Ein Herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Spiel TSV 1860 München – SC Freiburg II.

Mit 34 Mann im Kader könnte der Trainer des SC Freiburg II, Thomas Stamm, in jedem Spiel aus dem vollen Schöpfen und sein Team taktisch und systematisch so auf den Platz schicken, dass es genau an den jeweiligen Gegner angepasst wäre. Einen kleinen Hemmschuh gibt es jedoch. Das System der Mannschaft des SC Freiburg II ist demjenigen der Bundesligamannschaft in gewissen Zügen angepasst. Das systematische Korsett sitzt also straffer als bei den meisten anderen Teams der Liga. Auch muss die zweite Mannschaft des Sport Clubs aus dem Breisgau immer wieder Spieler an die Bundesligatruppe abstellen.

Bevor wir zur Spielwese der zweiten Mannschaft des Freiburger SC kommen, gibt es zunächst ein wenig Statistik.

Statistische Werte des SC Freiburg II

  • Ballbesitz 55%
  • Passgenauigkeit 80%
  • Defensive Zweikampfquote 60%
  • Flankengenauigkeit 32%
  • PPDA (Zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 9,97

Das Spiel des SC Freiburg II

Da die Mannschaft von Thomas Stamm gewissen systematischenZwängen unterliegt, haben die Freiburger bisher durch die Bank Systeme mit drei Innenverteidigern auf den Platz gebracht. Das bedeutet gegen den Ball formiert sich bei Freiburg im eigenen letzten Drittel im Normalfall eine Fünferkette. Bei schnellen Vorstößen des Gegners wird aber auch mal asymmetrisch verschoben und die Kette verschiebt horizontal in Richtung des ballnahen äußeren Innenverteidigers nach außen, während sich der ballferne Mittelfeldaußenspieler zurückfallen lässt und somit eine Viererkette entsteht.

Die bisher gezeigten Systeme waren durch die Bank offensiv ausgerichtet. Mit 3-4-3 (3-4-2-1, 3-4-1-2) und 3-5-2 (3-1-4-2, 3-2-3-2) wurde agiert. Wir dürfen also auch im Spiel am Samstag von den Breisgauern erwarten, dass sie offensiven Fußball spielen werden.

Bei eigenem Ballbesitz legen die Freiburger hohen Wert darauf schnell und variantenreich nach vorne zu spielen. Bis zum Sechzehner des Gegners sieht das meist auch ganz gut aus. Die Torausbeute war jedoch bisher in den meisten Spielen sehr gering. Auch letzten Samstag ist der Knoten nicht direkt geplatzt, aber er hat sich mit drei Treffern gegen den SC Verl ein wenig gelockert.

Drei Treffer klingt aber durchaus nach geplatztem Knoten könnte man jetzt erwidern. Da zwei der drei Treffer allerdings nach Standardsituationen gefallen sind, möchte ich diese Tore nicht zu hoch werten. Auf der anderen Seite haben die Löwen schon mehr Tore als ihnen lieb sein kann nach Ecken oder Freistößen kassiert. Von daher sollte man speziell darauf achten bei Standardsituationen in Tornähe ganz besonders konzentriert zu verteidigen.

Gegen den Ball hat die junge Freiburger Truppe vor allem wenn es schnell und direkt wird gegen vertikales Spiel bisher große Probleme gehabt. Defensives Umschaltspiel ist nicht gerade die Paradedisziplin von Stamms Mannschaft.

Schaffen die Freiburger es jedoch in adäquater Stärke hinter den Ball zu kommen, können sie auch gut und kompakt gegen den Ball arbeiten.

Das System

Welches Grundsystem wird Freiburg am Samstag in Giesing zeigen? Eher das 3-4-3 oder doch das 3-5-2? Das könnte davon abhängen, welche Spieler an die erste Mannschaft abgestellt werden müssen. Zuletzt waren dies Noah Weißhaupt, Kevin Schade und Kiliann Sildilia.

Ich rechne am ehesten mit dem 3-4-3. Persönlich bin ich ja kein Freund dieser “Harakirisysteme”, die ohne dauerhaftes Pressing kaum umsetzbar sind. Dass sie ihre Daseinsberechtigung haben, hat allerdings schon das ein oder andere Spiel in der dritten Liga diese Saison gezeigt. Allen voran die Spiele der Viktoria aus Berlin, die mit ihrem erfrischenden Offensivfußball bisher durchaus für große Überraschungen gesorgt haben.

Wichtig im 3-4-3 ist für das Team, das so spielt, die Tiefenstaffelung im Spiel gegen den Ball nach abgeschlossenen Angriffen bzw. nach Ballverlust schnell wieder herzustellen. Sonst kann es gegen Teams, die schnelle Spieler haben, bei Konterangriffen ein böses Erwachen geben. Um den Spielern Zeit zu geben wieder hinter den Ball zu kommen ist sofortiges Gegenpressing bei Ballverlust ein absolutes Muss bei diesem System.

Im Spiel nach vorne ist man mit dem 3-4-3 und seinen beiden Varianten extrem überladen und kann so die gegnerischen Abwehrreihen mit Überzahlspiel leicht vor Probleme stellen.

