Heute vor einer Woche durften wir an dieser Stelle über die emotional bewegende Rückkehr des TSV 1860 auf die große Bundesliga-Bühne nach – damals unerträglich langen – 13 Jahren berichten. Am ersten Spieltag der Saison 94/95 empfing Borussia Dortmund 1860 und siegte im ausverkauften Westfalenstadion vor rund 5.000 mitgereisten Löwenfans mit 4:0. Nach einem 0:2 gegen den VfB Stuttgart im Olympiastadion unter der Woche gelang dem Team von Trainerlegende Werner Lorant genau eine Woche später, nämlich heute vor 31 Jahren dann der erste Punktgewinn in Deutschlands Eliteliga nach dem Wiederaufstieg. Durch ein 1:1 beim Mitaufsteiger der Vorsaison, dem FC Bayer 05 Uerdingen. In der Krefelder Grotenburg verloren sich allerdings nur 10.468 Zuschauer, die diesem Ereignis live beiwohnen wollten.

Zwei Start-Niederlagen gegen Spitzenteams
Die Löwen waren als Drittplatzierter der Zweitligasaison 93/94 am letzten Spieltag aufgestiegen, Uerdingen hatte sich als Zweiter (hinter dem VfL Bochum) die Rückkehr in die Bundesliga nach nur einem Jahr Bundesliga-Abwesenheit schon eine Woche früher gesichert. Die Krefelder galten aber – wie 1860 – als einer der Top-Abstiegskandidaten. Daher wurden die aus diesem Spiel zu erzielenden Punkte als besonders wichtig angesehen. Wichtiger, als z.B. jene gegen Dortmund und Stuttgart in den ersten beiden Runden der Saison. Am Ende – so viel sei vorweggenommen – stiegen beide Teams der hier besprochenen Partie nicht in die 2. Liga ab. Im Sommer 1995 erwischte es stattdessen den VfL Bochum, den MSV Duisburg und Dynamo Dresden.
Premiere für Timur Yanyali
Doch zurück zu jenem Samstag Nachmittag Ende August 1994 in Krefeld. Rund 600 Löwenfans hatten sich nur eine Woche nach dem Tripp nach Dortmund erneut auf den weiten Weg in Richtung Westen der Republik gemacht und erwarteten unter anderem den ersten Einsatz des tags zuvor erst 19 Jahre jung gewordenen türkischstämmigen, gebürtigen Münchners Timur Yanyali im Löwendress. Für den Verfasser dieser Zeilen war Yanyali ein ganz besonderer Spieler: Er war der erste Akteur, der für die Profis des TSV 1860 auf dem Feld stand, während er noch jünger war, als der Vefasser und Fan selbst. Und Yanyali zeigte bei seiner Premiere ein starke Leistung – auf der Liberoposition. Trainer Werner Lorant diktierte nach der Partie Claudius Meyer von der tz in den Notizblock: “Er hat sehr gut gespielt, auch wenn wir unter Druck standen. Keine Frage – Timur ist ein ganz großes Talent. Das größte, das ich bisher unter meinen Fittichen hatte.”
Zur Pause schon wieder im Rückstand
Das Spiel in Uerdingen war dagegen zunächst weniger von talentierten Darbietungen, als von Kampf und Krampf geprägt. Beide Teams befanden sich schon am dritten Spieltag der Saison im Abstiegskampf. Die glücklichere Mannschaft waren nach einer guten halben Stunde dann zunächst die Gastgeber, die nach einem Schnitzer von Armin Störzenhofecker in der Hintermannschaft der Löwen auf 1:0 stellen konnten. Torschütze Heiko Lässig machte seinem Namen alle Ehre und erzielte im Liegen den Führungstreffer für die Hausherren. Mit diesem Stand ging es in die Kabinen.
Premierentor zwölf Sekunden nach der Einwechslung
Nach dem Seitenwechsel und einer deftigen Pausenansprache von Lorant (von einem “Donnerwetter” wollte die tz erfahren haben) legten die Löwen einen deutlichen Zahn zu. Nach einer Stunde nahm der Löwendompteur den an diesem Tag blaß gebliebenen Peter Pacult vom Feld und brachte Mats Lilienberg. Der 24jährige Schwede war zu diesem Zeitpunkt bereits acht Monate ein Löwe, hatte sich jedoch bislang in München nicht durchsetzen können. In Uerdingen explodierte er – zum ersten Mal. Nur zwölf Sekunden nach seiner Einwechslung wuchtete Lilienberg eine Flanke von Jens Keller per Kopf unhaltbar ins Uerdinger Tor. Riesenjubel auf dem Rasen und im Gästeblock über das erste Löwentor der Saison nach 240 Minuten. 13 Jahre und 75 Tage waren seit dem letzten Bundesligatreffer für den TSV 1860 (erzielt durch den Rumänen Viorel Nastase) vergangen.
Den ersten Bundesliga-Punkt sichern
In der verbliebenen halben Stunde passierte auf dem Feld nicht mehr viel. Die Löwen wollten diesen ersten Zähler sicher mit nach Hause nehmen und spielten keineswegs auf Sieg. Die Uerdinger waren ihrerseits auch nicht in der Lage, dem Spiel nochmal eine entscheidende Wendung zu geben. So trennte man sich schiedlich-friedlich 1:1. “Erst aussortiert, nach Tor groß hofiert. Schwede Mats neuer Löwen-König” titelte die BILD-Zeitung in ihrer unnachahmlich Art am Montag morgen.

Die Aufstellung des TSV 1860
Werner Lorant schickte am 27. August 1994 folgende Mannschaft auf den Rasen des Krefelder Grotenburg-Stadions:
Berg – Yanyali – Kutschera, Strogies – Störzenhofecker, Trares, Miller, Knäbel (59. Seeliger), J. Keller – Pacult (59. Lilienberg), Winkler
Tor für die Löwen: 1:1 Lilienberg (60.)










