von Stefan Kranzberg

Wir alle wissen, dass die 3. Liga in ihrer jetzigen Form für die teilnehmenden Vereine alles andere als eine Goldgrube ist und viele Clubs auf Teufel komm raus versuchen, so schnell wie möglich aufzusteigen. Es werden bewusst Risiken eingegangen, die wirtschaftlich kaum bis gar nicht vertretbar sind und immer wieder geraten Vereine in eine wirtschaftliche Schieflage, von der sie sich nicht mehr erholen. Nicht umsonst haftet der 3. Liga der Ruf einer „Pleiteliga“ an – und dafür gibt es mannigfaltige Gründe. Den geringen TV-Einnahmen stehen nicht nur hohe Personalkosten gegenüber, sondern durch die bundesweite Austragung der Liga auch entsprechende Reisekosten, die kaum auffangbar sind. Zu guter Letzt werden durch den DFB extrem hohe Anforderungen gestellt, die die Vereine in Kostenfallen zwingen, denen sie in vielen Fällen nicht gewachsen sind, da ihnen auf der anderen Seite die entsprechenden Einnahmequellen fehlen.

 

Trotzdem: In den meisten Fällen sind die Probleme hausgemacht, weil die Gier der Vereine nach Erfolgen und Aufstiegen einfach zu groß ist und über die eigenen Verhältnisse gewirtschaftet wird. Die Erwartungshaltung der Fans will befriedigt werden – und das viel zu oft um jeden Preis. Wir wissen davon ebenso gut ein Lied zu singen wie beispielsweise der 1. FC Kaiserslautern oder auch Rot-Weiß Erfurt, wo 2019 die Lichter vorerst ausgingen.

 

Doch wie lassen sich solche Ritte auf der finanziellen Rasierklinge zukünftig vermeiden? Klar, solche Ausnahmesituationen wie die aktuelle beschleunigen die negativen Effekte der Misswirtschaft enorm und bringen das Fehlverhalten der Vereine umso schonungsloser ans Tageslicht, doch hat die derzeitige Entwicklung den positiven Nebeneffekt, dass man sich endlich mal Gedanken darüber macht, wie man den schier unzähmbaren Kostenapparat in der 3. Liga bändigen kann.

 

Unser Geschäftsführer Günther Gorenzel spricht sich ebenso wie Unterhachings Präsident Manfred Schwabl für eine Ausweitung der U23-Regel aus. Dies hätte zur Folge, dass die 3. Liga noch mehr als Ausbildungsliga wahrgenommen würde, weil dort vermehrt junge Spieler zum Einsatz kämen, die in der Regel deutlich weniger verdienen als gestandene Profis. An die Einsatzquote von Nachwuchsspielern sollen die Einnahmen aus den TV-Erträgen gekoppelt werden, sprich: Je mehr junge Spieler man einsetzt, desto mehr Geld fließt zum entsprechenden Verein.

 

Klingt erstmal vernünftig und nachvollziehbar, der DFB und die DFL argumentieren jedoch dagegen, dass eine Nachwuchsliga kein adäquater Unterbau für die 2. Bundesliga sei und unbedingt und uneingeschränkt eine Profiliga bleiben müsse. So ganz falsch ist das wohl auch nicht…

 

Ein interessanter Vorschlag schwappt nun aus England herüber, wo sich die Vereine der 3. Und 4. Liga (League One and League Two – klingt komisch, ist aber so…) an die EFL, also den Ausrichter der Ligen 2-4, gewandt haben. 37 der 47 Vereine sprechen sich dort dafür aus, den Clubs einen Salary Cap aufzuerlegen. Salary Cap? Darunter versteht man eine Vereinbarung, mit der sich alle Vereine verpflichten, für ihren Spielerkader nur einen bestimmten Betrag an Gehältern zur Verfügung zu stellen bzw. zu zahlen.

 

Begründet wird diese Forderung durch die aktuelle Situation, in der die Saison unterbrochen und – wenn überhaupt – erst nach dem 30.06. beendet werden kann, obwohl just zu diesem Tag viele Spielerverträge auslaufen. Zwar gehen die Vereine davon aus, dass sie Vereinbarungen mit den betroffenen Spielern treffen können, die Wahrscheinlichkeit von Geisterspielen bis zum Jahresende steigt auf der Insel jedoch fast täglich. Die Folge: Sehr hohe Kosten und kaum Einnahmen. Klar, gerade in England haben sich die Clubs die finanzielle Schieflage oft selbst zuzuschreiben, aber möglicherweise wäre dieses Agreement ein erster Schritt zur Besserung. Und das ist dringend nötig, wenn man beispielsweise bedenkt, dass Drittligist AFC Sunderland für Will Grigg mal eben schlappe 3,4 Millionen Euro hingelegt hat. Der Nordire ist zwar immer noch gelegentlich on fire, aber wir sprechen hier immer noch von der 3. Liga und umsonst spielt er halt auch nicht…

 

Nun stellt sich die Frage, ob so ein Salary Cap auch für die 3. Liga eine gangbare Methode wäre, um Insolvenzen zu vermeiden und eine Fortführung des Spielbetriebs zu gewährleisten. Auf der Ausgabenseite ist dies sicher eine äußerst interessante und überlegenswerte Option, klar ist aber auch, dass sie vor allem den finanzschwachen Clubs zugutekommt, während die Vereine, die bisher solide und nachhaltig gewirtschaftet haben, nun eher benachteiligt werden. So oder so wäre es ein besonderer Akt der Solidarität, der zudem die Chancengleichheit in der Liga fördern würde.

 

Wie sehr Ihr das? Haltet Ihr den Salary Cap für eine sinnvolle Alternative?

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