Alle Jahre wieder. Auch unser Redaktionsmitglied Christian Jung veröffentlicht seinen ganz persönlichen Saisonrückblick auf die kürzlich zu Ende gegangene Spielzeit. Er versucht, dem Treiben der letzten rund zehn Monate etwas Positives abzugewinnen. Nicht ganz einfach…
Saisonrückblick 2023/24 von Christian Jung
Welches war Dein Löwenspiel der Saison?
Da gibt es für mich nur eine Antwort: Verl auswärts. Aufgrund privater Verpflichtungen sehr spontan entschieden, hinzufahren und tatsächlich – entgegen meiner sonstigen Präferenzen – auch wirklich nur zum Spiel und danach sofort wieder heim, holten die Löwen – ein wenig glücklich – den Auswärtssieg. Mehrere sechzger.de-Kollegen nahmen mit an der „längsten Stadiontheke der Welt“ Platz und wir hatten eine wirklich tolle Zeit! Ich freu‘ mich schon auf das nächste Spiel in Verl!
Schröter der Spieler der Saison und Lieblingstorschütze
Wer war Dein Spieler der Saison?
Morris Schröter. Insbesondere im ersten Saisondrittel versüßte er mir persönlich den vor der Saison erfolgten Wechsel von der Stehhalle in den Block J, als er – z.B. daheim gegen Aue – auf der rechten Außenbahn, direkt vor meinen Augen mit seinen Finten zahlreiche Abwehrspieler bis zur Verzweiflung narrte… Zwei persönliche Begegnungen präsentierten mir einen bodenständigen und extrem sympathischen Typen, der das Herz am rechten Fleck und außerdem auch ein großes eben solches für Fußballfans hat. Bei manchem Spiel wäre er – so mein Eindruck – lieber bei uns in der Kurve gestanden, als auf dem Platz.
Was oder wer war für Dich die Überraschung (positiv/negativ) der Saison?
Positiv: Der Start ins Jahr 2024, nicht zuletzt die acht Spiele in Serie ohne Niederlage, aber eben vor allem die ganze Außendarstellung der KGaA mit den drei neuen Protagonisten auf der Kommandobrücke der KGaA (Giannikis, Mueller – “Wie spricht man den eigentlich?” – und Dr. Werner) hat mich – nach dem schwierigen Herbst 2023 – sehr positiv überrascht. Dass es sportlich ab März dann schon wieder bergab ging und die ganze Herrlichkeit irgendwie schnell vorbei war, war dann ein Rückfall. Aber auch das gehört bei Sechzig ja irgendwie dazu, oder?
Negativ: Besondern schwer wiegt für mich das Verhalten von Ex-Geschäftsführer Pfeifer, der im Herbst versuchte, die Berichterstattung von sechzger.de mit juristischen Schritten zu beeinflussen. Ich habe ihn lange Zeit in Gesprächen mit anderen Löwenfans immer wieder verteidigt. Sein ganzes Wirken auf der Zielgeraden seiner Zeit bei uns hat mich negativ überrascht und – ich muss es so deutlich sagen – menschlich enttäuscht.
Was war für Dich das schönste Tor der Saison?
Das 0:2 im November in Saarbrücken durch – natürlich, siehe oben, Moris Schröter. Die Partie war auch Kandidatin für das Löwenspiel der Saison mit ihrer ganzen Dramaturgie, dem 2:2 nach 0:2, dem finalen Siegtreffer von Niki Lang, der danach ja eine Weile bewusstlos war und uns im Gästeblock den Siegesjubel im Hals stecken bleiben ließ. Bei Schröters Treffer nach 16 Minuten Spielzeit kann man eigentlich nur mit der Zunge schnalzen. Wie er die halbe Abwehr der Pokalhelden von der Saar vernascht und dann abschließt. Das war großartig!
Mit diesem Kader war Platz 15 zu wenig
Am Ende stand Platz 15. Zufrieden mit dem Nicht-Abstieg und hättest Du eher mit einer Position etwas weiter oben gerechnet?
Ich weiß gar nicht mehr, womit ich im Sommer gerechnet hab. Da müsste ich für diesen Saisonrückblick nochmal nachschlagen Ich denke aber, mit diesem Kader hätte man deutlich besser abschneiden können. Im gesicherten Mittelfeld – sofern es das in dieser verrückten Liga überhaupt gibt. Bei Betrachtung der Namen, die da jeweils in weiß-blau auf dem Feld standen, hätte mehr rauskommen müssen, als dieser Platz knapp vor den Abstiegsrängen. Aber wahrscheinlich hat schon die ganze Entstehungsgeschichte des Teams (Stichwort: Transfergebaren im Sommer 2023) mit dazu geführt, dass es eben nie eine Mannschaft wurde.
