Vorweggeschickt: Es ist bedauerlich, dass ausschließlich Blogs wie sechzger.de und das Löwenmagazin Versuche unternehmen, Hasan Ismaiks wirre Aussagen und unappetitliche Äußerungen gerade zu rücken und zu widerlegen. Es ist sehr verwunderlich, dass die Münchner Presselandschaft die absurden und teilweise haltlosen Aussagen des Jordaniers unkommentiert stehen lässt. Im Sinne der Fake-News-Bekämpfung wäre es dringend angeraten, einen Faktencheck durchzuführen und die Aussagen von Ismaik entsprechend zu kommentieren, anstatt sie kommentarlos abzudrucken.

Um eins vorweg klarzustellen: Die ewigen und wiederkehrenden Falschbehauptungen Ismaiks ermüden uns gewaltig und wir würden gerne über erfreulichere Themen berichten. Aber Vergleiche der Satzung und des Wahlsystems mit Assad-Regime sowie ähnliche Unverschämtheiten und Boshaftigkeiten wollen und können wir so nicht stehen lassen.

Aussagen von Hasan Ismaik im Faktencheck

“Liebe Löwen,

in den vergangenen Tagen wurde meine Kritik an der aktuellen Struktur des TSV 1860 München e.V. kontrovers diskutiert. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um meine Aussagen klarzustellen und meine tiefe Verbundenheit zu Sechzig und seinen Anhängern zu bekräftigen.

Zunächst: Ich respektiere demokratische Prinzipien und bin mir bewusst, dass sie eine zentrale Rolle in der Führung eines Vereins spielen.”

Faktencheck: Ismaiks Aussagen lassen den Respekt vor demokratischen Strukturen im Allgemeinen, und denen des TSV München von 1860 e.V. im Besonderen, vermissen. Mit populistischen Aussagen wie der Präsident sei eine “Marionette” des Verwaltungsrats, die Mitgliederversammlung und Wahlen würden manipuliert oder dem Vergleich mit dem Assad-Regime verbreitet er gezielt Falschinformationen, welche geeignet sind, das Vertrauen in die demokratischen Vereinsstrukturen zu erschüttern.

“Deswegen weise ich entschieden den Vorwurf des Präsidiums um Robert Reisinger in einer Stellungnahme zurück, dass ich mit dem Mitglieder-basierten Vereinswesen und insbesondere mit der Satzung des TSV 1860 nicht vertraut wäre. Das ist falsch! Meine Meinung lasse ich mir vor keinem verbieten.”

Faktencheck: Mit etwas “vertraut” sein und eine “Meinung zu etwas haben” sind zwei Paar Schuhe. Auch wenn man keine Ahnung von der Vereinssatzung und den demokratischen Strukturen des TSV 1860 München e.V. hat, kann man eine Meinung dazu haben. Somit schließen sich die Aussage des Präsidiums und die Tatsache, dass Ismaik eine “Meinung” zur Vereinssatzung habe, nicht aus.

Gespräche über erfolgreiche Zukunft?

“Der e.V. wäre gut beraten, auch andere Meinungen zu akzeptieren. Doch stattdessen erinnert mich dieses Verhalten an die aktuelle politische Lage in Deutschland. Und glauben Sie mir, ich bin ein sehr weltoffener Mensch. Bis heute wurde nicht ein Gespräch mit mir gesucht, wie wir ehrlich und vor allem erfolgsbasiert zusammen arbeiten können.”

Faktencheck: Der e.V. akzeptiert sehr wohl andere Meinungen. Jedes Mitglied kann während der Mitgliederversammlung seine Meinung durch Ausübung seines Wahlrechts und/oder einen Redebeitrag kundtun. Auch in den sozialen Medien werden anderslautende Meinungen, soweit sie nicht die Rechte Dritter verletzen, akzeptiert. Hier zeigt sich erneut ein wesentlicher Denkfehler Ismaiks: “andere Meinungen akzeptieren” ist nicht gleichgestellt mit “andere Meinungen gutheißen”.

Hinsichtlich der Anspielung an “die aktuelle politische Lage Deutschlands” hat Ismaik zwar objektiv Recht, auch wenn er mutmaßlich etwas anderes ausdrücken will: Das unreflektierte und unbelegte öffentliche Äußern von Unwahrheiten, welche – oft genug wiederholt – irgendwann zu einer faktischen Wahrheit werden sollen, erleben wir tatsächlich nicht nur in der derzeitigen politischen Lage in Deutschland, sondern innerhalb der Demokratien dieser Welt ganz besonders auch in den USA. Leider zeichnet sich ab, dass diese Strategie bei circa einem Fünftel der Wählerinnen und Wähler hierzulande aufzugehen scheint.

