Eisiges Winterwetter hatte an diesem Sonntag, den 25. Februar 1962, die bayerische Landeshauptstadt fest im Griff. Und so war es nicht verwunderlich, dass nur 4.000 Löwenfans den Weg ins Städtische Stadion an der Grünwalder Straße fanden, Minusrekord in der Saison 1961/1962. Auch die bisherigen Darbietungen der seit fünf Spieltagen in der Oberliga Süd sieglosen Löwen, die einen Monat zuvor zu allem Überfluss eine bittere 2:3-Niederlage im Derby gegen den Stadtrivalen FC Bayern kassiert hatten – festgefahren im namenlosen Mittelfeld der Tabelle – trugen nicht gerade dazu bei, das Zuschauerinteresse zu fördern. Aber die Treuesten der Treuen sollten ihr Kommen nicht bereuen, denn sie bekamen einen Vorgeschmack auf das, was bald kommen sollte: die große Zeit der Münchner Löwen, gekrönt von Pokalsieg 1964 und Meisterschaft 1966.

Ein Vorgeschmack auf die Meistermannschaft

Neben den erfahrenen Haudegen Alfons „Fonse“ Stemmer und Hans Auernhammer waren bereits fünf junge, hochtalentierte Juwelen der späteren Meistermannschaft unter den elf Spielern, die der zu Beginn der Saison von Präsident Adalbert Wetzel neu verpflichtete Trainer Max Merkel aufs Feld schickte: Die Löwenabwehrlegende Manni Wagner (damals 23 Jahre alt), der 19-jährige Mittelläufer Hansi Reich aus der eigenen Jugend, Hansi Rebele, der trickreiche Außenstürmer (auch er gerade mal 19), der feierwütige, feinfühlige Techniker Hennes Küppers (23) aus Essen und sein trinkfreudiger Kumpel und Super-Mittelstürmer Rudi Brunnenmeier (21), bis heute berühmtester Sohn Olchings, des schmucklosesten aller Münchner Vororte, der gegenwärtig eher durch seine beeindruckende Anzahl von Kreisverkehren von sich reden macht, als durch sportliche oder architektonische Ausrufezeichen.

TSV 1860 besiegt den FC Bayern Hof

Gegner war schon wieder der FC Bayern, diesmal aber aus dem sibirischen Teil des Freistaats, aus Hof. Die Oberfranken waren in der Tabelle vor den Löwen platziert, aber dennoch keineswegs eine unlösbare Aufgabe. In der 40. Minute erzielte Hans Auernhammer das 1:0 für die Löwen, aber Bayern Hof gelang in der 71. Minute der Ausgleich. Doch die Münchner ließen sich nicht beirren. Diesmal sollte es ein glückliches Ende für die Sechzger geben. Rudi Brunnenmeier, der größte Diamant unter den jungen Spielern und am Ende mit 26 Saisontoren erfolgreichster Stürmer des TSV 1860 vor Hennes Küppers mit 11 Toren, brachte die Löwen in der 80. Minute mit seinem umjubelten 2:1 auf die Siegesstraße und Manfred Fallisch erhöhte fünf Minuten vor Schluss auf 3:1.

Am Ende nur Platz 7 in der Oberliga Süd

Trotz eines zwischenzeitlichen Hochs beendete der TSV 1860 München die Saison abgeschlagen auf dem siebten Tabellenplatz. Viel zu wenig, um sich in der nächsten Saison für die Bundesliga zu qualifizieren. Da musste man in der Abschlusstabelle zwingend vor dem Lokalrivalen stehen. Ein schweres Unterfangen, denn der FC Bayern hatte die Saison knapp hinter Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg als guter Dritter abgeschlossen. Doch Trainer Max Merkel wusste Rat. Die fünf talentierten Jungspunde waren exzellent und entwicklungsfähig, ohne Frage, aber der Rest der Mannschaft nicht stark genug. Verstärkung musste also her, um jeden Preis. Da gab es doch bei Wormatia Worms in der Oberliga Südwest seit einigen Wochen so einen sagenhaften jugoslawischen Torhüter, dessen überragende Fangkünste sich in ganz Fußball-Deutschland herumsprachen. Den sollte man sich doch einmal genauer ansehen. Gesagt, getan. Und die große Erfolgsgeschichte der Münchner Löwen in den Sechzigerjahren nahm ihren Anfang.

Die Aufstellung der Löwen

Trainer Max Merkel setzte heute vor 60 Jahren gegen den FC Bayern Hof auf folgende Elf des TSV 1860.

Hoffmann, Wagner, Steiner, Reich, Stemmer, Simon, Rebele, Fallisch, Brunnenmeier, Küppers, Auernhammer

Das Sechzger-Spiel des Monats

Einmal im Monat entführt Euch Thomas Bohlender in die Vergangenheit des TSV 1860 München und stellt ein – aus seiner Sicht – besonderes Spiel näher vor. Der Autor ist Mitglied der Abteilung Vereinsgeschichte des TSV 1860 München e.V.!

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