Hasan Ismaik hat in seinem rund 15-minütigen Social Media Video ein Investment von 100 Millionen Euro angekündigt – dies jedoch unter Vorbehalte gestellt. Wir sehen uns diese möglichen Vorbehalte an.

Liste von Ismaiks Ankündigungen ist lang

Die Liste von Hasan Ismaiks Ankündigungen ist lang. Zu oft versprach der Kreditgeber und Mehrheitsgesellschafter der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA den Fans beinahe wortwörtlich das “Blaue vom Himmel” – wahr gemacht hat er die wenigsten seiner Verlautbarungen. Nur zwei seien beispielhaft hervorgehoben:

Leere Versprechung 1: Stadion in Riem 2017

Ismaik hatte sich 2016 für einen Stadion-Neubau in Riem samt Löwenzoo ausgesprochen.

“Ismaik erklärte am Freitagabend, er wolle gegenüber den Messehallen in Riem ein neues Löwenstadion bauen mit “mindestens 52 000” Plätzen. […] Die Finanzierung des überaus ambitionierten Projekts “steht fest, steht fest, steht fest”.”

“Der TSV 1860 München baut doch kein eigenes Fußball-Stadion im Osten von München. Ismaik braucht offenbar mehr Platz.” Süddeutsche Zeitung

Ismaik hatte den Nicht-Bau wie folgt begründet:  “Soeben hat mich eine E-Mail erreicht, in der Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter schreibt, dass aufgrund ‘existierender Nutzungskonflikte’ keine eigene Löwen-Heimat auf dem Messegelände Riem möglich sei.”

Dem hatte das Rathaus umgehend widersprochen und ein von Ismaik unterzeichnetes Schreiben vorgelegt, in dem der Jordanier schrieb: “Der aktuell vorgesehene Baugrund in Riem ist für unsere Pläne nicht nur deshalb zu klein, weil wir ein zukunftsorientiertes Stadion mit einer Kapazität von 50 000 Fans+ anstreben”.

Leere Versprechung 2: Geplantes Treffen mit e.V.-Vertretern im Mai 2023

Einem Kino-Besuch, durchgeführt von einem kommerziellen 1860-Blog im Mai 2023, hatte Ismaik zunächst zugesagt. Kurz vor der Veranstaltung folgte dann der Rückzieher, begründet damit, sich erst einmal mit den “Partnern” treffen zu wollen.

“Ich möchte jedoch sicherstellen, dass ich auch die Möglichkeit habe, mit meinen Partnern über unsere Ziele für 1860 zu sprechen, und ich hoffe, dass wir eine gemeinsame Basis finden werden. Vor diesem Hintergrund halte ich es für produktiver, das Ergebnis dieser Diskussion abzuwarten, anstatt sich jetzt auf Spekulationen einzulassen, die einer gemeinsamen Ausrichtung aller Beteiligten abträglich sein könnten.”

Und weiter: “Ich denke, es ist nur fair, meine Reise zu verschieben, bis meine Partner Zeit hatten, ihre eigenen Gedanken zu diesen Fragen zu klären.”

Ein Besuch Ismaiks in München trotz mehrmaliger Einladungen durch das Präsidium fand lediglich zuvor im Januar 2023 (Ismaik informierte das Präsidium nicht und schlug auch kein Treffen vor, sprach jedoch Ex-Coach Michael Köllner eigenmächtig eine Jobgarantie aus) und im März 2024 (Ismaik traf nur das “Bündnis Zukunft 1860”, die Geschäftsführer der KGaA und die “Abendzeitung”. Die e.V.-Vertreter informierte er erneut nicht über seinen Besuch und schlug auch kein Treffen vor) statt. Ein Austausch mit den e.V.-Vertretern wurde von ihm bislang nicht anvisiert, stattdessen möchte Ismaik nun Fanclubs besuchen.

Ismaik kündigt 100 Millionen Euro Invest an – unter Vorbehalt

100 Millionen Euro. Diese stolze Summe hat Hasan Ismaik als verführerische Frucht in den Wahlkampf des “Bündnis Zukunft” geworfen – angekündigt in einem Video auf Social Media.

“Ich verspreche euch, ich werde meine finanziellen Beitrag leisten, wenn 1860 offen für personelle und strukturelle Veränderungen ist. Nur ,es muss sich etwas ändern. Ich bin bereit für ein Investment in Höhe von 100 Millionen Euro, damit wir 1860 München wieder groß machen.”

Ismaik stellt sein angekündigtes Invest also unter die Bedingung personeller UND struktureller Veränderungen

Personelle Veränderungen

Zunächst dürfte klar sein, dass Ismaik die angekündigte Investition nur vornimmt, sollte ein gänzlich, ihm gefälliger Verwaltungsrat auf der Mitgliederversammlung 2024 gewählt werden. Hierzu zählen neben Saki Stimoniaris, den er explizit zur Wahl empfohlen hat, auch das “Bündnis Zukunft 1860”, welches ein neues Schuldenpaket bei Hasan Ismaik in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro im Wahlgepäck hat.

