Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Spiel unseres TSV 1860 München bei der SpVgg Unterhaching. Sechs Punkte trennen die beiden Teams. Was erwartet uns in diesem Spiel?

SpVgg Unterhaching – TSV 1860 München heißt die Partie am Sonntag. Marc Unterberger, Trainer der Hachinger lässt sein Team bisher fast immer im 4-4-2 mit Doppel-Sechs auflaufen. Die Spielweise seiner Mannschaft ist weder sonderlich spektakulär noch in irgendeiner Weise innovativ, aber – auch wenn von den letzten sechs Spielen nur eines gewonnen wurde – für die zur Verfügung stehenden Mittel durchaus effektiv.

Mittlere Positionierung der Pressing- und Defensivlinien gegen das Positionsspiel des Gegners ist bei den Vordörflern in den meisten Spielen zu beobachten. Hohes Pressing ist nicht bzw. nur sporadisch in gewissen Situationen zu sehen.

Bei eigenem Ballbesitz spielt die SpVgg eher konservativen, aber auch druckvollen und vor allem kämpferischen Fußball. Das Gewinnen intensiver Zweikämpfe bzw. Laufduelle um den zweiten Ball gehören immer zum Matchplan der Mannschaft von Marc Unterberger. Des Weiteren fühlt man sich bei der SpVgg am Ende einer Angriffs auf der rechten Seite etwas wohler als links, wenn es um das Flügelspiel geht. Dazu später mehr. Zunächst die statistischen Werte des Vereins mit dem Bob im Wappen.

Statistische Werte der SpVgg Unterhaching

  • Ballbesitz: 47%
  • Passgenauigkeit: 78%
  • Flankengenauigkeit: 38% (Platz 3)
  • Defensive Zweikampfquote: 62%
  • PPDA (Zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 11,1

Wie spielt die SpVgg?

Bei Ballbesitz

Bei eigenem Ballbesitz im Positionsspiel spielt Haching sehr gradlinig und setzt weniger auf konstruktiven Kombinationsaufbau aus der eigenen Defensive. Der zielgenaue Torhüter Vollath schlägt oft weit nach vorne ab, wo dann der Kampf um den zweiten Ball gewonnen werden soll. Sofern das klappt, kommt dann meist der Box to Box Spieler aus der Tiefe und ist zentral für den weiteren Verlauf des Angriffs zuständig.

Baut Haching gegen Mittelfeldpressing kurz auf, weil in der Tiefe die Räume gegen das vertikale Spiel gut zugestellt werden, sind Welzmüller, Waidner und Schwabl meist die Spieler, über welche die Eröffnung (meistens über die rechte bzw. halbrechte Seite) gestartet wird. Das Zusammenspiel mit dem auf die Halbposition einrückenden rechten Mittelfeldaußen führt dazu, dass der rechte Außenverteidiger Schwabl beim Hinterlaufen eine wahnsinnige Dynamik entwickeln kann. Gegen Dopplungen dort verlagert man das Spiel früh in der gegnerischen Hälfte ins Zentrum. Dann übernimmt der Spieler in der Box to Box Rolle wieder das Heft des Handelns und die Regie. Situationsabhängig wird von ihm dann der weitere Verlauf des Angriffs bestimmt.

Im letzten Drittel des Gegners ist der offensiv ausgerichtete Rechtsverteidiger Schwabl dort zu finden, wenn über die rechte Seite angegriffen wird. Kommt Haching über links, sehen wir eine konservativere Herangehensweise, bei der die SpVgg über den in die vorderste Linie aufrückenden Mittelfeldaußenspieler angreift. Der Linksverteidiger wird sich dabei meist im äußeren linken Achterraum positionieren.

Bei Angriffen durchs Zentrum wird ebenfalls konservativ verschoben. Das bedeutet, der ballferne Mittelfeldaußen geht auf die offensive Halbposition hinter dem Sturmzentrum und der ballnahe Mittelfeldaußen bleibt positionsgetreu auf seiner Seite. Der Box to Box Spieler steht dann im Zentrum dahinter, der zweite Sechser sichert relativ hoch ab. In allen drei Fällen entsteht ein ballfern asymmetrisches 3-1-3-3.

Gegen den Ball

Gegen den Ball presst Haching nicht druckvoll auf Ballgewinn ausgerichtet, dafür jedoch sehr konsequent im Raum. Der Versuch, die Angriffe des Gegners so zu steuern, dass er gezwungen wird, lange Bälle zu spielen, die bestenfalls die erste der beiden Viererketten durch ihre kämpferischen Qualitäten schon abfangen soll, geht häufig auf.

