In den Nuller- und Zehnerjahren unseres Jahrhunderts versuchte der TSV 1860 seine Fans in der Sommervorbereitung einige Male mit Spielen im Sechzgerstadion zu erfreuen, die den schönen Titel “Giesinger Heimatabend” erhielten. Ob dabei deutsche Tradtionsvereine, wie der 1. FC Kaiserslautern (zur Premiere 2008) oder Borussia Dortmund (2016) oder internationale Gäste, wie Swansea City (2015) oder RCD Mallorca (wie im hier zu besprechenden Fall) zu Gast waren – für die Löwenfans waren diese Ereignisse die Möglichkeit, dem tristen Pflichtspielalltag draußen in Frötmaning vor den Toren der Stadt zu entfliehen und das echte Giasinger G’fui einer Löwenpartie im Sechzgerstadion zu fühlen. Wie glücklich können wir uns schätzen, dass wir genau das heute – und schon seit über sieben Jahren – ganz alltäglich bei allen Heimspielen erleben dürfen!

Schnell gezählt: Vier Anhänger von RCD Mallorca fanden sich in der Ostkurve ein

Internationales Flair auf Giesing Höhen

Im Jahr 2009 kam es – nach dem 1:0 gegen den Zweitligisten FCK im Vorjahr – zur ersten Wiederholung eines solchen Heimatabends. Und erstmals gastierte mit dem Real Club Deportivo von der beliebten Ferieninsel ein internationaler Gegner auf Giesings Höhen. Ein spanischer Erstligist! In den Münchner Medien wurde im Vorfeld der Partie insbesondere auf die beiden Siege hingewiesen, die Mallorca im Frühjahr gegen Real Madrid und den FC Barcelona im Ligabetrieb eingefahren hatte. Den rund 8.000 Zuschauern, die an diesem Samstag den Weg ins Sechzgerstadion gefunden hatten, dürfte dieser Fakt allerdings relativ egal gewesen sein.

Lauth trifft zum Sieg

Dass jedoch das Team von Ewald Lienen, der erst Mitte Mai das Amt von Uwe Wolf übernommen hatte, gegen den spanischen Erstligisten eine starke Vorstellung ablieferte, die Benny Lauth in der 64. Minute mit dem Siegtreffer per Kopfball krönte, erfreute den Anhang in weiß und blau dann schon. Der Erfolg gegen Mallorca setze eine sehr erfolgreiche Vorbereitung fort. Zwei Wochen zuvor hatten die Löwen dem englischen Spitzenteam Manchester City am Tegernsee ein 1:1 abgetrotzt. Mal wieder sah man sich auf dem genau richtigen Weg in Richtung Bundesliga. Man ging bereits in die fünfte Spielzeit nach dem Abstieg 2004.

Am Ende Achter – und ohne Lienen

Die Saison hielt dann leider nicht, was unter anderem jener “Giesinger Heimatabend” gegen Mallorca versprochen hatte. Einem Auftaktsieg gegen TuS Koblenz folgten zwei Niederlagen in Rostock und gegen den KSC. Im Herbst war man den Abstiegsrängen bedrohlich nahe gekommen, im Frühjahr stabilisierte man sich dann jedoch und schloss die Saison als Tabellenachter ab. Zwar nicht der Dino der Liga, aber doch irgendwie eine ganz schön graue Maus in weiß und blau. Trainer Lienen verabschiedete sich Mitte Juni 2010 für eines seiner zahlreichen Griechenland-Abenteuer zu Olympiakos Piräus, wo er allerdings keine zwei Monate lang an der Seitenlinie stehen sollte.

Mallorca auch mit viel Bergab in den folgenden Jahren

RCD Mallorca schloss die Saison 2009/10 übrigens als starker Fünfter der LaLiga ab. Der weitere Weg der Mallorquiner hat dann gewisse Parallelen zu jenem unseres TSV 1860: 2013 stieg man – nach 16 Jahren Erstklassigkeit – in die zweite Liga ab. Vier Jahre später erfolgte – wie bei unseren Löwen – gar der Abstieg in die Drittklassigkeit. Allerdings konnte Mallorca schon 2019 wieder ins Oberhaus zurückkehren, dem man – mit nur einer Saison Pause – seither wieder angehört.

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Frankenloewe

Ich werde dieses Spiel nie vergessen. Mein erster Besuch im Sechzigerstadion…Stehhalle…die Stimmung war grandios. Nach dem Spiel wurde NIE MEHR 2.LIGA angestimmt und Ewald Lienen stand auf dem Platz und versuchte durch Handgesten die “Aufstiegsfreude” zu beruhigen.
Nach dem Spiel war ich mit irgendwelchen Kollegen, die ich beim Spiel kennenlernte, noch in Kneipen unterwegs und hab meinen letzten Zug nach Nürnberg verpasst so dass ich die Nacht am Münchener HBF verbringen musste und mit der ersten Bimmelbahn am nächsten Morgen dann die Reise Richtung Heimat antrat…egal, das Erlebnis unsere Löwen im Sechzigerstadion spielen zu sehen war überwältigend. Der nächste Besuch war dann bei XXX-Tausend gegen den SSV Reutlingen. Die Cosa Nostra “versperrte” anfangs den Zugang in die Stehhalle. Nur ein Banner -Ohne Sechzger stirbt der TSV- war auf der Tribüne. Nach einigen Minuten zogen wir lautstark auf die Tribüne und dann war es das krasseste was ich je erleben durfte. Wir sagen das ganze Spiel über durch. Die Fans in der Stehhalle haben sich in zwei Hälften geteilt und gefühlt nicht mehr aufgehört im Wechsel “Hey Sechzig München” zu singen wobei immer eine Hälfte in der Hocke saß und die andere gefeiert hat bis der Vers fertig war und dann wurde gewechselt. Sauuuu stark. Oder wie wir alle die Schuhe ausgezogen und in den Himmel gehalten haben und sagen “Haupt-Sache wir haben Schuh” 😂Am nächsten Tag war ich halb taub so laut waren wir 😄

Last edited 6 Monate zuvor by Frankenloewe