Wie schätzt Du die Arbeit von Agirios Giannikis und seinem Trainerteam ein?
Ich schätze die ruhige Art von Giannikis. Das tut dem naturgemäß sehr aufgeregten Umfeld bei den Löwen sehr gut. Insbesondere im Vergleich zu dem, was sein Vorvorgänger Jacobacci teilweise in der LÖWENRUNDE veranstaltet hat. Wahrscheinlich hat schon die Interimslösung Frank Schmöller (dessen Abschied von unserem Verein ich übrigens – wie so viele – sehr bedaure) diese Kultur des weniger aufgeregt Agierens eingeführt. Ich bin gespannt, wie erfolgreich Giannikis seine erste Saison von Anbeginn, inklusive einer konzentrierten Vorbereitung, gestalten kann.
Was wird Dir von der Saison 2023/24 besonders in Erinnerung bleiben?
Das ist – wie eigentlich jedes Jahr – sehr viel. Wie (fast) immer ein emotionales Auf und Ab mit zwei Startsiegen, großer Euphorie, tiefer Depression zum Jahresende, der leider sportlich wenig erfolgreichen, aber dennoch wohltuenden Übergangsphase mit Frank Schmöller an der Seitenlinie. Einem tollen Start ins neue Jahr und erneutem Rückfall.
Und natürlich werde ich die jederzeit sehr konstruktive und auch unterhaltsame Arbeit in unserer sechzger.de-Redaktion, die auch diese Saison Spaß gemacht hat, stets in guter Erinnerung haben!
Lukas Reich – ein Eigengewächs das Hoffnung macht
Von welchem Spieler erwartest Du Dir in der Saison 2024/25 besonders viel?
Von Lukas Reich. Als Sohn von – ich sage mal – „einem von uns aus der Kurve“ hängt mein persönliches Herz sehr stark an diesem Eigengewächs. Ich hoffe – ohne ihn damit zu sehr unter Druck setzen zu wollen – dass er seine wirklich beeindruckende Entwicklung der letzten Jahre genauso fortsetzen kann!
Was ist Dein dringendster Wunsch in Bezug auf den TSV 1860?
Ich hoffe, dass sich auf der anstehenden Mitgliederversammlung die Vernunft durchsetzt, dass sich die Mitglieder*innen nicht von den jüngst publik gewordenen monetären Versprechungen eines Hasan Ismaik blenden lassen, die dieser unverschämterweise an Bedingungen knüpft, die jedem demokratischen Verständnis diametral widersprechen. Natürlich wünsche auch ich mir eine Rückkehr in die zweite Liga. Aber eben nicht auf Teufel komm raus und vor allem nicht auf Pump bei einem dubiosen und undurchsichtigen Kreditgeber.
Mit diesem Kader ist Platz 15 zuwenig?
Das sehe ich nicht so. Als ich mir vor der Saison die Neuverpfichtungen so angeschaut habe konnte ich mir nicht verkneifen den Ausdruck “Rudis Resterampe” zu verwenden. Für mich, ist der nicht Abstieg fast als Erfolg zu sehen.
Die Abgänge waren nicht kompensiert worden. Die neuen waren zum Teil bei ihrer Vereinen aussortiert worden oder qualitativ nicht 3.Liga tauglich.
Für die neue Saison haben ich jedenfalls ein besseres Gefühl.
Hey Christian,
ich will nicht besserwisserisch rüberkommen😅 – nur Morris Schröter mit “rr” und Jacobacci mit “o”. Inhaltlich bin ich in vielen Dingen bei dir. Für mich ist dieses “Auf und Ab” nur nervtötend langsam. Ich persönlich würde mir da glaube mit mehr Nachdruck einen Aufstieg wünschen.
Ansonsten lass ich mal einen liebe Gruß da, ich schätze dich und deine Art, nicht falsch aufnehmen👍.
LG
Dennis
Shame on me!
Zwei Namen falsch geschrieben – das geht nun wirklich nicht.
Danke für den Hinweis. Zum Glück kann man das online einfach korrigieren.
Löwengrüße!
Sehr schön zusammengefasst. Ich habe bei den Kaderänderungen ein sehr gutes Gefühl. Vor allem Hinsichtlich der Mentalität der Neuen.