Dass bis heute kein Gespräch mit Ismaik gesucht worden sei, um ehrlich und vor allem erfolgsbasiert zusammenzuarbeiten, ist belegbar falsch. Mehrfach wurde Ismaik vom amtierenden Präsidium zu Gesprächen eingeladen (zuletzt im Februar 2024: “Während Mitglieder und Medien häufig die Frage stellen “Warum spricht der Präsident nicht mit Hasan Ismaik?”, ist es tatsächlich so, dass vom Verein zahlreiche Einladungen sowohl schriftlich wie mündlich (über seine Vertreter) ausgesprochen wurden. Der Verein war und ist dialogbereit.”).

Auch mit vorherigen Präsidien bzw. Aufsichtsräten wurden derartige Treffen arrangiert, wie Otto Steiner gegenüber sechzger.de verriet: Damals, als die Kommunikation des Investors noch nicht ausschließlich über Social Media erfolgte, reisten Vereinsvertreter aus München noch persönlich nach Abu Dhabi. Die Treffen dort verliefen jedoch auch unbefriedigend, teilweise ließ Ismaik seine Gäste stundenlang warten. Steiner habe zwar jahrelang des Bemühen seitens des Vereins wahrgenommen und wolle diesem deswegen keine Vorwürfe machen, doch scheinbar sei eine direkte Kommunikation seitens Ismaiks nicht erwünscht.

Wie bekommt man alle Mitglieder ins Boot?

“Wahre Demokratie bedeutet nicht nur Abstimmungen und Mehrheitsentscheidungen – sie bedeutet auch Verantwortungsbewusstsein, Kritikfähigkeit, Transparenz und den Willen, gemeinsam das Beste für den Verein zu erreichen und auch ALLE Mitglieder mit ins Boot zu nehmen.”

Faktencheck: Hiergegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Inwieweit der Appell, “ALLE Mitglieder mit ins Boot zu nehmen” mit Aussagen wie “Pro1860 und Ultras müssen zerstört werden” oder die DDR-Vergleiche der Fanszene bis hin zu Putin- und Assad-Vergleichen vereinbar ist, sollte Ismaik selbst beantworten. Für den objektiven Betrachter zeichnet sich jedoch ein Bild ab, dass für Ismaik Prozesse nur so lange demokratisch sind, solange die von ihm präferierte Mehrheit erreicht wird. Dies konnte man bereits kurz nach den Verwaltungsratswahlen im vergangenen Jahr erkennen, als Ismaik versuchte, das Wahlergebnis mit Verschwörungstheorien über die Lenkung des Wahlergebnisses “in eine bestimmte Richtung”, begründet durch die lange Dauer der Mitgliederversammlung, zu beschmutzen.

Neutrales Kontrollorgan bei Wahlen bereits im Einsatz

Ich wünsche mir bei zukünftigen Mitgliederversammlungen vor allem eines: Ein externes und neutrales Kontrollorgan, meinetwegen vom DFB/BFV oder dem Kreisverwaltungsreferat München, das die Mitgliederversammlung überwacht. Warum ich das thematisiere: Ich finde, man sollte nicht gleichzeitig Spieler und Schiedsrichter sein.”

Faktencheck: Bei den vergangenen zwei Mitgliederversammlungen zählten ehrenamtliche Mitglieder des Vereins die Stimmen aus. Sämtliche Mitglieder, die sich als Wahlhelfer*innen gemeldet hatten, wurden in das Team aufgenommen. Eine etwaige Sortierung der Wahlhelfer*innen nach vereinspolitischer Gesinnung fand nicht statt.

Niemand aus dem Kreis der Wahlhelfer*innen hatte eine Funktion im Verein inne, ausgenommen der Funktionäre, denen die Satzung genau diese Aufgaben zuschreibt (namentlich der Wahlausschuss des Vereins). Die metaphorische Anspielung von “Spieler und gleichzeitig Schiedsrichter” geht also ins Leere und ist unzutreffend. Sollte es Ismaik widerstreben, dass ein gewähltes Vereinsorgan wie der Wahlausschuss die Wahlen leitet und durchführt, müsste er einen entsprechenden, satzungsändernden Antrag stellen. Dies ist ihm sicherlich bekannt, da er eigenen Aussagen nach mit der Vereinssatzung vertraut ist.

Dass es kein externes, neutrales Kontrollorgan für die Wahlen bei der Mitgliederversammlung gäbe, ist nachweislich einfach falsch. Vergangenes Jahr waren externe Wahlbeobachter*innen unter der Leitung eines Notars anwesend und beaufsichtigten Wahlen und Abstimmungen. Der Notar bescheinigte dem Wahlausschuss vor der Verkündung sämtlicher Wahlergebnisse deren Korrektheit.

