Herzlich willkommen zur Taktiktafelanalyse nach dem Auswärtsspiel in Bayreuth. 1:0 gewann die Oldschdod gegen den TSV 1860 München in einem – objektiv betrachtet – guten und rassigen Fußballspiel, etwas glücklich aber letztendlich verdient. Die Löwen konnten ihre Stärken zwar teilweise ausspielen, scheiterte aber im Endeffekt an der eigenen Abschlussschwäche.
SpVgg Bayreuth – TSV 1860 München, die Gemengelage am Samstag um 14:00 Uhr war klar definiert: Der Tabellenzweite wollte sich beim Tabellenletzten Punkte abholen. Das gelang bekanntlich nicht. Waren die Sechzger wirklich so schlecht wie viele es in den diversen Kommentarspalten der Sozialen Medien beurteilen? Sehen wir uns zunächst mal an welchen Plan die Mannschaften verfolgten.
Beide Teams kamen im 4-2-3-1 aufs Feld. Der TSV 1860 München arbeitete dabei bei Ballbesitz mit interessanten Verschiebungen. Im Aufbau gab es zwei Varianten: Entweder kippte Tim Rieder auf die rechte Verteidigungsposition ab und beide Außenverteidiger schoben im Mittelfeld mit nach vorn, oder Rieder fungierte in der Box-to-Box-Rolle und Lannert besetzte die rechte Außenbahn im Mittelfeld, sodass in beiden Fällen Deichmann auf die Halbposition einrücken konnte.
Lief das Spiel über die linke Seite verschob der TSV 1860 grundsätzlich asymmetrisch mit Rieder in der Box-to-Box-Rolle. Es entstand in beiden Fällen ein 3-4-3 bzw. ein 3-4-1-2.
Gegen den Ball versuchten die Sechzger, mit drei Spielern eine Pressinglinie zu etablieren. Das funktionierte aber vor allem deshalb nicht, weil Bayreuth es meist schnell schaffte, mit einem langen Ball sowohl die Pressinglinie, als auch das Mittelfeld zu überbrücken. Die Defensivlinie war relativ hoch angelegt.
Bayreuth setzte offensiv konservativ spielend auf Kirsch in der Box to Box Rolle und verschob, je nach dem über welche Seite der jeweilige Angriff lief, asymmetrisch auf 3-5-2 wobei sich Nollenberger, Zejhanollou und Stockinger abwechselten um George im Sturm zu unterstützen.
Gegen den Ball lief die Spielvereinigung für ihre Verhältnisse sehr hoch an und brachte den TSV 1860 dadurch aus dem Konzept. Die defensiv Linie war bei Bayreuth mittel bis tief angelegt.
Um zu einer befriedigenden Antwort auf die oben gestellte Frage zu gelangen, beginnen wir – wie immer – mit den statistischen Werten:
Die wichtigsten statistischen Werte
- Ballbesitz TSV 1860 54% – SpVgg Bayreuth 46%
- Passgenauigkeit TSV 1860 75% – SpVgg Bayreuth 70%
- Defensive Zweikampfquote TSV 1860 66% – SpVgg Bayreuth 64%
- Schüsse/aufs Tor TSV 1860 19/5 – SpVgg Bayreuth 7/5
- PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) TSV 1860 13,11 – SpVgg Bayreuth 8,59
Die Analyse der statistischen Werte
Ballbesitz
Der in etwa ausgeglichene Ballbesitz beider Mannschaften sagt uns vor allem eins: Es ging hin und her. Wobei dieses hin und her in der ersten Halbzeit viel deutlicher war, als in der zweiten als die Sechzger dann dem Rückstand hinterherliefen.
Erste Halbzeit
Das Spiel machten zwar auch in der ersten Halbzeit die Sechzger, aber die Bayreuther wussten in den meisten Fällen genau, wie sie die Angriffsbemühungen der Gäste zum erliegen bringen konnten. Es dauerte bis zur 24. Minute, ehe die Spieler von Michel Köllner zum ersten mal zum Abschluss kamen. Die gut gestaffelten Bayreuther ließen die Löwen zwar ein ums andere mal bis ins letzte Drittel vordringen, standen aber hinten so kompakt und gut, dass es 1860 kaum gelang, so in die Box der Bayreuther vorzudringen, dass es genügend gute Abschlussmöglichkeiten hätte geben können.
