Auf dem Weg zum vielumjubelten und oft und gern besprochenen Wiederaufstieg in den bezahlten Fußball nach neun Jahren Bayernligazugehörigkeit im Jahr 1991 mussten die Löwen zunächst die Meisterschaft in der Bayernliga erringen, um sich für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga zu qualifizieren. Dieser manchmal – durchaus steinige – Weg führte sie genau heute vor 34 Jahren – an einem Sonntagnachmittag – ins Hans Bayer Stadion in Unterschleißheim. Dort, vor den nordöstlichen Toren der Landeshauptstadt trug der SV Lohhof seine Heimspiele aus. Auch das gegen den TSV 1860, gleichwohl es – nach entsprechenden Erfahrungen in den vorangegangenen Bayernligajahren – durchaus Bedenken bezüglich einer störungsfreien Austragung gab. Insbesondere wenn die Akteure in weiß und blau auf dem Platz nicht das liefern würden, was ihre Anhänger rund um’s Spielfeld von ihnen erwarteten. Wobei diese Sorgen in der Nachbetrachtung für dieses Spiel in Lohof unbegründet waren.

Zwischen zwei Spitzenspielen nach Lohhof

Man schrieb den 29. Spieltag der Saison 1990/91. Ein Spieltag, der genau zwischen den beiden Heimspielen der Löwen gegen ihre schärfsten Verfolger, die beiden Spielvereinigungen aus Weiden und Unterhaching, lag. Eine gute Woche zuvor hatte die Mannschaft von Trainer Karsten Wettberg am Gründonnerstag Abend vor 23.000 begeisterten Zuschauern im dichten Schneetreiben den Tabellendritten aus der Oberpfalz mit 2:0 besiegt und den Abstand auf Weiden auf beruhigende acht Punkte vergrößert. Die Hachinger, die dann am folgenden Freitag ins Sechzgerstadion kommen sollten, lagen nur vier Punkte zurück. Zwischen zwei Spitzenspielen galt es also, die volle Konzentration auf einen vermeintlich leichteren Gegner zu richten.

Lohhof – etablierter Aufsteiger

Der SV Lohhof hatte sich als Aufsteiger der Vorsaison (zusammen übrigens mit dem benachbarten TSV Eching und den namhaften Teams von Jahn Regensburg und den Würzburger Kickers) in der drittklassigen Bayernliga etabliert und belegte – nach zunächst fulminantem Saisonstart – inzwischen einen gesicherten Mittelfeldplatz. Die Löwen waren vor diesem Gegner gewarnt: Im Hinspiel hatte erst Fußballlegende Thomas Miller Minuten vor dem Abpfiff den 3:2-Sieg sichergestellt, nachdem sein Team zuvor einen 2:0-Vorsprung verspielt hatte.

Viele Löwenfans bevölkerten das Rund des Unterschleißheimer Martin Bayer Stadions

Zwei verletzte Routiniers

5.300 Zuschauer, überwiegend Anhänger von Münchens Großer Liebe hatten sich im Unterschleißheimer Stadion eingefunden und durften schon nach 21 Minuten erstmals jubeln: Peter Zeiler brachte die Löwen mit seinem fünften Saisontor in Führung, indem er einen Kneißl-Freistoß geschickt ins Tor verlängerte. Allerdings waren wenige Augenblicke zuvor und rund zehn Minuten nach dem Tor schlechte Nachrichten zu vermelden: Zunächst hatte sich Routinier und Ex-Profi Florian Hinterberger eine Zerrung zugezogen und musste ausgewechselt werden. Wenig später ereilte Kapitän Roland Kneißl das gleiche Schicksal und er verließ ebenfalls das Feld. Im Hinblick auf die in der Aufstiegsrunde anstehenden Herausforderungen wäre ein Verzicht auf die beiden Routiniers eine fatale Schwächung der Mannschaft gewesen. Beide kehrten aber zeitnah zurück ins Team.

Schmidbauer sichert den Sieg

Die Löwen spielten die Partie gegen den Aufsteiger – trotz der verletzungebedingten Wechsel – souverän und überlegen herunter. Seit Februar des Vorjahres war das Team, zu diesem Zeitpunkt, also schon fast 14 Monate, ohne Niederlage. Zur endgültigen Beruhigung der Anhänger stellte Horst Schmidbauer nach einer guten Stunde nach einem Getümmel im Lohhofer Strafraum mit seinem neunten Saisontreffer auf 0:2. “Emotionsloses Derby im Münchner Norden” titelte die Süddeutsche Zeitung am nächsten Morgen. Und sie zitierte Karsten Wettberg mit einer Ansage an seinen ehemaligen Verein aus Unterhaching, den er im Jahr zuvor im Streit Richtung TSV 1860 verlassen hatte: “Wir werden angreifen und auf Sieg spielen.” 1860 war bereit für den Showdown fünf Tage später!

Bayernliga-Meisterschaft und Aufstieg

Das spannende und hoch emotionale Spitzenspiel gegen die Vorstädter endete dann unter Giesinger Flutlicht vor 28.000 Zuschauern mit 2:2, 1860 kürte sich zwei Wochen später zum Bayernliga-Meister und stieg am 16. Juni nach neun Jahren Bayernliga in die 2. Bundesliga auf.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Karsten Wettberg setzte am 7. April 1991 gegen den SV Lohhof auf folgende Elf der Löwen:

Berg – Maurer, Hainer, Miller, Hinterberger (20. Wolke) – Kneißl (30. Rudel), Windsberger, Störzenhofecker, Zeiler – Schmidbauer, Schmid

Tore:
0:1 Zeiler (21.), 0:2 Schmidbauer (62.)

 

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Vorstopper

Das war eine wirklich ganz andere Zeit. Den Kneißl, der Schmidbauer, Wettberg schön daran erinnert zu werden. Ich war 22 und gerade mit meiner Lehre fertig. 🙈

buschi

Das Ticket hab ich auch noch, Christian 😉

Ich weiß noch genau, dass ich mich nach dem Spiel gefragt habe wie wir die Aufstiegsrunde überstehen wollen. So grausam fand ich den Kick, bei der Beurteilung bin ich also eher beim SZ-Titel.

Ein paar Wochen später in Neunkirchen hat sich meine Meinung dann geändert!
Zarte 24 war ich da. Schon irre wie schnell die Zeit vergeht…