Könnt Ihr Euch noch an die überragende Rückrunde der Saison 2020/21 erinnern? Die Löwen spielten auf wie junge Götter und wiesen fast jeden Gegner in die Schranken. Sie waren eine geschlossene Mannschaft, die sich durch konzentrierte Leistungen und eine gute Abstimmung fast bis auf den Relegationsrang spielte. Eigentlich noch gar nicht lange her, aber gefühlt in etwa so weit entfernt wie das Aussterben des Dinosaurier auf diesem Planeten.

Zwei Spiele gegen Magdeburg zeigen den Unterschied

Der TSV 1860 München legte in der Rückrunde einige starke Spiele hin. Könnt Ihr Euch noch an den 0:3-Auswärtssieg in Magdeburg erinnern? Nicht wenige behaupten, dass das eins der stärksten Spiel der letzten Rückrunde war. Da griff ein Rädchen ins andere. Toller Fußball! Schaut’s Euch nochmal an:

Das Spiel war am 27.01.2021. Also dieses Jahr.

Demütigung gegen Magdeburg

Und gestern? Etwas mehr als 10 Monate später kassieren die Löwen eine mehr als schmerzhafte Demütigung gegen denselben Gegner. Gut, die Magdeburger haben sich personell etwas verstärkt (wir vermeintlich auch). Aber der Hauptunterschied ist für mich die Mentalität. Was die Löwen da gestern geboten haben, war einfach gar nichts! Ganz schlimm!

Keine Reaktion auf das Spiel gegen Waldhof

In der PK vor dem Spiel forderte Michi Köllner von seiner Mannschaft: “Jetzt geht es darum, dass wir morgen als Mannschaft eine Reaktion zeigen und einen starken Zusammenhalt auf den Platz bringen müssen.” Ich denke, niemand wird widersprechen, dass die Mannschaft daran auf ganzer Linie gescheitert ist. Los ging es nach 5 Minuten, als Quirin Moll nur Augen für seinen Gegenspieler hatte und sich aus unerfindlichen Gründen nicht um die Position des Balls scherte. Der sprang ihm dann zugegebenermaßen etwas unglücklich an die Hacke, von wo er perfekt zu Krempicki kam, der nur noch zum 0:1 einschieben brauchte.

Ein Hauch Hoffnung

Als Lex dann kurz drauf im Strafraum gelegt wurde, bot sich den Löwen wieder mal die grandiose Ausgleichschance per Elfmeter. Aber wieder schritt keiner der Leitlöwen zum Punkt, sondern Dennis Dressel musste die Verantwortung übernehmen. Er machte es zwar etwas besser als Keanu Staude am Dienstag, aber auch sein Schuss wurde pariert. Damit vergaben die Löwen drei Elfmeter in den letzten drei Spielen. Danach zerfielen die Löwen in ihre Einzelteile.

Kann sich jemand an ein 0:5 zur Halbzeit erinnern?

Die Magdeburger nutzten die ungenügende Leistung der Löwen effektiver aus als der SV Waldhof. Sie ließen es bis zur Halbzeit noch vier Mal im Tor von Marco Hiller klingeln, teilweise mit freundlicher Unterstützung der weiß-blauen Verteidigung. Kein einziger Spieler des TSV 1860 München ließ auch nur den Hauch einer Gegenwehr erkennen. Nicht im Ansatz war zu erkennen, dass die Mannschaft eine Wiedergutmachung für die Leistung am Dienstag anstreben wollte. Dass man in der zweiten Hälfte das Ergebnis noch auf 2:5 korrigieren konnte, sollte keinesfalls irgendwie überbewertet werden. Das lag vor Allem daran, dass Magdeburg die Bemühungen weitgehend einstellte und sich die Kräfte für die nächsten Spiele sparte. Ich kann mich noch eine 6:2 Klatsche im Parkstadion zu Gelsenkirchen erinnern, die war ähnlich schlimm. Ansonsten fallen mir spontan keine schelchteren Leistungen der Löwen ein.

Wie konnte es so weit kommen?

Wenn man sich die Zusammenfassung des Spiels im Januar anschaut, stellt man sich zwangsläufig die Frage, wie es so weit kommen konnte. Wir haben ja schon mehrmals gerätselt, wo der Faden gerissen ist. So eine wirkliche Antwort haben wir nicht. Nicht nur wir…

Die Löwen taumeln der Winterpause entgegen und die sportliche Leitung wirkt ziemlich unsouverän und ratlos. Michi Köllner verortete die Gründe für die saftige Niederlage in außerordentlichem Pech in der ersten Hälfte bei Magenta Sport. Das greift viel zu kurz. Bei Günter Gorenzels Interview an selber Stelle bekam man den Eindruck, dass die Fehler halt bei hohem Pressing passieren und das alles irgendwie logisch und nicht so schlimm sei. Große Fragezeichen hinterließ er bei mir, als den entscheidenden Fehler vor dem 0:3 auf die ungestörte Möglichkeit einen langen Ball zu spielen schob, anstatt darauf, dass Krempicki vier (!) Giesinger Verteidiger mit einer simplen Drehung ausschalten konnte.

Man gewinnt den Eindruck, dass Gorenzel und Köllner eine Beschwichtigungstaktik an den Tag legen. Hoffentlich reden sie intern wenigstens Klartext. Das Geplapper von einer Serie und der Aufholjagd auf die Aufstiegsplätze sollte man tunlichst einstellen und den Blick in der Tabelle wieder nach unten richten. Alles andere ist Selbstbetrug!