Hatte Bayreuth den Ball, ging es so schnell wie möglich in Richtung Löwentor. Mit klein-klein hielt sich die SpVgg nicht auf. Vertikales und direktes Spiel auf die Offensivspieler und die Sturmspitze waren für die Oldschdod meistens das Mittel der Wahl. Und dieses Mittel funktionierte. Gefährliche Vorstöße der Bayreuther in Halbzeit eins endeten oft nicht mit einem Schuss sondern damit, dass der angespielte Stürmer in der kleinen Box zu spät kam und den Fuß nicht mehr an den Ball brachte.
Beide Mannschaften hatten in der ersten Halbzeit gleich viele in etwa gleich lange Ballbesitzphasen.
Zweite Halbzeit
Für die zweite Halbzeit sieht diese Statistik die Sechzger dann klar im Vorteil. Elf Prozent Mehr Ballbesitzanteile für die Löwen. Und mit diesem Ballbesitz war es durchaus nicht so, dass man nicht wusste, welchen Plan man verfolgen soll, aber ein bravourös haltender Torhüter Kolbe, eine aufopferungsvoll kämpfende Bayreuther Defensive und nicht zuletzt die Ineffektivität vor dem Tor der Bayreuther machte die Bemühungen des TSV 1860 zunichte.
Die Ballbesitzphasen waren von der Anzahl her zwar auch wieder etwa gleich verteilt, jedoch dauerten sie bei den Löwen alles in allem länger. Die Sechzger spielten in der zweiten Halbzeit mit deutlich mehr Tempo und höherer Präzision. Am Ende war das aber nicht genug. Und damit sind wir auch schon bei der nächsten Statistik:
Passgenauigkeit
75% Passgenauigkeit bei den Sechzgern 70% bei Bayreuth über das ganze Spiel hinweg. Keine der beiden Mannschaften hat sich allzu oft mit unnötigem hintenrumspielen aufgehalten.
Erste Halbzeit
Vor allem in der ersten Halbzeit wurden die Sechzger von Bayreuth allerdings des öfteren dazu gezwungen, genau das zu tun. Die Pressingline der Bayreuther und die dahinter gelegene Staffelung schaffte es immer wieder den Löwen den Dampf rauszunehmen, sodass die Angriffe im Positionsspiel langsam aufgebaut werden mussten. Dieses Positionsspiel funktionierte einerseits, andererseits fand der TSV 1860 aber – obwohl er sich durchaus häufig bis ins letzte Drittel des Gegners durchsetzen konnte – im Zentrum in der ersten Hälfte des Spiels keine Abnehmer.
Bayreuth setzte vor allem auf lange Bälle und progressives Spiel das bei jedem Pass für Raumgewinn sorgt. Pässe nach vorn bergen immer ein größeres Risiko, abgefangen zu werden und das Risiko steigt mit jedem weiteren Meter, den der Ball unterwegs ist.
Die Bayreuther hatten das Passspiel der Sechzger vor allem in Halbzeit eins gut im Griff. Mit der guten Staffelung hinter der passiv agierenden Pressingreihe drückte die SpVgg die Passgenauigkeit bei Vorwärtspässen der Löwen auf 57% Prozent. Die disziplinierte konzentrierte Defensivarbeit sorgte dafür, dass das Passpiel nach vorne bei den Löwen nicht die Früchte trug, die man erwarten durfte.
Dennoch brachten die Sechzger im Vergleich mit dem Gegner mehr als doppelt so viele Angriffe bis ins gegnerische letzte Drittel. Und auch Ballkontakte in der gegnerischen Box erspielte man sich mehr als die Oldschdod.
Zweite Halbzeit
In der zweiten Halbzeit verbesserte sich mit der Präzision im Passspiel das gesamte Spiel der Sechzger. Alles bis auf die Effektivität war nun auf besserem Niveau.
76% aller Vorwärtspässe kamen nun an. Es wurden in etwa gleich viele Quer- wie Vorwärtspässe gespielt. Die Quote bei den progressiven Pässen, also den Pässen für großen Raumgewinn, lag sogar noch um einen Prozentpunkt höher als bei den Vorwärtspässen allgemein. Von den 24 Rückpässen insgesamt in Halbzeit zwei waren acht von Offensivspielern im letzten Drittel des Gegners auf hinter ihnen besser postierte Mitspieler.
