Spielbericht, 22. Spieltag
FSV Zwickau – TSV 1860 München 2:2 (1:1)
Sozialistische Punkteteilung
„Löwen wir sind stolz auf euch“ erschallte es aus dem Gästeblock als sich die Münchner Elf nach dem Abpfiff etwas bedröppelt dem mitgereisten Anhang näherte. Es schien als wusste keiner der Spieler etwas mit dem 2:2 beim FSV Zwickau anfangen zu können. Doch eigentlich hatten sie gerade einen Punkt errungen, nicht zwei verloren. Die rund 860 + X Männer und Frauen starke Anhängerschaft hatte dies zu diesem Zeitpunkt im Gegensatz zum Team bereits realisiert.
In der GGZ Arena fanden sich insgesamt bei 6°C und leichtem Regen wohl um die 6.000-7.000 Zuschauer ein. Erhöhte Polizeipräsenz inkl. Hubschrauber, der freie Blick auf benachbarte Plattenbauten und eine sehr gelungene Choreografie der FSV-Ultras brachten zusätzliches Flair ein (bei 15.- Euro Eintritt für einen Drittligastehplatz muss ja auch was geboten werden).
Videos von der Choreographie mit reichlich Pyro und von der Löwenkurve findet ihr auf unserem Youtube-Kanal – sechzger.de
Die Löwen begannen mit zehn der elf erfolgreichen Spieler der Vorwoche, lediglich der verletzte Niemann musste durch Owusu ersetzt werden. Kaum rollte der Ball, nahm allerdings der Gastgeber das Zepter in die Hand und bestimmte die ersten zehn Minuten des Spiels. Zwickau hatte keinerlei Respekt vor der Serie der Löwen, das konnte man gleich spüren. Während hierbei aber wenig Zählbares zu Stande kam, tauchten auf einmal die Löwen mit zwei Chancen vor dem Tor der Sachsen auf und bestimmten dann ihrerseits das Geschehen eine Weile. Zwickau stand allerdings sehr hoch an und machte es den Löwen nicht leicht einen geordneten oder gar zügigen Spielaufbau zu leisten.
So war das Spiel auch schnell wieder ausgeglichen und der FSV sorgte mehr und mehr für Kopfschmerzen, insbesondere über den rechten Flügel. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger sah Köllner sich das aber nicht lange an und tauschte die beiden Außenverteidiger: Willsch nun eine Weile auf der linken Seite der Viererkette, Steinhart auf rechts. Erst als auch Zwickau umstellte, fanden sich die Löwenverteidiger wieder auf ihren angestammten Seiten wieder – die „offene Flanke“ war aber nun weitestgehend geschlossen. Nur ein weiteres Beispiel, dass Trainer Köllner was drauf hat! Ein anderes Stück seiner Handschrift: es fiel stark ins Auge wie ein Owusu, ein Bekiroglu und sogar ein Lex – der mehrfach die Grätsche auspackte – in der Defensive mithalfen.
Während die Gastgeber mehrfach die Präzision beim „letzten Pass“ vermissen ließen und daher auch nicht wirklich zwingend torgefährlich in Erscheinung traten, machten es die Löwen dann in der 37.min besser: Lex endlich einmal über rechts durch und mit zielgenauer, flacher Hereingabe auf Mölders, der einen Schritt schneller ist und die Kugel aus etwa fünf Metern unhaltbar in die Maschen drischt – die Führung für Sechzig! Und nun legten die heute in Dunkelblau angetretenen Löwen auch nach, zogen die Spielanteile an sich während Zwickau in dieser Phase etwas die Schwanenflügel hingen zu lassen schien. Doch wie aus dem Nichts dann der Ausgleich: Erdmann will einen halbhohen Ball unkonventienell auf halbrechts mit dem Kopf klären, der Ball trudelt in Richtung Spielfeldmitte wo sich ein Zwickauer in Thomas-Riedl-Manier ein Herz fasst und das nasse Leder per Direktabnahme unhaltbar aus ungefähr 25m im Kasten versenkt. Halbzeit – und das 1:1 fühlte sich nicht ganz gerechtfertigt an.