Hasan Ismaik war selbst nebst Übersetzer bei der Mitgliederversammlung zugegen. Da die Anwesenheit der Wahlbeobachter*innen und des Notars mehrfach durch die Wahlleitung mitgeteilt worden war (nachzulesen im Protokoll der Mitgliederversammlung 2024), hätte er also von der Anwesenheit eines externen und neutralen “Kontrollorgans” wissen müssen. Konkludent etwas anderes zu behaupten, ist nichts Anderes als eine Äußerung unwahrer Tatsachen.

Außerdem erscheint es vollkomen willkürlich einen Vertreter des DFB oder BFV hinzuziehen. Wieso sollte ein Fußballverband einen “Kontrolleur” zu einem Turn- und Sportverein schicken, dessen Mitglieder in 23 Abteilung Sportarten von Präzisionssport bis Inklusionssport betreiben?

MV “künstlich in die Länge gezogen”?

Außerdem sollte eine angemessene und akzeptable Dauer der Veranstaltung forciert werden. Damit wirklich alle Mitglieder, egal welchen Alters und mit welchem Anfahrtsweg, daran teilnehmen können. Eine Mitgliederversammlung, die künstlich mehr als 13 Stunden in die Länge gezogen wird, hat nichts mit den Werten einer Demokratie zu tun, sondern dient einzig und allein dem Machterhalt.

Faktencheck: Die Mitgliederversammlung ist das höchste, beschließende Organ des Vereins. Deren Ablauf ist in der Vereinssatzung klar geregelt:

Die (ordentliche beziehungsweise außerordentliche) Mitgliederversammlung ist zuständig für:

a. die Genehmigung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung gemäß Ziffer 10.10;

b. die Wahl der Präsidiumsmitglieder gemäß Ziffern 11.2 und 15.5;

c. die Wahl des Verwaltungsrats gemäß Ziffern 13.1, 13.2, 15.5 und 15.6.3;

d. die Wahl des Ehrenrats gemäß Ziffern 14.1 und 15.5;

e. die Wahl der Wahlausschuss-Mitglieder gemäß Ziffern 15.1 und 15.2;

f. die Wahl der Kassenprüfer gemäß Ziffern 17.1 und 15.5;

g. die Wahl des Vertreters der Senioren und seines Stellvertreters gemäß Ziffern i. und 15.5;

h. Satzungsänderungen;

i. die Genehmigung von Ordnungen gemäß Ziffer 22.2;

j. die Entgegennahme der Berichte des Präsidiums, der Abteilungsleiter, des Verwaltungsrats (insbesondere gemäß den Bestimmungen der Ziffer 13.7.2) und der Kassenprüfer (gemäß den Bestimmungen der Ziffer 17.2);

k. die Entlastung des Präsidiums sowie des Verwaltungsrats unter   Berücksichtigung der Ziffer 15.4;

l. die Abberufung des Präsidiums beziehungsweise einzelner Mitglieder des Präsidiums sowie die Abberufung des Verwaltungsrates beziehungsweise einzelner Verwaltungsräte auf Antrag des Verwaltungsrates oder auf Antrag von 2,5 % der stimmberechtigten Mitglieder; die Abberufung kann nur aus wichtigem Grund und nur, wenn der Abberufungsantrag bei der Einberufung ordnungsgemäß auf der Tagesordnung bekanntgegeben war, erfolgen;

m. die Ernennung der gemäß Ehrenordnung vorgeschlagenen Ehrenmitglieder und den Beschluss über etwaige Befreiung der Ehrenmitglieder von der Beitragspflicht gemäß Ziffer 7.4;

n. die Ernennung der gemäß Ziffer 11.5 vorgeschlagenen Ehrenpräsidenten;

o. die Beschlussfassung über die Vergütung von Organmitgliedern und Amtsträgern gemäß Ziffer 3.1;

p. die Zustimmung zum Haushaltsplan, zu Überschreitungen des Haushaltsplans und zu Vorgängen gemäß Ziffer 11.3.6, sofern die Voraussetzungen der Ziffern 11.3.3, 11.3.5 beziehungsweise 11.3.6 gegeben sind;

q. die Beschlussfassung zur Auflösung des Vereins gemäß Ziffer 20.

Lang – aber nicht künstlich in die Länge gezogen

Die Mitgliederversammlung 2024 war zweifelsohne sehr lang. Jedoch wurde sie nicht “künstlich in die Länge gezogen”. Es wurden die satzungsgemäß notwendigen Berichte gehört, sämtliche zugelassenen Anträge von Mitgliedern zur Abstimmung gestellt, Entlastungen vorgenommen. Außerdem wurden schlussendlich die Neuwahlen von allen Vereinsorganen mit Ausnahme des Präsidenten durchgeführt.

