Ein herzliches Grüß Gott zur TAKTIKTAFEL vor dem Heimspiel unseres TSV 1860 München gegen den SV Meppen 1912.

Der Rückrundenauftakt gegen den SV Meppen steht unter gänzlich anderen Vorzeichen als das Spiel zu Saisonbeginn im Emslandstadion. Waren wir abgesehen von den Spielen im Toto- respektive DFB Pokal vorher noch ohne konkrete Standortbestimmung mit eher gemischten Gefühlen nach Niedersachsen gereist, sind die Löwen in diesem Spiel nach zuletzt vier Siegen und einem Unentschieden sowie elf Punkten Vorsprung in der Tabelle zumindest auf dem Papier klarer Favorit. Zudem fällt beim SVM die etatmäßige Nummer eins Luca Plogmann mit einem Patellasehnenriss aus. Sind die Löwen wirklich klarer Favorit oder trügt uns der Schein?

Torsten Frings war als Spieler in der Bundesliga beim SV Werder Bremen, Borussia Dortmund und den ungeliebten Nachbarn von der Säbener Straße aktiv. Er ist bei seiner zweiten Station als Cheftrainer nach anfänglichem Stotterstart, der das Team von der Ems am zwölften Spieltag sogar auf den letzten Tabellenplatz führte, mittlerweile auf dem aufsteigenden Ast angelangt. In der Phase vor der kleinen Winterpause fuhr seine Mannschaft in sieben Partien dreizehn Punkte ein. Nach der Pause stehen nun ein Sieg und zwei Niederlagen (davon eine aus einem Nachholspiel) zu Buche. Der Stachel nach der jüngsten Niederlage gegen Duisburg dürfte allerdings tief sitzen. Bei klaren Ballbesitzvorteilen und 69 Vorstößen bis ins letzte Drittel des Gegners musste man sich trotzdem mit 0:1 geschlagen geben.

Die Hinrundenstatistik des SV Meppen 1912

  • Ballbesitz 45:55
  • Passqouote 79%
  • Flankengenauigkeit 32,7%
  • Defensive Zweikampfquote 59,2%
  • PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion) 14,51

Wie spielt der SVM?

Meppens Trainer Frings bevorzugt ein eher defensiv ausgerichtetes 4-2-3-1, bei dem einer der beiden Sechser bei eigenem Ballbesitz weiter ins zentrale Mittelfeld vorschiebt und der Flügelspieler auf der schwachen (ballfernen) Seite bei Angriffen über die Außenpositionen meist als hängende Spitze ins Sturmzentrum einrückt. Somit verschiebt sich das 4-2-3-1 zu einem 4-1-3-2. Beim Aufbau von Angriffen durch die Mitte schieben beide Mittelfeldaußen nach vorne und im letzten Drittel oft bis ins Zentrum. In der Mittelfeldzentrale bildet sich eine asymmetrische, vertikale Achse, die dem Spiel nach vorn eine starke Dynamik verleihen kann.

Gegen den Ball kann der SV Meppen mit den beiden Sechsern eine sehr kompakte Formation vor dem eigenen Strafraum bilden. Wenn sich beide Mittelfeldflügel ebenfalls auf die Höhe der Sechser oder leicht davor fallen lassen, wird es schwer für die Gegner in die Box einzudringen. Die Pressinglinie setzen die Meppener generell nicht allzu hoch an. Das bringt dem Gegner einerseits Raum beim Spielaufbau in der eigenen Spielfeldhälfte, sorgt andererseits jedoch für ein sehr enges Mittelfeld und somit wenig Bewegungsspielraum in der Offensive vor der Defensivlinie.

Die mittlerweile sehr diszipliniert spielenden Meppener lassen sich dabei zu wenig Fouls hinreißen, die zu Freistößen in aussichtsreichen Positionen für den Gegner führen könnten. Wenn man Foul spielen muss, bevorzugt die Mannschaft von Torsten Frings eher das den gegnerischen Aufbau störende taktische Foul als das riskante Foul in eigener Strafraumnähe.

Stärken und Schwächen des 4-2-3-1

Das 4-2-3-1 begegnet uns mittlerweile zum 6. Mal in dieser Saison, von daher führe ich die Stärken und Schwächen diesmal nur als Stichpunkte auf. Wer es ausführlicher haben möchte, den verweise ich auf die TAKTIKTAFEL gegen Wehen Wiesbaden. Das war der letzte Gegner, der versucht hat, uns mit dieser Taktik in die Schranken zu weisen.

Stärken:
  • kompakt im Zentrum und vor der Box gegen den Ball
  • auch gegen Systeme mit mehr als einem Stürmer sicher
  • variabel beim Spielaufbau
  • offensiv schwer ausrechenbar
Schwächen:
  • Anfällig und laufintensiv gegen variables Flügelspiel mit Seitenwechsel
  • in der Offensive ist viel Mittelfeldunterstützung für den Stürmer nötig um Gefahr zu kreieren

Die Schlüsselspieler

Erik Domaschke (#32) ist seit Luca Plogmanns Verletzung wieder in den Kader gerückt und Stammtorhüter der Emsländer. Er ist ein Sicherheit ausstrahlender 35-jähriger Haudegen, dem kaum Fehler unterlaufen. Seine Rückkehr zwischen die Pfosten hat die mit Bünning (#19) und Osée (#4) relativ unerfahrene Innenverteidigung deutlich stabilisiert.

