Giesinger Gedanken rund um den TSV 1860 – Enttäuscht, wo man nicht enttäuscht sein darf

Diese Giesinger Gedanken werden diesmal nicht in München Giesing, sondern in einem Hotel im hohen Norden geschrieben. Natürlich mit viel Herzblut, rund 2 x 90 Minuten bevor mich der ICE zurück in die Münchner Heimat bringt. Meine Redaktionskollegen haben darauf getippt, dass sie sich diesmal vor allem um Züge drehen dürften. Weil ich es dank eines Zugschadens plus diverser Verspätungen der Ersatzzüge und nur mit Einsatz eines Taxis es exakt zum Anpfiff ins Stadion geschafft habe.

Falsch getippt, liebe Kollegen

Nachdem sich diese Seite ja dank eurem sensationellen Einsatz in kürzester Zeit weg von „Olchis Blog“, (Ersatzweise auch: „Tattoo-Blog“) hin zu „sechzger.de“ entwickelt hat, geht es hier nicht um meine Anreise. Sondern um unseren geliebten TSV 1860.

Ich bin enttäuscht, wo man eigentlich nicht enttäuscht sein darf

Nach den ganzen Nacholspielen hat die Tabelle der dritten Liga inzwischen tatsächlich eine gewisse Aussagekraft. Immerhin haben von den ersten acht Mannschaften inzwischen alle 28 Spiele. Lässt man die davon geeilten Dresdner außen vor, dann erinnern die Plätze 2 – 5 an das 9-er Einmaleins in der Schule. 54 Punkte auf den Plätzen zwei und drei, 45 Punkte auf den Plätzen vier und fünf.

Inzwischen neun Punkte Abstand zum Aufstiegs- bzw. Relegationsplatz bei noch zehn restlichen Spielen. Da brennt sich selbst in mein optimistisches Gehirn der Gedanke ein, dass es am Schluss für ganz oben nicht reichen könnte. Ich wollte eigentlich „wird“ anstatt „könnte“ schreiben, aber mein Körper sträubt sich dagegen.

War das wirklich die ganze Zeit klar?

„Na klar“ höre ich meinen Kollegen Christian Jung sagen. Dass es nicht für alle so klar war – da genügt ein Blick in die vorherigen Giesinger Gedanken von Thomas Enn. „Nothing´s gonna stop us now“ sag ich da nur. Wobei ich in Gedanken eher beim Thomas bin. Ich erinnere mich an einige Punkte, die wir äußerst unglücklich haben liegen lassen.

(Eigentlich) keinen Grund, enttäuscht zu sein

Dabei gibt es eigentlich keinen Grund, entäuscht zu sein. Wir sind vierter. Mit einem Torverhältnis, welches um 15 besser ist als das des Tabellendritten. Was war dieser jungen Mannschaft nicht vor der Saison an Schlechtem prophezeit worden. Die Breite würde fehlen, denn Breite ist entscheidend.

Wer den Beweis dafür sucht, der kann ja mal einen Blick auf die Tabelle werfen. Am letzten Platz findet er die SpVgg Unterhaching. Das ist der Verein, „der uns spätestens nach dem Börsengang davoneilen wird“. Mit dieser Prognose hatten die selbsternannten „Experten“ vermutlich sogar Recht.

Nur in der Liga haben sie sich getäuscht. Kann ja mal vorkommen. Zwei Plätze über Unterhaching findet er den 1. FC Kaiserslautern. Sogar „unseren“ Tim Rieder haben sie uns weggeschnappt vor der Saison. Richtig investiert. Dankbar und glücklich werden sie sein in der Pfalz, wenn es dieses Jahr nicht in Liga vier gehen sollte.

Noch einmal zwei Plätze über den Teufeln finden wir: den KFC Uerdingen. Ein Verein, der in dieser Saison nicht nur einen, sondern gleich zwei Investoren sein eigen nennen darf. Mit Investoren wird alles besser. Frag nach bei den Experten in der Breite. Beim KFC Uerdingen werden sie das etwas anders sehen.

Der breite Kader des FC Bayern II (gefühlt sechzig mal so teuer wie unserer) hat weniger Punkte Differenz auf einen Abstiegsplatz, als wir auf einen Aufstiegsplatz. Fünf Punkte und schlappe 25 Tore hinter uns findet man dann schon Türkgücü. Trotz eines unfassbar breiten Kaders und einem großen Minus in dieser Saison.

Auch dort wären in der Winterpause fast die Lichter ausgegangen. Die Experten sahen das vor der Saison selbstverständlich ganz anders.

Kommen wir wieder zu den Löwen. Totgeschrieben, dem Abstieg geweiht vor der Saison. Wegen einiger liegen gelassener Punkte „nur“ auf Platz vier. Mit einer extrem jungen Mannschaft, der vor der Saison kaum einer der „Experten“ etwas zugetraut hätte. Die ein enormes Potential für die Zukunft hat.

Man muss nur Vertrauen in die Arbeit von Michael Köllner und Günther Gorenzel haben. Die haben ja bewiesen, dass sie auch mit unseren begrenzten Mitteln einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen können.

Wegen was bin ich jetzt gleich nochmal enttäuscht?

0 0 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
4 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
andreas de Biasio

ich denke, dass wir bei einer vernünftigen Anreise einen Tag zu vor und dann ins Hotel eine noch bessere Chance gehabt hätten drei Punkte zu holen. bitte nicht übel nehmen. aber was eine Mannschafft vor einem sollch wichtigen Spiel aus meiner Sicht unbedingt braucht, ist eine Ruhige Vorbereitung, nicht noch am selben Tag per Buss und Flugzeug anreisen. dafür haben sie es ganz gut gemacht: wir hatten (zwar nur leider) 40 Minuten eine Überlegenheit mit 14:8 Ecken, wo natürlich mehr rauskommen sollte. weiter gut spielen und gut kämpfen, Löwen!

Joerg

Ja, eigentlich einverstanden, aber so extrem jung ist die Mannschaft nicht,
Jahrgänge:
97 – 91/90/98/92 – 98 – 97/96/95 – 85/89 So die Startaufstellung, erst durch die Einwechselungen gab es eine Verjüngung, ist schon einige Erfahrung im Team

United Sixties

Enttäuscht?
Gehört das nicht irgendwie zur DNA eines Löwenfans und muss man das nicht von Kindesbeinen aushalten können? Dieses Spiel war eines von unzähligen sportl. Enttäuschungen der letzten fünfzig Jahre (für mich also ) seit dem Bundesligaabstieg 1970. Ein Punkt auswärts in Lübeck, der um jeden Punkt gegen den sofortigen Wiederabstieg kämpft, gehört eigentlich weniger dazu.
Wir sind auf Platz 4 und sollten den für die DFB-Pokalqualifikation auch behalten. Also Heimsieg gegen Tabellenführer Dresden und auf ein neues Löwen . Wichtiger jetzt :
den Stadionumbau unterstützen und nie wieder torpedieren ( lassen) !

michl60

Danke, sehr schön geschrieben. Ich bin auch froh, dass wir so da stehen wo wir sind, wenn man an das Ende der Tabelle schaut….