Die Stimmung war an einem Tiefpunkt angekommen, gefühlt hatten viele keine Lust mehr. In meinem Dunstkreis wurden einige Karten kurzfristig angeboten, zum Beispiel das Dantestadion erschien manchen als angenehmere Alternative. Und dann die Meldung: Es sind mehr Auswärtskarten als letztes Jahr verkauft! Rund 6000 Löwenfans werden in Ingolstadt erwartet! Von (Ab)wenden also keine Spur!
Der leidensfähige Löwe lebt
Als wäre nichts gewesen, machten sich viele Löwenfans mit der Bahn auf den Weg. Auch ich konnte einen Sitzplatz im gesteckt vollen Regionalexpress 1 Richtung Ingolstadt ergattern. Die Stimmung im Zug war durchaus optimistisch. Ob Hoffnung oder Galgenhumor vermag ich nicht zu sagen, den Spaß lassen wir uns aber doch nicht nehmen und das in rauen Mengen mitgeführte Bier tat sein Übriges. Die Sonne knallte auf dem Weg ins Industriegebiet, ich war bereit, wieder enttäuscht zu werden. Als ich dann etwas länger vor dem Block auf meine Karte warten musste, ließ die Geräuschkulisse meine Vorfreude wieder steigen. Bitte wenden? Nein, danke!
Das Trikot bringt die Wende
Dann kam die Mannschaft aufs Feld, und das im blütenweißen Trikot. Das Ausweichtrikot, das einzige, dass noch nicht vom bisherigen Ligaalltag belastet war. “Das Trikot bringt die Wende” teilte ich den Redaktionskolleg*innen siegessicher mit. Ein gewisser Aberglaube gehört ja dann doch zum Fußball… Als dann noch wirkliche offensive Außen auf dem Feld erkennbar waren – auch der KICKER erkannte ein 4-2-3-1 – konnte ja nichts mehr schief gehen.
Trainerfrage? – Mir egal
Anfangs wollte ich das mit dem geänderten System nicht glauben. Es wirkt ein bisschen wie ein Eingeständnis des Trainers, dass seine Ideen nicht fruchten. Andererseits beweist er Anpassungsfähigkeit und wenig Eitelkeit. Heute alles scheißegal. 3 Punkte. Endlich. Eine Diskussion können wir aber wirklich begraben. Die Mannschaft spielt FÜR den Trainer! Es ist nicht plötzlich alles perfekt, Baustellen bleiben offen, aber der Kampf ist endlich da. Die Grätsche von Guttau in der Nachspielzeit, symptomatisch für den plötzlichen Wandel.
Kehrtwende – Aber auf welches Kommando?
Sind es die viel beschworenen Nuancen? Ist es der Druck, den die Mannschaft braucht, der sogenannte “Ernst der Lage”? Oder mussten die Löwen wirklich nur endlich mal in Führung gehen, wie der Trainer auf der PK nach dem Spiel meinte? Egal woran es lag, hoffen wir, dass es kein Strohfeuer war. Wir wissen jetzt, die Mannschaft will und die Mannschaft kann. Besonders gefallen hat mir auch das Feuer der Ersatzspieler zum Ende. Trotz Auswechslung war keinem Wurscht, was auf dem Platz passierte. Das wollen wir sehen, dieses Feuer, dann verkraftet der Löwenfan auch Stockfehler und ungenaue Pässe auf fünf Meter.
60 und die Schiris – Das Blatt wendet sich nie
Zum Glück waren die “What the fuck ist this now?“-Momente heute auf den Schiedsrichter beschränkt. Eigentlich kein schlechtes Spiel vom Mann in Gelb. Dass er gefühlt keinem Ingolstädter eine Karte geben wollte, mag eher Stadionillusion gewesen sein. Der Scheiß-Elfer hätte uns aber auch die ganze Partie kosten können! Das zweite Unparteiischen-Ei in Folge. Die Zunft mag uns irgendwie nicht. Sagt aber wahrscheinlich jeder Fan der Welt. Naja.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude – Ausruhen verboten!
Die Freude in den Gesichtern der Sechzger*innen neben mir nach den Toren. Die Erleichterung nach Abpfiff. Mit den ganzen Steinen, die da von Herzen fielen, könnten wir das Grünwalder locker ausbauen. Nach diesem Spiel sehe ich, als erklärter Hiller-Fan, wirklich keinen Grund mehr für einen Tormanntausch. Ein Redaktionsmitglied meinte gestern, Vollath sei wie ein Stiefvater: erst will man ihn nicht und dann beweist er sich doch immer mehr…
Schlussendlich lässt sich konstatieren: Darauf kann man aufbauen. Das macht Spaß. Jetzt heißt es weitermachen, das Feuer weiter anfachen. Höre ich jemanden was von “Serie” sagen? Das Bremsmanöver ist geglückt. Jetzt bitte weiter dem Navi folgen: Gegen Dresden, bitte wenden!