Spielt der Gegner sich ins letzte Drittel hinein, verteidigen die Hachinger sehr konservativ mit zwei Reihen vor dem eigenen Sechzehner. 4-4-1-1 bzw. 4-5-1 ist dabei die Staffelung. Man sieht häufig, dass einer der beiden Innenverteidiger stark nach vorne verteidigt und zwischen den Ketten bzw. sogar auf Höhe der Sechser agiert, um in Ballbesitz zu kommen. Das wird dann durch das Abkippen eines offensiver ausgerichteten Mitspielers in dieser Zone abgesichert.

Wie kann man Haching knacken?

Die Offensive zu überladen, hohe Laufbereitschaft im Mittelfeld, Kreuzverschiebungen im Zentrum vor dem Sechzehner, beide Halbpositionen in den offensiven Achterräumen konsequent zu besetzen, sowie einen Zehner, der eher wie ein Schattenstürmer agiert anstatt Spielgestalter zu sein, ist ein Rezept, das für den TSV 1860 München gegen die SpVgg Unterhaching funktionieren kann. Die Spielgestaltung aus der offensiveren Sechs heraus, also über den Box to Box Spieler laufen zu lassen, kann gegen die bieder verteidigenden Hachinger ein Hebel sein.

Die Rolle des offensiveren Sechsers wie einen zurückgezogenen Spielmacher zu behandeln und weniger mit hoher Dynamik, was ja die Box to Box Rolle ausmacht, sondern eher mit Kombinationsspiel auf den kurzen Wegen zu agieren, kann hier für viel wirbel sorgen, solange die Präzision stimmt. Grundvoraussetzung für das Gelingen sind Passgenauigkeit und der Wille, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen anstatt selbst glänzen zu wollen.

Gegen den Ball sollte der TSV 1860 gegen das Positionsspiel der SpVgg Unterhaching vor allem auf hohes Pressing mit Fokus auf Angriffssteuerung und Pressingfallen im Mittelfeld setzen. Zudem wäre ein sofortiges aggressives Gegenpressing wichtig, falls unterwegs ein Ball verloren geht. Der Kampf um zweite Bälle muss funktionieren, wenn Haching das vertikale Spiel anstrebt.

Stärken und Schwächen des Systems 4-4-2

Stärken

Es wird zunächst eine starke doppelte Abwehrkette aufgebaut. Dadurch wird es möglich, den Gegner auf den Flügeln zu doppeln und trotzdem im Zentrum kompakt zu stehen. So zwingt man den Gegner oft, Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Passwege können aufgrund der guten Staffelung in Tiefe und Breite leicht zugestellt werden. Das 4-4-2 Doppelsechs deshalb als defensives System zu bezeichnen, wäre zu einfach.

In der Offensive liegen die Stärken klar auf den Außenpositionen. Sowohl die Außenverteidiger als auch die Mittelfeldaußenspieler können für großen Druck auf den Flügeln sorgen.

Von den beiden defensiven Mittelfeldspielern im Zentrum übernimmt einer den offensiven Part (Box-to-Box Spieler) und der andere bleibt auf seiner absichernden Position. So kann man die Lücke im Zentrum zu den Stürmern schließen.

Wenn das Zusammenspiel der Mannschaftsteile gegen den Ball so funktioniert, wie es in diesem System gewollt ist, zwingt man den Gegner oft auf die Flügel, sodass dieser mit Flankenläufen und hohen Bällen agieren muss, um den Ball ins Zentrum vors Tor zu bringen.

Schwächen

Die große Schwäche in diesem System ist normalerweise die Lücke zwischen Mittelfeld und Sturm. Sowohl bei eigenem Ballbesitz aber auch nach einem Ballverlust ist es wichtig, diesen Raum schnell zu schließen.

Es fehlt ein Kreativspieler im Zentrum. Deshalb ist das zentrale offensive Mittelfeld ein Schwachpunkt. Offensive Kreativität entwickelt sich im 4-4-2 mit Doppelsechs vornehmlich auf den Außenpositionen.

Durch das Fehlen des “Zehners” wird dem Box-to-Box Spieler eine hohe Laufleistung abverlangt, damit sowohl offensiv als auch defensiv die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen schnell geschlossen werden.

Schlüsselspieler

Tor

René Vollath (#1) ist mit 34 Jahren und 240 Spielen über seine sieben Saisons in dieser Spielklasse ein absolutes Urgestein und auch ein sicherer Rückhalt für die Spielvereinigung. Bei hohen Bällen in die Box extrem sicher agierend und durch seine Erfahrung im eins gegen eins ebenfalls schwer zu überwinden, hat er lediglich leichte Schwächen was die Reflexe betrifft. In zwölf Spielen konnte er während dieser Saison schon die Null halten. Kassieren die Hachinger einen Gegentreffer, ist ihm meist kein Vorwurf zu machen. Statistisch gesehen ist er seit dem letzten Aufeinandertreffen allerdings in dieser Saison vom zweitbesten Keeper der Liga auf Platz zehn abgerutscht.

