Thailand ประเทศไทย  – Indonesien 2:0
Rajamangala Stadium Bangkok, 17.12.16

Ich habe nun schon ein paar Europa- und Weltmeisterschaften gesehen, aber bislang hat mich noch niemand auf DAS Turnierhighlight im Fußballkalender hingewiesen. Alle 2 Jahre im Winter finden die Südostasienmeisterschaften statt. Ideal für etwas Groundhopping in Thailand.

Da sich die Teams aus Indochina üblicherweise nicht für große Turniere qualifizieren, spielen sie regelmäßig ihre eigenen Turniere aus. Und für manche der Teilnehmer ist das dann das Größte der Welt.

Finalspiel in Bangkok – Thailand vs Indonesien kurz nach dem Tod des Königs

2016 hatte ich das Vergnügen, gerade zum Finalspiel in Bangkok zu sein. Thailand hatte sich für das Endspiel qualifiziert, und da dieses in Hin- und Rückspiel stattfinden sollte, wurde das entscheidende Spiel im Nationalstadion der Königsstadt ausgetragen. Das Hinspiel hatte Indonesien bereits 2:1 für sich entschieden, und so sollte es ein spannender Abend werden. Spannend auch insoweit, weil der Tod des geliebten Königs Bhumpibol erst 6 Wochen her war. Im Land galt noch Staatstrauer, Touristen wurden angehalten – ebenso wie alle Einheimischen – schwarz zu tragen. Großveranstaltungen wie Fußballspiele waren eigentlich verboten.

Am bekannten Königspalast herrschte Hochbetrieb, da sich jeder Thai noch von seinem König verabschieden wollte, der dort aufgebahrt war. Eine Absage des Finalspiels dieses Turniers kam aber nicht in Betracht, da Thailand ansonsten für längere Zeit von internationalen Spielen suspendiert werden sollte. Es ist also angerichtet!

Ein Ticket für das Spiel konnte ich mir über einen Hopper aus Halle schon über die üblichen Facebook-Kanäle organisieren. Umgerechnet 12 Euro für die Haupttribüne war fair investiertes Geld.

Moped-Fahrt “Bangkok-Style” im Video

Da das Stadion nicht direkt über eine U-Bahn-Station verfügt, musste man die letzten Kilometer als Sozios auf einer halsbrecherischen Fahrt auf einem Moped zurücklegen. Dann kommte man dem schon großen Treiben am Stadion zusehen.

Direkt gegenüber vom Haupteingang hatten schon findige Geschäftemacher Plastikstühle rausgestellt und Bier verkauft. Da dort schon ein paar Europäer, zusammen mit schwer tätowierten Thais saßen, habe ich mich einfach mal dazugesellt. Es stellte sich raus, dass die Gruppe gemeinsam aus Pattaya (dem Sündenpfuhl Thailands) angereist war, da sie zur selben Hooligangruppe gehörten. Angeblich boxen sich ausgewanderte Europäer in Pattaya beim Fußball gerne aus Langeweile mit anderen Gruppen. Ob die Geschichte stimmt oder nicht, war mir egal. Die Jungs waren lustig und sie hatten Rum für mich!

Für umgerechnet 12,- Euro auf der Haupttribüne & massig Pyro

Pünktlich zum Anpfiff suchte ich meinen Platz auf der Haupttribüne, wobei ich mich bei meiner Klamottenwahl natürlich am dezenten, schwarzen 1860-T-Shirt orientierte. Allerdings war ich der Einzige, den die Farbvorgaben der Regierung interessierten, denn alle anderen trugen das Nationaltrikot in Blau. Und von großer Staatstrauer war im Stadion auch nichts mehr zu spüren. Der Mob ging richtig ab! Das Absingen der Nationalhymne von den 50.000 Zuschauern war atemberaubend. Und zu Spielbeginn warteten die Fans mit nicht weniger als 4 Choreos auf!

Jede Tribüne schien die andere Tribüne überbieten zu wollen. Die Leute von „Thailand Hardcore“ und „Ultras Thailand“ legten sich richtig ins Zeug, wobei auch der 90minütige Einsatz von Pyrotechnik nicht fehlen sollte.

Thailand legte los wie die Feuerwehr, gewann nahezu jeden Zweikampf, und war deutlich gewillt, den Cup diesmal im eigenen Land zu behalten. Kurz vor der Halbzeit gab es dann auch das 1:0, was die Gesamtstatistik auf Unentschieden stellte (Auswärtstorregel zählte nicht, wurde mir erzählt). Als kurz nach der Pause dann Thailand das 2:0 erzielte brachen alle Dämme. Wo die nur die ganzen Bengalen her hatten? Dennoch machte Indonesien, unterstützt von etwa 2.500 mitgereisten lautstarken Fans, auch ordentlich Dampf und kam noch ein paarmal gefährlich vors Tor. Der Pokal blieb allerdings in Thailand.

Zusammen mit den Hools aus Pattaya gab es im Anschluss dann noch ein paar Biere, bevor ich den wohlverdienten, ausgeruhten Asienurlaub mit meiner Familie antreten konnte.

Ein paar Wochen später habe ich das Turnier nachrecherchiert. Die Endrunde, welche größtenteils in Laos ausgetragen wurde, erreichte in den Vorrundenspielen nicht den erhofften Zuspruch.

Änderung bei den Spielen – ideal für Groundhopping in Thailand bzw. Asien

Als Folge wurde eine Veränderung der Gruppenphase diskutiert: Ab 2018 sollen die 10 Südostasiaten in zwei Fünfergruppen gegeneinander spielen, wobei jeder zweimal daheim und zweimal auswärts spielt. 3 Wochen lang Fußball in ganz Südostasien, während sich bei uns daheim die Leute auf dem Christkindlmarkt die Füße erfrieren? Weite Strände und realpreisige Flugangebote innerhalb Südostasiens dank AirChina kommen mir in den Sinn: Südostasienspiele 2018, ich glaub, da fahre ich hin!

Und tatsächlich war ich dann auch da, aber das ist eine andere Geschichte, und folgt ein andermal. Denn erstmal mache ich ja jetzt Urlaub in Nordvietnam, in den Reisfeldern von SaPa und der Bucht von HaLong und feier den Heiligabend in der Kathedrale von Hanoi. Und gerade am Tag, bevor ich mit meiner Familie eigentlich weiter in den Süden an den Strand fliegen wollte, klingelt mein Telefon. Das Telefonat sollte meine Urlaubspläne kurzfristig ändern, aber davon handelt der nächste Bericht.

Stefan M. berichtet von seinen Reisen zu Fußballspielen in aller Welt. Die Vorstellung von ihm und einige ausgewählte Fußballreisen findet ihr hier.

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