Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel unseres TSV 1860 München beim Zweitligaabsteiger SV Sandhausen. Es erwartet die Löwen ein schweres, vom Gegner vermutlich hart geführtes Spiel.

Die Begegnung SV Sandhausen – TSV 1860 findet in Liga drei zum ersten Mal statt. In der Gesamtbilanz führt Sandhausen mit einem Sieg. Diese Bilanz auszugleichen wird am Samstag schwer, aber nicht unmöglich.

Danny Glam, Trainer der Sandhäuser, schickt sein Team bisher immer im 3-5-2 bzw. 5-3-2 auf den Platz. Dass er davon und von der gegen den Ball destruktiven sowie überharten Spielweise abweicht, die Sandhausen bisher an den Tag legt, ist nicht zu erwarten. 15 gelbe Karten hagelte es bisher für die Kurpfälzer und damit waren sie noch gut bedient. Speziell bei den sogenannten taktischen Fouls, die dem Gegner Umschaltaktionen und Kontersituationen zerstören, wurde Sandhausen bisher überaus großzügig behandelt.

3-5-2 mit Ball oder 5-3-2 gegen den Ball – so sieht die Systematik des SV Sandhausen aus. Gegen den Ball steht die Fünferkette allerdings nicht flach, sondern ballfern leicht asymmetrisch, um nach Balleroberung über diese Seite besser nach vorne zu kommen. Das Zentrum davor stellen die drei verbleibenden Mittelfeldspieler mit Verdichtung in Ballnähe im Normalfall gut zu.

Bevor wir dazu kommen wie die Sandhäuser spielen zunächst ein Blick auf die statistischen Werte der Gastgeber.

Statistische Werte des SV Sandhausen

  • Ballbesitz 45%
  • Passgenauigkeit 80%
  • Defensive Zweikampfquote 62%
  • Flankengenauigkeit 38%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 11,85

Wie spielen die Gastgeber?

Gegen den Ball

Abgesehen von der Partie gegen Lübeck verhält sich der SV Sandhausen beim Anlaufen bisher eher passiv. Es werden zwar die Passwege ins Mittelfeld zugestellt, aktive Aktionen gegen den Ball finden aber meist erst statt nachdem der Gegner die Pressinglinie überspielt hat. Die größtenteils auf mittlerem Niveau angelegte Pressinglinie stellt eher Räume zu als auf den direkten Ballgewinn zu gehen. Das überlässt man den Herren im Mittelfeld und Abwehr, die das bisher allerdings gut und solange sie keine Strafen für ihren Einsatz zu befürchten haben, vermutlich auch weiterhin mit allen möglichen Mitteln umsetzen.

Die Defensivlinie der Sandhäuser stellt sich gegen das Positionsspiel des Gegners meistens an der vorderen Grenze des eigenen letzten Drittels auf. Dadurch macht Sandhausen dem Gegner nach Überqueren der Mittellinie die Räume im Mittelfeld relativ eng und unterbindet oft die Kombinationsmöglichkeiten im Zentrum.

Diese beiden defensiven Ansätze, also 1. das Umschaltspiel mit allen legalen oder illegalen Mitteln zu zerstören und 2. das Positionsspiel auf engem Raum im Zentrum des Spielfelds zu forcieren sorgt für bisher gute defensive Leistungen der Kurpfälzer.

Bei Ballbesitz

Das eigene Positionsspiel gestalten die Sandhäuser extrem flügellastig. Den Schienenspielern auf der Außenbahn wird dabei eine hohe Laufleistung abverlangt. Gegen Ende der Spiele erlahmen daher die Angriffe der Kurpfälzer dort ein wenig, sofern nicht ein Wechselspieler oder eine Systemänderung während des Spiels für neuen Schwung sorgt.

Im Umschaltspiel oder bei Kontern hilft dem SV Sandhausen die Tatsache, dass sie auf eine mit schnellen Spielern besetzte Doppelspitze setzen und sie somit problemlos mit langen Bällen oder progressiven Pässen großen Raumgewinn sicher erzielen können.

Ein weiteres Plus der Gastgeber ist die überaus hohe Flankengenauigkeit. Gutes Flügelspiel, viele präzise Flanken und gutes Spielermaterial in der Spitze machen jeden Angriff gefährlich, der bis ins letzte Drittel des Gegners durchgebracht werden kann. Noch fehlt den Stürmern allerdings das Zielwasser ein wenig. Mit nur 20% Schussgenauigkeit befindet sich der SVS momentan an vorletzter Stelle im Ligavergleich.

Wie kann man Sandhausen knacken?

In erster Linie darf sich der TSV 1860 München nicht von der Zerstörungswut des SV Sandhausen ins Bockshorn jagen lassen.

Gegen den Ball wird es wichtig sein die Flügel doppelt besetzt zu halten und dort zu verdichten, wo sich das Geschehen abspielt ohne dabei jedoch das Zentrum zu entblößen.

Hoffen wir, dass kollektive Blackouts oder Pomadigkeit gegen den Ball diesmal nicht wieder für unnötige Gegentore sorgen.

