Ich gebe es zu: Ich war skeptisch vor dem gestrigen Kick gegen den SV Wehen. Zu tief schien mir die Delle in der Formkurve unseres TSV 1860 München gewesen zu sein und zu stark die letzten Auftritte der Wehener. Aber nach dem Spiel kann man beruhigt feststellen: die Löwen sind zurück in der Erfolgsspur!

Die Vorgeschichte

Länderspielpausen sind etwas, das Fans des Klubfußballs nicht brauchen. Sie bringen einem stadion- und fußballfreie Wochenenden. Stattdessen kann man auf dem Sofa beiwohnen, wie irgendwelche Seitenstraßenspieler in weißen Triktos über den Bildschirm flimmern. Wer will das schon? Vor allem, wenn es läuft für den eigenen Verein. Ganz ärgerlich wird es, wenn der eigene Verein vor einer Länderspielpause einen Lauf hatte und dieser durch die Länderspielpause jäh zu einem Ende kommt. So wie bei unseren Löwen geschehen. Sie gingen mit einer Bilanz von 7-1-1 in die Länderspielpause. Danach stand eine Bilanz von 1-1-1 plus das Ausscheiden im Toto-Pokal in Illertissen zu Buche. Und die erste eins war ein vollkommen glücklich erreichter Auswärtssieg in Osnabrück am letzten Wochenende. Der SV Wehen dagegen kam perfekt aus der Unterbrechung für die Nations League (deren Sinn und Zweck ich immer nocht nicht verstanden habe) und fuhr mit drei Siegen im Gepäck nach Giesing.

Gesunde Skepsis schien angebracht

Trotz des Auswärtssiegs in Osnabrück war ich durchaus skeptisch vor dem Spiel. Sechzig hatte in Osnabrück aus unerfindlichen Gründen gewonnen und war seltenst sinnvoll in die gegnerische Hälfte gekommen. Die Zusammenfassungen der letzten Wehen-Spiele ließ einen kompakten Gegner vermuten. Besondere Kennzeichen: diszipliniertes Stellungsspiel und hohe Effektivität vor dem Tor. Merkmale, gegen die wir uns in letzter Zeit schwer getan haben. Ich fragte mich, ob 1860 ausgerechnet gegen diesen Gegner zurück in die Erfolgsspur finden würde.

Ein Spiel auf Messers Schneide

Die Löwen begannen im Vorwärtsgang. Allerdings hätte Hollerbach nach zehn Minuten die Wehener in Führung bringen müssen. Er war alleine auf Hiller zugelaufen, hatte ihn bereits ausgespielt und verfehlte dann zur Überraschung der 15.000 Zuschauer im Sechzgerstadion das leere Tor. Zwei Minuten später hätte Verlaat beinahe erneut das 1:0 nach einer Ecke geköpft. Aber Wurz klärte für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie. Skenderovic setzte dann nach schöner Kombination das Leder in der 21. Minute an den Pfosten. Dann schaffte es Hollerbach erneut, einen Alleingang nach amateurhaftem Ballverlust von Verlaat auf das Löwentor entgegen aller Wahrscheinlichkeit nicht mit einem Tor abzuschließen. Wollte Hollerbach auf Grund seiner Giesinger Vergangenheit gestern kein Tor erzielen? Ein weiterer erfolgloser Wehener Alleingang und eine Schubserei zwischen den Trainerbänken waren danach die einzigen Aufreger bis zur Pause. Sechzig irgendwie feldüberlegen und mit einer schön herausgespielten Chance, aber Wehen hätte eigentlich eins der Geschenke der Löwenabwehr zu einem Tor nutzen müssen. Unentschieden war schon OK zur Pause.

Geduld zahlt sich aus

Heiß diskutierten wir in der Halbzeit, was Sechzig jetzt tun müsste, um die drei Punkte einzufahren. Oder sollte man lieber ein 0:0 nehmen, bevor man ins offene Messer der Wehener rennt? Denn gegen diese kompakte Mannschaft will man nicht in Rückstand geraten. Köllner entschied, abzuwarten und den Druck Stück für Stück leicht zu erhöhen. Und so war es eine Aktion des umtriebigen Vrenezi und des erneut sehr agilen Deichmann, die das 1:0 brachte (54. Minute). Danach war Wehen am Zug, aber 1860 ließ nicht eine Wehener Chance zu. Schließlich brachten Skenderovic und Rieder die Löwen mit einem Doppelschlag (79./80. Minute) endgültig auf die Siegerstraße. Der Ehrentreffer für Wehen in der Nachspielzeit war nur noch Ergebniskosmetik.

