Derzeit reiten die Löwinnen auf der Erfolgswelle: In der ersten Saison nach der Neugründung stiegen die Frauen des TSV 1860 direkt auf, nun stehen sie bereits wieder an der Tabellenspitze. Auch eine 2. Mannschaft nimmt mittlerweile am Spielbetrieb teil. Ganz anders sah das Mitte der 80er Jahre aus, als den Löwinnen seitens des Vereins jegliche Unterstützung verwehrt wurde und die Mannschaft schließlich fast geschlossen zur FT Gern abwanderte.

Ablehnung beim TSV 1860

Anfang der 80er Jahre hatte der Frauenfußball in Deutschland noch kein Standing – da erzähl ich Euch vermutlich nichts Neues. Beim TSV 1860 schien diese Ablehnung indes besonders groß zu sein. Eine der damaligen Spielerinnen erinnert sich:

“Die Unterstützung, die der TSV 1860 uns gewährt hat, war einfach lächerlich. Die Trainingsbedingungen waren schlecht. Im Winter mussten wir teilweise auf Eisplatten spielen, weil der Platzwart nur wegen uns den Platz nicht räumen wollte. Außerdem wurden wir ständig durch den Schmutz gezogen. Bei den Heimspielen waren die einzigen Zuschauer die des Gegners. Wenn mal zufällig welche vom Verein da waren, dann grinsten sie nur. (…) Die zeigten einfach kein Interesse. Auch zu unserer Weihnachtsfeier kam niemand. Wir wurden völlig ignoriert. Ich hab sowas noch nicht erlebt.”

Trotz aller Widrigkeiten gelang es den Frauen mit Trainer Werner Fürbass sogar, einen Sponsor für die Mannschaft zu gewinnen. Dem Verein war es egal…

Löwinnen bei 1860 unerwünscht

Den Löwinnen war bereits in der Vorsaison ein Ultimatum gestellt worden (“Aufstieg oder Auflösung”), gleichzeitig wurden allerdings keinerlei Rahmenbedingungen geschaffen, um einen möglichen Erfolg zu unterstützen. Die Folge: Bereits zur Winterpause verließen sieben Leistungsträgerinnen den TSV 1860 und wechselten zum Lokalrivalen MSV München.

Diese Abgänge konnten nicht mehr kompensiert werden. Statt des geforderten Aufstiegs stand am Saisonende der Abstieg zu Buche. Trotzdem startete man frohen Mutes in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Kurz vor dem Saisonstart dann jedoch der Hammer: Der TSV 1860 löste die Sparte Frauenfußball kurzerhand auf. Die Fußballerinnen seien “eine Blamage” hieß es. Dass sich die Herren der Schöpfung nach dem Lizenzentzug auch nicht gerade mit Ruhm bekleckerten und den Aufstieg ein ums andere Mal verpassten, blieb dabei natürlich seitens des Präsidiums und der Abteilungsleitung unerwähnt…

Neuanfang bei der FT Gern

Der Wille der Spielerinnen war jedoch ungebrochen und so machten sie sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Fündig wurden sie bei der FT Gern, wohin nahezu die gesamte Mannschaft wechselte.

“Die Trainingsbedingungen hier sind wesentlich besser. Beim TSV 1860 konnten wir nur sehr bedingt die Plätze benutzen. Bei der FT Gern haben wir hundertprozentig einen Platz und können trainieren, so lange wir wollen.”

Ein Manko gab es allerdings noch: Bis die neuen Trikots fertig waren, mussten die Damen der FT Gern vorerst noch in ihren alten Trikots vom TSV 1860 auflaufen.

Die Löwinnen heute

Wenn man solche Geschichten liest, freut man sich umso mehr, wie viel Unterstützung die Löwinnen heutzutage vom TSV 1860 München e.V. erfahren. Sie sind voll ins Vereinsleben integriert, mit Veronika Seemann ist eins der Gründungsmitglieder mittlerweile sogar in der Abteilungsleitung aktiv.

Und wer weiß: Vielleicht gibts im kommenden Sommer ja schon den nächsten Aufstieg zuu feiern!

Quelle: Münchner Wochenblatt (Schwabing), Ausgabe 33/84

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Fred

Das Intermezzo der Löwenfrauen war in Gern aber bereits nach 2 Jahren wieder Geschichte. Ich denke das Team ist dann weitergewandert zum FSV München. Auch eine interessante Zeiterscheinung 😉