Das Passspiel in Halbzeit zwei war bei Sechzig auf dem Niveau, das wir schon in Halbzeit eins gern gesehen hätten.
Bei Bayreuth waren hingegen nur marginal Unterschiede feststellbar. Nuancen also, die man vernachlässigen kann. Im Endeffekt zeigte nun aber das deutlich bessere Passspiel der Sechzger die Qualität die eigentlich in der Mannschaft steckt. Dadurch ergaben sich in Halbzeit zwei auch viele Situationen in denen die Sechzger abschließen konnten. Nur ins Tor trafen sie leider nicht.
Defensive Zweikampfquote
An der defensiven Zweikampfquote gibt es in diesem Spiel grundsätzlich nichts zu meckern. Beide Mannschaften nahmen sich wenig in der Qualität und auch in der Häufigkeit der Defensivduelle Mann gegen Mann. Die Orte, wo die Duelle geführt wurden, unterscheiden sich jedoch deutlich, was klar an der unterschiedlichen Spielweise der beiden Teams liegt. Weil Bayreuth viel auf schnelle Überbrückung des Mittelfelds setzte, führten die Löwen ihre Defensivzweikämpfe oft auf den Außenpositionen und erst in der eigenen Spielfeldhälfte dann auch im Zentrum, während Bayreuth auf dem ganzen Feld defensiv gegen den Ball arbeiten musste. Auch dies war in beiden Halbzeiten für beide Teams in etwa gleich.
Schüsse/auf’s Tor
Knapp jeder vierte Angriff, den die Sechzger bis ins letzte Drittel brachten, endete auf die ein oder andere Weise mit einem Schuss. Das mag man im Nachhinein – ohne das Spiel ein zweites mal gesehen zu haben – vielleicht kaum glauben, aber es ist nicht von der Hand zu weisen.
Dass man aber bei neun Eckbällen nur einen Schuss fabriziert, ist zu wenig. Drei Schüsse aus fünf Freistößen in Strafraumnähesind hingegen keine schlechte Ausbeute.
Zielwasser fehlt
Wir müssen also über die Zielgenauigkeit sprechen. Fünf von neunzehn Schüssen des TSV 1860 München gingen aufs Tor der SpVgg Bayreuth, alle waren am Ende Beute des überragend haltenden Kolbe im Kasten der Oldschdod. Fünf sogenannte Relfexparaden notiert unser Statistikportal gegen die Schüsse der Löwen, die auf seinen Kasten gingen. Dieser Sahnetag bei Kolbe sorgte unter anderem für die Niederlage der Löwen.
Sieben Schüsse der Sechzger wurden geblockt. Von den Schüssen die nicht geblockt wurden, kamen vier von außerhalb des Sechzehners der SpVgg. Sechs dieser Schüsse kamen aus der Zentrale oder Halbzentrale in der Box. Das sind alles keine schlechten Werte. Wären da nicht die Topwerte des gegnerischen Keepers, müssten wir heute vermutlich nicht über eine Niederlage sprechen.
Bayreuth kam siebenmal zum Abschluss. Wie die Sechzger schaffte es die Oldschdod, fünf Schüsse aufs Tor zu bringen zwei konnten die Sechzger blocken, einer ging hinein. Vier der Bayreuther Schüsse wurden in der Box der Sechzger abgefeuert. In einigen Situationen während der ersten Halbzeit, die man nicht verschweigen darf, kam ein Bayreuther Spieler nur um eine Fußlänge zu spät um nach einer flachen Flanke in die kleine Box den Ball ins Tor zu drücken.
In Puncto Effektivität hat Sechzig klar zu wünschen übrig gelassen. Nüchtern betrachtet muss aber auch Bayreuth mehr als das eine Tor machen. Wer, wie beide Teams in diesem Spiel, fünf Schüsse so aufs gegnerische Tor bringt, dass der Keeper Arbeit bekommt, möchte am Ende mehr, als nur ein oder kein Tor auf der Anzeigetafel stehen haben.