Reife Leistung nach der Führung

Besonders beindruckt hat mich die ruhige Spielweise des TSV 1860 München nach dem 1:0. Die Löwen übten konstant Druck auf die Wehener Defensive aus, ohne die eigene zu vernachlässigen. Wehen mühte sich redlich, aber sie kamen dem Ausgleichstreffer nicht mal ansatzweise nahe. Für mich sind die etwa 25 Minuten zwischen 1:0 und 2:0 entscheidend dafür gewesen, dass die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur fand. Das war wirklich eine sehr abgezockte Leistung. Außerdem war es genau richtig, geduldig auf eine sich bietende Chance zu warten, anstatt zu ungestüm auf das 1:0 zu gehen. Der Matchplan ging voll auf gestern. Und das nötige Glück war auch wieder auf der Seite der Löwen dank Hollerbach…

Zurück in der Erfolgsspur

Durch den Sieg und die gleichzeitige Niederlage von Dresden haben die Löwen in der Tabelle nun wieder ein beruhigendes Polster auf die Nicht-Aufstiegssplätze. 1860 kehrt zurück in die Erfolgsspur. Hoffentlich geht das so weiter.

Fragezeichen nur nach Abpfiff

Etwas merkwürdig wurde es nach Abpfiff. Zunächst sah man Michael Köllner aus dem Mannschaftskreis heraus sehr schnell in die Kabine eilen. Darüber hinaus verzichtete der Coach auf die zuletzte standardmässig absolvierte “Privat-Ehrenrunde”. Und dann kündigte Stadionsprecher Sebastian Schäch nach den Feierlichkeiten der Mannschaft vor der Westkurve einen Musikwunsch von Michi Köllner an und spielte ihn auch:

Schadensersatzforderungen wegen schlechter Musik wie im Ticker von Osnabrück gefordert müssen wir übrigens ablehnen. Beschwert Euch beim Coach direkt oder meinetwegen den Schlagerfaschisten 1860. So manch einer fragte sich nach dem Spiel am Grünspitz, was das zu bedeuten hatte. Erst die Nicht-Teilnahme Köllners an der PK in Osnabrück, nun das. Hat das möglicherweise etwas mit den Vertragsverhandlungen zu tun, die ja seit dieser Woche laufen? Naja, wurscht. Er hat 1860 in die Erfolgsspur zurück gebracht, da kann man auch mal dreieinhalb Minuten die Flippers über sich ergehen lassen. Wir sagen Dankeschön, dass die Löwen wieder in der Erfolgsspur sind. Und dass das Lied nur dreieinhalb Minuten geht.

 

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Bruck Löwe

Hollerbach hat doch nie bei 60 gespielt,sondern bei den Roten

Jan Schrader

Doch, vier Jahre war er in der Jugend bei uns. siehe: https://www.transfermarkt.de/benedict-hollerbach/profil/spieler/453870

Bruck Löwe

Ah ok.Danke

Kuddl

Zum Glück wird Köllner fürs Trainieren und nicht fürs Musizieren bezahlt 😀

Andi

Also manchmal interpretiert ihr schon sehr viel rein

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Aschlegel

Was für ein Befreiungsschlag! Für mich war das gestern das beste Saisonspiel.

Wiesbaden hatte eigentlich fast nur durch eigene Blackouts Chancen und einmal als wir zu weit aufgerückt sind. Aber Hollerbach scheint irgendwie noch mehr mit unserem Verein innerlich verbunden zu sein als er vielleicht zugibt. Er allein hätte 2-3 Tore machen können, wenn nicht sogar müssen. Aber wir hatten natürlich auch unsere Hochkaräter. Wie Kauczinski es auch richtig analysiert hat, war die erste Halbzeit ausgeglichen, aber wir in der 2. Halbzeit besser. Deswegen geht der Sieg auch absolut in Ordnung.

Was auffiel: Wir haben wieder viel mutiger gespielt, offensiver verteidigt und die Bälle zumeist nicht einfach nach vorne gebolzt, sondern spielerische Lösungen gesucht. Und was gestern entscheidend war: Man hat sich, wie Thomas schon richtig schrieb, nach dem ersten Tor nicht zurückgezogen, sondern weiter mutig auf den zweiten Treffer gedrängt. Das war für mich entscheidend. So kanns weiter gehen!

Ein Wort noch zu den Spielern: Es ist keiner gestern so richtig abgefallen. Lakenmacher tat sich teilweise etwas schwer, aber er gab nie auf und sorgte auch noch für einen wichtigen Assist. Aber einen möchte ich doch etwas hervorheben: Für mich hat Stenderovic gestern ein überragendes Spiel gemacht. Was der Junge gelaufen ist: überragend! Teilweise tauchte er auch im Mittelfeld auf, rackerte dort und schwang sich teilweise zu einem wirklich talentierten Ballverteiler und Spielgestalter auf. Überragende Leistung gestern!

Aschlegel

Unser Stürmer heißt natürlich Skenderovic! Sorry …

Eurasburg

Hollerbach hat im MagentaSport Interview seine Sympathie für Sechzig mehr als bestätigt.Seine Aussagen freuen jeden Blauen, waren aber als Arbeitnehmer eines anderen Vereins eigentlich ein no Go.

Kuddl

Ist der nicht ein Roter?

