzuhalten und nicht schon im Herbst (beim ersten Windstoß) den Trainer auszutauschen. Trares ist echt ein super Beispiel. Was wurde da gezetert, dass wir ihn hätten haben können und warum nicht gehandelt wurde. Und was hat der Waldhof jetzt davon? Den nächsten Trainerwechsel, wobei die Frage gestattet sein muss, ob der neue Mann die langfristige Lösung ist.

Alexander Schlegel

Nein, das glaube ich absolut nicht, dass Dr. Werner ihn als Feuerwehrmann eingestellt hat. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen, zumal Glöckner nicht den Ruf eines Feuerwehrmanns hat und zuvor auch zwei Jahre lang keine Mannschaft mehr trainiert hat.

Und ob bei Waldhof am Wochenende eine langfristige Lösung die Seitenlinie auf- und abläuft, ist mir, offen gesagt, ziemlich wurscht. Hauptsache, wir gewinnen dort und machen den Klassenerhalt save. 😉

Vorstopper

Also was Giannikis angeht, bin ich völlig anderer Meinung. Nach dem Strohfeuer mit acht Spielen ohne Niederlage ging nämlich dieses uninspirierte, lasche Kicken los. Spätestens in der Vorbereitung hätte man erkennen müssen, dass das nichts werden kann. Mit Glöckner haben wir jetzt wohl mal einen Trainer bekommen, der dritte Liga kann. Wenn wir dann hoffentlich nach dem Spiel gegen Essen auch rechnerisch nicht mehr absteigen können, muss die nächste Saison geplant werden. Sehr gerne mit dem derzeitigen Trainer, wenn er auch will. 60 ist ja nicht unbedingt ein Karrieresprungbrett für Übungsleiter.

1860ZELL

Ich stimme zu, dass das von Giannikis inspirierte Gekicke schwer zu ertragen war. Wer aber konnte erwarten, dass ein neuer Trainer Erfolg generiert? Erschreckend sind doch die Ergebnisse, welche die Trainerwechsel während dieser Saison in der 3. Liga erbracht haben. Wer außer Glöckner hat denn eine positive Wende bewirkt? Viele von den Neu-Trainern wurde doch zwischenzeitlich wieder entlassen: Trares, Reimers, Herlich, Kocak. Und die Punkteausbeute von Härtel in Aue ist schlechter als die seines Vorgängers. Und Antwerpen bleibt wohl seiner Serie treu, anfangs hui, dann pfui.

Dennis M.

Bei Kocak und Reimers brauchen wir nicht reden. Giannikis 2.0. Trares und Antwerpen haben ihre jeweiligen Vereine in einer schweren Zeit übernommen.

Der Waldhof war vor dem Unterhaching Spiel in 8 Liga-Spielen ungeschlagen. Das ist nicht verkehrt, das ist als Abstiegskandidat sogar gut. Was die dort veranstalten entzieht sich meiner Kenntnis. Mit Trares hätte man den Klassenerhalt geschafft. Mit dem Duo Saric/Glawogger schau mer mal. Selbst wenn es klappen sollte, dann sehe ich dort in dieser Konstellation wenig Perspektive was aufzubauen. Wo hat Antwerpen den VfL Osnabrück übernommen? Schau mal, wie viel Rückstand die zwischenzeitlich hatten. Osnabrück wird nicht absteigen, dann sieht man weiter.

Thema Herrlich und Unterhaching. Die sind nicht konkurrenzfähig und einfach schlecht aufgestellt.
Und bei Härtel brechen in Aue sämtliche Stammkräfte weg, u.a. deren Top-Torjäger Marcel Bär. Hier verstehe ich die Kritik noch am ehesten. Von Härtel könnte man mehr erwarten. Aber auch hier sage ich, dass Aue die Klasse hält und dann schauen wir, was die dort aufbauen mit Härtel.

Unter dem Strich haben Trares und Antwerpen etwas bewirkt. Bei Kocak oder Reimers war es jetzt nicht so weit hergeholt, dass es nicht klappt.

Andere Vereine sind mir aber auch egal. Ich wünsche mir, dass man bei 1860 diese Gier jetzt endlich mal konserviert und verfestigt und den Spielwitz beibehält. Es werden auch mal sieglose Spiele kommen, die dürfen einen dann aber nicht permanent zurückwerfen, das gehört dazu.

PG hat ein Auge für gute Spieler. Lucoqui und Abiama sind gut. Die wissen zu gefallen und sind echte Verstärkungen. Zudem schätze ich Christian Werner kognitiv so ein, dass er aus seinen Fehlern lernt. Das ist ein intelligenter Mann. Ich hoffe, dass man den Trainer und den Kern der Mannschaft behält und Spieler im Sommer hinzustoßen, welche die Qualität und die Gier haben hier was zu erreichen.

1860ZELL

Unbestritten, anfangs haben Antwerpen und Trares etwas bewirkt. Nur sind die Erfolgssträhnen bei beiden Trainern inzwischen gerissen. Beide sind mit den Mannschaften im Tabellenkeller hängen geblieben. Trares hat SVW 27 Spiele betreut und 36 Punkte erzielt. Je Spiel nur 1,3 Punkte, Giannikis hatte in dieser Saison bis zu seinem Rauswurf mit 1,2 Punkten nur unwesentlich weniger. Ähnlich ist die Ausbeute in den letzten Spielen von Antwerpen. Da steht demnächst der nächste Rauswurf an, da das die Visitenkarte von Antwerpen ist, anfangs hui, dann ganz schnell pfui.

Last edited 2 Monate zuvor by 1860ZELL
Dennis M.

Vor dem Haching Spiel sah es gut aus bei Trares. Kanns da nicht verstehen. Dass sich Mannheim nicht befreit hat unten war auch dem geschuldet, dass unten fleißig gepunktet wird.

Posicelli

An Giannikis festzuhalten war der größte Fehler von Dr Werner. Die nicht funktionierende Mannschaft und die unattraktive Spielweise hat mich schon in den Vorbereitungsspielen genervt.
Man hat nicht nach dem ersten Windstoß reagiert, nein man hat auch nicht reagiert als die Saison schon längst zerstört war und wir um den Klassenerhalt bangen mussten.
Der Trainerwechsel hätte viel, viel früher passieren müssen!

Dennis M.

Vor der Saison. Man hätte ihn gar nicht erst installieren dürfen. Ich schätze Werner aber als lernfähig ein. Gewisse Fehler dürfen sich nicht mehr wiederholen.

PG hat ein anderes Format, aber auch er wird daran gemessen, ob er die Gier und das Spielsystem einimpfen kann. Die brauchst du nicht nur über paar Spieltage…