Hassan Amin (#7): Der sehr offensiv ausgerichtete linke Außenverteidiger ist an 20% aller Tore der Meppener direkt beteiligt. Seit seiner roten Karte im Hinspiel tritt er äußerst diszipliniert auf, spielt kaum Foul und hat im weiteren Saisonverlauf bisher nur dreimal die gelbe Karte gesehen.

Willi Evseev (#14): Der über einen Großteil der Hinrunde verletzte kreativere Spieler auf der Doppelsechs kommt aus der Tiefe und hat bei vielen der ausgespielten Angriffe der Meppener mehr als nur einen Ballkontakt. Sowohl bei der Spieleröffnung als auch für den Pass ins letzte Drittel steht er meist parat.

Luka Tankulic (#10) ist mit allen Freiheiten ausgestattet und lenkt als kreativer Außenspieler oder in der offensiven Mittelfeldzentrale im Wechselspiel mit Marcus Piossek (#11) die Geschicke der Meppener im Angriff. Er ist mit fünf Scorerpunkten bisher zwar weder als direkter Vorlagengeber (2) noch als Torschütze (3) groß in Erscheinung getreten, sorgt jedoch mit seinen Dribblings oft für Gefahr und Unruhe in den gegnerischen Hintermannschaften. Er ist mit diesen Aktionen – auch wenn er nur den drittletzten oder vorletzten Pass vor einer Torchance spielen kann – der wichtigste Offensivspieler bei den Meppenern.

Tom Boere (#9): Der von Türkgücü an die Ems gewechselte niederländische Stürmer hatte während seiner Zeit in München Tormaschine Sliskovic vor der Nase und es deshalb dort nur zu neun Einsätzen für die Perlacher gebracht. Seit seinem Wechsel zum SV Meppen ist er dort im Sturmzentrum gesetzt. Tore für den neuen Arbeitgeber sind allerdings noch Fehlanzeige. Bei TGM kam er in den wenigen Spielen, die er bestritt, auf drei Treffer und zwei Vorlagen.

Fazit

Mit Erfolgen gegen Spitzenmannschaften in der jüngsten Zeit (z.B. Saarbrücken oder Ingolstadt), aber auch bitteren Niederlagen gegen diverse Tabellennachbarn im Rücken, kommt der SV Meppen zum Duell mit den Löwen nach Giesing. Man darf die Mannschaft von Torsten Frings auf gar keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Denken wir nur einmal an das Hinspiel zurück. Der kommende Gegner hätte uns da nach der Halbzeitpause für schlampiges Spiel deutlich bestrafen können. Nichtsdestotrotz haben wir 3:1 gesiegt. Ein Sieg zum Rückrundenauftakt ist Pflicht, will sich die Mannschaft von Michael Köllner weiter oben festbeißen. Dass der TSV 1860 München gegen jede Mannschaft eine Chance hat zu bestehen, hat die Hinrunde deutlich gezeigt.

Innenverteidiger mit elf verlorenen Zweikämpfen in fünf Spielen

Die Luxusprobleme bei der Auswahl für die Startaufstellung sind zwar durch den bitteren Ausfall von Quirin Moll für Michael Köllner etwas weniger geworden, dennoch darf man gespannt sein, ob Dressel mal wieder zu einem Startelfeinsatz kommen wird oder ob der nach Gelbsperre wieder spielberechtigte Greilinger für Lex in die Anfangsformation rücken kann. Des Weiteren stellt sich in der Innenverteidigung die Frage: Salger oder Erdmann neben Belkahia? Der junge Semi dürfte nach den grandiosen Spielen seinerseits mit 78% erfolgreichen Aktionen insgesamt, 91% Passquote, 21 abgefangenen Bällen und vor allem nur elf verlorenen Defensivzweikämpfen in fünf (!) Spielen gesetzt sein. Kaderbreite müssen wir an dieser Stelle weiterhin nicht diskutieren.

Ich gehe davon aus, dass am Sonntag eine heiße, hochmotivierte Mannschaft des TSV 1860 München auf dem Platz steht, die den Emsländern ihre Grenzen aufzeigt und die Punkte in Giesing behält. Trainer Michael Köllner wird das richtige taktische Rezept dafür parat haben. Sind wir gespannt, wie die Mannschaft es umsetzt. Die grundsätzliche taktische Ausrichtung des TSV 1860 München erklären wir in unserem TAKTIKTAFEL Lexikon.

Datenquelle: http://www.wyscout.com/

Diese Aufstellung erwarte ich vom SV Meppen 1912

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So tritt der SV Meppen voraussichtlich morgen an
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