Nach der Pause legte der FSV wieder vor, versuchte das Spiel an sich zu ziehen. 1860 nun mit etwas mehr Forechecking und dann mit dem Geniestreich des Tages: Owusu wird mit dem Rücken zum gegnerischen Tor aus dem Mittelfeld angespielt, dreht sich und schickt sogleich den durchgestarteten Lex in die Gasse, der aus rund 10m souverän aufs lange Eck schlenzt! Das 2:1 für 1860, und was für eines! Den Zwickauern ging das viel zu schnell. Eine bärenstarke Aktion, die höchstwahrscheinlich eingeübt gewesen sein dürfte!
Im Gegensatz zum ersten Führungstreffer zeigten die Gastgeber sich diesmal aber nicht beeindruckt. Weiterhin fehlte den Sachsen jedoch die entscheidende Durchschlagskraft vor dem Tor und so war es eine Zufallsproduktion nach mehreren Abprallern im Löwen-Strafraum und einem Abschluss an den Innenpfosten, die dem FSV den zu diesem Zeitpunkt noch schmeichelfahten Ausgleich in der 57.min bescherte.
Bitter für 1860, die mit zwei glänzend herausgespeilten Treffern vorlegen aber ihren Vorsprung durch kuriose Gegentreffer wieder einbüßen mussten. Ab hier entwickelte sich nun ein Spiel auf Augenhöhe und man muss sagen, dass der FSV eher den absoluten Willen zeigte, als die Löwen. Dies verspürte offenbar auch Coach Köllner: etwas überraschend brachte er Weber für Lex, um den Punkt abzusichern. Mehr Stabilität brachte der Wechsel jedoch leider nicht. So kam es nicht von ungefähr zu einer 100%igen Gelegenheit der Zwickauer, die in der 75.min aus kurzer Distanz nur den Pfosten trafen. Das Spiel drohte zu kippen. 1860 bei eigenem Ballbesitz nun zunehmend ratloser, der Gastgeber überraschte hignegen mit gutem Stellungsspiel, hohem Einsatz und absoluter Entschlossenheit. 1860 kam nun nicht mehr zu richtigen Chancen, so dass der Löwenblock bereits den Erhalt einer Ecke feiern musste.
In der 85. Minute ersetze dann Gebhardt den fleissigen aber inzwischen farblosen Bekiroglu. Wie schon zuvor war von ihm aber nichts zu sehen, am meisten bleiben unnötige Ballverluste in Erinnerungen. Der FSV dann kurz vor Abpfiff mit einem weiteren 100%er – nur eine Glanzparade von Hiller rettete Sechzig den Punkt. Nach kurzer Nachspielzeit pfiff der Schiedsrichter die Partie dann auch ab.
Auch wenn der Gegner nur durch glückliche Tore im Spiel blieb: mehr als das 2:2-Unentschieden wäre heute für die Löwen nicht gerechtfertigt gewesen. Gegen einen sehr gut im Saft stehenden FSV Zwickau zeigte 1860 in der zweiten Halbzeit zu wenig, um einen „Dreier“ zu rechtfertigen, erlaubte sich insbesondere zu viele einfache Ballverluste und Schwächen im Spielaufbau. Dennoch darf man sich über den Punkt freuen, denn zu Saisonbeginn und auch in der Vorsaison gingen solche Spiele auch schon mal verloren.
So aber hält die Serie von nunmehr neun Spielen ohne Niederlage an. Gegen Mannheim müsste eine noch entschlossenere Leistung und ein Sieg her, wenn die Löwen ihrem Anspruch gerecht werden wollen. Denn die eingangs geschilderte Enttäuschung in den Spielergesichtern verriet, dass sich das Team inzwischen weit höhere Ziele als den Nichtabstieg gesteckt hat. Also pack ma’s an gegen den SV Waldhof!
Florian K.