Eine Woche zuvor waren die Löwen im Tal der Tränen. Die Profis waren soeben aus der Bundesliga abgestiegen und der Schock noch nicht ganz verdaut. Positive Nachrichten waren also dringend nötig und die U23 sorgte dafür. Nach einer fulminanten Aufholjagd machten die Amateure des TSV 1860 heute vor 20 Jahren die Rückkehr in die Regionalliga perfekt.
Aufholjagd wird gekrönt
Nahezu uneinholbar mit neun Zählern Vorsprung lag die Zweitvertretung des 1. FC Nürnberg zwischenzeitlich in der Tabelle voran – und brach dann plötzlich ein. Punkt um Punkt pirschten sich die kleinen Löwen an den Club heran und zogen kurz vor der Ziellinie an den Franken vorbei. Am letzten Spieltag fehlte der U23 des TSV 1860 nur noch ein Sieg, um den Aufstieg in die Regionalliga klarzumachen.
Tatsächlich zeigten die Löwen Nervenstärke und besiegten die Reserve der SpVgg Unterhaching vor 2000 Zuschauern im Grünwalder Stadion mit 3:0. Das war auch zwingend nötig, denn zeitgleich gewann der Verfolger aus der Frankenmetropole mit 5:1 beim SC Fürstenfeldbruck.
Erfolgstrainer Klaus Koschlick
Mit Trainer Reiner Maurer waren die Amateure in die Saison gestartet, nach dessen Aufstieg zu den Profis kehrte jedoch einmal mehr Klaus Koschlick auf die Bank der U23 zurück – und brachte den Erfolg. Beim Saisonfinale saß Maurer dann aber wieder als Gast auf der Ersatzbank und strahlte angesichts der Rückkehr in die Regionalliga.
“Die Mannschaft hat über die gesamte Saison prima mitgezogen. Man darf nicht vergessen: Wir stellten meist das jüngste Team der gesamten Liga und es kamen immer wieder viele Junioren zum Einsatz.”
Nach der Saison kehrte Koschlick übrigens wieder ins zweite Glied zurück und Alfons Higl übernahm die Löwen-Amateur.
U23 des TSV 1860 steigt in Regionalliga auf
Gegen die Hachinger Reserve sorgten Torjäger Marcel Richter und Lance Davids bereits vor der Pause für die Vorentscheidung. Den Schlusspunkt setzte Nicky Adler, damals noch für die A-Junioren spielberechtigt.
Die beeindruckendste Karriere des damaligen U23-Teams legte hingegen Marcel Schäfer hin, der später Nationalspieler und Deutscher Meister wurde. Auf der legendären Aufstiegsfeier im Kunstpark Ost reifte bei drei Fans übrigens die Idee, man könne doch zur neuen Saison eine Stadionzeitung für die Amateure herausbringen. Und siehe da: Zum Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers am 1. Spieltag der folgenden Regionalliga-Saison erblickte der Ama-Lion das Licht der Welt…
Die Aufstellung der Löwen
Mit folgender Elf stiegen die Amateure des TSV 1860 heute vor 20 Jahren in die Regionalliga Süd auf:
Horn – Burkhard, Rasch, Janker, Schäfer – Jörg (73. Okeke), Wörle, Holzer, Enckell (84. Pickel) – Davids (80. Adler), Richter
Tore:
1:0 Richter (22.), 2:0 Davids (41.), 3:0 Adler (83.)
Das war damals purer Nervenkitzel. Zusammen mit einigen Freunden, darunter den hier schreibenden Stefan Kranzberg und den leider vor kurzem und viel zu früh verstorbenen Manuel sind wir damals zu jedem Spiel der zweiten Mannschaft gefahren, während in diesem Frühling 2004 durch die Stadionaffäre bei Sechzig alles auf den Kopf gestellt wurde.
Sechs Spieltage vor Schluss war 1860 9 Punkte hinter dem Tabellenführer Nürnberg. Zwei Spieltage vor Schluss waren es nur noch 2 Punkte und das deutlich bessere Torverhältnis.
Am Vorletzten Spieltag fanden 3 wichtige Spiele gleichzeitig statt:
Der FC Nürnberg verlor bei Bayreuth.
Sechzig Zwei gewann in Landshut sensationell 6:0 und stand plötzlich vor dem letzten Spieltag einen Punkt vor Nürnberg. Und hatte plötzlich im letzten Spiel alles selbst im Griff.
Was für ein Fest, könnte man meinen. Doch zum feiern war keinem.
Denn außerdem spielte zeitgleich die erste Mannschaft in Gladbach, verlor dort das historisch letzte Spiel am Bökelberg und stieg zum bislang letzten mal aus der Bundesliga ab.
Während das Team von Klaus Koschlik ein Tor nach dem anderen schoss, lagen und saßen die Fans gemeinsam mit den Ersatz und Auswechselspieler und dem Betreuuerstab auf der Hochsprungmatte zusammengekauert um ein Radio herum und mussten den bitteren Abstieg mit anhören. Es war ein absolut geiler 6:0-Sieg und gleichzeitig ein Trauerspiel.
Bis heute weiß ich nicht, ob ich bei den Gedanken an das Spiel lachen oder weinen soll.
Umso schöner war der Samstag drauf, als – gottseidank – auch noch die Hachinger deklassiert wurden. Und während die erste Mannschaft aus der ersten in die zweite Liga abstieg, stieg die zweite Mannschaft von der vierten Liga in die Dritte auf.
Die darauffolgende Saison war dann ein Fest: Beide Mannschaften trugen ihre Spiele im Sechzgerstadion aus: Wöchentlich konnten wir dort die Löwen bejubeln. In der Saison 2005/2006 habe ich glaube ich von den 68 möglichen Spielen knapp 50 gesehen.
War schon richtig eine geile Zeit. Aber dieses Gefühl, das wir auf dieser Landshuter Hochsprungmatte beim Abstieg hatten, das hat sich wirkliche eingebrannt.
Das kann ich ganz genau so bestätigen. War sehr seltsam damals in Landshut.
Umso geiler die Aufstiegsfeier am Wochenende drauf in Giesing und abends mit der Mannschaft im Kunstpark.
eine gute Mannschafft war das. schön sich daran zurück zu erinnern.