Nachdem wir Euch mit der ersten TAKTIKTAFEL vor dem Pokalspiel schon einen Ausblick gegeben haben, was die Löwen zu erwarten haben würden, präsentieren wir heute nun die taktische und statistische Analyse der Partie.

Frankfurts von uns so erwartetem 3-4-1-2-System stellten die Löwen ein flexibles 4-2-3-1 mit offensiv ausgerichteten Außenverteidigern entgegen. Bei eigenem Ballbesitz wurde – je nachdem ob der Ballgewinn im Zentrum oder auf den Flügeln erfolgte – entweder auf eine 4-4-1-1-Raute mit hängender Spitze und Zielspieler oder auf ein 4-1-2-3 hoch mit Außenstürmern gewechselt. Diese Flexibilität im Offensivspiel unserer Löwen ist auch heute noch absolut beeindruckend. Adi Hütter schickte übrigens eine nur in einer Position anders aufgestellte Adler-Truppe aufs Feld, als wir dies am Freitag Mittag prognostiziert hatten (Bas Dost spielte anstatt dem verletzten Ragnar Ache im Sturm).

In den ersten 15 Minuten konnte die Eintracht dem TSV 1860 bis zum eigenen Strafraum nicht das Geringste entgegenstellen. Hinten half den Frankfurtern bei den Welle um Welle anbrandenden Angriffen bissiger Löwen die Ungenauigkeit der Zuspiele im letzten Spielfelddrittel. 45% der Pässe von Michael Köllners Team fanden dort ihr Ziel, was zu nur zwei weiß-blauen Abschlüssen in der ersten Viertelstunde führte. An der Genauigkeit der Flachpässe in die rote Zone des Gegners werden die Löwen arbeiten müssen. Bei Flanken in den Strafraum hingegen, kamen zwei von drei zum Mitspieler.

Im eins gegen eins während der ersten Viertelstunde des Spiels haben sich die Löwen nichts vorzuwerfen. Bei zwei von sechs gewonnenen Dribblings kann man gegen einen Bundesligisten schon von einer guten Quote sprechen. Defensiv war Sechzig mit vier von sieben gewonnene Situationen ebenfalls voll auf der Höhe. Den besten Wert konnte unsere Mannschaft bei ihren Steilpässen verbuchen: In der Anfangsviertelstunde lag dieser bei 100%. 14 von 14 Steilpässen fanden ihr Ziel. Besser geht es nicht!

Die Frankfurter Angriffsbemühungen endeten bis Minute 15 meist schon zehn Meter vor der Strafraumgrenze und es begann eine hessische Quer- und Rückpassorgie. Aufgrund eben dieser vielen Quer- und Rückpässe lag der Ballbesitz – auch wenn es vielleicht anders wirkte – bei knapp 61 Prozent zugunsten der Eintracht. Bei 62 angekommenen eigenen Pässen in der Anfangsviertelstunde kam Frankfurt auf gerade einmal 15 die auch nach vorne gespielt wurden und den Mitspieler fanden. Nicht ein einziges Mal schossen die Männer in rot und schwarz in dieser Zeit auf den Kasten von Marco Hiller.

Auch die Lufthoheit gehörte in den ersten 15 Minuten absolut der Mannschaft in weiß-blau: Vier von fünf Kopfballduellen entschieden Michael Köllners Jungs für sich.

Wenn man diese Zahlen betrachtet, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass die Löwen eine Klassemannschaft haben, die – bei konzentriertem Vorgehen – jedem Gegner Paroli bieten kann.

Im weiteren Verlauf bekamen die Frankfurter das Spiel zwar besser in den Griff, nach vorne war bei der Eintracht aber bis auf sporadische Aktionen, die meist kleinen Fehlern oder Unkonzentriertheiten der Sechzger geschuldet waren, nicht viel los. Sechs Schussversuche der Hessen führten – bis auf Dominik Kohrs Pfostentreffer aus halblinker Position aus der zweiten Reihe – zu keinerlei Gefahr. Viel Ballbesitz, viele Rück- und Querpässe… Ein wenig erinnerte das was die Elf vom Riederwald in Halbzeit eins zeigte, an die Spielweise der Löwen unter Daniel Bierofka.

Bis zum Pausenpfiff kam der TSV 1860, da die Frankfurter etwas besser im Spiel waren, als zu Beginn und selbst zu viel „hintenrum“ spielte, nur noch zu drei weiteren Versuchen den Ball in die Maschen zu setzen, die leider bekanntermaßen alle das Ziel verfehlten. Der Kopfballpfostentreffer in Minute 23 durch Sascha Mölders war Sechzigs beste Torchance in Hälfte eins.

Die statistischen Zahlen dieser Spielphase sehen aus Löwensicht zu großen Teilen sehr gut aus: 70 gespielte Pässe, zwischen Minute 15 und 45, 37 davon, also knapp über die Hälfte nach vorne gespielt. Frankfurt dagegen: 248 gespielte Pässe, davon 75 nach vorn – weniger als ein Drittel.

