Im coolen Sportreporter-Deutsch nennt man das, was im Carl-Benz-Stadion gestern Nachmittag passierte, einen “gebrauchten Tag”. Unsere Löwen traten durch einen Corona-Ausbruch am Freitag (den Michael Köllner in der PK nach dem Spiel bestätigte) stark ersatzgeschwächt an. Getreu dem Motto “wenn man schon kein Glück hat…”, kam mit zwei sehr unglücklichen Handelfmetern für die Löwen auch noch das sprichwörtliche Pech dazu.

Rückkehr der Münchner Löwen

Die größe Gruppierung der Löwen-Kurve war gestern zum ersten Mal wieder am Start und sorgte für einen gut gefüllten Auswärtsblock in Mannheim. Zu Spielbeginn regnete es Konfetti und der Gästebereich wurde in weiß-blauen Rauch eingehüllt. Sah am TV sehr schön aus, aber natürlich gehen jetzt die Diskussionen a la “Robert, schaff die Pyro ab” wieder los. Dennoch war gleich ein anderer Zug im Support und die Löwenfans gaben über 90 Minuten alles, um die glücklose Mannschaft zu unterstützen.

Zu Beginn war der Auswärtsblock in weiß-blauen Rauch gehüllt.

Vertretbarer Handelfmeter direkt zu Beginn

Die Löwen hatten also kein Glück mit den Corona-Infektionen, was so manchen weiß-blauen Supporter ziemlich nervte. Fehlten doch einige Eckpfeiler der zuletzt vier Mal in Serie siegreichen Mannschaft, plus der gelbgesperrte Kapitän Stefan Lex. Noch nerviger aber begann das Spiel nach einer eigenartigen Kopfballstafette im eigenen Strafraum. Startelf-Debütant Leandro Morgalla sprang der Ball beim Kopfball-Ping-Pong klar erkennbar an den Unterarm und Schiri Badstübner blieb nicht anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Martinovic wollte den Ball humorlos halbhoch in die Mitte knallen, aber Marco Hiller der schon ins rechte Eck unterwegs war, konnte mit einer mirakulösen Fußabwehr das Tor noch verhindern. Aber wenn man kein Glück hat, springt der Ball halt auf die andere Seite zu Costly, der ins quasi verlassene Tor zum 1:0 für die Waldhöfer einschieben konnte.

Dezimerte Löwen lassen wenig zu

In der Folge war Waldhof drückend überlegen, konnte aber aus dem Spiel heraus keine Torchancen erarbeiten. Ausnahme blieb ein abgefälschter Schuss von Russo. So solide die Löwen auch verteidigten,  nach vorne ging eigentlich nichts, wenn man ehrlich ist. Marcel Bär rannte sich zwar die Seele aus dem Leib, aber er war komplett auf sich alleine gestellt und bekam einfach keine Bälle aus dem Mittelfeld. Kurzer Ausflug ins “Hätte-Hätte-Fahrradkette”: Ohne den Strafstoß wäre es wohl wäre es wohl mit einem hart erkämpften 0:0 in die Pause gegangen.

Zaghaftes Aufbäumen der Giesinger

In der zweiten Hälfte machten die Löwen mehr Druck und hatten durch Bär, dessen Schuss Königsmann gerade noch so mit einer Hand ablenken konnte, und Morgalla gute Gelegenheiten. Dennoch muss man festhalten, dass die Kreativabteilung gestern nicht ihren besten Tag hatte. Lex fehlte merklich, Tallig hatte keinen guten Tag. Lediglich Neudecker und Deichmann zeigten hin und wieder gute Kombinationen, aber gefährlich ins Zentrum kamen die Löwen eigentlich nie. Dennoch lag Sechzig nur 1:0 zurück und hätte durch einen Treffer ausgleichen können.

Kein Glück für Goden

Die Hoffnung auf einen vielleicht möglichen glücklichen Punktgewinn zerplatze in der 66. Minute wie eine Seifenblase. Eine Ecke senkte sich hinter einer Spielertraube am Fünfer plötzlich nach unten. Dort stand Kevin Goden, der den Ball wahrscheinlich sehr spät erst erkennen konnte (wenn überhaupt). Der Ball landete an seinem am Körper angelgeten Arm und änderte deutlich die Richtung. Schiri Badstübner pfiff erneut Handelfmeter. Wahrscheinlich nach aktueller Regelauslegung sogar korrekt (wer blickt da eigentlich noch durch?). Dennoch fragt man sich schon, ob Kevin Goden in einer Zehntelsekunde eine Motorsäge herbeizaubern hätte sollen, um sich kurzerhand den Arm abzutrennen. Anders wäre ein Handspiel in dieser Situation nämlich nicht vermeidbar gewesen. Boyamba platzierte den fälligen Elfer gut und traf, obwohl Hiller die Ecke ahnte.