Hier beißt sich Ismaiks eigene Argumentation den Schwanz. Würde man die genannten Punkte nicht auf einer MV besprechen und mittels Wortbeiträgen diskutieren, hätte man ein undemokratisches Verfahren.

Die Nichtdurchführung der oben genannten Punkte, wenn sie turnusmäßig oder regelmäßig Bestandteil der Mitgliederversammlungen sind, hätte folglich einen Verstoß gegen die Vereinssatzung bedeutet. Mitglieder hätten reihenweise Verstöße im Rahmen der vereinsinneren Gerichtsbarkeit und letztlich vor den ordentlichen Gerichten angreifen können und im schlimmsten Falle (abgesehen von hohen Verfahrenskosten für den Verein) wären Beschlüsse ungültig und Mitgliederversammlungen vollständig zu wiederholen gewesen.

Zudem erfolgte eine Verkürzung der Mitgliederversammlung, indem auf die Fragerunde zu den Verwaltungsratskandidat*innen verzichtet wurde. Dies geschah jedoch nicht durch einzelnen Willkürbeschluss, sondern durch ein Mehrheitsvotum der anwesenden, stimmberechtigten Mitglieder.

Jemand, der vorschlägt, aus mutmaßlicher Bequemlichkeit satzungsnotwendige Bestandteile der Mitgliederversammlungen kurzum zu streichen, hat keinerlei Verständnis für demokratische Vereinsstrukturen. Demokratie ist nicht bequem, sondern harte Arbeit und kann bisweilen auch lange dauern. Gerade die gewissenhafte und ordnungsgemäße Durchführung der Mitgliederversammlung ohne willkürliche Verkürzung zeugt von einer transparenten und demokratisch einwandfreien Wahrnehmung und Berücksichtigung der Mitgliederrechte.

Angesichts der drohenden Rechtsfolgen für den Verein kann jemand, der kurzerhand die pauschale Verkürzung von demokratischen Prozessen fordert, im Sinne der Demokratie nichts Gutes im Schilde führen.

Den Faktencheck Teil II zu den weiteren Aussagen von Hasan Ismaik könnt Ihr im Laufe des Tages bei uns lesen.

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Kraiburger

Hasan Ismak geht es bei seinen Äußerungen nicht um Inhalte oder Sachlichkeit.

Die von euch genannten Fakten sind ihm bekannt.

Es geht ihm einzig darum, ein Narrativ zu erschaffen, das den TSV 1860 München in seiner Gesamtheit deligitimiert.

Es ist eine Rhetorik der Zerstörung, ähnlich wie wir sie von Populisten in der Politik kennen. Er muss seine schwurblerischen Behauptungen nur oft genug wiederholen, und schon wird der Verein in der Öffentlichkeit destabilisiert. Und das ist alles was er will.

United Sixties

Wahlkampf 2.0 , was zu erwarten war von HAM-Seite.
Statt mehr Mitglieder als zur MV 2024 mit konkreten Vorhaben ( neuer Servicevertrag NLZ, Trainingsgelände für Hallenbau, längere Fortführungsprognose o. Schuldenschnitt KGaA) für die nahe Zukunft auf seine Seite zu ziehen , mobilisiert er immer mehr junge Mitglieder dagegen.
Um aktiv und auf der MV zu protestieren. Dies kommt den langjährig Gewählten gut zu Pass und behindert so vielleicht aber eine mögliche neuartige Kooperation mit anderen oder zusätzlichen Protagonisten.
Oder anderen Mitgesellschaftern ( Investorengruppe) und so passiert leider weiter nichts wettbewerbsförderndes. Der Stadionumbau GWS muss jetzt beschlossen werden und kommen genau wie eine komplett neue sportliche Leitung aus dem Löwenumfeld in München. GF Werner hat fertig und sollte keinen weiteren Kader fehlplanen dürfen. Mehr eigene Talente und bessere bayerische Spieler braucht Sechzig für echte Identifikation .
Sechzig braucht einen echten Neuanfang. Mit oder ohne HAM.

moosham_michA

VIELEN DANK! dem münchner durchschnittsjournalisten ist das thema augenscheinlich zu anstrengend.

tiefblauersee

…so wie manchem die Groß & Kleinschreibung 🤣

Alexander Schlegel

Und wenn wir schon dabei sind, kannst Du Dir mal die Regeln zur Verwendung von Ergänzungsstrichen anschauen. Stilistisch nicht korrekt ist auch Deine Verwendung des et-Zeichens.

moosham_michA

du lenkst vom inhalt ab. das lässt tief blicken.