Nochmal erklärt: Warum das heutige Spiel kein Derby ist

Wir beharren darauf: Eine Partie gegen den FC Ingolstadt ist – trotz der geringen Distanz von nur gut 80 Kilometern zwischen München Giesing und dem Audi-Sportpark – niemals ein Derby. Im Web finden sich diverse Defintionen für den Begriff des Derbys. Und immer ist dabei von besonderer Rivalität und großen Emotionen die Rede. Und daran scheitert es. Die überwiegende Mehrheit der Löwenfans empfindet bei einem Aufeinandertreffen mit dem FCI weder besondere Rivalität, noch große Emotionen. Wie auch? Besondere Emotionen im Spiel gegen einen Verein, der in der abgelaufenen Saison – in Heimspielen der 2. Liga! – auf einen Zuschauerschnitt von rund 5.000 Besuchern kam, der in der laufenden Saison durchschnittlich nochmal tausend Personen weniger im heimischen Sportpark begrüßen kann? Sorry, liebe Schanzer: Ein Spiel gegen Euch ist für uns ein Spiel wie jedes andere auch. Das musste an dieser Stelle mal wieder erläutert werden!

Köllner und Lex sehen es genauso

Unterstützung für diese Einschätzung kommt übrigens auch von prominenter Seite. In der LÖWENRUNDE am Freitag Vormittag hoben sowohl Trainer Michael Köllner, als auch Kapitän Stefan Lex deutlich hervor, dass die Partie eben nicht das Prädikat “Derby” erhält. Und die sollten es ja eigentlich wissen.

Ingolstadt als Konkurrent im Kampf um den Aufstieg

Und doch kribbelt es heute Nachmittag auf Giesings Höhen sicher ein klein bisschen mehr als sonst. Nicht aufgrund der räumlichen Nähe der Kontrahenten, sondern aufgrund der sportlichen Voraussetzungen. Der FCI ist – nach nur einjährigem Gastspiel in der 2. Bundesliga – im Sommer 2022 in die Drittklassigkeit zurückgekehrt. Nachdem man sich im Norden Oberbayerns vor gut sechs Jahren noch als Bundesligist bezeichnen durfte und seither im Fahrstuhl zwischen 2. und 3. Liga befindet, ist der Anspruch der Ingolstädter heuer der direkte Wiederaufstieg. Wir empfangen heute also einen echten Konkurrenten um die ersten beiden Tabellenplätze, auch wenn es aktuell tabellarisch noch nicht ganz danach aussieht: Der FCI belegt aktuell mit 16 Punkten nur den 7. Platz.

Durchwachsenes erstes Saisonviertel

Den bisherigen Saisonverlauf der Schanzer kann man als durchwachsen bezeichnen. Mit drei Siegen zum Auftakt schien man direkt in der Liga angekommen, was bei Absteigern ja häufig ein wenig dauert. Speziell das souveräne 4:0 in Dortmund in Runde 2 ließ aufhorchen. Danach kam der Audi-Motor aber ein wenig ins Stottern: Nur zwei Punkte aus den Spielen vier bis acht waren die magere Ausbeute. Und Inkonstanz bleibt auch im Herbst die Konstante beim Team von Trainer Rüdiger Rehm, der seit Dezember letzten Jahres in Ingolstadt das Zepter schwingt: Einem Heimsieg gegen Waldhof Mannheim folgten Punkteteilungen in Dresden und gegen Zwickau. Dazwischen lag noch ein erst im Elfmeterschießen realisiertes Weiterkommen im Totopokal-Viertelfinale beim Regionalligisten VfB Eichstätt. In dieser Hinsicht – das muss zugegeben werden – machten es die Schanzer aber ein wenig besser, als unsere Löwen.

Großer Umbruch in Ingolstadt im Sommer

Es ist also schwer einzuschätzen, wo der Gegner eigentlich steht, den wir heute Nachmittag im Sechzgerstadion begrüßen. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga erfolgte beim FCI der große Umbruch: 22 Spieler verließen den Verein, 15 neue Akteure wurden verpflichtet bzw. ausgeliehen. Auf der langen Liste der Neuzugänge stehen durchaus prominente Namen: Der nach Dresden zurückgekehrte Mittelstürmer Stefan Kutsche wurde durch Pascal Testroet aus Sandhausen ersetzt, vom FC St. Pauli kam Stürmer Maximilan Dittgen. Tim Civeja, deutsch-albanisches Mittelfeldtalent kam leihweise vom FC Augsburg, wo er allerdings in der Vorsaison nur zu Einsätzen im Regionalligateam gekommen war. Am vorsaisonalen Mannheimer Aderlass, an dem ja auch 1860 nicht ganz unbeteiligt war, partizipierten auch die Ingolstädter und verpflichteten den Verteidiger Marcel Costly ablösefrei. Das Tor der Schanzer hütet seit dem 2. Spieltag der laufenden Saison der ehemalige Fürther Marius Funk, nachdem sich alle drei Goalies der letzten Spielzeit aus Bayern – in Richtung Portugal, England und NRW – verabschiedet hatten.

Duelle in der 3. Liga – in der Regel vor leeren Rängen

Insgesamt viermal trafen unsere Löwen in ihrer Drittligahistorie auf den FC Ingolstadt. Das erste Aufeinandertreffen in dieser Reihe war gleichzeitig das einzige vor Zuschauern. Am 16. Dezember 2019 – kurz bevor sechzger.de erstmals an den Start ging – endete eine aufregende und rassige Montagspartie im Audi-Sportpark mit 2:2. Die Löwen waren im zweiten Auswärtsspiel unter Michael Köllner zur Pause mit 2:1 vorn, nach einer Stunde gar mit einem Mann mehr auf dem Platz und mussten kurz später dennoch den Ausgleich hinnehmen. Sichtlich abgekämpft bedankten sich die Akteure danach bei den zahlreichen mitgereisten Fans, wie man auf dem Titelbild dieses Artikels sehen kann.

Das Rückspiel in dieser Saison war bereits von der Corona-Pandemie geprägt. 0:2 unterlag 1860 auf Giesings Höhen am letzten Spieltag und musste daher die kleine letzte Hoffnung auf den Relegationsplatz abhaken. Aber auch die Gäste durften nur verhalten jubeln: Den schon sicher geglaubten Aufstiegsplatz schnappten ihnen im Fernduell die Würzburger Kickers mit dem Ausgleich gegen den Halleschen FC in letzter Sekunde vor der Nase weg. Nicht weniger dramatisch dann die Relegation, als Ingolstadt dem 1. FC Nürnberg den Vortritt lassen musste. Zwei weitere Geisterspiele folgten in der Saison 2020/21 bei dem die Löwen in Giesing mit 1:0 als Sieger vom Platz gingen und – erneut am letzten Spieltag – mit 1:2 in Ingolstadt den kürzeren zogen, wodurch sich der FCI erneut für die Relegation qualifizierte. Und diesmal klappte es – gegen Osnabrück – auch mit dem Aufstieg.

Positive Gesamtbilanz

Die Gesamtbilanz (inklusive eines DFB-Pokalspiels und den Aufeinandertreffen in der 2. Bundesliga) ist positiv: Sechs Löwensiegen stehen vier Niederlagen und sieben Unentschieden gegenüber. Heute Nachmittag ist die Gelegenheit, diese Statistik weiter zu optimieren. Der Lohn für derlei Mühen wäre die Verteidigung der Tabellenspitze in der 3. Liga.

 

 

 

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Dennis M.

Gegen Bayern München ist Derby, nicht gegen Ingolstadt, Bayern 2 oder so n Kasperlestheater da.

Bruck Löwe

Heut is ein Derby: Um 17 Uhr Dritte gegen Haidhausen