Für mich gibt es nur wenige Spiele im Olympiastadion, an die ich mich noch erinnern kann, beziehungsweise will. Das war ein klares 2:5 gegen VfB Stuttgart mit der wohl besten Stimmung im weiten Rund oder eben der erste Sieg gegen den anderen Verein in München nach dem Wiederaufstieg. Was am 27. November 1999 passierte, werde ich sicherlich nicht mehr vergessen. Als Thomas Riedl in der 85. Minute endlich das Siegtor zum 1:0 für die Löwen schoss, liefen selbst mir Tränen über das Gesicht. Noch heute sind es Tränen der Erinnerung.

Wann fällt endlich das Tor?

Es war ein einseitiges Derby. Wir hatten Chancen um Chancen und hätten das Spiel im ausverkauften Stadion eigentlich schon viel früher entscheiden müssen. Je länger das Spiel dauerte, umso weiter schlich sich die Befürchtung bei mir ein, dass die Rückfahrt mit dem Wochenend-Ticket und den Roten im Zug wieder einmal unerträglich werden könnte. Denn wer so viele Möglichkeiten wie Sechzig an diesem Tag vergab, fängt sich am Ende noch eins ein. Doch das war dieses Mal nicht so. Thomas Riedl sei Dank. Und die Frage: “Wann fällt endlich das Tor?” wurde in der 85. Minute Gott sei Dank für uns beantwortet.

Die Zeit vergeht

Noch heute kommen mir ab und an in der Rückschau Tränen der Erinnerung. Der Tag war an sich perfekt. Die Hinfahrt mit Gleichgesinnten mit dem Bummelzug übers Land. Das ein oder andere Bier machte das Oly und die rote Brut um einen herum erträglich und am Ende gab es dann den heiß ersehnten Sieg. Wenn ich heute im damaligen Pane et Circencis – mein Fanzine, das ich damals immer zum Saisonende herausbrachte, schmökere, merke ich schon, dass ich nun ein paar Jahre älter geworden bin.

Titelbild Pane et Circencis aus der Saison 99/00
Titelbild Pane et Circencis aus der Saison 99/00

Die Zeit vergeht teilweise wie im Flug. Leider auch derzeit, was die Leidenschaft und das Interesse an 1860 angeht. Vielleicht liegt es an der Entfernung, denn seit ein paar Jahren lebe ich in Schweden und verfolge Sechzig nur mehr aus der Entfernung. Vielleicht liegt es aber auch an dem ewigen Stillstand, den Grabenkämpfen und Erpressungen sowie an der Perspektivlosigkeit und Abhängigkeit vom Kreditgeber. Sechzig war immer mehr für mich. Jetzt bin ich am Samstagnachmittag tausendmal lieber Fußballtrainer, als dass ich mir ein Spiel im Fernsehen antue.

Das fehlt heute

Hätte ich das damals im Olympiastadion nach dem Derbysieg auch gedacht? Ich glaube nicht. Auch wenn vor 25 Jahren Sechzig durch den Umzug in die Schüssel und den Kämpfen gegen den Größenwahn Wildmosers auch keine Ruheoase war. Aber es war trotzdem anders. Man hatte immer das Gefühl, dass es sich lohnt. Das fehlt heute. Trotzdem werde ich mir sicherlich heute noch mit meinen Kindern das Spiel auf der alten VHS-Kassette zu Gemüte führen und dann werden sicherlich auch wieder Tränen der Erinnerungen kullern.

Derbyberichte im Pane et Circencis Saison 99/00
Derbyberichte im Pane et Circencis Saison 99/00
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BluePunisher

Schöne Geschichte zu diesem grandiosen Tag!
Danke!