Die asymmetrische Fünferkette sollten die Löwen, nachdem man sich über die Achterräume und Außenpositionen ins letzte Drittel des Gegners kombiniert hat, am besten über das Zentrum und die Halbräume vor der Box versuchen zu bespielen. Um den Verdichtungen der Sandhäuser zu entgehen wird vermutlich auch der diagonale, progressive Ball aus den Sechserräumen in die Achterräume auf der anderen Spielfeldseite eine gute Waffe sein.

Ebenfalls eine hohe Wichtigkeit wird der Kampf um zweite Bälle haben. Hier im Kopf und auf den Beinen schnell zu sein kann den Unterschied für die Löwen ausmachen.

Stärken und Schwächen des Systems 3-5-2/5-3-2

Stärken

Das System ermöglicht bei Ballbesitz eine gute Staffelung in der Breite und Tiefe. Dadurch kann eine für Passkombinationen gute Raumaufteilung entstehen. Zwei Stürmer in der Spitze bringen starke Präsenz im Zentrum des gegnerischen Abwehrdrittels des Spielfelds. Durch ein kompaktes Mittelfeldzentrum lässt man dem Gegner gegen den Ball wenig Raum.

Schwächen

Es ergeben sich bei Ballverlust teilweise weite Abstände, die der Gegner bei schnellem Spiel gut ausnutzen kann. Die für die Flügelspieler langen Laufwege können in einem dynamischen Spiel mit viel Ballbesitzwechsel zu verfrühtem Kraftverlust der Außenspieler und damit zum Erlahmen des Drucks führen, der über die Flügel aufgebaut werden soll. Die Flügel sind nur einfach besetzt, deshalb können entweder Defensive oder Offensive dort schwächeln. Gegen Systeme, in denen mit zwei oder mehr Stürmern agiert wird, kann es bei Kontern des Gegners oder bei zügigen Positionsangriffen leicht zu einer Unterzahl in der Hintermannschaft kommen.

Schlüsselspieler

Abwehr

Im Tor der Sandhäuser steht Nikolai Rehnen (#1). Der 26-jährige, ehemalige U20 Nationalspieler hat Topreflexe vorzuweisen, eine exzellente Strafraumbeherrschung und ist auch im eins gegen eins schwer zu bezwingen. Um gegen ihn zu treffen muss man eigentlich auf Abwehrfehler hoffen nach denen er chancenlos dem Angriff gegenübersteht. Dem ein oder anderen dürfte er noch von der Fortuna aus Köln bekannt sein, die er im Sommer 2019 in Richtung Sandhausen verließ.

Tim Knipping (#4), von Dynamo Dresden zum SVS gewechselt, ist der Chef in der Dreierkette, die er gut führt. Sein körperliches Spiel und seine Kompromisslosigkeit im Zweikampf sind nicht zu verachten. 72% seiner Defensivzweikämpfe gewann er bisher in 119 Spielen in der Dritten Liga. Obendrein ist Knipping sehr kopfballstark und auch in der Spieleröffnung ein wichtiger Faktor.

Mittelfeld

Alexander Mühling (#15), Rückkehrer zum SVS nach acht Jahren in Kiel, ist als Box-to-Box Spieler das zentrale Element im Mittelfeld der Sandhäuser. Sowohl offensiv als auch defensiv stellt er sich komplett in den Dienst der Mannschaft und bestimmt im Positionsspiel die Richtung der jeweiligen Attacke. Er hat bei den Schlüsselfähigkeiten für seine Position keine in Statistiken erkennbaren Schwächen vorzuweisen. Als torgefährlich oder als generellen Gefahrenherd in der direkten Vorbereitung kann man ihn allerdings nicht bezeichnen.

Sturm

Der Sturm ist mit potentiell guten Neuzugängen gepflaster. Hier einen Spieler hervorzuheben ist nicht möglich. David Otto (#17) kam vom FC St. Pauli, Franck Evina (#9) im Januar von Hannover 96, Rouven Hennings (#10) wurde von Fortuna Düsseldorf geholt und Sebastian Stolze (#36) war zuletzt ebenfalls in Hannover beschäftigt. Sie sind meiner Meinung nach allesamt für die dritte Liga überqualifiziert.

Fazit: was ist für den TSV 1860 beim SV Sandhausen drin?

Beim SV Sandhausen hat der TSV 1860 nichts zu verlieren und genau so müssen die Löwen dieses Spiel angehen. Aus einer kompakten Defensive heraus den Gegner mit den eigenen Mitteln schlagen wäre die Idee, die mir einfallen würde. Zweikampfhärte mit und gegen den Ball wird am Ende entscheiden, wer das Spiel dominiert.

Wenn man sich von der ruppigen Gangart, die Sandhausen an den Tag legt, den Schneid abkaufen lässt, ist das Schicksal besiegelt.

Ich hoffe, dass wir am Samstag über die komplette Spielzeit hinweg wieder konzentrierte, kämpferisch aufgelegte, selbstbewusste und ideenreiche Löwen sehen, die keinen Zentimeter Boden kampflos aufgeben.

Schafft die Mannschaft von Maurizio Jacobacci das, können wir in Sandhausen etwas Zählbares mitnehmen.

So könnte Sandhausen beginnen

Datenquelle: Wyscout

5 4 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments