Nach dem Spruchband nach der Partie gegen die SpVgg Unterhaching haben sich die Ultras der Münchner Löwen nun ausführlich geäußert. sechzger.de hatte das Spruchband bereits kurz nach der Veröffentlichung thematisiert.

Ausführliche Stellungnahme der Münchner Löwen

Im Folgenden dokumentieren wir die Stellungnahme der Münchner Löwen.

Habt ihr den Knall nicht gehört?

Am vergangenen Freitag fand mal wieder ein Spiel unserer Löwen statt, ohne dass wir Fans im Stadion sein konnten. Was für ganz Fußballdeutschland/-europa traurige Realität ist, wollen viele Vereine nicht wahrhaben: Fußball ohne Fans ist kein echter Fußball!

Jedoch besitzt der Profifußball in Deutschland bereits eine Sonderrolle während der Pandemie. Statt dies in Demut zu honorieren, wird das Ganze mittels Eventisierung und Vermarktung maximal ausgeschlachtet. All diese Entwicklungen stehen im größtmöglichen Kontrast zu den vorherrschenden gesellschaftlichen Einschränkungen und Umweltbedingungen des Vereins. Die ganze Stadt, insbesondere Giesing, der eigentliche Mittelpunkt unseres Vereins, steht seit einem Jahr still: Die Boazn, der Einzelhandel, ja selbst die Laufhäuser sind geschlossen. Nur das 90-minütige Fußballspiel findet alle zwei Wochen völlig losgelöst und surreal zum Umfeld statt.

Statt diesen Ist-Zustand zu akzeptieren, versucht auch unsere KGaA, Partien gegen Ingolstadt und Haching zu emotionalen Derbys hochzuspielen, um dann über „Geistertickets“ sowie eine Zaunfahnenaktion die Fans weiter hauptsächlich kommerziell mit einzubeziehen und eine nicht stattfindende Rückkehr zum Normalzustand zu suggerieren bzw. voranzutreiben.

Das ist in unseren Augen aufgrund mehrerer Gesichtspunkte unpassend. Zum einen werden so die Geisterspiele normalisiert, gewöhnliche Punktspiele ohne Fans eventisiert und zu Marketingzwecken hochstilisiert. Zum anderen ist für uns das Aufhängen von Zaunfahnen im leeren Sechzgerstadion äußerst befremdlich. Unserem Verständnis nach sind Fans und Fahnen untrennbar miteinander verbunden und eine ohne Präsenz aufgehängte Fahne ist keinesfalls ein Ersatz für die Löwenfans im Stadion. Letztendlich dient dies einer aus unserer Sicht nicht hinnehmbaren Etablierung der ohnehin hochumstrittenen Geisterspiele in einer weltweiten Pandemielage.

Diese Kritik geht Hand in Hand mit derer an den Geistertickets. Während der Profifußball in der privilegierten Situation ist, seinem Alltagsgeschäft nachzugehen und dabei allerlei Sonderrechte genießt, gibt es Vereine, die es unter dem Deckmantel scheinbarer Solidarität mit den Fans immer weiter auf die Spitze treiben. Statt sich seiner sozialen Verantwortung und der Ausnahmelage bewusst zu sein, wird durch Marketing und Treueschwüre rücksichtslos und egozentrisch möglichst viel Kapital generiert und die Sonderrolle mutmaßlich überbeansprucht, von jeglicher Verantwortung gegenüber den eigenen Fans und dem Umfeld ganz zu schweigen.

Die Geisterticket-Aktion gaukelt eine Normalität der absolvierten Geisterspiele vor und misst Treue von Fans in einer ausschließlich monetären Größe, ungeachtet der finanziell schwierigen Lage in großen Teilen der Gesellschaft und somit auch der Anhängerschaft.

Jedem, der unseren Verein im Herzen trägt, ist bewusst, dass seitens des Vereins eine gewisse Kreativität notwendig ist, um eine solch neue und schwierige Situation zu meistern. Dennoch lautet unser Fazit: Die Vereine müssen sich ihrer Privilegien in der Ausnahmesituation Bewusst werden, soziale Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld übernehmen, aufhören, Geisterspiele künstlich zu vermarkten und die Entfremdung zwischen Fans und Verein voranzutreiben – für eine nachhaltige, solidarische und gesamtgesellschaftliche Lösung! Fußball, wie wir uns ihn wünschen ist erst wieder, wenn das Stadion uneingeschränkt durch Fans besucht werden kann. Nichts kann die Fans im Stadion ersetzen.

Fußball gehört den Fans!
Münchner Löwen im März 2021

Beitragsbild: Münchner Löwen
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United Sixties

. Mit dem Recht der freien Meinungsäußerung und offenen Diskussion. Ein wichtiges Gut echter, gelebter Demokratie und Du darfst Deine andere Ansichten dazu frei posten. Löwen sind wir doch Alle !

michl60

Natürlich kann jeder seine Meinung äußern. Aber sich selber über andere Fans und Fanclubs zu stellen, ist nach meiner Meinung schon anmaßend. Selbst keine Verantwortung zu tragen, aber sich über andere und auch den Verein zu äußern, ist nach meiner Meinung überflüssig und nicht gerechtfertigt…

michl60

Mit welchem Recht kritisieren hier die Ultras andere Fanclubs oder den Verein oder andere Fans? Weil sie sich für die besseren und wahren Fans halten? Weil sie wissen, wie alles besser geht? Sie nehmen sich hier viel zu wichtig….

United Sixties

Es ist wichtig und richtig weiter auf die ausgeuferte Kommerzialisierung hinzuweisen und die Sonderstellung des Profifussball zumindest in der Diskussion zu halten. Angesichts der Beschränkungen und noch völlig offenen Spätfolgen für Menschen, Familien und die Wirtschaft finde ich das Statement gut. Sechzig darf sich auch mal abheben, der geilste Klub der Welt bleibt er ohnehin für uns Alle und eine Rückkehr in die Stadien muss zur neuen Saison ermöglicht werden mit Schnelltests, Hygiene-Regeln und Impfpässen. Mit dem Virus werden wir leben müssen wie auch mit Influenza u.a. Heute drei Punkte und ein wunderschönes Löwenwochenende. Tip 1:2

andreas de Biasio

die KGAA hat sehr wohl soziale Verantwortung und zeigt diese auch. Unterstützung des Tierparks und anderer wichtiger Aktionen (okay kann den Ultras möglicherweise ja auch nicht gefallen) weil die Unterstützung münchner Unternehmen zu gute kam. in den vergangenen Monaten. niemand kann etwas für die aktuelle Kriese niemand. die Ticket-Aktion ja mein gott auch das gehört für mich dazu. und der betrag ist jetzt auch nicht einer gewesen, den man sich (wer möchte und kann) nicht hätte leisten können. ein ausverkauftes Stadion in Zeiten wie diesen, dass war doch eine tolle Geschichte für unseren tsv. alles wie immer freiwillig wer unterstützen wollte konnte das tun. wer es nicht tun wollte oder konnte musste es auch nicht. Die Zaunfahnen ergaben doch ein tolles Bild nach außen. wer sich daran beteiligen wollte konnte das tun wer nicht der oder die musste auch nicht. und es haben sich ja doch viele beteiligt. also scheint alles dann doch ganz gut angekommen zu sein.

Werner

Also das mit dem Tierpark höre ich hier das erste Mal (wenns stimmt, tolle geste) aber so wie ich die Stellungnahme lese ist das doch eher ein Appell Geisterspiele nicht als Normalität wahrzunehmen?
(Überall wird es als “ultras sind die Größten” aufgefasst…aber der Text hat doch nen völlig anderen, bodenständigen Kontext… oder verstehe ich die Stellungnahme einfach nicht???