PPDA
Der zweitschlechteste Wert im Pressingindex in dieser Saison. Das ist allerdings nur bedingt ein Problem. Dieser Index-Wert ist ja immer abhängig davon was man bei dem, was der Gegner anbietet, selbst machen kann. Zweikämpfe oder andere Aktionen gegen den Ball in den pressingrelevanten Zonen sind – wenn der Gegner mit langem Spiel das Mittelfeld überbrücken will – Mangelware. Von daher ist der Wert der hauptsächlich bei Aktionen im Gegenpressing tief oder mittig und bei Aktionen um zweite Bälle, entstanden ist, nicht als ganz so übel aussehen, wie er beim ersten Blick wirken mag.
Bayreuth ist zunächst für mich unerwartet aktiv hoch bis mittig angelaufen, hat den Fokus auf Ballgewinn im Mittelfeld gelegt und das gut umgesetzt. Auch wenn die Aktionen nicht immer von Erfolg gekrönt waren, so konnten die Bayreuther den Sechzgern doch immer wieder den Wind aus den Segeln nehmen und den TSV zum Neuaufbau zwingen.
Und wie immer auch hier die Anmerkung: Die Häufigkeit von Aktionen gegen den Ball, die in diesem Wert gemessen wird, hat nichts mit deren Erfolg zu tun. Beim Pressing geht es nicht immer um direkten Ballgewinn, sondern auch darum den Gegner im Aufbau zu stressen und Fehler die daraus entstehen, möglicherweise auszunutzen.
Das Tor
Hier könnt ihr das Tor und die Highlights noch einmal ansehen oder hier auch das ganze Spiel.
Das Tor für die Gastgeber fiel nach einem Konter, den Rieder trotz heldenhafen Einsatzes der – hätte sich sein Gegenspieler hier Fallen lassen – locker die Gelbe Karte für Rieder bedeutet hätte, nicht verhindern konnte. Nachdem Kolbe Skenderovics Schuss parieren kann, kommt auf dem rechten Flügel Lannert an die Kugel und flankt gegen zwei Mann in die Box direkt auf den Fuß eines Bayreuther Innenverteidigers. Der Ball kommt von dort Zentral zu Zejnullahu. Zejnullahu schaltet den Turbo ein, Rieder hängt sich an ihn dran aber Zejnullahu kann sich befreien und startet durch.
Im Lauf spielt er den Ball steil auf Nollenberger. Der vom rechten Flügel ans rechte untere Segment des Mittelkreises gelaufene Lannert wird hier quasi auf dem falschen Fuß erwischt. Weil er beim zurücklaufen zu spät Tempo herausnimmt hebt er das Abseits von Nollenberger auf und der kann begleitet von seinem Mitspieler George mit Lannert und Verlaat als Verfolger im Schlepptau in Richtung Strafraum und Tor durchstarten. Nach seinem Querpass auf George hat Hiller keine Chance, dessen Abschluss zu parieren.
Das fiel auf
Zwei Halbzeiten wie Tag und Nacht. Leider trotz Brechstange kein Torerfolg für die Löwen.
Tore müssen her
Wer nicht trifft, gewinnt kein Spiel. Das klingt verdammt nach Phrasenschwein, aber letztendlich ist das der Schluss, den man aus zwei vollkommen unterschiedlichen Halbzeiten ziehen muss. Wenn die Sechzger in der ersten Halbzeit ähnlich dominant auftreten, wie im zweiten Durchgang, reden wir heute nicht über eine Niederlage.
Dass die erste Halbzeit aber, was die Offensive angeh,t indiskutabel war, weil der TSV 1860 München sich zu oft in der Staffelung der Bayreuther verzettelte und nur viermal so vors Tor kam, dass die Spieler es schafften, abzuschließen, steht – denke ich – für alle außer Frage. Stress für den gegnerischen Strafraum bzw. Torhüter sieht anders aus.
Zunächst einseitig
Das Spiel der Löwen war in der ersten Halbzeit sehr rechtslastig. Siebzig Prozent der zu Ende gespielten Angriffe liefen über diese Seite. Das wurde in der zweiten Spielhälfte ausgeglichener.