Stärken und Schwächen des 3-4-3

Stärken

Das 3-4-3 bietet mit seiner exzellenten Tiefenstaffelung im Zusammenspiel mit taktischer Disziplin im Positionsspiel sehr variantenreiche Spielzüge im Aufbau. Gerade für spielstarke Teams ist dieses System daher eine wahnsinnig effektive Waffe. Angriffspressing und Gegenpressing können mit der Überzahl an Offensivspielern gut umgesetzt werden. Diese Überzahl verhilft der Mannschaft im 3-4-3 auch im letzten Drittel zu hoher Variabilität.

Schwächen

Die Dreierabwehrkette muss situativ immer wieder aus dem Mittelfeld heraus verstärkt werden, wenn der Gegner sich aus dem Pressing befreien kann. Das 3-4-3 stellt hohe Anforderungen an die individuelle Stärke der Spieler sowohl mit als auch gegen den Ball. Wenn die Spieler ihre Rollen im taktischen Konzept nicht akribisch einhalten, kann das Spiel im 3-4-3 leicht zum Debakel werden. Außerdem ist es sehr konteranfällig.

Die Schlüsselspieler

Torwart Noah Atubolu (#1) ist mit seinen erst neunzehn Jahren der jüngste Stammtorhüter der Liga. In manchen Momenten natürlich noch fehlerbehaftet, hat er jedoch bei einer Größe von 1,90 m unfassbar gute Reflexe und eine gute Quote beim Abfangen hoher Bälle. im Eins gegen Eins und beim Timing mancher Aktionen merkt man jedoch seine Unerfahrenheit ein wenig. Ihn als sicheren Rückhalt zu bezeichnen wäre vermessen. Dieser Schlüsselspieler ist eher ein Schwachpunkt der Breisgauer. Statistisch gesehen sind knapp ein Drittel der Schüsse, die aufs Freiburger Tor gehen, drin

Sandrino Braun Schumacher (#6), der zentrale Innenverteidiger, bringt Erfahrung aus 209 Drittligapartien mit. Mit seinen 33 Jahren ist er der erfahrenste Spieler in der Stammformation der Freiburger. Er gewinnt 71% seiner defensiven Zweikämpfe, ist für einen zentralen Innenverteidiger aber nur mäßig kopfballstark. Dank seiner langjährigen Erfahrung ist jedoch sein Stellungsspiel sehr gut. So fängt er überdurchschnittlich viele Bälle ab, bevor sie den eigentlichen Adressaten erreichen. In der Spieleröffnung ist er ein sicherer Passgeber nach vorne.

Julius Taurainen (#12): Der junge Finne fühlt sich überall im Mittelfeld wohl. Er ist zwar ein gelernter zentraler Mittelfeldakteur, spielt jedoch in dieser Saison bei Freiburg bisher hauptsächlich auf den beiden Außenbahnen. Technisch stark mit gutem Passspiel und hoher Schnelligkeit kann er für Furore sorgen, wenn er nach innen zieht (ähnlich wie Yildirim bei Verl im letzten Jahr).

Vincent Vermeij (#9), der vom MSV Duisburg kam, sollte jedem ein Begriff sein. Torgefährlich, kopfballstark, robust, fleißig auch gegen den Ball und konzentriert beim Pressing. Er hat bisher zwar nur zwei Treffer vorzuweisen. Sein Problem sind aber weniger fehlende Chancen sondern eher gut haltende Torhüter. 58% seiner Schüsse gehen auf den gegnerischen Kasten. Bisher halten die gegnerischen Torleute gegen ihn mehr oder weniger gut.

Fazit

Wenn die Löwen die Spielweise und die Euphorie aus dem Pokalfight vom Dienstag in das Spiel am Samstag konservieren können und genauso konzentriert bissig und aggressiv auftreten wie gegen den FC S04, sollte einem Löwensieg auf Giesings Höhen im Sechzgerstadion nichts im Weg stehen.

Nimmt man, nach dem Sieg gegen den Zweitligisten, die zweite Mannschaft des Bundesligisten auf die leichte Schulter, kann das jedoch böse nach hinten losgehen.

Die Freiburger haben viele technisch starke Spieler, die alle irgendwann in der ersten Mannschaft auflaufen wollen und auch klar das Potential dazu haben. Wer zweite Mannschaften von Bundesligisten als sicheren Sieg einplant kann sich oft täuschen.

Mit dem richtigen Matchplan und der richtigen Einstellung ist jedoch ein Dreipunkte-Erfolg für den TSV 1860 München durchaus machbar. Zeit wirds in der Liga wieder einen Sieg einzufahren. Für den Matchplan und die richtige Einstellung wird Michael Köllner schon sorgen.

Dass unsere Mannschaft heiß ist wieder vor vollem Haus zu spielen und sich von den Fans bejubeln zu lassen, sollte auch nicht in Frage stehen. Eine hochmotivierte Sechzgermannschaft wird am Samstag im Sechzgerstadion alles geben, um zu siegen. Dessen kann man sich gewiss sein.

So könnte der SC Freiburg II starten

Datenquelle: wyscout

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