Aufgrund der Tabellensituation war relativ klar dass dies wohl für einige Zeit die letzte Gelegenheit sein dürfte um mit den Löwen nach Jena zu fahren – rund 400 Kilometer einfach sind ja in der dritten Liga eher noch ein Katzensprung und so nahmen wieder einmal rund 1200 Löwenfans die Reise auf sich ins Paradies, nach Jena. Warum Paradies? Die Frage habe ich mir schon bei meiner ersten Fahrt zum Spiel 1994 dorthin gestellt, die Antwort darauf bekommt ihr hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkspark_Oberaue#Das_Paradies

Auf der Autobahn wird auf den letzten Kilometern recht deutlich, dass die Jenaer Fanszene zu den aktiveren gehört, so ist z.B. fast jede Autobahnbrücke in den Vereinsfarben gestrichen.

Zusätzliche Brisanz erhielt dieses Spiel durch die Freundschaft der Jenaer zu den Jungs von der Schickeria München, der Tatsache dass der FC Bayern erst am nächsten Tag spielen sollte und durch die Vorkommnisse beim Hinspiel. Dementsprechend war die Polizei vorbereitet: Extra Hinweise auf der Autobahn, dass die Löwenfans eine spezielle Abfahrt nehmen sollten, Polizei an jeder Gabelung und das bis zum Gästeparkplatz.

„Hier ist voll“ wurde uns 2,5 Stunden vor Anpfiff gesagt, Alternativen gäbe es keine und man müsste sich auf eigene Faust etwas suchen. Also ein paar Meter weiter gefahren und schon hatten wir Blaulicht hinter uns: Sehr freundliche Polizisten hielten uns in unmittelbarer Nähe zu einem Wasserwerfer an und meinten, in der Innenstadt parken wäre mit Münchner Kennzeichen „sehr, sehr schlecht“. Sie funkten ein paar Minuten und dann ging es mit Blaulicht wieder zurück zu dem Parkplatz der vor ein paar Minuten noch voll war – und siehe da, es fand sich dann doch noch ein Platz für jedes Löwen-Auto.

Weiträumig abgesperrt wie im Kriegsgebiet bedurfte es einen großen Umweg um an die Haupttribüne zu gelangen, wo bereits die Allesfahrer auf Einlass warteten und kurz darauf auch der Mannschaftsbus kam. Zeit, das hier noch näher in Augenschein zu nehmen: Mit dem Wasserwerfer in der Stadt waren es insgesamt alleine drei Wasserwerfer die aufgefahren waren, vielleicht dann doch etwas übertrieben für ein Drittligaspiel mit etwas mehr als 5000 Zuschauern.

So viele hatten sich bis zum Anpfiff eingefunden und rätselten: Die Jenaer Fankurve verhüllte sich lange unter einer riesigen „Ultras“-Fahne, auch hing ein großes schwarzes Transparent am Zaun, das etwas verbarg. Was da wohl kommen würde?

Kurz nach Anpfiff – die Löwen hatten gerade eine Ecke – die fast schon erwartete – Spielunterbrechung: Ein derbes Plakat im Fanblock der Jenaer gegen den DFB und Hopp, unsere Meinung zu diesem Fall haben wir ja schon an anderer Stelle geschrieben – hier: Hopp und die Heuchler

Auch die aktiven Löwenfans beteiligten sich am Protest gegen den DFB, verzichteten jedoch auf persönliche Beleidigungen gegen Dietmar Hopp – unserer Meinung nach eine gute Entscheidung. Dafür wurde das Scheichlied gesungen, aber dazu später mehr.

Kurzfristig machte sich Sorgen bei den Löwen breit, ob das Spiel überhaupt stattfinden bzw. weitergehen würde – schließlich hatten die Jenaer ja aufgrund ihrer Tabellensituation nicht mehr viel zu verlieren, aber es wurde dann nach etwas mehr als 10 Minuten Pause doch weiter gespielt und wie: aus der Ecke die erst nach der Spielunterbrechung ausgeführt werden konnte resultierte eine weitere Ecke – und die führte zum 1:0 für die Löwen durch Timo Gebhart.

http:www.youtube.com/watch?v=KCLLRcy-0ts

Der Löwenblock in Ekstase – und die war noch gar nicht richtig verklungen, da klingelte es 15 Minuten später das zweite mal im Kasten der Jenaer: Efkan Bekiroglu hatte eingenetzt und das Spiel war zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon gelaufen.

Halbzeit und somit Zeit um auf der Tribüne etwas mit Robert Reisinger zu ratschen, der sich geduldig den Fragen der Fans stellte. Er war ja mit Michael Köllner während der Spielunterbrechung bei den Löwenfans – was hat er ihnen gesagt? Der Schiedsrichter hatte mitgeteilt, dass er mit der Fahne mit dem durchgestrichenen Kopf von 1860-Investor Hasan Ismaik kein Problem sieht, er aber das „Scheichlied“ nicht mehr hören möchte – also haben sie die Fans gebeten, das singen von diesem zu unterlassen und wir haben es danach auch nicht mehr vernommen. Gemeinsam das Beste für 1860 – es scheint, als wäre der Löwe auf einem guten Weg.

Die zweite Halbzeit war unspektakulär: Der Löwe erzielte das 3:0, die Fans feierten die Löwen und in Jena machte sich noch mehr Resignation breit, der Abstieg ist nur noch Formsache.

Die Löwen feierten mit den Fans ausgelassen nach dem Spiel, man darf so langsam das schielen nach unten auf den Tabellenkeller aufhören und den Blick nach oben richten. Zwei Punkte fehlen aktuell auf einen direkten Aufstiegsplatz, am Samstag kommt mit dem MSV aus Duisburg der aktuelle Spitzenreiter – unserer Meinung nach gerade zur richtigen Zeit: Der Löwe ist in Topform um auch ein Spitzenreiter-Zebra zu reißen – und wenn das geschieht, dann ist alles möglich. Auf geht´s Löwen!

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