In der zweiten Halbzeit wurde dann über die komplette Breite des Spielfeldes agiert und siehe da: Auch die Schussquote erhöhte sich. Die Positionen aus denen geschossen werden konnte, ob geblockt oder nicht lassen wir mal dahingestellt, verbesserten sich auch. Und allein von der Anzahl der Schüsse, die gefährlich sind, muss eigentlich irgendwann ein Schuss im Tor landen. Da hatte aber nicht nur Kolbe etwas dagegen. Auch die eigene Ungenauigkeit beim Abschluss hat den Sechzgern am Samstag ein Bein gestellt.
Fazit
Wie man es auch dreht und wendet, Analyse hin oder her, es darf einfach nicht passieren, dass man als Tabellenzweiter zum Tabellenletzten fährt und dort so auftritt, wie die Mannschaft des TSV 1860 in der ersten Halbzeit.
Man muss intelligente Lösungen finden, um gegen das gut gestaffelte disziplinierte Spiel der Bayreuther mehr Gefahr zu erzeugen. Ein adäquates Mittel, um Tore zu erzielen, wenn man diese Lösungen nicht finden kann, wäre Standardsituationen zu nutzen, wenn man sie bekommt. Die waren am Samstag nicht unbedingt Mangelware. Im Schnitt kann der TSV bisher bei einem Drittel seiner Eckbälle mit einem Schuss abschließen. Gegen Bayreuth führten neun Eckstöße zu nur einem Schuss. Bei den Freistößen in Strafraumnähe ist das Verhältnis mit drei Schüssen bei fünf Versuchen besser. Am Ende steht aber auch hier wieder das Problem: Fehlende Schussgenauigkeit.
Die Mannschaften der dritten Liga zeigen in solchen Spielen mit solchen Ergebnissen warum die Liga so interessant ist. Ob uns das nun passt oder nicht, es wird immer wieder diese Spiele geben, in denen der Favorit dem Underdog unterliegt. Dazu ist die Leistungsdichte einfach zu hoch. Wenn der Favorit nicht bis zu einer klaren Führung seinerseits auf jeder Position 100% Leistung zeigt, zu 100% konzentriert ist und 100% Leidenschaft an den Tag legt, wird es gegen toppmotivierte Gegner schwer.
Was zählt ist die Tabelle
Dass sich schlechte Halbzeiten oder schlechte Spiele beim TSV seit einigen Wochen häufen, ist das eine, dass aber auch alle anderen nur mit Wasser kochen, liegt ebenfalls auf der Hand. Nach wie vor ist alles Jammern nur Jammern auf hohem Niveau. Obwohl man nicht in jedem Spiel die Leistung zu sehen bekommt, die man sich als Fan erhofft und obwohl das ein oder andere gute Ergebnis glücklich zu Stande gekommen sein mag – wie der Auswärtssieg in Osnabrück – steht der TSV 1860 München auf einem direkten Aufstiegsplatz und wird dort im auch noch mindestens einen weiteren Spieltag stehen, denn nur die zweite Mannschaft des SCF die nicht aufstiegsberechtigt ist, könnte die Löwen kommendes Wochenende überholen.
Datenquelle: Wyscout
So sehr ich Bernds Analysen sonst schätze, aber die hier kommt mir viel zu positiv vor. Du beschreibst ja immer wieder taktische Dinge als interessant oder neu, mich dagegen interessiert daran nur, ob es funktioniert. Und wenn es nicht funktioniert, ob man andere Lösungen findet. Ich bin z. B. überhaupt kein Fan davon unseren einzigen 6er, Rieder, immer wieder als weiteren Verteidiger mit einzubinden, denn das hat zur Folge, dass wir im Mittelfeld kaum mehr vorhanden sind. Das ist in meinen Augen nicht interessant, sondern eine haarsträubende Variante, die schon gegen Osnabrück nicht gezündet hat. Auch da hatten wir ein völlig verwaistes Mittelfeld, durch das der Gegner spaziert ist. Soweit ich das richtig gesehen habe, hat er Rieder gegen Wiesbaden eher einen klassischen 6er spielen lassen ohne Zusatzaufgaben, was zur Folge hatte, dass Rieder bockstark war.
