Letztes Spiel für Köllner gegen RWE?

Rund um das letzte Heimspiel des Jahres 2022 gegen Rot-Weiss Essen kursierte das Gerücht, Michael Köllners Tage beim TSV 1860 seien gezählt und er werde – ganz unabhängig vom Ausgang der Partie gegen den Aufsteiger aus dem Ruhrpott – nach dem Spiel entlassen. Eigentlich unvorstellbar: Hätten die Löwen auch in der Nachspielzeit die Konzentration hoch gehalten und sich nicht das bittere 1:1 eingefangen, dann hätten sie in den kommenden zwei Monaten vom Relegationsplatz drei aus – und nur einen Punkt hinter dem 1. FC Saarbrücken liegend – dem Jahr 2023 entgegengeblickt, in dem ja die Rückkehr in die 2. Bundesliga nach sechs Jahren Abwesenheit realisiert werden soll. Eine durchaus als dürftig zu bezeichnende Leistung gegen einen bieder auftretenden Gast hätte fast für einen versöhnlichen Jahresabschluss gereicht. Hätten und fast – die entscheidenen Vokalbeln in den zwei vorangegangenen Sätzen.

Magere sportliche Bilanz im Spätherbst

Es kam anders. Der TSV 1860 ist im Jahresfinale – nach einem fulminanten Saisonstart – viermal in Serie ohne dreifachen Punktgewinn geblieben, wartet seit nunmehr 370 Minuten auf ein Tor aus dem Spiel heraus (der Elfmeter gegen Essen war verdient und clever erworben, kann aber eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Löwen für ein Spitzenteam viel zu wenige Torchancen kreieren). In der Tabelle steht man auf Platz 6. Nicht gerade ein Empfehlungsschreiben für die garantierte weitere Zusammenarbeit mit einem Coach, der im Sommer mit Ultimaten an die sportliche Führung seinen Wunschkader zusammengestellt bekam, daraufhin vollmundig den Aufstieg versprach – und dies auch zuletzt mehrfach wiederholte.

Aufsichtsrat spricht angeblich nicht über Köllner

Am Dienstag Abend tagte an der Grünwalder Straße 114 der Aufsichtsrat mit Vertretern des e.V. und der Investorenseite. Turnusmäßig. Dass in dieser Sitzung auch über die Personalie Michael Köllner diskutiert werden würde, wäre keine ganz große Überraschung gewesen. War aber offensichtlich nicht der Fall. Die Süddeutsche Zeitung zitiert in ihrem Artikel, in dem sie 1860 in der Überschrift – recht passend – als “Quatsch-Comedy-Klub” bezeichnet, Präsident Robert Reisinger, der auf SZ-Nachfrage sagte: “Der Trainer steht für mich nicht zur Disposition.”
Kritik an Köllners Auftreten in der LÖWENRUNDE vor dem Spiel gegen RWE äußerte der Oberlöwe aber dennoch. Der Trainer hatte eine angeblich nicht erfolgte Einladung zu einer Benefizveranstaltung des Vereins Unternehmer für Sechzig e.V. beklagt und dies dann – ganz allgemein – als “Blaupause” für das “was im Moment im Verein” passiere, bezeichnet. Von “Insiderinformationen”, die an “die Presse durchgesteckt würden” sprach Köllner. Für den geäußerten Vorwurf des Oberpfälzers an die umtriebigen Unternehmer für Sechzig entschuldigte sich Reisinger im Namen des TSV 1860. Dass derlei kleine Scharmützel bei 1860 seit Jahrzehnten zum ganz normalen Vereinsleben dazu gehören, irritiert keinen Fan. Sowas ist in Giesing auch kein Anlass, die berufliche Zukunft eines Übungsleiters in Frage zu stellen. Die sportliche Bilanz der letzten Wochen allerdings eigentlich schon. Und insofern stellen in den diversen Internetforen die User weiterhin in Frage, ob Michael Köllner beim nur vier Punkte hinter den Löwen liegenden ambitionierten SV Waldhof Mitte Januar wirklich noch an der Seitenlinie stehen wird.