Jetzt muss AG nur noch mit dem stabilen taktischen System konzentriert weitermachen u. sollte keine außergewöhnlichen taktischen Experimente mehr starten. Ein 4-2-3-1 hat gezeigt, dass wir besser damit zurechtkommen bzw. überhaupt erstmal einigermaßen gut klarkommen, im Gegensatz zu den taktischen Experimenten von AG der ersten 3 Spiele. Gerade in der Zeit, wo eine stark veränderte Mannschaft mit vielen neuen Spielern erstmal Zeit braucht, um sich als Team immer besser zu finden u. einzuspielen, brauchst Du ein relativ einfaches, sicheres System, das die Spieler schnell beherrschen lernen u. auch können. Wenn die Spieler mit einem System gut zurechtkommen, gibt ihnen das Sicherheit u. Selbstvertrauen.
Das u. die sonstigen für den Erfolg u. Sieg erforderlichen Fußballtugenden wie Teamgeist u. mannschaftliche Geschlossenheit, bedingungslose Leistungs-, Einsatz-u. Kampfbereitschaft, Initiative, Kreativität u. Spielfreude, größe Laufbereitschaft, unbedingter Siegeswillen, Durchsetzungsvermögen, taktische Disziplin u. sehr gutes Verständnis/Abstimmung/Zusammenspiel der Spieler untereinander, Kondition u. Schnelligkeit u. gutes fußballerisches Können – Technik (Ballsicherheit, Flanken-u. Passgenauigkeit, sehr gute Schusstechnik auf das Tor/gute Chancenverwertung, gutes Offensivspiel u. gute Defensivarbeit, gutes Umschalt-u. Konterspiel, Pressing u. Gegenpressing, gute Standardverwertung, gutes Zweikampfverhalten…usw. usf. sind die Grundlagen für den Erfolg bzw. eine kontinuierliche dauerhafte erfolgreiche Entwicklung.
Auch ein dynamisches, flexibles 4-4-2 (o. 4-1-4-1 o. 4-1-3-2) wäre aus meiner Sicht denkbar u. machbar. Ich habe es ehrlich gesagt nicht so unbedingt mit Doppelsechsern. Ich fände einen fähigen, guten Sechser zwischen Abwehr- u. Mittelfeldkette als Umschaltzentralspieler besser, der gegen den Ball nach hinten mit reinrücken kann, wodurch eine 5er-Abwehrkette entsteht o. mit Ball in die Offensive nach vorn rücken kann bzw. das Offensivspiel einleitet u. ankurbelt, wodurch das Mittelfeld u. Offensive gut gestaffelt u. besetzt ist u. mit 4 bis 5 Spielern in der Offensive ordentlich Druck erzeugt werden kann, über die Flügel wie auch über das Zentrum in der Mitte u. dadurch viele Varianten u. Anspielstationen vorhanden sein können, wenn die Spieler es im Team gut spielen u. beherrschen. Bei 2 Sechsern habe ich nicht selten das Gefühl, dass sie sich schnell auf den Füßen stehen u. sich öfters nicht so recht klar sind, wer jetzt für was zuständig ist – Stichwort Kompetenzgerangel.
Die Mannschaft hat in Ingolstadt immerhin gezeigt, sie will mit diesem Trainer arbeiten. Sie sind für ihn durchs Feuer. Zusammenhalt wirkt intakt. Das galt es zu beweisen.
Leistung erst dann zu bringen wenn es gar nicht anders mehr geht, kenn ich – mag ich aber nicht bei den Spielern meines Vereins.
Einen guten Grund für den vorgenommenen Torwarttausch sehe ich immer noch nicht.
In dieser Saison hat der Trainer beim Kader Einfluss gehabt und die komplette Vorbereitung gestalten können. Ein Fazit sollte man tatsächlich erst nach 10 Spieltagen treffen.
Lorant war erfolgreich, trotzdem hielt ich ihn für ein …
Den aktuellen Trainer halte ich für kompetent und sympathisch, trotzdem muss in den nächsten 6 Spielen geliefert werden.
Wer wendet sich denn ab, außer zwei älteren Herren, was natürlich bedauerlich, aber kein Drama ist. Wenn die Mannschaft am Ende 14 oder besser wird, ist schon mehr erreicht als der Kader von Pfeiflein, Luftpumpe, Saki und Jacobacci erreicht hat. Dann heißt es völlig zu Recht, der Verein hat geliefert.
An die Redaktion: Jetzt bekomme ich gleich wieder eins auf die Nuss, aber wenn Ihr schon gendern wollt, dann macht es doch wenigstens richtig. Ihr findet einen guten Artikel dazu auf “www.scribbr.de/category/richtig-gendern/”. Dort ist u.a. der Abschnitt “Gendern mit Sonderzeichen mit der einfachen Weglassprobe” interessant.