Ein herzliches Grüß Gott zur Taktiktafel vor dem Wiesnheimspiel unseres TSV 1860 München gegen Hannover 96 II. Was dürfen wir vom Aufsteiger erwarten?
TSV 1860 – Hannover 96 II lautet die Partie in der Mitte der englischen Woche. Mit Rückenwind durch den Sieg in Bielefeld erwarten die Löwen den Aufsteiger aus Niedersachsens Hauptstadt. Als Tabellenletzter noch nicht zu 100% in der Liga angekommen, erarbeiteten sich die Hannoveraner trotzdem bereits vier Punkte in der Fremde. Ein Unentschieden vergangenes Wochenende beim VfL Osnabrück und ein Sieg in Sandhausen steht für Hannover II auf der Habenseite.
Eine reife Spielanlage mit der die Sechusundneunzger dem Spiel meistens – vor allem wegen des hohen Pressings, das die Zweitvertretung aus Hannover spielt – ihren Stempel auf eine gewisse Art und Weise aufdrücken, kann man der Mannschaft von Coach Daniel Stendel angesichts ihrer Jugend problemlos attestieren.
Meistens im 4-4-2 auflaufend, was aber nicht in Stein gemeißelt zu sein scheint, da Hannover auch schon zwei Spiele in 4-2-3-1 absolviert hat, setzt Hannover die Pressinglinie meistens hoch bis sehr hoch. Die Höhe der Defensivlinie wird wie bei den meisten Teams daran angepasst, wie hoch die Pressinglinie steht.
Generell lebt das Spiel der Hannoveraner von Schnelligkeit, der Variabilität und dem technischen Können der Spieler sowie hohem Einsatz in Pressing- und Gegenpressingmomenten.
Bevor wir die genaue Spielweise betrachten, zunächst die bisherigen statistischen Werte von Hannover II.
Statistische Werte Hannover 96 II
- Ballbesitz: 50%
- Passgenauigkeit: 79%
- Defensive Zweikampfquote: 59%
- Flankengenauigkeit: 28%
- PPDA (zugelassene Pässe pro Defensivaktion): 7,54
Wie spielt Hannover?
Bei Ballbesitz
Im Positionsspiel setzt Hannover weniger auf klare Muster als auf Tempo beim Überbrücken bzw. Durchqueren einzelner Zonen. Durch hohe Variabilität in der Offensive erreichen die Hannoveraner häufig schnell das letzte Drittel des Gegners. Zu glauben, dass das nun hauptsächlich über vertikales langes Spiel geschähe, führt einen auf den Holzweg.
Auf dem Weg nach vorne kombinieren die Hannoveraner da, wo sie Platz finden, sehr pragmatisch und technisch hochwertig. Die hohe Geschwindigkeit im Positionsspiel birgt aber für die Hannoveraner auch Risiken; dazu später mehr.
Dringt Hannover ins letzte Drittel ein, suchen sie schnell Tiefe und Abschlussmöglichkeiten. Gelingt es nicht, zügig einen Abschluss zu erzielen und Hannover setzt sich fest, sehen wir häufig eine Verschiebung auf 2-4 bzw. 3-4 in den vordersten Linien.
In der Pressekonferenz sprach Löwencoach Giannikis auf die Spielweise der Hannoveraner angesprochen von “Chaos auf dem Platz”.
Gegen den Ball
Hannover beginnt, solange sie nicht sicher in Führung liegen, die Abwehrarbeit wortwörtlich im Sturm. Der Erfolg beim aggressiven Gegenpressing nach Ballverlusten sowie konsequentes hohes bis sehr hohes Anlaufen gegen das Positionsspiel des Gegners sind der Treibstoff für das hohe Tempo, das die Hannoveraner im Umschaltspiel an den Tag legen.
Überspielt der Gegner die Pressinglinie der Hannoveraner und dringt ins letzte Drittel ein, verteidigen die Hannoveraner konservativ mit zwei Viererketten im 4-4-2 oder 4-4-1-1.
Wie kann man Hannover knacken?
Gegen den Ball
Im Spiel Gegen Hannover 96 II wird es für die Mannschaft des TSV 1860 München vor allem darauf ankommen, sich gegen den Ball schnell auf das Tempo einzustellen. Nicht nur, dass Hannover schnell spielt, sobald sie in Ballbesitz sind, auch die Spieler bestechen teilweise durch schnellen Antritt und hohes Lauftempo.
Hohe Positionstreue und Positionsdisziplin ist dabei vor allem in den Übergangszonen während der Tempophasen der Hannoveraner Angriffe zwischen den beiden Offensivzonen beim Verteidigen nicht gefragt.
Im eigenen letzten Drittel muss man vor allem im Zentrum kompakt verteidigen. Defensive Überzahl im Zentrum herzustellen, kann beim Blocken von Schüssen gegen die schussfreudigen Hannoveraner Jungprofis ein wichtiger Faktor werden.
Generell sollte man versuchen, Hannover bereits vor Eindringen ins letzte Drittel zu stellen.
Bei Ballbesitz
Ähnlich wie gegen Bielefeld müssen die Löwen auch gegen Hannover einen Weg finden, sich gegen das aggressive Pressing zu behaupten. In Bielefeld war dieser Schuh noch etwas groß für die Löwenspieler. Mit Tempo im Lauf- und Präzision im Passspiel muss man sich im heimischen Sechzgerstadion mutig zeigen und schnell die Pressinglinie hinter sich lassen.
Auch nach Überspielen der Pressinglinie darf das Tempo im Angriff nicht nachlassen oder die Chance, dass Hannover diesen zum Erliegen bringt, stiegt rapide.
Auch im letzten Drittel bekommt Hannover hauptsächlich dann Probleme, wenn das Tempo hoch ist bzw. bleibt.
Der Weg, Hannover über Positionsangriffe zu bezwingen, kann sehr steinig werden.
Generell steigen die Chancen gegen die Hannoveraner extrem, wenn das Umschaltspiel und die Konterattacken präzise ausgespielt werden. Wenn eine Mannschaft es schafft, sich nach Balleroberungen im Umschaltmoment schnell nach vorn zu orientieren und dabei die Genauigkeit und das Auge für den Mitspieler nicht missen zu lassen, bekommt Hannover Probleme. Die schnelle Spielweise erzeugt gegen den Ball in Umschaltmomenten für Hannover des Öfteren schwierige Unterzahlsituationen.
Schlüsselspieler
Liebe Freunde dieser Rubrik, aufgrund der Kürze der Zeit und weil ich das hier nicht hauptberuflich mache, war es mir nicht möglich herauszufiltern, wer bei Hannover 96 II die Schlüsselspieler sind.
Ich möchte auch nicht einfach anhand der Statistiken, die ich zur Verfügung habe, schätzen, wer denn diese Spieler in den jeweiligen Mannschaftsteilen sein könnten und so tun, als wüsste ich über eine letztjährige Regionalliga-Mannschaft mehr als das, was ich in zwei angesehenen Spielen herausgefunden habe.
Fazit
Nachdem ich – wie im letzten Absatz erwähnt – lediglich zwei Spiele der Hannoveraner sehen konnte, hat diese Einschätzung zu Hannover 96 II keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder auf 100%ige Richtigkeit.
Ich denke aber doch, dass ich Euch meinen Eindruck des Grundkonzepts der Spielweise unserer heutigen Gäste nahebringen konnte.
So könnte Hannover beginnen
Datenquelle: Wyscout