BVF-Vorsitzender und DFB-Vize-Präsident Rainer Koch hat sich erneut klar für die Beibehaltung der 50+1 Regel ausgesprochen: An Beschäftigung mangelt es Koch in diesen Zeiten sicherlich nicht: Er ist Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München, sitzt für die SPD im Gemeinderat in Poing und ist so “ganz nebenbei” noch Vorsitzender vom Bayerischen Fußball-Verband und zudem DFB-Vize-Präsident. Was das in Corona-Zeiten bedeutet, in einer Zeit in der jeden Tag neue Fragen und Problemstellungen auftreten – Stichwort „Geisterspiele“ – können sich vermutlich die wenigsten ausmalen.

Um so bemerkenswerter, dass Koch am Mittwoch Abend nicht nur Gast in der Sendung „Sport im Abseits“ im Bayerischen Fernsehen war, sondern darüber hinaus auch noch die Zeit fand auf seinem Facebook-Account über die derzeitige Situation und die 50+1-Regel zu diskutieren. Seine Standpunkte machte er auch gegenüber Fans des TSV 1860 München deutlich, die sich zur Diskussion auf seiner Facebook-Seite eingefunden hatten:

Rainer Koch: der Profifußball hat gar nichts mit Gemeinnützigkeit zu tun. Der Spielbetrieb im Profifußball ist schon seit Jahrzehnten fast überall aus den eVs ausgegliedert. Die Frage ist aber, wer das Sagen in den Kapitalgesellschaften hat. Da bleibe ich bei meiner Position. Fußball, auch Profifußball, ist kein “normales” Business. Der Sport hat Besonderheiten, die zu beachten sind, es geht um viel mehr als nur um Gewinnmaximierung und Geschäft. Es geht auch um die Kultur, die Fußball in Deutschland ausmacht. Und deshalb bin ich weiterhin für den Grundgedanken von 50+1. Investoren und Kapitalgeber sind wichtig im Fußball, Mehrheitsgesellschafter sollten sie aus meiner Sicht aber nicht sein.

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Rainer Koch:  es gibt über 200 Länder und Verbände auf der Welt. Die verlieren nicht den Überblick und haben ein großes Interesse, nicht nur ihre besten Spieler an die europäischen Profiklubs in fünf oder sechs Ländern abzuliefern, sondern am weltweiten Erfolg des Fußballs, den alle geschaffen haben, teilzuhaben. Das sieht man in Deutschland als einem der fünf oder sechs Länder natürlich oft anders. Für mich ist Fußball aber eben nicht nur Business, sondern der weltumspannende Sport Nr. 1 für alle.

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Rainer Koch: ich sagte bereits, meine Brille ist weltweit, deshalb aus meiner Sicht auch nicht rosarot. Natürlich ist Fußball nicht in jedem Land die Nr. 1, weltweit gesehen ist Fußball nicht der Nabel, sondern einfach die weltumspannendste Sportart. Das wollte ich sagen. Wichtig ist aus meiner Sicht zu sehen, dass Deutschland nicht der Nabel der Fussballwelt ist. Nicht in Europa und schon gar nicht in der Welt. Das ist mein Punkt. Und im übrigen sitze ich in dieser Diskussion häufig zwischen allen Stühlen. Ich bin gegen zu viel Kommerz in den großen Fußballländern Europas, da habe ich Sie auf meiner Seite, ich bin deshalb auch für 50+1, da habe ich dann Herrn Griss wieder gegen mich. Ich bin für maximale Unterstützung des Amateurfußballs und für weltweite Solidarität im Fußball und deshalb bin ich auch dafür, dass mit Profifußball in den Ligen und Verbänden und bei FIFA und Uefa Geld verdient wird und weltweit der Fußball mit diesen Geldern unterstützt wird. Das sehen in Deutschland viele anders, ich stehe dazu. Ich bin deshalb übrigens auch für ein Spiel Indien gegen China bei einer WM und für die Ausweitung der Teilnehmerzahl, das interessiert zwar die 80 Millionen Deutschen so gut wie nicht, dafür aber die weit über 2 Milliarden Inder und Chinesen. Für mich ist das ein Argument, auch wenn dieses Spiel nicht das Niveau von Frankreich gegen Spanien haben mag. Und bevor einer auf Indien und Hockey und China und Tischtennis hinweist: in diesen Ländern leben in absoluten Zahlen weit weit mehr Fußballfans als in Deutschland.

Die ganze Diskussion findet man auf dem Facebook-Profil von Rainer Koch, 05. Mai um 17.04 Uhr.

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