Was Du eher neutral beschreibst, aber in meinen Augen auch überhaupt nicht geklappt hat, ist das Angriffspressing. Du schreibst, Sie hätten immer mit 3 Mann angegriffen (daran kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern, dass das so konsequent gemacht wurde), aber Bayreuth hätte das mit langen Bällen ausgehebelt. Ja natürlich operiert man als nicht ballsichere Mannschaft dann mit weiten Bällen, das ist ja das Ziel des Pressings. Die Frage ist eher, warum die Bälle anscheinend trotzdem nicht von uns abgefangen wurden und warum daraus nicht, wie es eigentlich Sinn und Zweck gewesen wäre, Bayreuth daraus kein Bumerang entstand und sie nicht schnell wieder unter Druck gerieten. Außerdem, wenn man sich die gefährlichen Angriffe der Bayreuther anschaut, entstanden die allesamt in schnellem Umschaltspiel und nicht durch lange Bälle.
Die Löwen kamen wieder mit einem 4-2-3-1 aufs Spielfeld, wie schon im Spiel gegen Wiesbaden, obwohl Bayreuth ein komplett anderer Gegner war. Und das, was gegen Wiesbaden vorzüglich klappte – eng im Mittelfeld stehen, gutes Pressing, viel Bewegung -, funktionierte gegen Bayreuth überhaupt nicht. Natürlich muss man den Spielern auch einen gravierenden Vorwurf machen, dass sie vor allem im ersten Abschnitt viel zu pomadig und teilweise auch arrogant aufgetreten sind. Aber tut mir leid, da setze ich doch als Trainer ein Zeichen, so einen Mist lasse ich mir doch nicht gefallen. Aber Köllner scheint doch so weit zufrieden gewesen sein, weil die identische Mannschaft wieder zur 2. Halbzeit aufs Spielfeld kam. Da hätte ich mir als Zuschauer eine Reaktion vom Trainer gewünscht. Auch wenn die zweite Halbzeit besser war, so gut, wie Du sie gesehen hast, war sie bei weitem nicht. Ja, sie haben dann teilweise die Brechstange heraus geholt und endlich aggressiver gespielt, aber große spielerische Mittel fanden sie auch dann nicht. Und wir reden hier von einer Mannschaft, die nahezu auf jeder Position besser besetzt ist als der tapfere Gegner.
Hier beschreibst Du übrigens einen Evergreen bei Spielen unter Trainer Köllner:
Auch hier ist die Frage erlaubt: Warum wirkt das alles so hilflos und wenig eingespielt? Warum werden die Flanken einfach aufs Geradewohl in den Strafraum geschlagen ohne jegliche Abstimmung mit unseren Stürmern? Das gehört alles zum Fußball-ABC und wirkt bei uns unfertig wie bei Mannschaften, die gerade aus der Sommerpause kommen und das erste Mal zusammen kicken. Das Einzige, was in dieser Saison besser klappt, sind Flanken durch Eckbälle, weil man sich da zunehmend nach dem blonden Wuschelkopf Verlaat orientiert, der auch oft gefährlich wird. Aber ansonsten ist das oft eine wüste Flankerei ohne jegliche Abstimmung der Laufwege.
Ich könnte jetzt noch weiter schreiben, aber ich lasse es jetzt mal an der Stelle gut sein, das liest ja sonst eh keiner mehr … 😉
Die Analyse liest sich logisch. Ohne es mit statistischen Daten belegen zu können, würde ich sagen dass wir gegen Elversberg und Ingolstadt nichts zu bestellen hatten. Ich befürchte wenn Saarbrücken, Freiburg und Waldhof hinter uns liegen, liegen wir auch hinter denen. Da mögen die glücklichen Punkte gegen Osnarbrück und der Tabellenplatz noch darüber hinwegtäuschen, aber die Löwen spielen für mich seit Wochen nicht mehr wie ein Aufsteiger. Daran hätten auch ein oder drei Punkte in Bayreuth nichts geändert.
da würde ich gerne,zumindest teilweise, widersprechen; ich war in Elversberg…die haben uns ausgeguckt und einfach ein tolles Spiel hingelegt, und auch der Schiri war dort echt lausig; IN hat uns mit Härte den Zahn gezogen, auch wieder mit gnädiger Unterstützung des Offiziellen; Beirut war ein klassisches “Unentschieden-Spiel, wir hätten das mit wenig mehr Aufwand locker auch für uns entscheiden können
aber z.B. gegen Wehen haben wir in einer sehr schwierigen Situation ein klasse Spiel hingelegt…und genau DAS können wir genauso gegen die kommenden Gegner hinbekommen…für mich ist das klassisch 3. Liga, aber das können wir auch ,wenn der Coach die richtigen Konsequenzen zieht…und nicht vergessen sollte man, dass unser Top-scorer bislang noch gar nicht richtig ins Geschehen eingegriffen hat;
und für mich: Lex vermisse ich sehr
Ich hoffe sehr dass Du recht hast.
Ich sehe das alles deutlich weniger negativ.
In meinen Augen sind wir die stärkste Mannschaft der Liga. Oder zumindest die, die in dieser Saison bisher die stärksten Einzelleistungen gezeigt hat. Wenn wir unser “A-Game” abrufen sind wir einfach bockstark.
Was ich sehe ist, dass die Diskrepanz zwischen solchen Spielen und schwächeren Auftritten enorm hoch ist. Allerdings würde ich da mal behaupten, dass man eine solche Diskrepanz bei eigentlich jedem Team der Liga hat. Wir nehmen das vielleicht bei uns selbst am extremsten wahr, weil wir (fast) jedes Sechzig-Spiel über 90 Minuten sehen. Aber frag mal nen Dresden oder Ingolstadt oder Waldhof-Fan, die werden vermutlich genau das gleiche sagen.. Sprich, Konstanz findet man in Liga 3 recht selten. Deswegen beunruhigen mich Niederlagen gegen den Letzten oder ähnliches auch nicht wirklich, so lange sie nicht zur Regel werden (was bei uns seit knapp 3 Jahren nicht mehr der Fall ist, und nein ich schreibe das nicht nur Köllner zu auch wenn ich schon finde, dass man unter ihm für Sechzig-Verhältnisse alles in allem erstaunlich konstant ist).
Da Schwankungen und Schwächephasen in dieser Liga absolut normal sind und jeder davon betroffen ist (auch Elversberg wird das ziemlich sicher noch treffen), gehe ich davon aus, dass sich am Ende dann eben doch die Klasse durchsetzt. Und da sehe ich uns ganz vorne mit dabei. Ingolstadt, Dresden, Saarbrücken und evtl. Mannheim werden auf lange Sicht in meinen Augen am gefährlichsten sein. Aue kommt gaaaaaanz langsam, aber das ist jetzt schon zu spät, Elversberg muss man schauen wie das weitergeht.
Aber alles in allem sehe ich uns da tatsächlich am stärksten und mich persönlich beunruhigen da auch schwächere Spiele so gut wie gar nicht diese Saison. Ich bin mir seit Ende der letzten Saison absolut sicher, dass wir dieses Jahr aufsteigen. Schon vor der Transferperiode.. aber danach eben nochmal deutlich mehr.
Vermutlich hast Du recht. Mich beunruhigt diese Diskrepanz allerdings sehr und ich habe das Gefühl, es wird eher schlechter als besser.
Dass die Tendenz eher nach unten geht sehe ich alles in allem auch so.
Auf der anderen Seite haben wir vor dem Spiel im Bayreuth zwei schwere Spiele hintereinander gewonnen, zumindest eines davon sehr überzeugend. Zudem sind wir vom Punkteschnitt her weiterhin klar auf Aufstiegskurs. Ich denke es könnte schlimmere Schwächephasen geben.
Bei der Diskrepanz versuche ich es immer in den Kontext der Liga einzuordnen. Und da bleibe ich dabei, dass man diese Diskrepanz bei jedem Team hat.
Schau Dir mal Mannheim an, 0:5 in Osnabrück, 2:6 in Meppen, aber Siege gegen Dresden, Saarbrücken und Wiesbaden.
Oder Saarbrücken, gewinnen in Dresden nur um dann eine Woche später 0:0 zuhause gegen das formschwache Meppen zu spielen.
Freiburg hat aktuell 3 Siegen am Stück, davor allerdings aus 4 Spielen nur 2 Punkte geholt und dabei u.a. zuhause 0:3 gegen Essen verloren.
Das könnte man eigentlich bei JEDEM Team der Liga so weiter machen. Von daher macht mir das nicht wirklich große Sorgen muss ich sagen.