Die Polizei filmt nahezu bei jedem zweiten Heimspiel die Löwenfans. Die Grünen im Stadtrat sind darüber laut AZ empört.  Mit der neuen Stadionverordnung hatte die Stadt München bereits vor knapp 2 Jahren still und leise jedes Spiel des TSV 1860 faktisch zum Risikospiel erklärt.

Faktisch jedes Spiel und halb Giesing “Risikogebiet”

Unabhängig von der Risikoeinschätzung durch die Sicherheitsbehörden fallen sämtliche beliebten Fantreffpunkte, wie z.B. der Löwentreff am Candidplatz sowie die Tegernseer Landstraße unter diese Verordnung – bei allen Spielen, egal welches Vereins und welcher Liga auch immer – selbst bei Spielen von Jugendmannschaften! Stellungnahmen und Proteste der Freunde des Sechzgerstadions (FdS) sowie der Löwenfans gegen Rechts (LFGR) änderten wenig.

Unbestimmte Rechtsbegriffe eröffnen Polizei nahezu unbegrenzten Interpretationsspielraum

Die Schwammigkeit vieler aufgeführter Begriffe wie z.B. “Fanmarsch”, für welche keine eindeutige Definition vorgelegt werden, sorgen für viel Diskussionsbedarf. Auch die aufgeführten Beispiele, anhand derer ein solcher “Fanmarsch” zu erkennen sei, ist an Schwammigkeit nicht zu überbieten:

Hierzu solle nämlich unter anderem die

  • Verwendung von Transparenten oder Bannern durch eine Personengruppe im öffentlichen Verkehrsraum zur Zuschaustellung eines sportbezogenen Lebensgefühls sowie
  • Geschlossenes Auftreten einer größeren Personengruppe in der Öffentlichkeit, wobei die innere Verbundenheit der Gruppierung durch Kleidung und/oder das entsprechende Verhalten, wie skandierende Rufe bzw. Gesang deutlich wird.

zählen, wobei schon jedes Kriterium für sich gesehen als Indiz für einen Fanmarsch herangezogen werden kann.

Grüne empört: Polizei filmt Löwenfans bei nahezu jedem zweiten Heimspiel

Eine Landtagsanfrage des Grünen-Abgeordneten Max Deisenhofer ergab nun: etwa bei der Hälfte aller Spiele setzt die Münchner Polizei zusätzlich zu den fest installierten Kameraanlagen Videofahrzeuge oder Videoteams ein.

Die fest installierten Kameras sind laut Innenministerium ohnehin bei allen Spielen im Grünwalder Stadion im Einsatz. Laut Innenministerium werden die Aufnahmen in der Regel nach zwei Monaten gelöscht. Was außerhalb der Regel mit den Aufnahmen geschieht, ist wohl genau so geheim wie die Bedienungsanleitung des Marder-Schützenpanzers.

Deisenhofer kann die offensichtlich unverhältnismäßige Verwendung von Videoaufnahmen nicht nachvollziehen, vor allem bei den Löwen: bei Spielen im Sechzgerstadion wird nach den neuen Zahlen noch viel häufiger gefilmt. “Und das offenbar auch, wenn kein Risikospiel ansteht.” Er sei “wirklich überrascht, wie oft mobile Kamerateams im Einsatz sind”.

Dabei seien Stadien in Bayern doch sicher, findet Deisenhofer. “Und die Bürgerrechte derer, die da überwacht werden, sollten nicht am Stadiontor enden.”

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Aymen1860

Die Grünen interessieren sich für Bürgerrechte und Fussball, dann kann die nächste Wahl nicht weit weg sein. Auf der Suche nach ein paar Wählerstimmen.

Tommy

Es interessiert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht ob mich irgendwelche Kameras im Stadion aufnehmen, weil ich mir ganz einfach nichts zu schulden kommen lasse. Also ist mir das schnuppe. An Tankstellen oder etlichen Geschäften etc. hängen auch Kameras die ständig alles aufzeichnen. So ist das nun mal in Zeiten fortgeschrittener technischer Möglichkeiten. Ich denke jeder würde froh sein wenn beispielsweise das eigene Auto durch Vandalismus beschädigt wurde und der/die Täter aufgrund Videoüberwachung ausfindig gemacht werden können. Ich muss da mal ganz klar eine Lanze FÜR die Polizei brechen. Es gibt sicherlich Ausnahmen wie überall aber der Großteil der Polizisten ist freundlich und hat selbst keinen Bock auf Streß weil hinter jedem Polizisten auch ein Mensch steckt der am Abend wieder gesund Zuhause bei seiner Familie sein möchte. Ich hatte in Elversberg ein sehr langes interessantes Gespräch mit einem Polizisten (aus Hundertschaft). Der hat im Stadion Besuch von Sohnemann und Frau bekommen, weil der Sohnemann Elversberg-Fan ist und der Papa zufällig beim Spiel im Einsatz war. Ein herzensguter Mensch kann ich nur sagen, richtig beschämend dann einen vermeintlichen Gleichgesinnten vorbeilaufen zu sehen mit 1312-Aufschrift auf seinem “Supporter”-Shirt. Also, lieber mal an die Regeln halten und sich an die eigene Nase packen.

Rolö

Das ist halt die Frage, wo die Grenze ist. Würdest Du es befürworten, wenn jeder eine Bodycam umbekäme, mit der dann 24 Stunden am Tag nachweisbar ist, was er tut oder nicht und wo er sich aufhält und mit wem? Wäre ja für dich prinzipiell kein Problem, da Du ja dir ja nie etwas zu Schulden kommen lässt.
Oder wärst Du mit dem System einverstanden, wie es in China gehandhabt wird, wo praktisch schon jeder Schritt digital überwacht wird und es, je nach Verhalten, vom Staat Vergünstigungen oder Einschränkungen gibt?
Meiner Ansicht nach ist die staatliche Überwachung auf das unbedingt nötige Minimum einzuschränken. Die Staatsorgane dürfen nicht vom Bürger als potentiellem Straftäter ausgehen, dessen Überwachung dadurch gerechtfertigt ist, dass dieser Bürger vielleicht irgendwann eine Straftat begehen könnte. Was passiert, wenn das nicht der Fall ist, haben zahlreiche schlimme Beispiele gezeigt. Vom NS-Staat bis zu den zahlreichen kommunistischen Regimes. Insofern muss man, so sehe ich es, eine gewisse Wachsamkeit und Empfindlichkeit auch seitens der Politik in dieser Sache unbedingt befürworten und sie nicht als Einmischung in die Arbeit der Exekutive begreifen und als Wichtigmacherei abtun.
Eine Überwachung von Personen mit einem hinreichend belegten Verdacht auf schwere Straftaten, beispielsweise im Bereich der organisierten Kriminalität, kann sicher zielführend und hilfreich sein. Es hat aber seinen guten Grund, dass darüber nicht die Polizei, sondern die Staatsanwaltschaft und Ermittlungsrichter entscheiden sollen. Eine pauschale Überwachung aller ist hingegen abzulehnen.

Tommy

Nein eine 24h Bodycam würde ich natürlich nicht befürworten weil es meine tiefste Privats- und Intimsphäre einschränken würde. Ich wage zu behaupten dass es soweit aber auch nicht kommen wird. Die Frage ist ja: Was ist an einer Videoüberwachung im Stadion bzw. an anderen öffentlichen Orten so schlimm bzw. welche Personen/Gruppen stören sich daran? Zumeist stören sich doch solche Personen/Gruppen daran denen bewusst ist dass sie Gesetze oder Vorschriften brechen und durch eine Videoüberwachung die Chance höher ist dass sie erkannt werden und sie die Konsequenzen tragen müssen. Gesetze und Vorschriften, ob man sie nun für richtig oder falsch hält, sind dafür da um eingehalten zu werden. Die Exekutive ist u.a. dafür da um Verstöße zu verfolgen. Dass man sich hierfür an zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln bedient (z.b. Videoüberwachung) ist doch nur logisch.

Kraiburger

Wenn du es akzeptierst dass du an allen Orten, an denen du dir nichts zu Schulden kommen lässt, eine Kamera hängt und mitfilmt, dann hast du sicher kein Problem damit, wenn ich eine Kamera in dein Schlafzimmer hänge!

Ganz ehrlich: ich brauche nicht dauernd Kameras, damit ich meine Unschuld beweise. Das verhalten, dass Kameras um mich aufgebaut sind um mich dahingehend “abzusichern” heißt doch, dass sie mich dabei erwischen wollen dass ich mir was zuschulden kommen lasse.

Tommy

Nein ich würde es nicht akzeptieren wenn du eine Kamera in mein Schlafzimmer hängst, bitte oben nochmal lesen, das würde zu tief in meine Privats/Intimsphäre eingreifen. Das andere was du geschrieben hast verstehe ich nicht. Die Kameraüberwachung dient zur Verfolgung von eventuellen Straftaten und nicht zur Beweisführung Deiner Unschuld 😁

Ackermeister TSV

Freiheit stirbt mit Sicherheit ..

lustiger_hans

“Und die Bürgerrechte derer, die da überwacht werden, sollten nicht am Stadiontor enden.”

Da kann ich ihn beruhigen: Die enden bereits an der Grenze. Wird einem auch jeder Auswärtsfan sofort bestätigen.

Aber prinzipiell ist das rechtlich zu prüfen, die Menge an Geschädigten ist ja ggf. immens, nicht nur jeder Stadionbesucher, sondern ja auch jeder normale Bürger, der am Spieltag vorbeiläuft, weil er z.B. zum einkaufen geht oder einfach nur auf seinem Balkon sitzt. Teilweise scheint es ja einschlägige Urteile zu geben, dass das ganze illegal ist….