Die Löwen ließen den Gegnern in deren Hälfte oft genug Raum um das Leder uneffektiv, aber zeitraubend hin und her zu schieben. Die Statistik der zugelassenen Pässe pro Defensivaktion (PPDA) fällt mit 21 exorbitant hoch aus und zeigt auf, was der Grund war, dass die Löwen bis zur Pause nicht mehr – wie in der Anfangsphase – richtig Gas geben konnten. Dieser statistische Wert bedeutet, dass sich die Spieler der von Adi Hütter trainierten Mannschaft zwischen zwei Defensivaktionen der Löwen (erfolgreich oder nicht spielt keine Rolle) im Durchschnitt 21x den Ball ungestört zupassen konnten. Zum Vergleich: Bis Minute 15 lag der PPDA-Wert noch bei 14,2.

Keine sechs Minuten nach der Halbzeitpause schepperte es leider im Kasten von Marco Hiller. Ein perfekt einstudierter Spielzug über Halblinks, dessen Ausführung aussah als wäre es ein Trainingsspiel, sorgte für das 0:1. Weitere sieben Minuten später fiel schon das 0:2 durch einen lehrbuchmäßigen Angriff von Halbrechts. 1860 hatte die Anfangsphase der zweiten Halbzeit komplett verschlafen. Was genau war da passiert, und was sagt die Spielstatistik dazu? Die Löwen konnten Frankfurt nicht mehr mit ihrer Aggressivität überraschen. Bei der Eintracht stimmte nun all das, was noch in Halbzeit eins zu wünschen übrig gelassen hatte. Sie gewann zu Beginn des zweiten Durchgangs – bis auf zwei – alle defensiven Duelle und auch die Lufthoheit wurde zurückerobert. Lediglich drei Kopfballduelle verlor die SGE in der Zeit nach Wiederanpfiff bis zu Minute 60. Die PPDA lag bei 61! Hinzu kommt, dass alle offensiven Statistiken in diesem Spielabschnitt für die Löwen negativ sind. Ein einziger Schuss, der aber nicht einmal aufs Tor ging gelang Köllners Team – durch einen Konter. Nur zwei weitere Angriffe konnten die Löwen lancieren, wodurch sich aber keine weiteren Schüsse oder Chancen ergaben. Der Bundesligist ließ einfach nichts mehr zu.

Frischen Wind sollten ab der 60. Minute dann die Einwechslungen von Daniel Wein für Dennis Erdmann und Richard Neudecker für Fabian Greilinger bringen. Sofort gelang das nicht, aber mit Wein im defensiven Mittelfeld war nun zumindest ein wenig mehr Passgenauigkeit auf der Sechserposition zu erkennen. Die Einwechslung von Neudecker brachte zudem eine Systemumstellung auf ein 4-1-3-2 offensiv im Spiel mit dem Ball bzw. 4-2-2-2 breit gegen den Ball.

Um darauf zu reagieren, wechselte der Gästetrainer in der 70. Minute ebenfalls doppelt, und brachte Djibril Sow für Sebastian Rode und Timothy Chandler für Steven Zuber. Er stellte somit auf 4-4-2 um. Ab etwa Minute 75 war Sechzig wieder voll da und erspielte sich bis in die Schlussphase hinein Schusschancen. Die Giesinger gewannen wieder mehr Zweikämpfe, ließen einer behäbiger auftretenden Eintracht nicht mehr so viel Zeit, sich die Bälle zuzuspielen und schafften es sogar zweimal den Ball im Tor unterzubringen. Sascha Mölders Treffer wurde wegen angeblichem Handspiel vom ansonsten souverän und weitgehend fehlerfrei leitenden Schiedsrichter Petersen zurückgepfiffen. Der nach einem Foulspiel des Frankfurter Keepers an Stefan Lex fällige Elfer wurde von Phillipp Steinhart in der 78. Minute eiskalt versenkt.

Hütter brachte daraufhin mit Stefan Ilsanker für Dominik Kohr einen richtigen Eisenfuß ins defensive Mittelfeld und wenig später Aymen Barkok für Daichi Kamada. Das waren positionsgetreue Wechsel und änderten nichts am System.

Der Ballbesitz in der Schlussviertelstunde war mit 55:45% zugunsten der Frankfurter Eintracht von den Löwen wieder auf ein erträgliches Niveau gebracht worden und bis in die Nachspielzeit hinein blieb die Partie auf Messers Schneide. Mit ihrem beherzten Auftreten hätten die Löwen eine Verlängerung absolut verdient gehabt – leider hatte die Unkonzentriertheit der Mannschaft von der Grünwalderstraße in der Frühphase des zweiten Durchgangs dem verdienten Lohn einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

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