Abwehr

Raphael Schifferl (#37), Leihgabe vom österreichischen Bundesligisten Wolfsberger AC, ist der beste Verteidiger der Hachinger. Er gewinnt insgesamt 69% seiner Defensivzweikämpfe und hat in den letzten fünf Spielen lediglich sechs Mal im direkten Duell den Kürzeren ziehen müssen. Im Aufbau ist jedoch der gelernte Mittelfeldspieler Stiefler (#8) eher der auslösende Mann.

Markus Schwabl (#23) dadurch, dass Welzmüller kein Stammspieler mehr ist, nun auch Kapitän, ist ein rechter Verteidiger mit extremem Vorwärtsdrang. Er agiert auf der gesamten Länge des Spielfelds, wenn Angriffe über seine Seite laufen. Ballsicher und mit hoher Flanken- und Passgenauigkeit ausgestattet, drückt Offensivverteidiger Schwabl dem Spiel der Hachinger oft seinen Stempel auf. Über 43 Prozent seiner Flanken finden ihr Ziel. Auch beim Verteidigen macht er keine schlechte Figur. Seine Werte sind auf einem für seine Position hohem Niveau. Die Unterstützung der Offensive durch seine Schnelligkeit, Laufbereitschaft und Flankengenauigkeit macht ihn zu einem Unterschiedsspieler.

Mittelfeld

Sebastian Maier (#10) fehlt der Spielvereinigung, aufgrund einer Knieverletzung die er sich gegen Sandhausen zuzog, seit fünf spielen. Seit er fehlt konnte Haching nur gegen Lübeck Punkten. ob der offensive Schlüsselspieler am Sonntag fehlen Wird kann ich nicht sagen. Bei Transfermarkt.de wird er, seit er fehlt, nicht als Verletzt gelistet.

Er wird seither entweder durch Ben Westermeier (#6) oder Maurice Krattenmacher (#7) ersetzt. Westermeier ist ein starker Spieler im eins gegen eins und auch sehr passsicher, hat jedoch manchmal noch nicht den Mut, den riskanten Pass zu wagen, der dann das Spiel für Haching öffnet. Krattenmacher ist da etwas mutiger, hinkt allerdings bei der Präzision im Passspiel etwas hinter Westermeier her. Als Schlüsselspieler würde ich keinen der beiden nennen wollen, dennoch sind diese jungen Spieler manchmal belebende Faktoren im ansonsten bieder wirkenden Hachinger Angriff.

Sturm

Mit elf Treffern ist Patrick Hobsch (#34) der bisher erfolgreichste Stürmer der Vorstädter. Allerdings steht dem sein Sturmpartner Matthias Fetsch (#11) mit bisher zehn Toren nicht wirklich nach. Beide sind gefährlich und dürfen in keiner Sekunde vor dem Kasten aus den Augen gelassen werden. Hobsch hat mit einer Schussgenauigkeit von 60% (Platz drei ligaweit) immer genug Zielwasser im Tank. Wenn er am Ball ist, herrscht Torgefahr. Fetsch liegt hier mit 47% Schussgenauigkeit ebenfalls in den Top 15 der Liga.

Fazit

Das ist ein Spiel, das man nicht verlieren möchte, aber Haching steht nicht umsonst dort, wo sie stehen. Deshalb sollten wir uns auf ein hartes Stück Arbeit gegen eine meistens diszipliniert verteidigende Mannschaft einstellen.

Allerdings ist es auch so, dass die Hachinger in den letzten sechs Spielen nur einmal als Sieger den Platz verlassen konnten und somit momentan etwas angeschlagen daherkommen. Nichtsdestotrotz sollte man sich davor hüten, den kommenden Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen.

Speziell gegen unseren TSV 1860 München wird die Mannschaft der SpVgg Unterhaching extrem motiviert auf den Platz kommen.

Grundsätzlich denke ich, dass wir absolut die Chance haben, dort etwas zu holen und auch als Sieger den Platz zu verlassen. Dazu müssen aber alle Tugenden, die das Kollektiv ausmachen, auf den Platz geworfen werden. Einzelkämpfer stechen hier eher nicht.

Dass die taktische Ausrichtung – wie immer seit dem Ende der Winterpause – stimmen wird, dessen können wir uns sicher sein. Wichtig wird sein, wie jeder einzelne Spieler es versteht, sich im taktischen Konzept in den Dienst des Teams zu stellen. Von daher sind die ausschlaggebenden Faktoren Mannschaftsdienlichkeit und Laufbereitschaft. Sind diese bei jedem Spieler auf dem Maximum, wird die Revanche fürs Hinspiel gelingen.

So könnte Haching beginnen

Datenquelle: Wyscout

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