Die 3. Liga macht nun erstmal einen langen Winterschlaf. Bei 1860 hingegen bleibt es spannend – und die Fans bleiben hellwach.

5 4 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
14 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Tini

Wenn das den Verantwortlichen beider Seiten mal nicht auf die Füße fällt. Wobei es wahrscheinlich keine andere Entscheidung gab, weil man Angst hat, dass Ismaik dann wieder durchdreht. Wenns schiefgeht, ists auch seine Schuld, da kann er sich nicht rausreden.
Wenn Köllner nach den ersten 2 -3 Spielen nicht Punkte einfahren und sie spielerisch und taktisch nicht enorm zulegen, ist das festhalten eine ziemlich wacklige Angelegenheit. Besonders nach der Pressekonferenz wäre er für mich nicht mehr tragbar. Denn der Kratzer an Köllner bleibt. Auch die Sache mit Alex Freitag hat ein Gschmäckle und macht ihn auch angreifbar, auch die Nähe zum Dubai Blogger macht sich nicht gut. Seit der dem Ausrasten mit dem Rundumschlag und bodenlosen Beschuldigungen in der Pressekonferenz ist er komplett unten durch bei mir.

Urloewe

Ok,
aber seid doch nicht immer so brutal hart in eurem Urteil!

Urloewe

Meine Frau meint noch, erst die große Liebe und nach drei Jahren nur noch Abneigung und Wunsch nach Scheidung.

Tini

Wenn ich das, was Köllner abzieht, bei meinem Arbeitgeber liefern würde und noch dazu die Leistung über einen längeren Zeitraum zu wünschen übrig lässt. Über den eigenen Arbeitgeber despektierlich redet, hätte es eine Abmahnung gegeben.

Chemieloewe

…wie er bei mir u. vielen Anderen auch unten durch ist. So einen Scheiß zu labern, noch dazu nach einigen verpeilten, strittigen, kritikwürdigen Aussagen u. Auftritten seit Sommer. Für so unklug u. überlegt habe ich ihn nicht gehalten. Blöd halt, wenn man sich so bei vielen treuen Köllner-Fans derart abschießt, wenn ich mich jetzt mal als Beispiel hernehme.

Last edited 1 Jahr zuvor by Chemieloewe
Chemieloewe

War u. ist doch klar: Es wird von Vereinsseiten an Köllner festgehalten bis es nicht mehr geht o. für den ganz großen Erfolg möglicherweise zu spät ist, falls es nicht sehr erfolgreich weiterläuft. Zu einem radikalen Schritt, einen Trainerwechsel zu fordern u. durchzusetzen, der jetzt absolut nicht überstürzt käme, traut sich doch Keiner, kein Robert Reisinger noch sonstwer. Wenn es, wie auch immer abläuft, mit o. später ohne Köllner u. mit einem neuen Trainer, nicht zum Aufstieg reicht, bin ich auch nicht sonderlich überrascht o. enttäuscht. Den Aufstieg habe ich für mich sowieso nicht als die sehr sichere u. wahrscheinlichste Erwartung eingestuft. Als Ziel u. Möglichkeit schon, habe uns aber als ein Aufstiegsanwärter neben 4…5…6…anderen, ähnlich starken Teams vor der Saison eingeschätzt, was sich ja auch bis jetzt bestätigt. Also, für mich bricht da keine Welt zusammen, wenn’s heuer wieder nicht mit dem Aufstieg klappt. Ist halt Fußball, Erfolg unberechenbar u. unplanbar, spannend u. überraschend. Und das ist ja auch das Schöne, Faszinierende u. Reizvolle am Fußball, außer der ständig zunehmende Kommerzwahnsinn, der genau das immer mehr verbiegt, verfälscht u. vernichtet. Klar, Wunder u. Überrsschungen gibts trotzdem noch im Fußball. Die halten sich aber wegen dem wirtschaftlichen Ungleichgewicht von einigen superreichen Clubs zum Rest in sehr engen Grenzen – halt wie David gegen Goliath o. Union Berlin gegen FC Bäh, RB o. BVB.