Linksblau

Ich fand es interessant, dass Deichmann im Magenta-Interview vom brutalen Druck gesprochen hat, der schwer auszuhalten wäre.
Und den hab ich eigentlich noch für einen gehalten, der das locker wegsteckt.

Kuddl

Doch, das kann ich mir gut vorstellen. Woche für Woche liefern zu müssen. Für jeden Gegner ist das Spiel gegen den TSV 1860 das Spiel der Spiele. Die hauen alle gegen uns noch mal eine Extraportion raus. Es ist nun mal was anderes als wenn es gegen Verl, Oldenburg, Elversberg, Zwickau u.a. geht. Aber damit muss Dynamo Dresden auch leben. Denen geht es nicht anders.

Benedikt Niedergünzl

In meiner Erinnerung lief MK klatschend Richtung Kurve. Direkt nach dem Spielerkreis.

Aschlegel

Ja, war bei Magenta Sport auch so eindeutig zu sehen …

Chemieloewe

Super Geste von MK. Er ist mit unserem Team spielerisch wieder voll auf Kurs. Starkes Spiel, starker Sieg. Die richtige u. sehr, sehr wichtige Antwort/Reaktion auf die spielerische Durststrecke/Flaute/Magerkost der letzten Wochen. Das bringt Ruhe rein u. stärkt unser Selbstvertrauen erheblich. Jetzt bitte so weitermachen!

Schreihals

Zur Länderspielpause: Die war für mich nicht der Knackpunkt, sondern die Serie schlechter Leistungen ging schon in Elversberg los. Gegen Aue täuscht dann das Ergebnis darüber hinweg, dass du nur gewinnst, weil der Gegner noch schlechter war.
Das zog sich bis gestern durch und deshalb war für mich die Leistungssteigerung mindestens so wichtig wie das Ergebnis. Wobei man sich beinahe mit ein paar Harakiri Aktionen in der Defensive um den verdienten Lohn bringt. Da hatten wir wirklich das Glück auf unserer Seite, aber aus dem Spiel heraus kam von Wehen fast gar nichts.

Aschlegel

Wobei man sagen muss, dass gerade bei dem hochgelobten Verlaat in sehr vielen Spielen solch haarsträubende Aktionen dabei sind. Ich weiß nicht, warum er das nicht abstellen kann. Mal köpft er einem Stürmer den Ball vor die einschussbereiten Füße, mal ein haarsträubender Quer- oder Rückpass. Das muss er echt wegbekommen, weil irgendwann kostet das wichtige Punkte. Bisher gings ja zum Glück meistens gut ….

Tommy

Also in “sehr vielen Spielen” ist aber schon etwas übertrieben. Für mich ist Verlaat die Zuverlässigkeit in Person. Ich finde er macht seine Sache bisher mehr als gut. Und Fehler passieren nun mal. Durch seine Tore hat er außerdem schon einige wichtige Punkte gesichert.

Aschlegel

Also mindestens in jedem zweiten. Gut, dann mildere ich es in “viele Spiele” ab. Aber er ist schon oft leichtsinnig. Sonst finde ich ihn auch klasse und unseren Königstransfer. Aber wenn er das noch abstellen könnte …

Uraltloewe

Das erstaunlichste bei den beiden Spielen gegen Osnabrück und Wiesbaden war für mich, dass man mit identischer Aufstellung derart unterschiedliche Leistungen liefern kann. Der Heimvorteil allein wird’s ja wohl kaum gewesen sein.

Dennis M.

Ich hoffe MK gelingt diese Saison der Aufstieg. Würde es ihm sehr wünschen 🤍💙

Walter

Da bust aber einer der wenigen hier, die hatten die Messer schon voller Vorfreude gewetzt
Wenn ich das Spiel heute im Oly auch kommisch finde, aber wenn ich nicht einen Satz von den Legenden bringe, sagt das alles
GWS Sonst nix und ihr wollt Löwen sein.
Habt ihr die Euphorie für die Legenden gestern gesehen, würde sich euer Fahrenschschwenger auch mal wünschen

Dennis M.

Warum greifst du mich jetzt an? Ich mag das Olympiastadion und schaue mir das Spiel heute auch an. Aber nicht wegen dem Stadion, sondern der Legenden. War ne geile Zeit! Und ja ich bin Löwe für mich. Wenn mich einer nicht als Löwe betitelt kann ich damit auch gut leben. Ich weiß, dass ich 60 Fan bin und nur das Beste für den Verein möchte.

Walter

Falsch verstanden, wollt dich nicht angehen

michl60

Schlecht geschlafen? Was ist ein Fahrenschschwenger? Was hat das alles mit dem Spiel gestern zu tun?

Steffen Lobmeier

Es gab bereits einen Artikel dazu.

Walter

OK, dann habe ich ihn ihn übersehen, dann nehme ich es zurück

tsvmarc

Das ist schon richtig. Aber eine Beachtung findet trotzdem nicht statt.