Jedoch könnten auch weitere personelle Veränderungen Bedingung für Ismaiks Invest sein:

  • ein nach seinem Gusto aufgestelltes Präsidium
  • ein nach seinem Gusto besetzter Aufsichtsrat der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA
  • ein nach seinem Gusto besetzter Beirat der TSV München von 1860 Geschäftsführungs GmbH
  • eine nach seinem Gusto besetzte und gesteuerte Fanbetreuung

Fazit: Womöglich ist das angekündigte Invest von einem oder allen aufgelisteten, personellen Änderungen abhängig. Dies käme einer direkten Unterwanderung des demokratisch verfestigten Mitgliedermitbestimmungsrechts im Deutschen Fußball gleich – oder anders ausgedrückt könnte es heißen: “Nur wenn 50+1 faktisch ausgehebelt ist, weil mir wohlgesonnene Personen die relevanten Posten besetzen, bin ich bereit zu investieren”.

Die Frage an die Mitglieder: “100 Millionen – oder Freiheit für Sechzig?”

Strukturelle Veränderungen

Noch interessanter dürften die strukturellen Veränderungen sein, die Ismaik zusätzlich zu den personellen Veränderungen zur Voraussetzung für sein angebliches Invest macht.

Über Satzungsänderungen des Muttervereins bis hin zu abgeänderten Geschäftsordnungen, einem ihm vorteilhaft abgeänderten Kooperationsvertrag, einer Verlängerung des 2032 an die KGaA zurückfallenden Merchandisings, markenrechtliche Vereinbarungen zu seinen Gunsten – hier ist so gut wie alles denkbar. Die Kernbotschaft könnte lauten: “Weiteres Invest nur durch gesicherte Macht und Kontrolle”.

Diese Vorstellung hat (mindestens) zwei Haken: das Mitbestimmungsrecht des Muttervereins, die “50+1-Regel”, wird aller Voraussicht nach nicht fallen, sodass auch entsprechend geänderte, der Unterwanderung bzw. Aushebelung der Regel dienende Satzungen und/oder Verträge insoweit unwirksam sein dürften.

Jede Änderung der Vereinssatzung ist nach geltendem Deutschen Recht nur mit einem entsprechenden Mitgliedervotum zu erreichen. Derzeit herrscht hierfür in der Vereinssatzung des TSV München von 1860 e.V. ein Mehrheitserfordernis von 3/4 der abgegebenen Stimmen (entspricht § 33 Abs. 1 BGB). Das ließe sich auch mit einem Verwaltungsrat und/oder Präsidium auf “Ismaiks Linie” nicht umgehen.

Es ist Ismaik also faktisch unmöglich, nach geltendem Verbands- und Zivilrecht die entscheidenden von ihm mutmaßlich gewünschten, strukturellen Änderungen zu erreichen, solange ein Großteil der Mitglieder nicht mitspielt. Daher könnte das Versprechen der 100-Millionen-Euro Investition nach dem altbekannten Schema ablaufen: eine Ankündigung ohne Wahrmachung, gefolgt von “ich hätte ja, ich würde ja, aber…. die Anderen!”.

Wie soll die angekündigte Investition von Hasan Ismaik aussehen?

Darüber lässt Ismaik die Mitglieder ebenfalls im Unklaren. Tatsache ist: sein bevorzugtes Modell der Kreditvergabe dürfte gegen die Sanierungsvereinbarung verstoßen und die Lizenz der 1. Mannschaft erheblich gefährden. Womöglich ein weiterer Grund, dann lieber doch nicht zu “investieren”, weil die gegebenen “Strukturen” nicht passen.

 

 

 

 

 

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Wolfratshauser

Wird es also wieder nix mit der CL und Barcelona.

Sepp16

Glaubst du das wir 2029 die Nummer zwei in Bayern sind? Das haben beide Geschäftsführer behauptet!

Stefan Kranzberg

Nein, das haben sie nicht behauptet. Sie haben es sich als Ziel gesetzt.

Würden andere das tun, würde man sie als zielstrebig, ehrgeizig, Leute mit Visionen etc. betiteln.

Kraiburger

Platz 2 bis 2029 ist unrealistisch!

Ich sehe aktuell niemanden, der uns bis dahin von Platz 1 verdrängen könnte!

kolumbus

Wenn man sich die Assets von Ismaiks Firmen mal anschaut, hab ich vor allem Zweifel, ob der überhaupt mal eben 100 Mio. locker machen kann.

Schaut man auf die Website der Marya Group (Ismaiks Hauptunternehmen) ist HI² dort das Haupt-Asset. Mit dem 1860-Anteilen und dem Fanshop der KGaA wird er aber nicht das große Geld machen. Der Rest der “selected Assets” sind zwei (!) Immobilien, die anscheinend nicht besonders groß sind. Und laut Forbes ist sein Vermögen bis 2017 auf unter 400 Mio. gefallen. Der wird kaum 25% seines net worth in 1860 pumpen.

Meine These: der hat eh kaum noch Kohle und ist deshalb bei 1860 so aggressiv. Ismaik klammert sich da an einen letzten Strohhalm. Wenn 50+1 theoretisch fällt und es für 1860 sportlich bergauf gehen sollte, hat er da die beste Chance auf einen großen Payout.

1860forever

Der Märchenonkel soll bitte das Weite suchen.

TF4Y

Nie investiert er 100 Mio. egal von wem das Geld kommen sollte oder will er jetzt auf Windhorst machen. Der hat aber immer fremdes Geld verzockt

der_rais

Du glaubst ernsthaft, dass unser lieber Ismaik nicht mit fremdem Geld agiert?

black_belt_blues

Zielsicher auf den Punkt gebracht.
Und ich bin froh, dass ihr euch die Mühe macht, dieses absurde Theater zu beleuchten. Jeder Einzelne, der noch immer an die eierlegende Wollmilchsau aus dem Morgenland glaubt, ist einer zu viel.