Also, Trainerwechsel wäre bei uns realistisch gesehen angebracht. Das der jetzt nicht kommt, war ziemlich klar zu erwarten u. ist nicht überraschend. Die weitere Geschichte bleibt spannend, unvorhersehbar u. offen. Die Hoffnung auf den großen Erfolg bleibt, mit o. später ohne Köllner. Alles möglich. Die Hoffnung stirbt zuletzt u. die Gewissheit, ob wir im Mai den Aufstieg feiern dürfen o. eben nix o. was Anderes…😉😜

Last edited 1 Jahr zuvor by Chemieloewe
Aschlegel

Gut, man entscheidet sich sehr früh. Ich weiß nicht, welche Erkenntnisse dahinter stecken, habe aber leise Zweifel, ob man da wirklich ausreichend Expertise gesammelt hat um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Dann also weiter mit Michael Köllner. Hoffen wir, dass er es in der langen Pause jetzt schafft eine bissige und eingespielte Truppe zu formen. Eventuell ja noch mit einem Ballverteiler für das Mittelfeld. Denn so dürfte es schwer werden. Aber vielleicht hat man mit Pledl den Mann ja schon an Bord: Würde mich nicht wundern, wenn da noch was kommt die nächsten Tage.

bla1860

Ich finde das auch ein wenig eigenartig muss ich sagen.
Zwei Tage nach dem letzten Hinrundenspiel so eine klare Aussage zu treffen gibt einem jetzt nicht unbedingt das Gefühl, dass die letzten Spiele und die aktuelle Situation wirklich eingehend und ausführlich analysiert wurden.

bla1860

PS: Die Aussage ist ja wohl von gestern Abend. Also waren es sogar nur knapp 24 Stunden.

Chemieloewe

R, Reisinger&Co wollen damit einfach keine weitere Unruhe, Trainerdiskussionen u.-Spekulationen aufkommen lassen. Die wollen einfach ihre Friede-Freude-Eierkuchen-Ruhe haben u. das heiße Eisen Trainerwechsel jetzt nicht anfassen, vielleicht, nebenbei erwähnt, auch, weil es bis Jahresende mit dem Sechzgerumbau u. der Stadt nochmal heiß hergehen dürfte.

Chemieloewe

Ich glaube, alle aus der Führung haben schlicht u. ergreifend Angst vor der Verantwortung, eine Entscheidung zum Trainerwechsel zu treffen u. mit einem neuen Trainer auch nicht den erhofften Erfolg zu erzielen, damit zur Zielscheibe für den geballten Frust u. die explodierende Wut vieler 60er zu werden u. für den Misserfolg verantwortlich gemacht zu werden. Dann lässt man halt lieber erstmal Alles beim Alten u. geht für sich das geringste Risiko ein, zum Sündenbock gemacht zu werden, wenn es mit einem neuen Trainer schiefgeht. Außerdem wird einfach auch die Kohle für einen guten neuen Trainer fehlen, da Köllner ja auch weiterbezahlt werden müsste. Wer soll das verantworten, besonders wenn es schiefgeht??? Das macht bei dem hochexplosiven Pulverfass 60 doch kein Verantwortlicher u. begeht für sich vereinspolitischen Selbstmord. Eine gemeinsame Entscheidung durch alle Entscheider wäre dann schon eher denkbar, wohl aber bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Somit darf also Köllner weitermachen bis zum bitteren o. glamourösen Ende. Wir werden sehen u. dürfen gespannt sein, welches Ende es nehmen wird.

Last edited 1 Jahr zuvor by Chemieloewe
1860 Outfit

Das in der tz ist ja sehr aufschlussreich, die HAM rettet den Job von MK.
Sportliche Expertise ist im AR dort auf den ersten Blick nicht ausfindig zu machen, also muss es andere, gewichtige Gründe für ein weiter so geben.

Jagge

An die Interpretation der tz glaub ich nicht mal im Ansatz.

Jan Schrader

Für mich klingt das nicht wie eine Interpretation ehrlich gesagt… Also wie es dort geschrieben steht.