 

 

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Sigi Clemens

Diese Giesinger Gedanken sind eine tolle Sache, weil sie das widerspiegeln, was man als Fan selbst empfindet. Ob man gleicher Meinung ist, oder nicht, spielt keine Rolle. Jedenfalls ein erfrischendes Format neben dem Boulevard.

Zum Thema selbst verstehe ich fast jeden Kommentar den ich hier oder irgendwoanders im www gelesen habe. Die Forderung nach einem Trainerwechsel kommt mir allerdings sehr verfrüht. Wenngleich man den Trainer aus der aktuellen Diskussion nicht heraus lassen darf.

Wenn man den Auftritt der Mannschaft am Samstag gesehen hat, dann brauchen wir aus meiner Sicht nicht von einzelnen Spielern, oder Mannschaftsteilen reden. Dass dies die letzte Saison von Sascha Mölders ist, wissen wir alle. Letzte Woche noch zwei Havelser im 5er schwindelig gespielt, heute Sündenbock für alles. So einfach ist das aber wohl nicht.

Jeder einzelne Spieler unserer Löwen kann kicken, hat seine Drittliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Das Spiel am Samstag kann man durchaus als kollektives Versagen ansehen. Warum ist das so? Wie kann so etwas passieren? Warum lassen wir so viel zu, warum nutzen wir unsere Chancen nicht?

Fußball ist eine Mischung aus Fitness, individueller Klasse, mannschaftlicher Geschlossenheit, unbedingten Willen und Vertrauen (in sich und die Stärke als Mannschaft).

Fitness. An der liegt es wohl kaum. Individuelle Klass. Naja, die ist beim einen mehr, beim anderen weniger vorhanden. Wie in jeder Mannschaft.
Mannschaftliche Geschlossenheit. Da wird es schon schwieriger bei unseren Löwen. Was gegen Schalke noch unser Trumpf war (neben den Fans natürlich), ist momentan einfach nicht vorhanden. Am Samstag hätte Ronaldo in unseren Reihen stehen können, er hätte genauso schlecht ausgesehen, wie der Rest der Mannschaft.
Unbedingter Wille. Genau ohne diesem unbedingten Willen, komme ich als Spieler in der entscheidenden Szene einen Schritt zu spät, bzw. mache das Tor aus einer vielversprechenden Position nicht.
Vertrauen. Hier gilt das gleiche. Ohne Vertrauen in das eigene Können, die Stärke der Mannschaft, kannst du keine Spiele Gewinnen.

Die Physis der Mannschaft mag stimmen, aber was ist mit der Psyche? Da stimmt es aus meiner Sicht hinten und vorne nicht. Und genau dafür ist zu aller erst der Trainer verantwortlich. Das Gelaber von den Verantwortlichen nach dem Spiel war in der Tat kaum zu ertragen.

Es wird Zeit, dass der Wind sich dreht und Michael Köllner auch ich der Öffentlichkeit andere Töne anschlägt. Als Löwen gehen wir durch jedes Tal mit, aber es gibt nichts mehr schön zu reden.

Schwarze

Das Interview von Gorenzel war genauso schwach wie das Abwehrverhalten von Mölders beim 0:2. Beides nicht drittligatauglich.
Meine pessimistische Prognose lauter 2 weitere Niederlagen bis Weihnachten und dann muss man zwangsläufig den Trainer entlassen. Das wünsche ich mir aber nicht.

Mit etwas Sachverstand betrachtet muss man im Winter zwingend einen Ersatz für Mölders verpflichten, der ist deutlich über seinem Zenit, zudem einen Abwehrspieler holen, da fehlt es auf jeder Position himmelweit.

Wenn das Köllner anders sieht, dann fliegt er aus dem selben Grund wie in Nürnberg. Da wollte er auch keine neuen Spieler holen und gewechselt hat er dort auch immer nicht.

andreas de Biasio

Thomas gut geschrieben. und ja das mit dem Intern anders reden hoffe ich zwar, denke ich aber nicht. unfassbar. ich habe ja vor längerem geschrieben, dass ich denke das die öffentlich gewordene Sprache mit Austria Wien zum ende der letzten Saison ein riesen Fehler war und immer noch ist. Michael Köllner kann so vieles tun, aber das halt genau nicht. und das er sich dann noch in einer Pk vor einem Spiel genüsslich darüber ausläßt spricht nicht für ihn. das war aus meiner Sicht der Anfang vom Ende Michael Köllner bei 1860. wir hätten übrigends vor angesprochenem Spiel noch eine gute Aussicht gehabt etwas zu erreichen. mit dieser “Aktion”, denke ich, hat er viel viel Glaubwürdigkeit in der Kabine verloren. das vorerst letzte Kapitel war gestern. köllner raus!

Straßenapotheke

Michi ist ein unglaublich sympathischer Trainer, jedoch sind wir jetzt wirklich in einer sehr schwierigen Situation angelangt. WENN wir noch annähernd Aufstiegschancen in dieser Saison haben wollen, dann müssen wir wahrscheinlich den Trainer austauschen. MMn. setzt Köllner auch viel zu wenig auf die Jugend. Vor allem ein Linsbichler braucht viel mehr Spielzeit und nicht immer diese obligatorischen 10-15 Minuten. Sascha Mölders wird wahrscheinlich nach dieser Saison weg sein und wir benötigen einen Ersatz. Zudem müssen für wir im Winter auf den definitiven Positionen tätig werden. Unsere Abwehr gleicht einer offenen Tür und vorne benötigt es einen Knipser. Wir brauchen so viele Chancen für nur ein Tor, meist weil die Abschlüsse wirklich unterirdisch schlecht sind.