Boyamba beim fragwürdigen Handelfmeter zum 2:0

Damit war der Kaas bissen

Danach war klar, das Sechzig nichts mehr mitnehmen würde. Schade, die tolle Serie mit vier Siegen in Folge hat auch durch sehr unglückliche äußere Umstände ein jähes Ende gefunden. Vielleicht wäre nochmal was nach oben gegangen. Nun liegen die Löwen sieben Spiele vor Schluss auf Rang 7 mit sechs Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Dazwischen liegen unter Anderem Braunschweig mit zwei Spielen weniger und Osnabrück mit einem Spiel weniger. Das wird schwer bis unlösbar… Nächste Woche gibt’s Ablenkung im Toto-Pokal. Halbfinale in Aubstadt. Wahrscheinlich der einzige Weg, sich erneut für den DFB-Pokal zu qualifizieren.

 

4.6 10 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
8 Comments
Newest
Oldest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Kassenwart

Thomas, selbst den 1. Elfmeter sehe ich als zweifelhaft an. Aus 50 cm Entfernung wird Morgalla, der sich schon in der Vorwärtsbewegung war, an den Arm gespielt. Wie soll denn da in der Bewegung reagieren? Diese vollkommen willkürliche Hand-Entscheidung geht mir wirklich auf den Keks.

KaiKiste1860

Die Regeln zum Handspiel im Strafraum wurden Ende der letzten Saison durchaus etwas angepasst. Link von Fussball.de – unter dem Absatz Strafbares Handspiel, nur noch zwei Kriterien. Hätte sich Badstübner in dem Moment daran erinnert, hätte er die beiden Elfer nicht zwingend geben müssen. Bei beiden Aktionen von Morgalla und Goden kann ich nicht wirklich erkennen, dass eine absichtlichen Bewegung der Hand zum Ball ging und so eine Torchance verhindert wurde. Was mich am meisten ärgert, und das es gerad wiedermal Sechzig besonders hart getroffen hatte, solche „unabsichtlichen“ Handspiele sehen wir so oft und werden von den Schiris anders bewertet, meistens das daraus keine strafbare Bewertung in Form eines Elfmeters vorliegt. Auch bei der Bewertung der meistens Zweikämpfe lag Badstübner an diesem Sonntag nicht immer richtig, aber das steht auf einem anderen Blatt.

KaiKiste1860

JA, für die Schiris ist es verdammt schwer und ich möchte nicht wirklich in deren Haut stecken. Der muss in Bruchteilen von Sekunden entscheiden. ABER wenn ich mir nicht hunderprozentig sicher bin, dann lass ich weiterlaufen. OK, ein Badstübner pfeift 1. und 2.BL, dort hat er noch einen VAR als letzte Instanz. Auch die 3.Liga ist ne Profiliga, warum wird da mit anderen Massstäben als in der 1. und 2.BL gearbeitet. Werden hiermit nicht auch die Schiedsrichter vor ganz andere Vorraussetzungen in deren Spielleitung gesetzt. Ich persönlich bin gegen den Einsatz eines VAR.

Karlheinz Köhnlein

Ich geb dir Recht. Aber!!! Mal ganz ehrlich. Wenn das auf der anderen Seite passiert, hättest du ganz sicher Elfer gefordert.

KaiKiste1860

Ja, wenn es eindeutig ist, schon… Aber in diesen beiden Aktionen eher nicht, da verlasse ich mich eher auf das Schiedsrichterteam, und wenn ich als Schiri mir nicht wirklich sicher bin, dann lass ich so eine Spielsituation weiterlaufen, da es für den Gegner keine hundertprozentige Torchance daraus gab! Ich habe das Spiel auch nur bei Magenta verfolgt gehabt und der Badstübner stand für meine Auffassung in beiden Situationen gut auf Ballhöhe, aber er musste halt die Situation in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, am Fernseher bekommst halt mehre Zeitlupen.

LinkeKlebe

Der Schiedsrichter hat absolut korrekt und gut gepfiffen, auch wenn ich in den Momenten meine Löwenbrille ebenso auf hatte.
Mit ausschließlich der U19 auf der Bank und so vielen Ausfällen, ist es leider schwer umsetzbar solche Spiele zu gewinnen, und da muss schon alles perfekt passen.
Die Länderspielpause tut uns gut, dann putzen wir mit neuem Schwung Saarbrücken und starten nochmal eine Serie.
Dank des Aufstiegs über die Relegation gegen Dynamo, wechselt u.a. Kevin Volland zu uns und wir spielen eine solide erste Saison in Liga 2.
Träumen ist in diesen Tag unschlagbar. 😉🦁✌️