Es müssen nicht immer Gala-Auftritte oder die typischen Löwen-Dramen sein, an die wir unsere Leser mit unseren historischen Rückblicken erinnern. Ein ganz banales und vielleicht nur noch wenigen Löwenfans in Erinnerung gebliebenes Zweitligaspiel 1860 gegen Hallescher FC möchten wir Euch heute näher bringen.

Die ganz spezielle 2. Bundesliga Süd 1991/92

Nach der Wiedervereinigung des deutschen Fußballs zu Saisonbeginn 1991/92 wurde die 2. Bundesliga für eine Spielzeit in eine Nord- und eine Südgruppe mit je zwölf Teams geteilt, die bis zur Winterpause in einer Doppelrunde ermittelten, welche jeweils sechs Teams aus dem Norden und dem Süden dann im Frühjahr – erneut mit Hin- und Rückspielen und weiterhin regional getrennt – die zwei Aufsteiger in die Bundesliga ermitteln würden. Die jeweils sechs schlecht platzierten Mannschaften würden analog die Absteiger in die Amateuroberligen ausspielen. Man konnte in dieser speziellen Saison also theoretisch schon unter dem Christbaum den Klassenerhalt feiern. Dies war das erklärte Ziel des Bayernliga-Aufsteigers 1860 München.

Offensichtliche Defizite beim Aufsteiger

Heute vor 32 Jahren war man von diesem Ziel allerdings ziemlich weit entfernt. Nach einem desaströsen 0:4 beim Chemnitzer FC eine Woche zuvor war Sechzig auf den vorletzten elften Tabellenplatz zurückgefallen. 15:21 Punkte (damals galt noch die Zwei-Punkte-Regel) und nur 14 erzielte Löwentore sprachen nach 18 Saisonspielen eine deutliche Sprache. Absoluter Minusrekord in beiden Staffeln der 2. Liga! Selbst der zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlagene Tabellenletzte Rot-Weiß Erfurt hatte seine kläglichen fünf Punkte mit drei Treffern mehr erreicht. Die Thüringer hatten allerdings auch schon satte 52 Tore kassiert… Ein weiteres Problem der Mannschaft von Karsten Wettberg waren die vielen Unentschieden, über die man daheim im Sechzgerstadion nicht hinausgekommen war: Von neun Heimspielen hatte man bis zu diesem Zeitpunkt zwar immerhin zwei gewonnen (gegen Waldhof Mannheim und den FC Homburg) und nur eines verloren (gegen Darmstadt 98). Aber sechsmal auch nur Remis gespielt – sage und schreibe fünfmal mit einem ernüchternden 0:0.

TSV 1860 – Hallescher FC

An einem nasskalten Freitag Abend fanden sich – entsprechend dieser sportlichen Bilanz – dann auch nur 7.500 Fans auf Giesings Höhen ein.Minusrekord in der ersten Zweitligasaison seit 1982. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt, zu Saisonbeginn noch zu den letzten Europapokalteilnehmern der alten DDR gehörend, lagen nur einen Punkt besser, als 1860 auf dem achten Tabellenplatz. Der Heimmannschaft konnte man Einsatz und Willen nicht absprechen – allein Zählbares kam im ersten Abschnitt nicht heraus. Nach der Pause erhöhten die Löwen den Druck auf das Tor des HFC – und kassierten vier Minuten nach dem Wiederanpfiff prompt das 0:1. Nach einer Flanke des späteren Bundesligastars Dariusz Wosz sorgte Dirk Wüllbier für blankes Entsetzen auf den Rängen. 1860 rannte an, aber – eigentlich typisch Löwen-like – das Glück war uns nicht hold: Mehrere 100%ige Chancen, ein nicht anerkanntes Tor von Armin Störzenhofecker…es war wie verhext.

Als die frierenden Zuschauer schon der Verzweiflung nahe waren, passierte es dann doch: Rainer Maurer erlöste Giesing in der 74. Minute nach insgesamt 548 torlosen Minuten. Und das Tor passte zur Gesamtsituation: Einen eigentlich eher harmlosen Schuss aus 35 Metern ließ Hallescher FC-Torwart Jens Adler – eigentlich schon sicher pariert – durch die Finger rutschen. Ganz bitter für den damals 26jährigen letzten Torhüter der DDR-Nationalmannschaft. Mehr passierte an diesem Abend nicht. Schon wieder ein Unentschieden. Aber wenigstens nicht torlos.

Wettberg wackelt

Erwähnenswert zu diesem Spiel ist dann noch die Berichterstattung in den Münchner Zeitungen am Montag danach: Nachdem die tz eine Woche zuvor, nach dem – oben erwähnten – 0:4 in Chemnitz noch getitelt hatte “Wettberg sitzt fest im Sattel”, konnte man nun in der Abendzeitung von Gerüchten um eine geplante Entlassung Wettbergs lesen. Und welcher Name tauchte damals erstmals als möglicher Nachfolger auf? – Richtig: Der bei Viktoria Aschaffenburg unter Vertrag stehende Werner Lorant.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Karsten Wettberg setzte am 22.11.1991 auf folgende Elf der Löwen:

Berg – Hainer, Miller, Maurer, Hecht (46. Motzke) – Zeiler, Störzenhofecker, Ziemer, Kneißl – Pingel, Heisig (55. Gröber)

Tore:
0:1 Wüllbier (49.)
1:1 Maurer (74.)

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